Ein Greenhorn in Schweden - die Bilanz

Begonnen von Ölfinger, 27. Juli 2011, 12:31:52

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Ölfinger

Hallo,
wie versprochen schreibe ich hier mal einen kleinen Bericht darüber, was bei meiner Schwedentour herausgekommen ist.

Der kleine Ort Ädelfors liegt am Emån in einer wunderschönen Gegend im Herzen Smålands, ca. 350 km vom Fährhafen Trelleborg entfernt. Direkt am Fluß liegt das Goldwaschcamp mit einem schönen, aber sehr einfach ausgestatteten Campingplatz. Für 300,-SKR pro Tag bekommt man eine Waschpfanne, ein Sieb und eine gründliche Unterweisung durch erfahrene Goldwäscher. Im Shop kann man aber auch alles kaufen - von diversen Waschpfannen bis hin zum schweren Gerät und dann sein Glück in der Umgebung versuchen.
Ich schlug mir schnell aus dem Kopf, auf eine möglichst große Goldmenge hinzuarbeiten. Statt dessen bemühte ich mich, so viel wie möglich zu lernen und meine Waschtechnik zu verfeinern. Den Bogen mit der Waschpfanne hatte ich schnell raus und ließ immer wieder die alten Hasen auf meine Hände gucken und mir Hinweise zur Optimierung der Arbeit geben. Am Waschplatz ist das eiszeitliche Flußsediment ca. 3m tief angebaggert und enthält sehr verschiedene Schichten, von dünnen Lehmflözen bis hin zu Schichten mit ca. 0,5 m³ großen Steinen. Die sehr netten und auskunftsfreudigen Wäscher (Viele sind Rentner und verbringen mehrere Monate im Jahr dort) erklärten mir geduldig, welche Stellen am Ergiebigsten sind.
So verbrachte ich einen Tag mit Handwäsche und hatte für's erste ca. 0,7g.

Überhaupt muß ich sagen, daß das Klima auf dem Platz exzellent ist. Die Leute sind sehr sympatisch und mehrere spannende Lagerfeuergespräche endeten nach 03.30 Uhr.
Meine Waschrinne wurde dabei auch ausfühlich besprochen. Ausgelacht hat mich niemand, aber mir wurde sehr sachlich erklärt, wie eine gut funktionierende Waschrinne auszusehen hat - und vorallem warum. Selbst der Händler, der vor Ort Waschrinnen verkauft, gab mir viele wertvolle Hinweise. Do-it-yourself kann eben auch eine Lebensphilosophie sein und ist nicht zwangsläufig ein Indikator für Geiz.
Die großen Aluriffel erwiesen sich als unbrauchbar, da sie sich sofort zusetzten. Als ich sie nahezu waagerecht anbrachte, fing sich etwas Schwarzsand dahinter. Gold war keines dabei, da man auf dem Gelände nicht mit Rinnen arbeiten darf und die angrenzende Flußstelle, wo ich das Teil testete, wohl schon tausend mal durchgewaschen wurde.
Die kleineren Holzriffel funktionierten übrigens recht gut.
Trotzdem ziert die Rinne jetzt neben einigen anderen bizarren und  z.T. antiken Konstruktionen als Kuriosität das Camp. :-D
Für's nächste Mal mache ich mir eine leichte Alurinne und lege eine Matte vom Bayerwalddigger rein.

Einer der älteren Hasen lud mich ein, mit ihm eine alte Abraumhalde zu untersuchen. Durch ihn lernte ich, nach den interessanten Quarzbrocken mit den richtigen Begleitmineralien zu suchen. Er hatte einen kleinen, recht altmodisch aussehenden Detektor dabei, der eine mikrofonähnliche Spule hatte. Damit konnte er selbst Goldkrümel, die man mit dem bloßen Auge kaum erkennen konte, recht genau im Stein lokalisieren.
Ausgestattet mit diesem Wissen fand ich einige Tage später einen kleinen Quarzgang, aus dem ich zu meiner großen Freude das unten abgebildete Stück herauspicken konnte. :hilfe3:

Sehr interessant und aufschlußreich ist auch das in einem alten, denkmalgeschützten Speicher untergebrachte Museum, daß ich nur jedem ans Herz legen kann. Neben zahlreichen, sehr schönen Mineralien findet man dort eine sehr schöne Dokumentation des Goldbergbaus der Region und einen kleinen, aber feinen Museumsshop, wo ich für kleines Geld 2 sehr schöne Meteoriten erworben habe.

Fazit: Reich bin ich noch nicht, aber ich habe eine tolle Zeit dort verbracht, viel gelernt und neue Freunde gewonnen.

Grüße
Ölfinger
was ich so treibe

Daniel

Zitat von: Ölfinger in 27. Juli 2011, 12:31:52
Fazit: Reich bin ich noch nicht, aber ich habe eine tolle Zeit dort verbracht, viel gelernt und neue Freunde gewonnen.
Reich wird man als Hobbysucher auch nicht und mal ehrlich,
die tolle Zeit und die neuen Freunde dürften wertvoller sein.
Ist ein klasse Bericht und mit der einen Tagesausbeute
kannst Du recht zufrieden sein.

Gruß Daniel
Spalttabletten, meine Dame, sind bekömmlich und gesund.
Doch verwirrend ist der Name, sie gehören in den Mund.

Ölfinger

Das mit dem Reichwerden war auch ironisch gemeint.
Mit dem Detektor hat es in 20 Jahren auch nicht geklappt. :narr:
Grüße
Ölfinger
was ich so treibe

StoneMan

Zitat von: Ölfinger in 27. Juli 2011, 12:31:52
...

