Spitznackige Dechselklinge

Begonnen von Furchenhäschen, 31. Oktober 2023, 16:30:30

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Furchenhäschen

Servus,
endlich hatte es in Oberbayern mal wieder a bisserl ausgiebiger geregnet.
So beging ich gestern im Ingolstädter Becken ein paar über Jahre vernachlässigte Siedlungsstellen.
Auf einer Stelle mit gemischten Befunden wie Bandkeramik/etwas Altheimer Siedlungsbefunde und BZ fand sich diese nur 6cm lange, 2,5cm breite und 0,65cm starke Dechselklinge aus schwarzem Gestein.(kein Amphibolit)
Wie die Schäftung für diese Miniatur ausgesehen hat würde mich brennend interessieren.

Beste Grüße
Peter

Danke Sven für den Hinweis,
merkwürdig, ich hatte die Fotos vorhin wie auch jetzt angehängt.

Neos

Moin, Peter,

also, wenn das jetzt nichts Besonderes ist, dann weiß ich's auch nicht! In der Perfektion, der Größe und mit dieser tollen Patina habe ich zuvor noch keine Dechselklinge gesehen. Hammer und herzlichen Glückwunsch dazu! :Danke2:

Viele Grüße in den Süden

Frank

thovalo



Lieber Peter!

Glückwunsch zu diesem besonderen Stück. Durch das in perfekte Form gebrachte exotische Gestein wirkt der Fundbeleg trotz der geringen Größe beeindruckend!


lG Thomas  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

RockandRole

Hallo Peter,

ein wirklich sehr feines Fundstück. Meinen Glückwunsch. Gäbe es zu der Zeit schon dünnnackige Beile wüsste man wo die Inspiration her kam, aber Dechseln sollen doch nur bis ins Mittelneolithikum laufen, oder?

Liebe Grüße Daniel
gefährliches Drittelwissen

Nanoflitter

Dechsel hätte eine aufgewölbte Schneide, auf den Bildern nicht zu sehen. Als Beil aber ebenso gleichwertig schöner Fund. Gruss..

Furchenhäschen

#5
Zitat von: Nanoflitter in 31. Oktober 2023, 21:04:41Dechsel hätte eine aufgewölbte Schneide, auf den Bildern nicht zu sehen. Als Beil aber ebenso gleichwertig schöner Fund. Gruss..
Hallo Nano,
Das darfst Du mir schon zutrauen, dass ich nach 50,Jahren Steine sammeln eine Beilklinge von einer Dechselklinge unterscheiden kann. Selbstverständlich ist die Schneide aufgewölbt.
@ Daniel, mit der Aufzählung gab ich chronologisch an was der Fundplatz bislang hergab.

Viele Grüße Peter

So, nur ein Smartphonefoto, auf 2,5cm Breite fällt die Wölbung natürlich schwach aus aber ich denke sie ist erkennbar

Nanoflitter

Ja, habs mir schon gedacht, daß du hier keinen Dechsel mit nem Beil verwechselst :-D . Aber das wichtigste sollte man schon zeigen. Ist so was mit spitzem Nacken als Dechsel eigentlich selten? Ist ja sicher deutlich später, als Bandkeramik. Gruss..

Furchenhäschen

Zitat von: Nanoflitter in 31. Oktober 2023, 21:41:36Ja, habs mir schon gedacht, daß du hier keinen Dechsel mit nem Beil verwechselst :-D . Aber das wichtigste sollte man schon zeigen. Ist so was mit spitzem Nacken als Dechsel eigentlich selten? Ist ja sicher deutlich später, als Bandkeramik. Gruss..

Hallo Nano,
Also mit diesem extrem Spitz zulaufenden Nacken kann ich kein direkt vergleichbares Stück liefern. Die Zuordnung fällt auf diesem weitläufigen gemischten Platz schwer aber spätestens im Mittelneolithikum wird sie wohl anzusetzen sein.
Viele Grüße Peter

thovalo

Zitat von: RockandRole in 31. Oktober 2023, 20:41:15Hallo Peter,

ein wirklich sehr feines Fundstück. Meinen Glückwunsch. Gäbe es zu der Zeit schon dünnnackige Beile wüsste man wo die Inspiration her kam, aber Dechseln sollen doch nur bis ins Mittelneolithikum laufen, oder?

