Gold im Schrott

Begonnen von Jojo, 09. Juli 2002, 21:55:02

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Jojo

Hi,

ich habe bei der Arbeit fast vor der Türe einen Elektronikschrott-Container. Dort gibt es auch immer jede Menge Gold zu finden.:-D

Gruß,

Jojo:jumpg:

[Bearbeitet am 9-7-2002 von Jojo]

Jotonius

Ist das echt vergoldet? :icon_eek:
Dann braucht man es ja nur in die Elektrolyse zu geben und anzuzischen. Wenn die Brühe gesättigt ist, polt man um. :idee:

Jojo

Hi,

mit Elektrolyse habe ich es noch nicht versucht. Ich bin dem Ganzen chemisch zu Leibe gerückt: mit etwas Königswasser die oberen Schichten auflösen. Beim Verdünnen fallen diverse Metalle (z. B. Blei und Silber) als Chloride aus. In der Lösung befinden sich also noch Kupfer, Gold, Eisen u.a.
Beim Einleiten von SO2 wird das Gold ausgefällt.
:besserwiss:
Je älter der Elektronikschrott, umso dicker sind die aufgebrachten Schichten und umso mehr wurde auch auf den Bauteilen vergoldet.:-D

Gruß,

Jojo

[Bearbeitet am 16-7-2002 von Jojo]

Spuernase

Auweia?
Setzt du dich hin und nimmst die Elektrostecker auseinander (was ist dass denn für ein Stundenlohn = Dritte Welt Niveau?) :-D

Und bedenke, bei Königswasser entstehen braune nitrose Dämpfe, die in geringsten Mengen beim Einatmen tödlich wirken!!!! :icon_eek: :platt: :platt:
Es drohen sogar noch nach mehreren Tagen Lungenemphyseme (Wasser in der Lunge), Beginnendes Symptom ist ein oberer Luftwegkatharr, Minimum sind super Kopfschmerzen, gar nicht zu reden von der Krebswirkung. :platt:
Und nichts heilt schlechter ab, als ein Tröpfchen Königswasser auf der Haut (so nette Wunden wie bei Phosphor!)

Also ich weiß nicht, ob sich das so lohnt?

Wie hoch ist denn die Ausbeute in Gramm von der Gesamtsubstanz an Pins?
Nimmst du auch die Chips auseinander (Silber, Gold, Platin, Paladium etc...)
Was machst du mit dem Rest gelöster Schwermetalle, ordnungsgemäß Entsorgen oder Ausguss???
Woher nimmst du das Schwefeldioxid?

Grüßlis Nasi (interessiert!)

[Bearbeitet am 10-7-2002 von Spuernase]
Situs vi late in, is et ab an et!

Jojo

Hi Spuernase,

ich habe Chemie studiert und arbeite als Chemiker in einem Labor. Daher ist das fachgerechte und sichere Arbeiten durchaus möglich. Daß sich die Arbeit nicht rechnet ist mir auch klar, deshalb habe ich im kleinen Maßstab nur so zum Spaß herumexperimentiert. :-D
Technisch wird die Goldbeschichtung in Cyanidbädern unter oxidativen Bedingungen abgelöst und anschließend mit Zinkspänen (vorher mit Bleiacetatlösung aktiviert) wieder ausgefällt. Aber das habe ich noch nicht ausprobiert (und will es derzeit auch nicht machen):besserwiss:
Die Ausbeute habe ich noch nicht bestimmt, wäre aber mal interessant.
Chips nehme ich keine auseinander, es soll ja nicht ausarten und zu einem Zweitberuf werden.
Viele Pins fallen fast schon aus einer Platine heraus, wenn man die Unterseite derselben bis zum Schmelzpunkt des Lötzinns mit einem Bunsenbrenner erhitzt.
Also alles in allem nur ein spielerisches Herumexperimentieren mit dem, was so vor der Türe lagert.


Gruß,

Jojo:jumpg:

Spuernase

Hai Jojo! :-)

Hoffe du hast meinen Beitrag nicht als Belehrung verstanden!
Habe mir schon gedacht, dass du aus dieser Fachrichtung kommst.
Aber wollte auch den Laien und Kindern dieses Forums zeigen, dass sie es nicht im Keller (ohne Abzug etc.) nachahmen.
:platt:
Nebenbei finde ich deinen Beitrag höchst interessant, da ich für nen Bekannten die Motherboards sammele, der sich für irgendwelche Bastelarbeiten Chips rauslötet (oder weiss der Henker was?)
Die Boards kann ich dann wieder haben, wenn ich wollte.

Nur wie löse ich auch Platin und Silber ab. Mit Cyanid mag ich eigentlich nicht rumlaugen und ner Firma geben lohnt nicht bei den kleinen Mengen?

