Die Kelten II. ( Keltische Feste, Menschenopfer,Kelt. Bräuche,Handel,Oppidum )

Begonnen von Merowech, 20. November 2005, 10:33:53

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Merowech

Keltische Feste
Die Feste der Kelten orientierten sich primär am Lauf der Sonne: sie feierten wie alle indoeuropäischen Völker die Sommer- und Wintersonnwende sowie die Tag- und Nachtgleichen im Frühling bzw. Herbst . Eine feinere Unterteilung des Jahres sah zudem Feste an vier Monatsersten vor:

* Am 1. Februar ein Lichterfest, an dem gefeiert wurde, dass man nun dank der längeren Tage wieder ohne Kerzen auskommen kann.
* Am 1. Mai wurde ein Fruchtbarkeitsfest gefeiert, an das heute noch die Tradition der Maibäume erinnert.
* Ein mehrwöchiges Erntedankfest hatte seinen Höhepunkt am 1. August.
* In der Nacht zum 1. November schliesslich das Totenfest: Die Kelten glaubten wie die Germanen an eine Form des Weiterlebens nach dem Tod. Dieses Fest war in der Bevölkerung so stark verwurzelt, dass die christliche Kirche ohne biblische Grundlage eigens die Feste Allerheiligen (1. November) und Allerseelen (2. November) erfand, um den unausrottbaren Volksbräuchen wenigstens eine christliche Etikette anzuhängen. In den erst gegen Ende der 1990'er Jahre aus den USA nach Europa zurückgekehrten Halloween - Bräuchen (von All Hallow's Eve = Vorabend von Allerheiligen) scheinen ganz schwach noch alte Vorstellungen durch: Ging es bei den Kelten darum, die Totengeister zu besänftigen, damit sie den Lebenden nicht gefährlich wurden, so müssen heute unter der Drohung von "Trick or Treat" die kleinen Plagegeister (Kinder) mit Süssigkeiten besänftigt werden, damit sie den Erwachsenen keine Streiche spielen.
Menschenopfer
Sicher waren die Sitten rauher als heute, allerdings nicht nur bei den Kelten und Germanen sondern auch bei den Mittelmeervölkern.Diese hatten eine sehr große Einbildung auf ihren scheinbar zivilisatorischen Vorsprung. Insbesondere kann hier nicht verschwiegen werden, dass mit einer Ausnahme(Hebräern ) alle damaligen Völker in Europa und Kleinasien davon überzeugt waren, dass ihre Götter günstig gestimmt werden müssten, indem man Tiere und auch wehrlose Menschen (meist Sklaven oder Kriegsgefangene, manchmal auch Kinder) tötete und sie so den Göttern als Opfer darbrachte.
Man muß bedenken, daß die Römer gegenüber den Kelten ein rassistisches Vorurteil hatten und dass sie dämonisiert wurden. Die Anderstartigkeit ihrer Religion wurden von den Römern aufgebauscht. Wenn man den Berichten klassischer Autoren über Menschenopfern bei den Kelten Glauben schenken will, stellt man fest, daß es dieselben Autoren sind, ( die Griechen) die nicht den Unterschied zwischen Germanen und Kelten kannten, selbst nachdem Cäsar ihn in seinem Bello Gallico beschrieb, doch genau dieser Cäsar, dem wir auch viele "Informationen" verdanken ist es, der die Grenze zwischen den Kelten und Germanen am Rhein setzte. Heute wissen wir, dass dies lediglich seiner Politik diente und dass die Grenze anders verlief und fließend war. Außerdem sollte man nicht vergessen, dass Cäsar allein in Gallien über 800 Dörfer zerstörte und 3 Millionen Menschen tötete.                              
                                                                                                                 
Zeichnerische Rekunstruktion  
des Viereckheiligtum v. Gournay-sur Aronde –mit schädelgeschmücktem To, zur Schau gestellten Waffen offener Holzbau mit Opfergrube.  
Siegesmal von Ribemont-sur--Ancre Auf einem überdachten Holzpodest
standen 88 mumifizierte Männerleichen in voller Bewaffnung u. Formation.

                 

