Abschub neu

Begonnen von Silex, 17. Juni 2007, 20:48:50

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

Grenzton

Moin Edi.

Laß Dich nicht beirren, wenn Die Archäologen über den ignoranten Bauträger bescheid wissen, werden sie Dir sicher nicht gleich einen Strick draus drehen, wenn Du nur retten willst was noch zu retten ist...
Das Problem mit den Motocrossern kenne ich auch, In der Nähe gibt es einen geschützten Steinbruch, ein sog. "Geotop", wehe man erwischt Dich dort mit Rucksack oder Geohammer, da hagelt es saftige Anzeigen.
Aber wenn die Kids die Steinbruchwände mit Grafittis vollsprühen, Leute die nicht den blassesten Schimmer davon haben was einst hier gelebt hat, ihre alten Reifen und Kühlschränke, ja sogar Bauschutt und Sperrmüll hier entsorgen, kommt mit -entschuldige den Ausdruck- das kotzen!

Weiter so Edi :super:

Gruß,  Kalle
Ich möchte schlafend sterben wie mei Opa, und nicht schreiend wie sein Beifahrer!

Silex

Gestern hab ich wieder mal nachgeschaut.... und sie waren da.....aber keiner hat mir etwas mitgeteilt...neu abgezogen und den Abraum genau auf die Stelle gebunkert wo ich ihnen den  großen Rest des gefundenen Gefäßes  noch zeigen wollte...
Markiert wurden bisher 90 Befunde   auf den 4 großen Sondagestreifen...aber bisher noch nicht dort wo  meine Scherben herstammen.
Allerdings sind dort deutliche  Pfostenspuren erkennbar . Abstand ca 220 cm (könnten das welche sein? Ich hatte "live" noch nie das Vergnügen)
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

Silex

Diese Keramik holte ich noch aus dem neuerlichem Kratzabfallhügel.
Kann  man da was zum Alter sagen? Passt das auch noch in die Frühbronzezeit? Vor allem die rote , verzierte Scherbe müsste zu knacken sein.
Links sieht man den Anfang eines Dreiecks an der Bruchkante.....
In jedem Falle scheint es mir gelinde gesagt befremdlich wenn eine genaue Befragung und Lokalisierung mit dem Finder nicht für nötig befunden wird.
Der Abraumkegel auf der Gefäßfundstelle sagt alles.....
Danke
vom
Edi


Bis demnächst.....
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

LITHOS

#33
Hallo Edi,
Die vermeintlichen Pfostenlöcher grenzen sich sehr scharf ab. Für meinen Geschmack zu scharf. Bei uns sehen die etwas anders aus.
Wurde dort mal gebohrt?
Grüße!

Silex

In jedem Falle wurden sie abgekratzt (von den Archäologen???) und nicht markiert   ...obwohl sich da die meiste FBZ Keramik befindet....am rechten Bildrand (des Bildes wo man die 2 Pfostenlöcher(?) sieht) sieht man dass man schon ziemlich tief unterm Ackerhorizont ist......
Mich verwundert auch dass auf allen Sondageflächen diese ziemlich kreisrunden Spuren zu sehen sind....und immer sind sie "kantenscharf"....
Da hast Du Recht....da müsste eigentlich ein Kohle - Sand - Übergangshorizont entstehen....
Manche  "Kreisspuren" sind auch negativ ...also im dunkleren Millieu zeichnen sich hellere Spuren ab.....
Hier wurde mal mächtig bombardiert.... vielleicht  hat es damit was zu tun????
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

LITHOS

Hi,

Je schärfer, desto jünger :zwinker:

Silex

Hier noch ein paar andere:
Anfangs noch dieser Befund.....bin nicht fit diesbezüglich.
Was könnte Foto Nr. 1 "werden"
Und diese anderen Pfostenstandspuren(?)  liegen auf kiesigem Gelände und nicht im Sandmillieu- könnte darin der unterschiedliche Kontakt zur Umgebung zusammenhängen...?
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

Silex

und noch diese auch vageren Spuren....diese liegen aber in einem Bereich der eher MA-Keramik lieferte.....

Ratlos
Edi
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

LITHOS

Hi Edi,

Wenn bei Euch die Befunde so aussehen, dann macht Archäologie dort richtig Spaß. Unsere Pfosten sind weit schwieriger zu erkennen. Oftmals nur durch koronale Ortbänder um die Pfostengruben.

Das obere Bild zeugt von Feuer. Oxidierte Eisenminerale und wohl Holzkohle oder humose Überbleibsel. Ohne Überblick und mehr Infos nicht zu deuten.

So wünsche ich mir Pfostengruben!

Gute Nacht, Kollege :zwinker:!

Silex

Danke Lithos, vielen , vielen Dank
Ich könnte Dir auch noch Pfostenmarkierungen der Archäologen anbieten.....da konnte ich rein gar nichts erkennen....
ich hab über 90 , mit gelben Zettelchen und Kupfernägeln , abgewandert..... aber ich konnte nichts----rein gar nichts erkennen.......
Aber SIE finden keine Keramik....und sie suchen immer dort wo nichts ist- meiner Meinung nach.
Das ist wohl der Unterschied....von Befund und Fund....
Damit kämpfe ich seitdem ich  mich damit beschäftige...... Ich hatte es bei einer Grabung erlebt...da stand eine verzierte UK-Scherbe aus dem Abschub heraus, die Archäologen arbeiteten an einer diffusen Grube..... ich zeigte Ihnen das Ding.....: Graben sie es aus ...war die Antwort...
Geldmangel-Stress- Berufsverfehlung- Wissenschaft?


Gute Nacht
LITHOS
Morgen Arbeit und Regen
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

Grenzton

Gratuliere Edi!!!

Das sind sicher Pfostenlöcher, so sehen die von meiner eisenzeitlichen Fundstelle auch aus, nur etwas diffuser.
Das sieht alles in allem ja wirklich spannend aus.
Berichte uns bloß weiter.

Gruß,  Kalle
Ich möchte schlafend sterben wie mei Opa, und nicht schreiend wie sein Beifahrer!

Silex

Die Archäologen sind da....die Sondagen wurden da gelegt wo ich nichts vermuten würde....die kreisrunden Verfärbungen werden bisher als  Bohrlöcher gehandelt (es gibt ca.  30Stück).
Als ich heute von den Archäologen die Freigabe für meine Abschubfläche bekam- sie hatten erneut abgezogen (den Abschub aber genau auf meiner Hauptfundstelle abgelagert - dort wo ich den Rest des Gefäßes in der Erde belassen hatte)- und wieder keine Befunde festgestellt-
....da kam ein vor Erregung zitternder , junger Mann auf mich zu...der Grundstücksbesitzer....er schrie mich fürchterlich an dass ich ihn ruiniert hätte und dass ich mich nie mehr hier blicken lassen solle....von seinen 17 Grundstücken hätte er schon 2 verkaufen müssen um die Kosten für diese "Scheissausgrabung" abzahlen zu können.........und ich werde Probleme bekommen.....
Als ich ihm erklärte dass er seit 16 Jahren wissen müsste dass hier ein ein Bodendenkmal vorliege und er (bzw. die Stadt) einen klaren Gesetzesverstoß, mit dem unerlaubten Abschub, getätigt hatten...wurde er ruhiger...er ist Polizist und Landwirtssohn und Millionär...schätze ich mal.
Ich brachte ihn aber , nach vielen Beschwichtigungen, so weit  mir zu erzählen , dass zumindest in den letzten 60 Jahren hier keine Bohrungen vorgenommen worden seien....dies seien natürlich Grenzsteinlöcher (200 cm Abstand?!).   
Jetzt habe ich 400 Scherben aus der Vorgeschichte  auf 40 Quadratmeter  aber keinen anerkannten Befund (die Archäologen haben 20 auf der 100-fachen Fläche).
Wenn ich dies zum ersten Mal mitmachen würde dann würde ich ausrasten. Aber das war schon 6. Mal in identischer Abfolge.
Und Platzverbot habe ich auch!
Irgendwie kann ich den Mann verstehen.... aber in Wirklichkeit nicht.
Nächste Woche enden die Ausgrabungen (einen Grabungsbericht erhalte ich, trotz freundlicher Bitte, nicht) und ich werde Euch  die mündlichen Mitteilungen der Ausgräber  noch nachreichen. Diese wurden mir zugesichert.
Und die "Pfostenlöcher" hab ich IHNEN noch ans Herz gelegt....man kann ja nie wissen.
Ehrlich gesagt: Wenn diese Fachidioten  und Behördenkrämer so einem Dillettanten wie mir gesagt hätten wann sie erneut abziehen dann hätte ich ihnen ein paar (fast) komplette  Gefäße der Frühbronzezeit und etliche  Wissenssprünge verpasst.
Aber dies ist wohl gar nicht gewollt

Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

LITHOS

Lieber Edi,
Weiß nicht was ich schreiben soll, so läuft es wohl.

Grenzton

Oha, da sträuben sich mir die Nackenhaare.
Für die Archäologen scheinst Du ein übereifriger, besserwissender Störenfried zu sein. :nono:
... Platzverbot  :kopfkratz:

Pass auf Dich auf Edi. :winke:

Gruß,  Kalle
Ich möchte schlafend sterben wie mei Opa, und nicht schreiend wie sein Beifahrer!

Silex

Die Archäologen sind, trotz gegenteiliger, Aussage abgezogen...ich konnte noch von der Entdeckung eines Grubenhauses erfahren...wenigstens dies...
Diese verzierte Scherbe zog ich heute (neben vielen anderen unverzierten) noch aus dem letzten Abschub ( das 2. "Abziehen" nach dem schon viel zu tiefen , illegalen Erstabschub)
Das Material stammt aus ca. 30 cm unter dem Humus.
Ich sehe 3 Linien die abbrechen um dann abgeknickt weiterzuverlaufen. Ob die anderen Verwundungen noch mit Verzierungselementen zusammenhängen kann ich nicht sagen.
Die Keramik ist sehr weich. Beifunde fast ausnahmslos Frühbronzezeit.
Wenn jemand Ähnliches kennt.... ich bin dankbarer Informationsabnehmer.
Scheinbar ein lächerliches Teil ...aber in unserer Fundgegend ....vermutlich ein Unikat...so wie manches Teil von dieser Baustelle

Und das macht süchtig

Bis bald
edi

Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

Silex

Die Archäologen graben in der Kälte....viele Pfostenstandspuren...wenig Keramik...sie waren fast enttäuscht...bis gestern dieser Grubenbrummer kam....auf den Bildern ist schon die Hälfte der Scherben entnommen.... Mittlere Bronzezeit... Zerbrochen in die Grube  gestampft...da alt gebrochen   ...
Oben war keinerlei Verfärbung zu erkennen....nur ein kleines Scherblein lugte  aus dem hellen Sand heraus.
Das soll einer verstehn?!
Vielleicht geht es nächstes Jahr weiter
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

Der Wikinger


Sehr interessant, und schöne Bilder !!  :super:

Nur eine ergänzende Frage: Haben die Achis veranlasst, dass das Areal mit Metalldetektor abgesucht wird ??  :kopfkratz:


Silex

Metallsonden wurden nicht verwendet....in diesem Paket befand sich allerdings ein kleiner Bronzegegenstand.. die Archäologin vermutet dass es sich um  eine Punziernadel handelt.
Wenn die Grabung beendet ist geh ich mal mit der Sonde drüber (obwohl mir ob meiner Nachfrage  keinerlei Erlaubnis gewährt wurde....für mich ein Irrsinn weil hier bald Häuser stehn und Material dann in alle Himmelsrichtungen abtransportiert wird)....allerdings liegen im Abschubbereich mehrere Bombentrichter...da wirds schwierig werden.

