Gold aus dem Meer

Begonnen von geoexploration, 31. August 2008, 19:14:19

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

geoexploration

HEISSE QUELLEN
Hexenküche auf dem Meeresgrund
Von Tim Schröder Der Spiegel

4. Teil: Unmengen an Gold locken in der Tiefe



Für die Manganknollen im Clarion-Clipperton-Gürtel hat sich die in Deutschland für den Meeresbergbau in internationalen Gewässern zuständige Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) schon vor zwei Jahren ein Stück Meeresboden gesichert. "Deutschland verfügt kaum über eigene Bodenschätze. Angesichts der explodierenden Weltmarktpreise für Metalle ist es gut, eine neue Rohstoffquelle zu besitzen", sagt Carsten Rühlemann vom BGR-Referat für Meeresgeologie und Tiefseebergbau in Hannover, "bis mit einem Abbau begonnen werden kann, wird es aber noch mindestens zehn Jahre dauern."

Der Manganknollenabbau ist bereits mit einem "Mining Code", einer Bergbauvorschrift, geregelt, der auch Umweltauflagen enthält. So darf der Claim nicht flächendeckend, sondern nur in einem Patchworkmuster abgeschürft werden, damit unberührte Flächen erhalten bleiben. "Für den Meeresbergbau ist der Umweltschutz also ausgearbeitet, ehe der Abbau überhaupt begonnen hat", sagt Jenisch – ein Novum im Bergbau und im internationalen Recht.

Die ISA hat für die Massivsulfide der Schwarzen Raucher bisher keine Bergbaurichtlinie verabschiedet. Derzeit diskutieren Experten noch einen Entwurf. Sicher ist aber schon jetzt, dass künftig ausschließlich erkaltete Black Smokers für die Massivsulfidernte freigegeben werden. Denn die sind meist nur dünn von Lebenwesen besiedelt.

Trotzdem könnte der Bergbau an den Schwarzen Rauchern früher starten als der Abbau der Manganknollen. Das australische Meeresbergbauunternehmen Nautilus Minerals treibt derzeit ein Projekt vor dem Inselstaat Papua-Neuguinea voran und hat dafür in den vergangenen Jahren von Geldgebern bereits einige hundert Millionen Dollar Startkapital erworben.

Es ist vor allem die Aussicht auf reiche Goldfunde, die die Konsortialpartner antreibt. 1994 hatte das deutsche Forschungsschiff "Sonne" ein großes Massivsulfidvorkommen in rund 1000 Meter Tiefe angebohrt, den Conical Seamount zehn Kilometer vor der Insel Lihir. Die Untersuchung der Bodenproben ergab unglaubliche Goldgehalte: 230 Gramm je Tonne – an Land gelten schon zwei bis drei Gramm als abbauwürdig.

Experten schätzen, dass allein in diesem Massivsulfidhügel insgesamt 600 Tonnen Gold ruhen. Der Conical Seamount befindet sich im 200 Seemeilen breiten Hoheitsgebiet von Papua-Neuguinea und unterliegt damit nicht den Regelungen der ISA, die allein für supranationale Meereszonen zuständig ist. Die Regierung darf eigenmächtig Bergbaulizenzen vergeben. Übrigens ist dies kein Einzelfall: Viele der Black-Smokers-Areale liegen in sogenannten Inselbogenregionen, zum Beispiel in japanischen und neuseeländischen Hoheitsgewässern.

Erst forschen, dann schürfen

Doch bevor es ans große Bohren geht, wollen manche Experten geklärt wissen, wie tot die erkalteten Schwarzen Raucher tatsächlich sind. Obgleich sie als öde und verwaist gelten, könnten sie bislang unentdeckte biologische Schätze bergen. Onno Groß, Chef der Hamburger Tiefseeschutzorganisation Deepwave, dringt deshalb darauf, das Arteninventar der Bergbauareale zu erfassen. "Die Biologen haben bislang nur einen winzigen Teil der Black-Smokers-Gebiete systematisch untersucht", sagt Groß. "Noch ist zum Beispiel völlig unklar, wie wichtig sie als Zwischenstopp, als 'stepping stone', für die Verbreitung von Tiefseeorganismen sind, oder auch, wie viele wirtschaftlich bedeutende Bakterienarten dort leben." Für ihn gilt deshalb: erst forschen, dann schürfen.

Ein solches Vorgehen ist tatsächlich denkbar. So rechnet Uwe Jenisch, obwohl sich der Bergbau in den nationalen Hoheitsgebieten der internationalen Kontrolle entzieht, nicht mit einem rücksichtslosen Goldrausch, der den Umweltschutz missachtet. "Die meisten Staaten sind dem Seerechtsabkommen beigetreten und fühlen sich in der Pflicht. Ein nationaler Alleingang zöge mit Sicherheit eine internationale Ächtung nach sich."

Erst im März hat Nautilus Minerals auf einer internationalen Tiefseebergbaukonferenz in Aachen selbstbewusst verkündet, schon in zwei Jahren mit dem Meeresbergbau vor Papua-Neuguinea beginnen zu wollen. Johannes Post, Ozeanograf und Vorstandsmitglied der deutschen Gesellschaft für maritime Technik, hält die Versprechungen der Australier für realistisch.

Post ist einer der Experten, die den deutschen Meeresbergbau vorbereiten. "Es ist geplant, die bewährte Abbautechnik eines deutschen Herstellers weiterzuentwickeln. Die hat sich bereits im industriellen Maßstab beim Schürfen von Diamanten im Südatlantik vor der namibischen Küste bewährt", sagt Post. Da sei der Beginn des Meeresbergbaus vor Papua-Neuguinea im Jahr 2010 durchaus denkbar. Der Chef des Nautilus-Minerals-Konkurrenten Neptune sieht das freilich anders. Als während der Tagung in Aachen die Jahreszahl 2010 fällt, schüttelt er heftig den Kopf.

So scheint derzeit nur eines sicher: Die Black Smokers dürften auch in Zukunft spannend bleiben.

----------------------------------------

Gruss

Geo  :winke: