Linienbandkeramische Bohrschule?

Begonnen von Jondalar, 02. August 2025, 09:23:56

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Jondalar

Hallo zusammen,

wenn ich einmal den Linienbandkeramikern in meiner Gegend auf die Spur kommen möchte, muss ich ins Auto steigen und gen Süden bis jenseits der Lößgrenze fahren.

https://sucherforum.de/steinartefakte/bei-den-linienbandkeramikern/

Auf der Fundstelle, die ich nun seit einigen Jahren begehe, fanden sich seitdem ein dünnes Bruchstück einer geschliffenen, mutmaßlichen Dechselklinge, welche an- aber nicht durchgebohrt wurde (links) sowie ein zweites deutlich dickeres, ebenfalls geschliffenes Fragment (rechts), welches 2 unvollständige, konische Bohrungen aufweist. Für mich sehen diese Funde wie 'Übungsstücke' aus. Was sagt Ihr?

links:

Länge: 44mm
Breite: 45mm
Dicke: 7mm
Gewicht: 24 gr.
Fundort: Landkreis Wolfenbüttel

rechts:

Länge: 31mm
Breite: 24mm
Dicke: 22 mm
Gewicht: 23 gr.
Fundort: Landkreis Wolfenbüttel

Viele Grüße

Jondalar
'Das Leben ist einfach, aber wir bestehen darauf, es kompliziert zu machen!'
(Konfuzius)

Furchenhäschen

#1
Hallo Jondalar,
Amphibolit war wohl ein relativ kostbares bzw. rares Gestein, welches oftmals über viele Kilometer bis zum "Endverbraucher" :-) transportiert werden musste da es nicht überall zur Verfügung stand. So lässt es sich auch erklären, dass Stücke welche ursprünglich anders geplant waren nach einem Bohrlochbruch beispielsweise umgearbeitet wurden. Ebenso fanden Werkzeuge welche nach langem Gebrauch Schaden nahmen oftmals eine Zweitverwendung. Dein zweites Fundstück mit den direkt nebeneinander liegenden Bohrungen gibt allerdings Rätsel auf.

In meinem Fundgut habe ich auch einige Stücke vorliegen welche angefangene Bohrungen aufweisen und dann aber doch später, vermutlich nach einem Schaden als Dechselklinge umgearbeitet wurden.
Grüße
Peter

Robert

Servus Peter,

dein Fundus ist unerschöpflich, du kannst immer mit tollen Beispielen aufwarten !!!

Grüße Robert
wer alles weiß, bekommt keine Überraschung mehr

Furchenhäschen

Zitat von: Robert in 02. August 2025, 12:56:05Servus Peter,

dein Fundus ist unerschöpflich, du kannst immer mit tollen Beispielen aufwarten !!!

Grüße Robert
Servus Robert,
danke muss noch fleißig fotografieren, katalogisieren und Exceldateien anfertigen weil ich demnächst die Hauptaufsammlung über 54 Jahre Feldbegehungsfunde komplett abgeben werde. Angefangen habe ich mit den Feldbegehungen mit 12 Jahren :-D
Meine Kinder interessieren sich 0,0 dafür.
Grüße Peter

Robert

Servus Peter,

das ist sehr schade, aber das Interesse und die Sammelleidenschaft stirbt bei unseren
Jungen schön langsam aus. Ich hab einen Sohn mit 62 der meine Sammlung übernehmen will,
aber was kommt danach???
Deinen Enschluß, alles an die richtige Stelle abzugeben finde ich absolut ok !!!

Grüße
Robert
wer alles weiß, bekommt keine Überraschung mehr

Wiedehopf

Zitatsowie ein zweites deutlich dickeres, ebenfalls geschliffenes Fragment (rechts), welches 2 unvollständige, konische Bohrungen aufweist. Für mich sehen diese Funde wie 'Übungsstücke' aus. Was sagt Ihr?

Guten Abend,

du meinst mit 'unvollständig' wahrscheinlich, dass nur Teile des Bohrloches vorhanden sind. Die Bohrung selbst scheint mir vollendet, also durchgängig zu sein.

Aber dass die beiden Bohrungen so dicht beieinander (und nicht hintereinander) liegen ist schon rätselhaft.

Viele Grüße
Michael     

Catweazle

Hallo Jondalar,

täusche ich mich, oder weist das obere Bohrloch (Foto 1, rechtes Artefakt) ein wesentlich größeren Radius auf, als das untere. Mir scheint dieser Durchmesser wesentlich größer zu sein, als bei herkömmlichen Schaftlochdurchmessern. Oder liegt es am Aufnahmewinkel?

Gruß  :winke:
Christian
,,Wer weiß, was er sucht, hat schon viel gefunden.'

Jondalar

Hallo Peter,

vielen Dank für Deine Erläuterungen und den Fotos von Deinen aussagekräftigen Stücken! Sie weisen ja wirklich eine große Ähnlichkeit mit meinem teilgebohrten Stück auf...

