Andennekeramik: Fragment früh glasierter mittelalterlicher Ware des 11. Jhs.

Begonnen von thovalo, 21. Mai 2010, 19:53:37

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thovalo

Lieber Levante, liebes Forum!   :winke:

Zu den exzeptionell seltenen Keramikvarietäten des 11. Jhs. gehört die frühe glasierte Keramik vom Typ "Andenne" (Belgien),
die sich nur in sehr hoch gestellten sozialen Millieu finden lässt.


Das auf den ersten Blick eher unscheinbare Belegstück stammt von einem
spätantiken bis früh ottonenzeitlichen Handelsemporium aus dem Rheinland.  


Vielleicht schlummert so ein Schätzchen schon irgendwo ungeliebt und nicht erkannt?


LG  :-)
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Levante

Hallo Thomas,

ich habe da noch was ähnliches, also ähnlich alt und Glasiert.

Kommt aber nicht aus Belgien, sonder wird wohl aus dem gelobten Land mitgebracht wurden sein.

Ich mache nachher mal Bilder von die 2 Fitzelchen.

Von der Andenne Keramik habe ich schon viel gehört, und auch schon einiges gelesen.

Aber leider noch nicht gefunden.

Grüße

Patrick

Nicht nur ein Scherben (Keramische Fragmente) Sucher sondern auch ein Scherben (Keramische Fragmente) Finder. :-)

Levante

So hier jetzt die 2 kleinen Scherben, welche mich schon eine Weile beschäftigen.

Sie stammen von einem Burghang in Nordhessen.

Es handelt sich hierbei um die frühste Glasierte ware, die mir bislang untergekommen ist.

Vergleichbare Ware ist mir in den letzten 20 Jahren noch nicht gefunden, vorallem nicht in Nordhessen.

Bislang habe ich sie meinem Archie noch nicht vorgelegt, werde ich aber bein nächsten Termin nachholen.

Leider ist er nicht gerade ein Keramikbegeisterter, wie mir scheint.

Ich bin schon sehr gespannt was du dazu sagst Thomas.

Die Burg stammt aus dem frühen 12ten Jahrhundert.

Grüße

Patrick
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thovalo

Guten Morgen!  :winke:

Du warst ja schon fleissig!

Für eine Mündung wäre das eine recht "moderne" Flaschenform und die Glasur ist sehr kräftig. Nach meiner Einschätzung scheinen die Stücke neuzeitlich zu sein. Spontan habe ich an einen Tüllengriff (die gabs auch mit offenem Ende) oder ein "Tintenfässchen" gedacht.

In der frühen Neuzeit gab es auch richtige kleine "Tonfässer" mit ähnlich abstehenden Mündungen.
Doch ist das auch dafür schon zu "glatt" gearbeitet. Nache meiner Einschätzung ist das neuzeitliche Keramik.

Burg heisst ja nicht immer Mittelalter, sondern eine Bewohnung zum Teil bis Heute und viele Besuche in der Zeit der Burgenromantik im 19. Jh.


Für "Andenne" würde ich die Beziehung klar ausschließen!  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Levante

Oh Oh,

Thomas da liegst du ja mal mächtig daneben.

Das ist die Mündung von einer einer Tüllenkanne, der Ton unter der Glasur ist in der Zeit des 12. 13. Jahrhunderts bei uns sehr verbreitet, jedoch ohne Glasur.

Und die kräftigen Farben waren im Heiligen Land in dieser Zeit durchaus schon üblich.

Grüße

Patrick
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thovalo

HEILIGES LAND!  :-D

Na das "Heilige Land" liegt nun wirklich "etwas" außerhalb meines Kenntnisbereichs!
Ich kann immer nur mit dem Vergleichen das ich hier kenne!

Den Ton habe ich nicht angesprochen, aber nach der Ansicht, insbesondere auf dem vierten Bild von Oben, erscheint mir die Machart und das Stück wenig alt!

Woher weisst Du denn so sicher, dass die Stücke aus dem 12./13. Jh. kommen? Ohne schichtorientierte Grabung bleiben nur die Vergleiche mit analogen Merkmalen und da ist man bei solch kleinen Stücken immer sehr im Vagen! Sind die Belege ergraben und schichtdatiert?

Am Niederrhein würde das ohne klare Fundzusammenhänge schlicht und einfach als glasierte Gebrauchskeramik des 17./18. Jhs. durch gehen!


Hast Du noch ein Belegstück von einer bei Euch gefertigten Tüllenkanne mit Wandungsteil die eine so geformte Tülle aufweist? Das fände ich hoch interssant! Eine so klar ausgeprägte und auf der Scheibe gedrehte Formgebung in so früher Zeit. Denn so gleichförmig ausgedreht denke ich eher an die Mündung einer "flaschenförmigen" Gefäßform.

