Amphoren

Begonnen von St. Subrie, 11. Mai 2011, 21:54:15

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

St. Subrie

In unserer Gegend werden nach wie vor Weinberge gerodet, dabei werden die Rebstöcke mit Hilfe eines sehr tiefgehenden pflugähnlichen Teils an einem sehr großem Traktor aus dem Boden gehoben/gerissen. Wenn davon Weinberge betroffen sind, die schon Lesefunde an Scherben geliefert haben, bin ich bei der Rodung gerne dabei.  Neulich kamen bei einer solchen Aktion wieder einmal große Mengen an Amphorenscherben zutage, man konnte sogar von Amphorenteilen reden. Die liegen dann auf der Oberfläche oder stecken noch teilweise im Boden. Bei der Herrichtung der Äcker, die auf die Rebflächen meist folgen, wird dann alles kurz und klein geschlagen. Das interessiert den Landwirt meist nicht. Auch die Denkmalpflege hat sich für diese Vorgänge, bei denen der Tiefenpflug offenkundig durch ganze Amphorenlager fährt bislang noch nicht interessiert, kommt wohl zu häufig vor.
Ich möchte Euch hier mal ein Foto eines Teils der "Ausbeute" zeigen, habe aber leider vergessen, zum Größenvergleich einen Zollstock beizulegen. Deshalb hier wenigstens die Maße des großen Amphorenhalses (den ich  zu etwa einem Drittel aus dem Boden ragend vorfand) auf dem Photo : ca. 35 cm lang, Durchmesser an der Öffnung rund 17cm. Die Rundungen sind deshalb noch intakt, weil sie vollig mit ziemlich hartem Lehm oder Ton gefüllt und umgeben waren, die ich vorsichtig entfernt habe.
Ich halte diese Funde für Amphoren des Typs Dressel 1 A, wohl zwischen 150 und 50 v.Chr., auch insofern interessant, als es sich um Funde aus vorrömischer Zeit, also gallische Funde handeln dürfte und wahrscheinlich um importierte Ware.
Haben wir hier im Forum Amphorenkenner ?
Beste Grüße

Harkonen

Hallo St. Subrie,
leider bin ich kein Amphorenspezialist, aber der User Heimathirsch könnte hier evtl. hilfreich zur Seite stehen.
Die Brüche sehen allesamt insgesamt noch recht frisch aus.
Schade um die Amphoren, das macht einen traurig.
Vielen Dank für die Schilderung der Fundumstände

Grüße
Harkonen 

mortarium

#2
Die beiden Stücke links sind Amphoren wohl des Typs Dressel 1 A, rechts (kopfüber) eindeutig Dressel 1 B (datieren etwa zw. 80 und 30 v. Chr.). Amphoren des Typs Dressel 1 wurden im gesamten westlichen Mittelmeerraum produziert, kommen daher als "spanische"Variante als auch (in ungleich größeren Mengen) aus Italien .
Literatur zu diesem typ gibts jede Menge, wichtig ist auch:
http://ads.ahds.ac.uk/catalogue/archive/amphora_ahrb_2005/index.cfm?CFID=573996&CFTOKEN=39545028

thovalo

@ heimathirsch

Danke für den prima link!  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

St. Subrie

Auch von mir vielen Dank, Heimathirsch !
Was mich an den Amphoren aus Südgallien auch interessiert, ist die Frage, dem Transport und der Aufbewahrung welcher Güter sie in der Zeit bis zu Cäsars gallischem Krieg (58 bis 50 v.Chr.) dienten. Habe vor, mir das Buch "Südgallien im ersten Jahrhundert v. Chr." (Bert Freyberger) zu kaufen und erhoffe mir davon Hinweise. Was die Importe nach Gallien in dieser Zeit betrifft, so gibt es dazu viele Informationen. Was aber wurde im selben Zeitraum in unserem Teil Sügalliens (zwischen Narbonne und Toulouse) hergestellt und in Amphoren vertrieben ? Denn ohne solche "Exporte" ließen sich die Amphorenproduktionen in örtlichen Töpferöfen (z.B.Bouriege und Lagaste bei Limoux) in der ersten Hälfte des ersten Jahrhunderts v.Chr. nicht  erklären.
Beste Grüße
St. Subrie

mortarium

Dressel 1 A und B sind klassische Weinamphoren. der Wein wurde damals (d. h. im 2. und 1. Jh. v. Chr.) in ungeheuren Mengen nach Gallien importiert, du musst dir, wenn du die möglichkeit hast, die Fundmengen aus Bibracte (d. h. vom oppidum auf dem Mont Beuvray) ansehen. Allein hier gehen die Funde von Amphoren in die 10.000e. Falls du Literaturhinweise brauchst, kann ich dir gerne weiterhelfen.