Hätte schon mal Spass dran, mitzuexperimentieren. Kann ja mal paar Goldrandleisten etc. sammeln und dann schaun wir mal?

Grüßlis Nasi
:idee:
Situs vi late in, is et ab an et!

Spuernase

PS. Falls hier jemand kostenlose  Motherboards oder Steckkarten für den Bekannten hat, bitte meldet euch doch mal bei mir im u2u Bereich? Am besten gleich ne größere Zahl, damit sich das Porto lohnt! Danke! :super:
Situs vi late in, is et ab an et!

Jojo

Hi Spuernase,

an Elektronikschrott mangelt es bei mir wirklich nicht, der Container wird regelmäßig geleert und auch wieder befüllt. :-D
Am schonendsten würde die Goldentfernung mittels Cyanid funktionieren, da die Kunststoffteile nicht weiter stören und man nicht soviel zerlegen müßte.
Irgendwo habe ich auch ein Rezept u.a. mit Ammoniumchlorid gelesen, bei dem man die  vergoldeten Teile mit einer Pampe einschmiert und erhitzt. Danach soll die Goldschicht abblättern. Muß nochmal nach der Rezeptur suchen.
Mit dem Gold könnte man die Eisenfundstücke vergolden und so optimal vor weiterer Korrosion schützen:-D:super:

Gruß,

Jojo:jumpg:

Spuernase

Was im Netz geklautes:

Die älteste Methode der Goldgewinnung ist die Goldwäsche. Goldhaltige Sande und zerkleinerte Gesteine werden mit Wasser aufgeschlämmt und solange bewegt, bis sich die spezifisch schwereren Goldbestandteile von den übrigen Schlamm und Sand getrennt, und unten abgesetzt haben. Dazu benutzte man ursprünglich Felle und Tücher, später die sogn. Goldwäscherpfanne. Vereinfachungen wie hölzerne Rinnen und Rüttel- und Pumpanlagen brachten keine wesentliche Erhöhung der Ausbeute.
 Da über 50% des Goldes in der ausgewaschen Masse zurückblieb, wurden später chemische Verfahren entwickelt. Das Amalgamationsverfahren beruht auf der Eigenschaft der Löslichkeit von Gold durch Quecksilber. Gold und Quecksilber gehen dadurch eine Legierung ein. Nach dem Abtrennen des Amalgams wird die Legierung auf 360°C erhitzt, wobei das Quecksilber verdampft und das Gold zurückbleibt. Diese Methode wird bereits bei den Römern, 14 v. Chr. von Vitruv erwähnt. Heutzutage wird dieses Verfahren in der Plattenamalgamation eingesetzt. Die auf die optimale Korngröße von einigen zehntel Millimetern zerkleinerten, goldführenden Sande und Gesteine werden mit Wasser versetzt über versilberte Kupferplatten geleitet, die mit einer dünnen Schicht Quecksilber bestrichen sind. das Quecksilber löst das Gold aus dem Schlick und es bildet sich ein Amalgam, das alle 6 Stunden abgestrichen wird. Durch Destillation wird anschließend ein Rohgoldkuchen mit einem Feingehalt von 600-800/°° gewonnen. Das verdampfte Quecksilber wird zurückgewonnen und wieder eingesetzt.  
 
 Die Cyanidlaugerei nutzt die Eigenschaft des Natriumcyanids mit Sauerstoff Edelmetalle zu lösen. Dieses Verfahren wird verwendet bei Golderzen mit Goldgehalten die für die Amalgamation nicht mehr rentabel sind, sowie zur Weiterverarbeitung des bei der Amalgamation gewonnenen Rohgoldkuchens. Bei industriellem Einsatz des Verfahrens wird der vorbereitete, Erzschlamm in großen Stahlbehältern unter ständiger Luftzufuhr mit Natriumcyanidlösung ausgelaugt. Nach 10-16 Stunden kann die Lösung filtriert und mit Aluminium - oder Zinkstaub ausgefällt werden. Das Zink wird dann mit verdünnter Schwefelsäure herausgelöst. Das auf diese Weise gewonnene Rohgold hat bereits einen Feingehalt von ca. 900/°°.  
 Um einen noch höheren Feingehalt zu erzielen werden bestimmte Verfahren zur Raffination angewandt: Die Chlorgasraffination und die Elektrolyse.  
 Die Chlorgasraffination wird seit 1921 zur Raffination des südafrikanischen Goldes verwendet. Da Gold sich im Gegensatz zu seinen Begleitmetallen als besonders widerstandsfähig gegenüber Chlorgas herausgestellt hat konnte dieses Verfahren entwickelt werden. In die Rohgoldschmelze wird durch eine Tonröhre Chlorgas eingeführt. Das Gas bindet die Begleitmetalle in Chloride, die als Dämpfe entweichen. Nur das Silberchlorid wird zum Schluß zur Weiterverarbeitung von dem flüssigen Gold abgeschöpft. Das Gold wird danach in Barren gegossen, deren Feingehalt 995/°° beträgt.
Situs vi late in, is et ab an et!