Im Rheinland gibt´s ja immer wieder früh- bis hochmittelalterliche Ausgußtüllen, aber die sehen immer anders aus und sind zumeist frei aus der Hand geformt! Egal wie hochadlig der Haushalt war.
Die Andenneware war im Rhein-Maasgebiet die früheste Warenart glasierter Gefäßkeramik



Ein link mit Bildern früher glasierter Keramik aus dem 13. Jh.

http://www.zeitensprung.de/kikeramik.html


Anmerkung:
Das Experimentieren mit Glasuren hat in der Töpferregion Breitscheid gleichfalls in der Zeit des 13. Jhs. begonnen. Auch hier wurden die Glasuren nicht vollständig flächig aufgetragen sondern in Teilflächen, Sprenkeln usw. (nicht zu verwechseln mit Glasurfluss in überhitzten Bränden!)
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

chabbs

Häufiges ist häufig, seltenes ist selten :belehr:

Bevor ich eine Herkunft aus dem gelobten Land konstruieren würde, würde ich tatsächlich von neuzeitlicher Gebrauchskeramik ausgehen, bis sich andere (seltene) Funde dann ggf. dies falsifizieren.

Slaware

Dumm ist, wer dummes schreibt :belehr:

Bevor ich Leute belehre, die mir an Wissen und Erfahrung Lichtjahre voraus sind, übe ich mich in Demut und Schweigen, bis ich (vieles) ggf. gelernt habe.

Levante

Nicht nur ein Scherben (Keramische Fragmente) Sucher sondern auch ein Scherben (Keramische Fragmente) Finder. :-)

Levante

Leute gibts.

Also ich begehe jetzt schon seit über 20 Jahren in meiner Ecke die Burgen und Äcker.

Ich weiß ganz genau was da an Keramik vorkommt und was nicht.

Auch die Keramik aus den angrenzenden Landkreisen ist mir geläufig.

Und der gebrannte Ton meiner 2 Scherben ist nun mal 12.-13. Jahrhundert.

Die Burg wurde im Jahre 1594 abgebrochen und es ist keine spätere Keramik mehr anzutreffen.

Was natürlich nicht ausschließt, das da jemand ein Tintenfass aus dem 19. Jahrhundert entsorgt haben könnte.

"Was nicht sein kann, das nicht sein darf" Sehr engstirniges Gedankengut. "Und die Welt ist doch eine Scheibe"

Wir haben schon einige Reisen in das gelobte Land unternommen in den letzten Jahren. Und mir ist diese Art der Glasur schon des öfteren begegnet, daher, und nur daher meine Vermutung.

Und wer mir jetzt weiter blöd kommen möchte, der kann mich mal am A......

Nicht nur ein Scherben (Keramische Fragmente) Sucher sondern auch ein Scherben (Keramische Fragmente) Finder. :-)

thovalo

Ich nehme an (s. Oben) Götz von Berlichingen ff.   ......  ?  :zwinker:

Bleib da ja dran! Wenn die Töpfer dort ohnhin schon im 12. - 13. Jh. aktiv waren und dann die Anregung, wie auch immer, "transferiert" worden wäre, dann kann das eine Entdeckung von enormer Bedeutung sein!

Sonst wurde weithin Glasur, wenn überhaupt, nur sehr flüchtig und noch lange nicht in so einer Perfektion aufgetragen!

:-)
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

chabbs

Ich hoffe nicht, dass mein Kommentar mitauslösend für diesen Unmut war. Ich wollte auch niemandem die Kompetenz absprechen.
Im Gegenteil wollte ich nur sagen, dass ich eben nach dem Grundsatz " Häufiges ist häufig..." vorgehe... Ich hätte solche Stücke anders eingeordnet.

Slaware

Levante,
Du hast mich gänzlich missverstanden. Ich kopierte Stil und Äußeres vom Beitrag des Users chabbs, um seinen Kommentar ironisch zu kommentieren. Eben weil ich Deine Kompetenz unglaublich schätze und es erheiternd anmaßend empfand, was er darauf zu antworten wusste. Auch wenn er sich da jetzt hinausdrehen will.
Dir gegenüber das sehr bedauernd, Slaware

chabbs

Ich heiße Bjoern.

Und das war nicht anmaßend gemeint. Dafür kenne ich mich zu wenig mit Keramik aus. Ich selber würde nur eben einen solchen Fund anders datieren, wenn er in meiner Ecke auftauchte...