rostiger, zerbrochener Eisenschlüssel - Zeitstellung

Begonnen von Fabulas, 30. September 2023, 13:43:40

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Fabulas

 :winke:
Wir haben ein riesiges Feld in der Beauftragung. Anders als auf unserem bayrischen Feld kommen so gut wie keine Funde. 
In der Nähe des Feldes gab es eine Siedlung der mittleren und jüngeren Linienbandkeramik, gebäudemäßig wird ein Gehöft in der Nähe erstmals um 770 erwähnt. Es ist unglaublich, dass es da eigentlich keine Funde hagelt... Weder Scherben, noch sonst irgendetwas. In der bislang sehr mageren Ausbeute ist m.E. eigentlich nur der Schlüssel interessant. Und vielleicht noch der dicke Nagel (abgebildet vor dem Schlüssel). :nixweiss:

Ich würde mich sehr freuen, wenn der Schlüssel eine Ansprache findet. Wahrscheinlich datiert auch er in die Neuzeit.

Vielen Dank und liebe Grüße!

Anita

thovalo


Moin!


Der Schlüsselbart ist sehr einfach. Auch wenn die Reide als wichtiges Kriterium fehlt, handelt es sich aus meiner Sicht sehr wahrscheinlich um einen ziemlich desolaten neuzeitlichen Schlüssel.

lG Thomas
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Fabulas

Danke Thomas. Das bestätigt den Rest.
Uuuhhh, man hat kaum noch Motivation den Rest abzugehen.
Aber es wird natürlich gemacht.
Vielleicht kommt ja noch die Überraschung.

Liebe Grüße
Anita

thovalo

Moin und gerne!

Ich habe bei der Beobachtung und Kontrolle der Arbeiten einer Grabungsfirma für die Stadt, die diese Firma für dieses Projekt eingekauft hatte, einen komischen Plastikgegenstand liegen gesehen und wütend über das blöde Plastik, das überall auf den Feldern vorkommt, dagegen getreten. Das Plastikteil sprang komisch hart federnd weg, weshalb ich es dann doch aufgehoben habe. Das war ein ganz komisches Ding, sowas wie ein gebogener Haken mit Zacken aus Buntmetall. Ich dachte an einen möglichen Verschlußhaken.

Das an dem einen Ende umlaufende Rillen angebracht waren, wirkte seltsam für einen doch wohl eher fuktionales Metallteil.

Ich habe mich dann in der Bibliothek eingelesen und war reichlich verblüfft. Dieser komische Gegenstand war ein Schlüssel. Nun wäre ein Schlüssel an sich in der römischen Provinz als Fund nicht allzu außergewöhnlich. Aber es war kein römischer Schlüssel.

Es war ein keltischer Schlüssel, den man nun so ganz und gar nicht im Köln-Bonner Raum erwarten würde. Doch die Römer holten ja die keltischen Ubier über den Rheinlauf und gründeten mit und für sie die Stadt Colonia CLaudia Ara Agrippinensium, das heutige Köln.

Im Zuge dieser Umsiedlung ist dieser Schlüssel, der aussieht wie ein geschwungener Haken mit Zacken, an den Rhein gelangt. Er ist nie genutzt worden und einer der drei Zinken wurde absichtlich entfernt. Die Zerstörung der Funktion wir in einem kultischen Zusammenhang gesehen, so wie Schwerter durch Verbiegen dem Gebrauch der Lebenden entzoge wurden. Sschlüsseln kam im keltischen Gebrauch auch eine rituell-symbolische Funtion zu. Bereits die Griechen haben diese hakenförmigen "lakonischen Schlüssel" poetisch beschrieben. Das einzige direkte Vergleichsstück stammt von der keltischen Höhenburg Dornburg.


Schlüssel sind also ein ganz eigenes und spannendes Thema, sofern sie aus früheren Zeiten stammen!


lG Thomas  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Fabulas

Zitat von: thovalo in 30. September 2023, 18:23:01Moin und gerne!

Ich habe bei der Beobachtung und Kontrolle der Arbeiten einer Grabungsfirma für die Stadt, die diese Firma für dieses Projekt eingekauft hatte, einen komischen Plastikgegenstand liegen gesehen und wütend über das blöde Plastik, das überall auf den Feldern vorkommt, dagegen getreten. Das Plastikteil sprang komisch hart federnd weg, weshalb ich es dann doch aufgehoben habe. Das war ein ganz komisches Ding, sowas wie ein gebogener Haken mit Zacken aus Buntmetall. Ich dachte an einen möglichen Verschlußhaken.

Das an dem einen Ende umlaufende Rillen angebracht waren, wirkte seltsam für einen doch wohl eher fuktionales Metallteil.

Ich habe mich dann in der Bibliothek eingelesen und war reichlich verblüfft. Dieser komische Gegenstand war ein Schlüssel. Nun wäre ein Schlüssel an sich in der römischen Provinz als Fund nicht allzu außergewöhnlich. Aber es war kein römischer Schlüssel.

Es war ein keltischer Schlüssel, den man nun so ganz und gar nicht im Köln-Bonner Raum erwarten würde. Doch die Römer holten ja die keltischen Ubier über den Rheinlauf und gründeten mit und für sie die Stadt Colonia CLaudia Ara Agrippinensium, das heutige Köln.

Im Zuge dieser Umsiedlung ist dieser Schlüssel, der aussieht wie ein geschwungener Haken mit Zacken, an den Rhein gelangt. Er ist nie genutzt worden und einer der drei Zinken wurde absichtlich entfernt. Die Zerstörung der Funktion wir in einem kultischen Zusammenhang gesehen, so wie Schwerter durch Verbiegen dem Gebrauch der Lebenden entzoge wurden. Sschlüsseln kam im keltischen Gebrauch auch eine rituell-symbolische Funtion zu. Bereits die Griechen haben diese hakenförmigen "lakonischen Schlüssel" poetisch beschrieben. Das einzige direkte Vergleichsstück stammt von der keltischen Höhenburg Dornburg.


Schlüssel sind also ein ganz eigenes und spannendes Thema, sofern sie aus früheren Zeiten stammen!


lG Thomas  :winke:

Wow! Das ist eine ganz wunderschöne Geschichte. Vielen Dank dafür. Statt fernzusehen, weil's ja bald dunkel wird, werde ich mich jetzt mit diesen Schlüsseln beschäftigen. Mal sehen, was ich finde. Was leider wirklich traurig ist, dass ich mir so wenig merken kann. Erst, wenn ich etwas mal in den Händen gehalten habe, sitzt es. Aber Geschichte und Archäologie sind ja schließlich Studiengänge.

Liebe Grüße
Anita

thovalo

Moin!

Es gibt ein interessantes Buch zu Schlüsseln. Wenn ich wieder an meine Bücher komme werde ich Dir mal den Titel schicken.


lG Thomas  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Fabulas

Zitat von: thovalo in 01. Oktober 2023, 10:02:08Moin!

Es gibt ein interessantes Buch zu Schlüsseln. Wenn ich wieder an meine Bücher komme werde ich Dir mal den Titel schicken.


lG Thomas  :winke:

 :smoke: Cool. Danke!
Anita