Alderon

Hi,
ich war mal in der Binnenschiffahrt beschäftigt, da hab ich auch ab und zu Elektronikschrott geladen. Ich mich mal mit dem Empfänger der Ladung unterhalten. Nach seinen Angaben werden aus 500Tonnen!!! Schrott ca 30 kg Gold gewonnen. Aber das ist ein riesen Berg Schrott.:besserwiss:

Jojo

Hi,

wenn man es geschickt im großtechnischen Maßstab anstellt und auch die anderen seltenen Metalle zurückgewinnt, ist es ein durchaus lohnendes Geschäft. :super:

Gruß,

Jojo:jumpg:

Digger


Schrott ist oft lohnender als eine "Seife"
am Yukon,und 30 kg bei 500 to. ist der
"Schlagende Beweis" dafür !!!
Ich wollte,ich würde einmal so eine Stelle
an einem Flusslauf finden !!!
Ich Garantiere Euch das ich jede to.
Schaufel für Schaufel mit der Hand aus-
waschen würde !!!
30 kg,das sind in Euro immerhin die kleinig
keit von ca. 310.000,00 € ober in alter
Währung > 620.000,00 DM< .
Dafür lohnt sich eine "kleine Schifffahrt" !!!

mfg  Digger    :super::jumpr::jumpg::jumpb:

Goldminer

Da ist weit mehr drin als nur 30kg, da gabs doch mal eine Reportage von einem in Silicon Valley der mit Elektronikschrott sehr viel Geld gemacht hat, hat ganz klein angefangen und zählt mittlerweile zu den 10 Reichsten Amis, der verdient fast soviel wie Bill Gates und der macht ja bekanntlich sein Geld auch mit Schrott:-D

Jotonius

Zitat...wie Bill Gates und der macht ja bekanntlich sein Geld auch mit Schrott :-D
Hallo Goldminer,

diesen Spruch lasse ich mir verGOLDen und einrahmen!! :super:

Das trifft den Nagel auf den Kopf! :teufel:

Tomcat

Life burns!

Jogi

Richtig!
Der Microsoft Bill versteht es wirklich verdammt gut den Schrott für jede Menge Kohle zu verkaufen. In Amiland ist das ja leider ein Volkssport!

Ich hab auch mal nachgerechnet was an nem PC (386 bis 586) so an Gold drin ist. Jumper und Slotkontakte haben nur eine Schichtdicke von 200nm und bringen so ca 80mg. Die CPU Sockelkontakte haben eine höhere Schichtdicke von ca 500nm und kommen so auf ca. 50mg. In den Bondingdrähten der restlichen Chips und in der CPU dürfte nochmal so 150mg drin sein. Macht so ca. 300mg pro PC, was einen Goldwert von etwa 3 Euro pro PC macht(bei einem gesamt Elektronik-Schrottgewicht von 1,2kg).

Dise 3 Euro bekommant auch raus wenn man das ganze Zeug bei www.scheideanstalt.de abgibt. Ich hab mal die Preise der einzelnen Sortierkategorien angefragt:

 Gold-Chips                 40,00 Euro/kg
 Keramik-Chips               3,50 Euro/kg
 Leiterplatten Klasse 1      2,20 Euro/kg
 Kunststoff-Chips            1,00 Euro/kg

Nun sind allerdings 3 Euro pro PC nicht gerade viel, das Teil zerlegt sich ja auch nicht von alleine. Aber wozu überhaupt zerlegen?! Es gibt doch die Bill Geiz Methode! Einfach ein schickes, neues Design-Gehäuse, ein neues, tolles Logo drauf und für 999 Euro als DAS Supertolle ULTIMATIVE Gerät verkaufen!!!!!:idee:

Joe

Habe mich vor einiger Zeit auch mit dem Thema beschäftigt.
Habe gelesen dass eine Firma aus 120.000 Handys über 1kg Gold gemacht haben soll.

Übrigens wird das Gold aus dem Elektroschrott teils mit Kupfer zurückgewonnen. Da das Kupfer sowieso teils Elektrolytisch raffiniert wird.

Das ganze funktionuert so. erst wird mal alles klein geschreddert. Dann rein ins flüssige Kupfer. Der Kuststoff verbrennt(Achtung Gase teils giftig) Das Gold bildet mit Kupfer eine Legierung (Cu2Au oder CuAu) - Durch Elektolyse wird das Gold wieder zurückgewonnen.

Das meiste Gold ist in den Chips- das kann man so auch zurückgewinnen.