Fazit: Reich bin ich noch nicht, aber ich habe eine tolle Zeit dort verbracht, viel gelernt und neue Freunde gewonnen.

Moin,

also eine rundum Bereicherung - danke für den schönen Bericht. :waschen:

Gruß

Jürgen
Was könnte wichtiger sein als das Wissen? fragt der Verstand.
Das Gefühl und mit dem Herzen zu sehen, antwortet die Seele.
Antoine de Saint-Exupéry

Grafschaft Mark


Speedking

schöner Bericht UND schöne Fotos. :glotz:

Wie lang hat die Anreise /Abreise gedauert?

geoexploration

#6
Zitat von: Ölfinger in 27. Juli 2011, 12:31:52
Die großen Aluriffel erwiesen sich als unbrauchbar, da sie sich sofort zusetzten.

Na ja, schöner Bericht Ölfinger - und auch dass ich davon nichts anderes erwartet hatte, wie ich darüber an anderer Stelle geschrieben hatte, ohne mich darüber lustig machen zu wollen.

Gruss

Geo  :winke:

Emtypan

Vielen dank für diesen klasse Bericht!
Es war genau das drin was ich an den Goldwasch-Geschichten mag(und das unnötige fehlt), beim lesen des threads kommt mir nur ein Gedanke,
wie gern wär ich dabei gewesen :).
Zu deiner Rinne möchte ich noch folgendes anmerken,
auch ich bastel mir oft Sachen zusammen, mal funktionieren sie, mal nicht, mal sogar besser als sie sollten.
Man sollte den Lerneffekt bei solchen Dingen nicht vergessen, soweit ich weiss geht das menschliche Gehirn mit Fehlern seltsam um,
man lernt daraus^^. Die Dinge die man mal falsch gemacht hat vergisst man nicht so schnell, und das Wissen das du dir dabei angeeignet hast
hilft dir mit Sicherheit in anderen Bereichen weiter.
Und wie oft wurden Menschen in der Geschichte "ausgelacht" und ein paar hundert Jahre später bewundert?
Für mich eine Spitzen Sory mit überwiegend win-win situations.

eldo6000

hi

ZitatDie großen Aluriffel erwiesen sich als unbrauchbar, da sie sich sofort zusetzten. Als ich sie nahezu waagerecht anbrachte, fing sich etwas Schwarzsand dahinter. Gold war keines dabei,.....

beim bau der rinne hast du zb den fehler gemacht direkt vorne ein holz quer über die beiden seitenbretter zu nageln, anstatt es erst gut 30 weiter anzunageln, so wäre dann freiraum vorne, wo man ohne probleme material reinkippen kann.
die ersten 30 cm würd ich auch keine riffel anbringen.

tj, wenn sich riffel zusetzen ist die box mit sicherheit unbrauchbar, oder die strömung zu gering.
wenn sie nur einigermaßen funktionierte als du die riffel nahezu waagerecht anbrachtest, dann war die stömung zu gering.

ich hab dir ja ausführlich berichtet wie ich mir damals eine holzsluice gebaut habe, damit hab ich pfundweise schwarzen dand hinter den riffeln eingefangen, welcher auch da blieb, anderes material wurde zuverlässig weggeschschwemmt.

was ich allerdings nicht einschätzen kann ist die wichtigkeit von zb teppich worin sich goldflitter festzetzen, allerdings ohne teppich sollte sich eine sluicebox erstrecht nicht zusetzen, dafür brauch ich auch nicht ohne teppich vorher großere steine auszusieben, und diese großen steine werden annähernd mit der strömungsgeschwindigkeit über die sluice gefegt, und berühren den boden der sluice kaum.

die strömungsgeschwindigkeit des wassers muß eine gewisse geschwindigkeit haben, eine hohe geschwindigkeit, deshalb haben kommerzielle boxen auch oft vorne eine trichterförmige erweiterung.

der vorteil eine so hohe strömungsgeschwindigkeit zu haben das ein trichter vorne nicht nötig ist, ist aber auch, dass dass wasser vorne kaum verwirbelt wird, so dass goldflitter auch weniger herungewirbelt werden.

außerdem ists auch von vorteil hinter den riffeln eine vertiefung zu haben, die schnell mit blacksand aufgefüllt ist, gold hat dadurch aber die möglichkeit sich besser abzusetzen. bauart bedingt bei meiner sluice war ja automatisch so eine vertiefung hinter den riffeln vorhanden, und im nachhinnein muß ich sagen, dass es eigentlich nur ein zusätzlicher vorteil ist.

 

Bayerwalddigger

Toller Bericht. Und lass dich nicht beirren bei deinem Erfindungsreichtum.
Auch bei mir geht es hauptsächlich über bauen und ausprobieren.

Grüsse
Bayerwalddigger/Paul
Jedes Flinserl macht mich reicher
http://www.bayerwalddigger.de

Topas

Hallo,

genau,  nur Versuch macht Klug !!

Schöner Bericht und das mit dem Reichwerden seh ich so: Ich werde ein Stück reicher, wenn ich am Bach sitze und mich umsehe, ich werde ein Stück reicher, wenn ich die Freiheit geniese, an diesem Bach sitzen zu können und ich werde eine Stück reicher, wenn obendrauf auch noch ein Flitterchen in der Pfanne liegt.
Alles in Allem: Verdammt bin ich reich  :zwinker:

:winke: Andreas