aus welchem gestein stammt das Tauerngold

Begonnen von atlin, 23. Juni 2004, 17:30:31

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atlin

hallo an alle ösi-digger

hab mal ne geologische frääge an die golddigger im östlichen alpenland, insbesondere an jene welche in den hohen tauern buddeln.

aus welcher gesteinsart stammt das tauerngold (zb. sericit- oder glimmerschiefer, Granit o.a.) oder in welchem Muttergestein sind die goldeinschlüsse ev. zusammen mit quarz enthalten.

mich interessiert diese frage, weil es angeblich und gemäss nachforschungen eines geologen in der ostschweiz einen bach geben soll, der tauerngold enthält. Dieses stammt ursprünglich von einem uralten flussystem, welches in den hohen tauern seinen ursprung hatte.  möchte das mit dem ostschweizer tauerngold irgendwann mal nachprüfen. ev. finden sich indizien über reste des urgesteins von den tauern im bachgeröll, die diese theorie bestätigen würden.

vielen dank für eure hilfe

und gruss ins benachbarte alpenland

atlin :winke:

Flinc

Hallo Atlin

Das wirst Du so leicht nicht rausfinden können...

Falls das Gold zumindest teilweise aus den Tauern bis in die Ostschweiz gelangt sein sollte, wirst Du von den Gesteinen, in denen die primären Goldlagerstätten sassen, nichts mehr finden (höchstens feinsten Sand). Das ist wie mit dem Monte Rosa Gold im Rhein bei Koblenz... (Da im Rhein das Gold sehr feine Flitter bildet, wäre wohl zu erwarten, dass allfälliges Tauerngold in der Ostschweiz auch sehr klein wäre...)

Das einzige was Du machen könntest, wäre das ganze Gebiet geologisch zu kartieren und zu versuchen gewisse Gold-führenden Einheiten einem alten Fluss-System, das aus den Tauern kommt, zuzuordnen (wenn Du nicht hunderte von km2 kartieren kannst oder willst kannst Du immer noch auf bestehende geologische Karten zurückgreifen :wink3:).

Ansonsten könnte man sich die Isotopen im Gold anschauen (z.B. Blei) und die im Ostschweizer Waschgold mit denen in den Tauern vergleichen. Das macht man aber auch nicht einfach so nebenher...

Andere Möglichkeiten die Theorie zu prüfen, sehe ich da nicht. :-(

Grüsse  :hallo:

Flinc

atlin

hallo flinc

ist mir schon klar, dass vom muttergestein in den bachsedimenten ev. nur noch sand zu finden ist, insbesondere wenn man die distanz zwischen tauern und der ostschweiz mit ein bezieht. aber vielleicht kann trotzdem über die sedimente z.b. auch über die darin enthaltenen mineralien was näheres rausgefunden werden. Die theorie entstand dadurch, dass das gold in diesem bach nicht wie in der ostschweiz üblich in form von flittern vorkommt, sondern körnig ist. ich weiss allerdings nichts näheres darüber inwieweit das gold selbst auf seine herkunft untersucht wurde. die theorie wurde übrigens von einem bekannten geologen aufgestellt, der sich generell mit dem gold der ostschweiz befasst hat.

ich selbst habe z.b. anhand eines mineralienfundes im schwerekonzentrat eines baches, der sich in der nähe meines wohnortes befindet herausfinden können, dass dieses gold (sehr feine flitter) nicht wie bisher angenommen aus dem napfgebiet bzw. aus dessen ursprung, sondern aus der surselva stammen muss. Das schwerekonzentrat enhält unmengen zinkblendekristalle (zum teil voll erhaltene oektaeder) und ein dunkelblaus mineral, welches aufgrund seiner farbe und ausserordentlichen härte (glas ist ritzbar) eigentlich nur als das scandium-/berillium-mineral bazzit identifiziert werden kann. dieses mineral ist bekanntlich sehr selten und kommt nur an einigen stellen wie z.b. im val strem in der surselva vor.

ich werde der sache mit dem tauerngold in nächster zeit mal auf den grund gehen.

gruss

atlin:winke:

Flinc

Hi Atlin

Also wenn das Gold dort als Körner vorliegt und nicht als Flitter, würde ich eher eine Quelle vermuten, die nicht so weit weg ist... Wie heisst denn dieser Geologe? Ist es Franz Hofmann? Vielleicht hat er was drüber publiziert, wo man nachlesen kann, wie er drauf gekommen ist.

Die Gesteine im Tauernfenster (und viel mehr noch die Schwermineralien) dürften denen im Wallis und Teilen des Tessins und Norditalien sehr ähnlich sein. Allein der Vergleich von Schwermineral-Vorkommen ist kein guter Beweis für die Herkunft eines Sedimentes... (Sphalerit ist ein sehr häufiges Erzmineral und kommt gleichmässig verteilt im ganzen Alpenbogen vor; und für Bazzit brauchst Du einfach granitisches Nebengestein - könnte also z.B. auch vom Grimsel kommen...) :besserwiss:

Bitte versteh' mich nicht falsch! Ich möchte hier nicht im Voraus alles schlecht machen, sondern nur die Grenzen der Möglichkeiten aufzeigen. :platt:

Grüsse  :hallo:

Flinc

[Bearbeitet am 24-6-2004 von Flinc]

atlin

hallo flinc

es ist wie gesagt nur eine these und sie stammt von dr. franz hoffmann wie du vermutet hast. leider ist mir nur sein fund und die these bekannt, aber nicht die hintergründe seiner vermutung. leider ist dr. hoffmann unlängst verstorben und kann nicht mehr zu seinen nachforschungen befragt werden. ev. müsste man in seine aufzeichnungen einsicht nehmen können.

zu bazzit ist mir aus der fachliteratur bekannt, dass dieses seltene mineral nur an einigen fundstellen der zentralalpen vorkommt. eine davon ist in der surselava, eine im nordtessin und noch eine in norditalien. es könnte aber noch weitere fundstellen wie z.b. im grimselgebiet geben. zu sphalerit muss ich dir betreffend häufigkeit beipflichten. nur hab ich beim goldsuchen noch nie solche mengen zinkblende (ein kleines weissweinglas voll aus zwei bis drei stunden schleusenenarbeit) in ganzen kristallen gefunden. die indizien in diesem bach sprechen eindeutig für gold und schweremineralien aus dem bündnerland. ich hab dazu folgende theorie. es handelt sich beim ort um eine angereicherte seife aus einem früheren seitenarm oder des ursprünglichen flussbettes des rheins (deckenschotter). dieses wird nun durch den heutigen bach durchschnitten und in dessen sedimenten reichert sich das schwerekonzentrat der urseife wieder an.

zum tauerngold. hier ist die körnigkeit dieses goldes im ostschweizer bach tatsächlich kein indiz für einen längeren transport im geschiebe. die körnchen sind gemäss hoffmann sehr klein. diese tatsache habe ich bei den überlegungen auch schon miteinbezogen. es könnte aber auch sein, dass das gold erst päter auf dem transport von den tauern hierher aus der matrix (z.b. quartzgerölle) herauserrodiert wurde. ev. kommt sogar die these der lateralsekretion in frage.
inwieweit hoffmann seine theorie wissenschaftlich erklärt und belegt haben könnte, entzieht sich meiner kenntnis.

wie wir auch beim goldsuchen immer wieder feststellen: das gelbe metall sorgt immer wieder für überraschungen und ebenso die geologie der alpen. sicher gibt es noch mach unbekanntes zu entdecken.

gruss

atlin