Liebe Grüße Daniel

Es gäbe noch die Möglichkeit, dass das verwendete Gesteinstück die spitz zuaufende NAckenform mit vorgegeben hat.Möglicherweise war Amphibolit für den Ausarbeiter nicht verfügbar und er nahm eine Alternative, denn an dem Stück sind mit dem spitzen Nacken und dem verwendetenMaterial gleich zwei Merkmale atypisch.


lG Thomas  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

StoneMan

Moin,

sehr schöner Fund, Peter. :Danke2:  Vor allem auch noch komplett erhalten. :super:

Vom Gestein angesehen gibt es "Spitznackige Dechselklingen" bei Peter Vang Petersen auf Seite 115 Abb.: 173,
sie werden im Norden "Spidsnakket huløkse" genannt.

Diese werden in die Tragtbægerkultur ca. 4.000 – 2.800 f. Kr. datiert.

Zur Schäftung werden bei ähnlichen Spitznackigen Beile (Spidsnakkede økser) Holzschäfte mit Loch abgebildet.

Gruß

Jürgen

Was könnte wichtiger sein als das Wissen? fragt der Verstand.
Das Gefühl und mit dem Herzen zu sehen, antwortet die Seele.
Antoine de Saint-Exupéry

Robert

Servus Peter,

so ei Schmuckstück findet man nur einmal im Leben.

Grüße
Robert
wer alles weiß, bekommt keine Überraschung mehr

Danske

Hallo Peter,

auch von mir Glückwünsche zu diesem besonderen Fund.

Diese Miniatur-Dechselklingen sind einfach faszinierend. Die Schäftung dürfte bei dieser Größe wohl mittels Zwischenfutter aus Geweih oder Knochen erfolgt sein, anders kann ich mir das nicht vorstellen.

Kannst du mit Sicherheit ein Gestein aus der Gruppe der AHS ausschließen? Diese haben die unterschiedlichsten Färbungen, von schwarz bis hellgrau. Und sie können unterschiedlich verwittern, je nach Herkunft des Materials und der Bodenbeschaffenheit. Ansonsten, könnte es eventuell Basalt sein?

Ich denke, es gibt bereits in der Bandkeramik Klingen mit einer relativ großen Lateralkonvergenz und spitz zulaufendem Nacken, wenn auch selten. Ich meine, ich hätte im Museum von Herxheim eine gesehen. Hier ein Foto aus dem Regionalmuseum Fritzlar, welches rechts neben der langen Klinge eine zeigt, die von Form und eventuell Material deiner gleicht. https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Regionalmuseum_Fritzlar_004.JPG

Ansonsten tauchen Dechselklingen aus Felsgestein in Mitteleuropa verstärkt wieder in der Schnurkeramik auf. Vielleicht ist deine Klinge auch dieser Kultur zuzuordnen.

Auf jeden Fall ein feiner Fundbeleg. Wenn du nähere Erkenntnisse zum Material und zur zeitlichen Einordnung bekommst, lass es uns bitte wissen.

Liebe Grüße
Holger
Das Leben ist die Summe all unserer Entscheidungen

Furchenhäschen

Hallo Holger,
vielen herzlichen Dank für Deine Infos!
Dein Vorschlag zu einer Schäftungsmöglichkeit ist  :super:, dazu hatte Jürgen auch noch einen Vorschlag eingebracht, siehe hier: https://sucherforum.de/steinartefakte/spitznackige-dechselklinge/msg524967/#msg524967
Mit der Einschätzung des Gesteins wird es etwas schwierig denn fast sämtl. Amphibolitwerkzeuge aus meinem Fundgebiet habe eine Farbtendenz ins Anthrazit/Dunkelgrün, farblich kommt da schon der Amphibolit aus Hörstadt hin, übrigens eine recht interessante Seite gibt es da: http://www.spessartit.de/212.htm
Mit der Darstellung der vielfältigen Möglichkeiten einen Dechsel zu definieren tut sich die Fachliteratur m.E. etwas schwer denn weder im Floss noch im neuen Werk von Prof. Thorsten Uthmeier "Die Steinzeit in Bayern" wird genauer auf dieses Thema eingegangen.
Jetzt muss ich doch auch nochmal den "alten Hahn" bemühen.
Das Gestein der hier gezeigten Dechselklinge ist nicht ganz ausgeschliffen. Die oberfläche zeigt eine etwas schuppige Struktur. Zum Lesefundaufkommen dieser Fundstelle hatte ich im Eingangsbericht geschrieben.
Die Ansprache des Denkmalamtes werde ich bei Erhalt hier nachreichen.

Grüße Peter