Eine kleine linsenförmige Perle von einer germanischen Siedlungsstelle

Begonnen von thovalo, 04. November 2018, 14:32:03

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thovalo



Hallo zusammen!


Die kleine strahlen blaufarbige linsenförmige Perle fand sich im Bereich einer germanischen Siedlungsstelle deren Fundüberlieferung um die Zeitenwende einsetzt. Die Perle scheint sekundär einiger Hitze ausgesetzt gewesen zu sein.

Vom erweiterten Fundbereich stammt auch das Fragment eines spätlaténezeitlichen Glasarmrings mit innerer netzartiger Frakturbildung die durch einen Temperaturschock entstanden ist, ein unverbranntes Stück von einem weiteren spätleténezeitlichen Glasarmring, sowie einige heller blaufarbige in Facetten geschliffene spätantike Perlen.

Es ist offenbar ein über viele Generationen hinweg tradierter Siedlungsbereich an dem neben Keramik und Metallfunden auch Glasschmuck der Trachtausstattung aus verschiedenen Zeitphasen zurück geblieben ist.

Ein schöner Farbtupfer  :glotz:


lG Thomas
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

thovalo



Hallo zusammen!

Die Oberflächenfundzusammenhänge zeigen ja nicht unbedingt die Zeitstellung eines Fundobjektes an. Ich habe mich jetzt durch die fränkischen Perlen des Niederrheins und des Ruhrgebietes gearbeitet und tatsächlich handelt es sich bei der strahlend blauen Perle um einen Fundbeleg aus der Zeit um 700 n. Chr. Das hätte ich mir bei der strahlenden Farbigkeit eigentlich auch denken können. Die knallig bunten Perlen aus Glasfritte und opaken Glas sind für das frühe Mittelalter sehr charakteristisch.

Der Fundbereich liegt im direkten Umfeld des am Ort entdeckten Handelsposten aus der Zeit von der Spätantike bis in das 10. Jh. n. Chr. Damit passt die Perle in das Gesamtspektrum der über 1000 Jahre hinweg kontinuierliche besiedelten Geländepartie.

Ein exemplarisch direkter Vegleichsbeleg stammt von der Halskette aus der Bestattung einer fränkischen Dame in einem Holzkammergrab aus Bochum-Langendreer. An der Halskette mit verschiedenen knallig buntfarbigen Perlen, die der Bestattung beigegeben wurde, war zusätzilch ein großer Goldanhänger mit Filigrandrahtdekor aufgefädelt. Unter den weiteren Beigaben befindet sich auch eine goldene Scheibenfibel.

Neben dem Neufund liegen vom Fundgelände unter anderen eine sehr große facettiert geschliffene Bergkristallperle (Schwertperle), eine großformatige Amethytsperle, eine sehr seltene rechteckige grünfarbige Glasperle mit gelben Punkten und einige weitere, allerdings weniger auffällige Perlen aus fränkischer Zeit vor.


Die zeitliche Zuordnung freut mich sehr, denn Perlen aus fränkischer Zeit sind auch im für die fränkische Gechichte wichtigen Rheinland nur sehr selten in Oberflächenfundzusammenhängen anzutreffen.


lG Thomas  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Birk

Moin Thomas. Ein klasse Fund. :-) Die Farbe ist wirklich ordentlich. Auf dem Acker,beim suchen strahlt sie einen wohl mächtig an .  :zwinker:

Gruß
   Thomas

thovalo

Zitat von: Birk in 10. November 2018, 05:53:14
Moin Thomas. Ein klasse Fund. :-) Die Farbe ist wirklich ordentlich. Auf dem Acker,beim suchen strahlt sie einen wohl mächtig an .  :zwinker:

Gruß
  Thomas

Ja, die war in der punkigen Farbe wirklich nicht zu übersehen!  :glotz:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

St. Subrie

Vielleicht sollte ich wirklich mal ohne Sonde über die vielen spätlatènezeitlichen Äcker und Weinberge hier in der Gegend laufen. Denn : Anscheinend bin ich so auf die "Sprache" der Sonde konzentriert, daß für Scherben (außer den "roten" römischen) und auch für Glas nicht mehr genug Aufmerksamkeit übrig ist. ist. Vor allem diese wunderschön blauen  Teile hätten es mir angetan. Habe aber in den letzten acht Jahren, in denen ich auch mit Sonde laufe, noch keine einzige blaue Perle oder auch Glas entdecken können.
Zu Deiner schönen frühmittelalterlichen Perle kann ich nur gratulieren !
Beste Grüße
St. Subrie

thovalo

Zitat von: St. Subrie in 10. November 2018, 21:09:58
Vielleicht sollte ich wirklich mal ohne Sonde über die vielen spätlatènezeitlichen Äcker und Weinberge hier in der Gegend laufen. Denn : Anscheinend bin ich so auf die "Sprache" der Sonde konzentriert, daß für Scherben (außer den "roten" römischen) und auch für Glas nicht mehr genug Aufmerksamkeit übrig ist. ist. Vor allem diese wunderschön blauen  Teile hätten es mir angetan. Habe aber in den letzten acht Jahren, in denen ich auch mit Sonde laufe, noch keine einzige blaue Perle oder auch Glas entdecken können.
Zu Deiner schönen frühmittelalterlichen Perle kann ich nur gratulieren !
Beste Grüße
St. Subrie


Hallo St. Subrie!


Das ist tatsächlich ein entscheidendes Phänom: wie die Sonde selber, diskriminiert auch der Sucher die nicht metallischen Materialien.

Ich komme (immer ohne Sonde) dann am Besten zurecht, wenn ich mir klar einen Schwerpunktsetze:
entweder stehen die Silices und Felsgesteinartefakte im Zentrum meiner Aufmerkamkeit oder die Keramik.

Als "Hintergrundrauschen" habe ich es mit hin bekommen gleichzeitig noch auf "Farben" zu reagieren.


lG und noch einen schönen Sonntag!


Thomas  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.