Anpassende Belege eines römischen Firnisgefäßes in einer germanischen Siedlung

Begonnen von thovalo, 09. März 2018, 21:08:16

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thovalo



Hallo zusammen!   :winke:


Am vorletzten Wochenende konnte ich im Bereich einer germanischen Siedlungsgründung des 1. Jhs. n. Chr. rechts des Rheinlaufs, also im unmittelbaren Vorland der römischen Reichsprovinz, zwei anpassende Randbelege eines römischen feintonigen Firnisgefäßes auflesen. Die Tonmasse ist sehr fein geschlämmt und weiß gebrannt. Die Firnisreste der Außenseite sind dunkel und die im Inneren Orange!

Die Art der Feinkeramik und die Randform dürfte in das 2. Jh. n. Chr. passen. Das Gefäß gehört zu den zahlreichen aus den Reichprovinzen über den Flußlauf hinweg in diese germanische Siedlung eingeführten Importwaren. Die größten römischen Gefäßformen die den Ort erreichten waren spanische Ölamphoren des Typs "Dressel 20" aus der Provinz BAETICA.


lG Thomas  
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Levante

Sehr schön Thomas,

schaut nicht mal nach einem frischen Bruch aus.  :winke:

LG
Nicht nur ein Scherben (Keramische Fragmente) Sucher sondern auch ein Scherben (Keramische Fragmente) Finder. :-)

Keltenrausch

Ich finde die Funde auch sehr schön, da ich selbst noch nie so große Scherben eines römischen feintonigen Firnisgefäßes finden durfte. Man muß da schon ein geschultes Auge dafür haben; da verlaß ich mich wahrscheinlich zusehr auf die Technik meines Detektors. Auf jeden Fall Glückwunsch und danke fürs zeigen.

LG 

Ralph

thovalo

Zitat von: Keltenrausch in 10. März 2018, 00:31:32
Ich finde die Funde auch sehr schön, da ich selbst noch nie so große Scherben eines römischen feintonigen Firnisgefäßes finden durfte. Man muß da schon ein geschultes Auge dafür haben; da verlaß ich mich wahrscheinlich zusehr auf die Technik meines Detektors. Auf jeden Fall Glückwunsch und danke fürs zeigen.

LG 

Ralph

Ich kenne das aus eigener Erfahrung.
Ich kann mich nur auf eine Art der Nachsuche voll konzenrieren.

Der Detektor verlangt andere Aufmerksamkeit als die Wahrnehmung von Keramik und Steinartefakten. Ich habe mich schnell auf das Augensuche beschränkt und bin dabei geblieben. Die Metallfunde bilden einen kleineren Teil des Gesamten ab und sind weniger chronologisch sensibel. Auf eine Siedlungsstelle führt in meiner Erfahrung am ehesten der "Spur" die die Keramik auf der Oberfläche zu "hinterlegt" hat.

Danach setzt das Amt zertifizierte Sondengänger ein. So hat sich diese Kombination in meinen Prospektionsbereichen gut bewährt.


lG Thomas  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Sigillata

Dem weissen Ton nach dürfte es sich um ein Kölner Produkt handeln, was ja auch räumlich hinhauen dürfte. Von der Form des Randes zu urteilen ein Becher mit Schrägrand (Stuart 1, Hofheim 26, Höpken E 15). Becher mit dieser Randform werden um 120 n. Chr. durch Becher mit Karniesrand abgelöst.

Wiesenläufer

Zitat von: thovalo in 10. März 2018, 14:27:57
Ich kenne das aus eigener Erfahrung.
Ich kann mich nur auf eine Art der Nachsuche voll konzenrieren.

Der Detektor verlangt andere Aufmerksamkeit als die Wahrnehmung von Keramik und Steinartefakten. Ich habe mich schnell auf das Augensuche beschränkt und bin dabei geblieben. Die Metallfunde bilden einen kleineren Teil des Gesamten ab und sind weniger chronologisch sensibel. Auf eine Siedlungsstelle führt in meiner Erfahrung am ehesten der "Spur" die die Keramik auf der Oberfläche zu "hinterlegt" hat.

Danach setzt das Amt zertifizierte Sondengänger ein. So hat sich diese Kombination in meinen Prospektionsbereichen gut bewährt.


lG Thomas  :winke:

Moin Thomas,

Deiner Ausführung kann ich nur zustimmen !!

Beides auf einmal geht nicht. Der Detektor als Begleitung und Ergänzung eines Siedlungsplatzes macht Sinn, doch erst mal mit den Augen. So handhabe ich es mit "meinen" Fundplätzen.

Gruß
Gabi
Wer viel geht, findet viel.
(Nicht auf meinem Mist gewachsen)

thovalo

Zitat von: Wiesenläufer in 11. März 2018, 06:04:15
Moin Thomas,

Deiner Ausführung kann ich nur zustimmen !!

Beides auf einmal geht nicht. Der Detektor als Begleitung und Ergänzung eines Siedlungsplatzes macht Sinn, doch erst mal mit den Augen. So handhabe ich es mit "meinen" Fundplätzen.

Gruß
Gabi


So sehe ich das als einen ideale Lösung die dann auch zu einer gesamtheitlichen Erfassung eines Fundplatzes führen kann.

Wenn alleine Metallarbeiten abgesammelt werden, verlieren sich schnell die konkreten Zusammenhänge und direkten Bezüge,
sofern es komplexere Strukturen an einem Fundort gegeben haben sollte.

Im Fall der genannten Siedlung konnte durch diese Trennung und bei hoher Sorgfalt der Kartierung auch der konkrete Ort der Metallverabeitung eingefasst werden. Was ich persönlich faszinierend fand war, das auch die wirklich sehr unspektakulär erscheinenden Bleifunde durch entsprechende Analyseverfahren als "plumbum germanicum" (germanisches Blei) identifiziert und einer rechtsrheinischen Produktion außerhalb der römischen Reichsgrenzen zugeordnet werden konnten.

Solche simplen Stücke ungeregelt aufgesammelt kommen kaum einmal zu einer archäologischen Auswertung. Oft werden nicht als wertig angesehene Metallfunde abgesammelt und weg sortiert. Ich bin heilfroh, das in diesem speziellen Fall Alle Funde in einer Hand geblieben sind und dadurch auch vollständig und geschlossen in die facharchäologische Bearbeitung übergehen konnte.


lG Thomas   :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

thovalo

Zitat von: Sigillata in 10. März 2018, 18:55:19
Dem weissen Ton nach dürfte es sich um ein Kölner Produkt handeln, was ja auch räumlich hinhauen dürfte. Von der Form des Randes zu urteilen ein Becher mit Schrägrand (Stuart 1, Hofheim 26, Höpken E 15). Becher mit dieser Randform werden um 120 n. Chr. durch Becher mit Karniesrand abgelöst.



Mein Lieber,
herzlich(st)en Dank!  :super:

Köln passt!
Die "römische Keramik" ist sehr differenziert und das notwendige Wissen dazu auch, da kann ich von Deinen Kenntnissen nur profitieren.


lG Thomas  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Sigillata

Zitat von: thovalo in 11. März 2018, 14:03:14


Mein Lieber,
herzlich(st)en Dank!  :super:

Köln passt!
Die "römische Keramik" ist sehr differenziert und das notwendige Wissen dazu auch, da kann ich von Deinen Kenntnissen nur profitieren.


lG Thomas  :winke:

Es war mir wie immer ein Vergnügen :-) :winke:

thovalo

Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.