PS: Ein Webgewicht wurde schon gehoben und ein weiteres lugt aus dem Konglomerat heraus.... da im Abschub keinerlei Verfärbung sichtbar war vermutet die Archäologin dass es sich um ein mehrfach überflutetes Kolluvium handelt....daneben wurde bereits im  Frühjahr ein Grubenhaus dokumentiert.

Alles nur weil der Edi vor 15 Jahren hier ein paar schrundige Winzscherben fand.....das macht wieder ein bißchen Mut in diesem Rausch des Flächenfraßes.....die Russen die hier vornehmlich wohnen schütteln darüber die Köpfe....ihre Kinder wollen  schnell bauen. Eine neue Heimat
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

Der Wikinger


Es ist mir ganz unverständlich, dass die Achäologen keine Metalldetektoren benutzen, wenn da Bronzezeit ist ???  :platt: :nono: :kopfkratz:


Lojoer

Hi,
meiner Meinung nach ist es unverantwortlich, dass bei der Grabung kein MD eingesetzt wurde. Nur gut, dass das ganze nicht mir passierte, das hätte ein haufen ärger gegeben.
Na ja, bei den mir bekannten Archäologen wäre das auch nicht passiert. Von denen werde ich sogar ohne Nachfrage meinerseits zur Kontrollsuche aufgefordert.
Gruß Jörg

Silex

Wie gesagt, ich geh trotz Verbotes  noch mal drüber...der Hass auf Sondler ist hier im Bereich meiner zuständigen Archäologen durch viele Begebenheiten geschürt.....und da fehlt  örtlich  einfach die grundsätzliche Differenzierung.
Es ist tatsächlich grober Unfug Abschubmaterial  mit höherem Fundanteil als die gesamte Ausgrabung  lieferte (mit Ausnahme dieser einen Grube) auf Nimmerwiedersehn abzutransportieren ohne es  kostenlos von Enthusiasten durchstöbern zu lassen. Vor allem wenn kolluviale  Schichten vorliegen. Die Grabungsfirma wollte den Aushub sieben.... aber die Kosten waren nicht "drin"....
im Frühjahr kann ich euch  dann, hoffentlich erfolgreich,  was von meinen  Ungesetzlichkeiten berichten.
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

insurgent

Zitat von: Silex in 30. November 2008, 21:40:04
Wie gesagt, ich geh trotz Verbotes  noch mal drüber...der Hass auf Sondler ist hier im Bereich meiner zuständigen Archäologen durch viele Begebenheiten geschürt.....und da fehlt  örtlich  einfach die grundsätzliche Differenzierung.
Es ist tatsächlich grober Unfug Abschubmaterial  mit höherem Fundanteil als die gesamte Ausgrabung  lieferte (mit Ausnahme dieser einen Grube) auf Nimmerwiedersehn abzutransportieren ohne es  kostenlos von Enthusiasten durchstöbern zu lassen. Vor allem wenn kolluviale  Schichten vorliegen. Die Grabungsfirma wollte den Aushub sieben.... aber die Kosten waren nicht "drin"....
im Frühjahr kann ich euch  dann, hoffentlich erfolgreich,  was von meinen  Ungesetzlichkeiten berichten.


Hallo Edi, das kann ich gut nachvollziehen :nono:

In meiner Heimatstadt wird der Inhalt von mittelalterlichen Fäkaliengruben auf den Müll gekippt, nur mit den Augen kurz angeschaut. Slawische Siedlungsgrabungen werden auch ohne Detektor durchgeführt Es gibt dort keine Metallfunde!!!!

Bürger sind beim Amt nur willkommen wenn sie den Chef anbeten. Es gibt nicht einen Ehrenamtler!!!!!!!


Aber 1 KM von meiner Haustür entfernt wird "fast" jede Grabung mit der Sonde begleitet und man ist gerne gesehen :super:
Meine Bodenfunde werden gemeldet