Tja. wohin mit der Sammlung? Derartige Gedanken beschäftigen wohl die meisten von uns. Auch ich werde sie wohl in öffentliche Hände geben. Habe allerdings im Laufe der Zeit durchaus die Erfahrung gemacht, dass sich auch dort die Rahmenbedingungen ändern können und dann auch diese Sammlungsbeständen keine Aufmerksamkeit mehr erhalten... Daher bin ich der Meinung, dass auch eine (hochkarätige) Sammlung in ENGAGIERTER privater Hand durchaus besser aufgehoben sein kann... Früher oder später kommt sie ja dann doch ins Museum...
Viele Grüße

Jondalar
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(Konfuzius)

Jondalar

Hallo Michael,

ja, ich meinte mit 'unvollständig' das rechte Stücke, bei dem tatsächlich beide Bohrungen vollendet wurden, dann allerdings beide zerbrochen sind...
Viele Grüße

Jondalar
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Jondalar

Hallo Christian,

vielen Dank für Deine Nachfrage. Ich hätte die Größen der Bohrungen gleich angeben sollen...

Die tatsächlichen Größen lassen sich ob der Unvollständigkeit des Stückes nur schätzen. Erstaunlich ist aber, und das habe ich erst durch Deine Nachfrage bemerkt, dass die eine Bohrung offensichtlich von der eine Seite und die andere von der gegenüberliegenden Seite begonnen wurde, da der 'Bohrkonus' in unterschiedliche Richtungen weist. Dennoch hast Du wohl recht, die eine, obere Bohrung sollte einen Durchmesser von fast 30 mm gehabt haben (gegenüberliegende Seite 20-25mm). Bei dem anderen Loch wird der größere Durchmesser 25 mm, der kleinere, auf der gegenüber liegenden Seite, ca. 20 mm betragen haben.
Der Durchmesser der Teilbohrung des linken Stückes beträgt 14mm
Viele Grüße

Jondalar
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Wiedehopf

ZitatErstaunlich ist aber, und das habe ich erst durch Deine Nachfrage bemerkt, dass die eine Bohrung offensichtlich von der eine Seite und die andere von der gegenüberliegenden Seite begonnen wurde, da der 'Bohrkonus' in unterschiedliche Richtungen weist.

Hallo Jondalar,

dann wäre für mich die einzige logische Erklärung, dass hier eine gegenständige Bohrung, also von der Oberseite und der Unterseite des Werkstückes vorgenommen wurde. Das ist gar nicht so ungewöhnlich. Auch das sich die beiden Löcher dann in der Mitte nicht genau oder, im ungünstigsten Fall gar nicht trafen kommt vor.

Vielleicht hat der Bohrazubi (oder sein Chef) es dann aus Wut komplett zerschmettert  :irre:

Viele Grüße
Michael     

Furchenhäschen

#11
Zitat von: Jondalar in 03. August 2025, 10:01:40Hallo Peter,



Tja. wohin mit der Sammlung? Derartige Gedanken beschäftigen wohl die meisten von uns. Auch ich werde sie wohl in öffentliche Hände geben. Habe allerdings im Laufe der Zeit durchaus die Erfahrung gemacht, dass sich auch dort die Rahmenbedingungen ändern können und dann auch diese Sammlungsbeständen keine Aufmerksamkeit mehr erhalten... Daher bin ich der Meinung, dass auch eine (hochkarätige) Sammlung in ENGAGIERTER privater Hand durchaus besser aufgehoben sein kann... Früher oder später kommt sie ja dann doch ins Museum...
Viele Grüße

Jondalar

Hallo Jondalar,
das ist ein großes Thema.
Ich werde zum Thema mal einen separaten Thread aufmachen

Grüße Peter

Jondalar

Hallo Michael,

vielen Dank für Deine Gedanken, die mich auf die Idee brachten, dass die zwei Bohrungen ja vielleicht den Sinn gehabt haben könnten, ein größeres Loch herzustellen. Allerdings ist der Randabstand zu der einen geschliffenen Seite zu gering. Das wie auch immer geartete Werkzeug wäre bei der Benutzung wohl sofort zerbrochen...
Da sehe ich dann vor meinem geistigen Auge, wie die flache Hand des Chefs klatschend auf der Wange des Bohrazubis oder, um den heutigen Genderforderungen gerecht zu werden ;) der Bohrazubine landet   ;)
Viele Grüße

Jondalar 
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Jondalar

Hallo Peter,

das ist eine wirklich gute Idee, denn wie ich das durch die Andeutungen hier im Forum im Laufe der Zeit so wahrgenommen habe, sind die meisten von uns in einem Alter, wo diese Thematik relevant ist oder zumindest demnächst wird.
Viele Grüße

Jondalar
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