Portal des kelto-ligurischen Heiligtums v. Roquepertuse

Menschenopfer fanden statt, doch es gab keinen Menschenopferkult. Das ist von den klassischen Autoren maßlos übertrieben. Im Normalfall wurden Tiere geopfert, Menschen wurden nur in Zeiten extremer äußerer Bedrohung, wie der römischen Invasion, geopfert.(Gefangene und Sklaven andere Stämme oder Sippen wurden geopfert ) Viel verbreiteter war da die Opferung von Votivgaben, wo Gegenstände im ganzen keltischen Europa in Flüsse, Seen und Moore versenkt wurde.
Keltische Bräuche und Gesellschaftsordnung        
Da die Kelten selbst kaum etwas über ihre Sitten und Bräuche aufschrieben ( X ), ist es schwierig, darüber sichere Auskunft zu geben. Belegt ist, dass sie sehr reinlich waren und ebenso wie die Germanen Seife benutzten. Wer die Seife erfunden hat, ist dagegen umstritten. Funde von Scheren, Rasiermessern, Kämmen, Ohrlöffelchen, Pinzetten, Spiegeln, Steckkämmen und Klappmessern für das Necessaire belegen die hohe Toilettenkultur der Kelten. Nach dem griechischen Geschichtsschreiber Diodor, der in Rom lebte, rasierten die Kelten den Backenbart, liessen aber den Schnurrbart wachsen, "so dass er den Mund bedeckt". Sie sollen auch die Haare gebleicht und
lang getragen haben.
( X ) Die Kelten vermieden es vermutlich bewusst, gesellschaftliche, religiöse oder ihre Tradition betreffende Inhalte schriftlich festzuhalten – wie beispielsweise Caesar berichtet. Es gibt aber sowohl eine Reihe Inschriften in griechischer Schrift als auch archäologische Nachweise von Schreibgerät aus den spätkeltischen Oppida, die Schriftlichkeit – besonders in wirtschaftlichen Belangen – und eventuelle Fremdsprachenkenntnisse, zumindest der Oberschicht, nahe legen.
Sippen und Stämme
Eine keltische Familie setzte sich aus mehreren Generationen zusammen, mehrere Familien bildeten mit ihren Hörigen und Leibeigenen (Sklaven) eine Sippe. Das Ansehen der Sippe bemass sich am gemeinsamen Grund-, Sklaven- und Viehbesitz. Mehrere Sippen bildeten einen Gau, mehrere Gaue einen Stamm. Die Sippen und Stämme standen untereinander in einem starken Konkurrenzverhältnis, zu einer eigentlichen keltischen Staatenbildung kam es mit einer Ausnahme in Kleinasien nie.
Fürst oder König
Der Fürst oder König war nicht wie in anderen Kulturen Heerführer, Gesetzgeber und Richter, sondern nur für die "Aussenpolitik" (mit diplomatischen und militärischen Mitteln) zuständig. Er hatte jedoch die Macht, den einzelnen Sippen Land zuzuteilen und konnte im Gegenzug bei Bedarf Kriegsdienstleistungen von den Sippen erwarten. Das Königsamt war nicht erblich, wer dazu gewählt werden wollte, musste aber einer königlichen Sippe entstammen.
Die keltische Frau
Verschiedene Quellen bezeichnen die keltischen Frauen als Amazonen, die ebenso stark und kriegstüchtig gewesen sein sollen wie die Männer. Die Grabfunde in der Schweiz scheinen solche Berichte allerdings nicht zu bestätigen: Während vornehme Männer mit ihren Waffen beerdigt wurden, finden sich in Frauengräbern reiche Schmuckbeigaben. Wichtigste Schmuckstücke sind goldene und silberne Halsringe mit raffinierten Verschlüssen, sowie Arm- und Fussspangen.
Immerhin scheinen die Frauen bei den Kelten wesentlich mehr Rechte als bei den Germanen und Römern gehabt zu haben. Witwen oder Töchter von Fürsten konnten die Nachfolge antreten. Frauen hatten Mitspracherecht bei Zwistigkeiten und beim Entscheid über Krieg und Frieden und konnten sich ihren Gatten frei wählen.
Bauern und Handwerker
Grundlage dieer eigenständigen Kultur der Kelten waren Fortschritte in der Landwirtschaft: Sie erfanden die schwere eiserne Pflugschar, Sense und Sichel sowie die Düngung mit Mergel und bauten Dinkel (Urweizen), Weizen, Hirse, Gerste, Hafer, Roggen, Flachs, Hanf, Mohn, Saubohnen, Erbsen, Linsen und Rüben an. Aus Hirse, Weizen oder Gerste und bitteren Kräutern, dafür ohne Hopfen brauten sie Bier.Nicht zu vergessen den Met ( Honigwein ),auch bei den Germanen bekannt. Nach wie vor lag das Hauptgewicht der keltischen Landwirtschaft aber auf der Viehzucht: Sie hielten grosse Herden von Schweinen, Ziegen, Schafen und vor allem Rindern und betrieben Milchwirtschaft. Die Jagd spielte nur noch eine unbedeutende wirtschaftliche Rolle.
Die Kelten benützen die Töpferscheibe (die sie allerdings wohl nicht selbst erfunden haben). Schafe wurden mit Eisenscheren geschoren, die Wolle wurde gesponnen, gefärbt, und daraus an bunte und lebhaft gemusterte Wollstoffe gewoben, die bereits an die bis heute bekannten "Schottenmuster" erinnern. Ärmellose Röcke und Mäntel wurden nun mit Fibeln (grossen, zum Teil reich verzierten Sicherheitsnadeln) statt mit einfachen Nadeln zusammengehalten. Die Männer trugen stets Hosen und ebenfalls bunt gemusterte Leibröcke.
Handel
Die Griechen waren um 700 v. Chr. die führende Macht am Mittelmeer, sie errichteten Kolonien als Handelsstützpunkte. Seit etwa 600 v. Chr. trieben Kelten mit griechischen Kolonien in Südfrankreich (Massilia = Marseille) und Süditalien sowie mit den Etruskern in Nord- und Mittelitalien einen regen Handel. Keltische Goldschmiede stellten feinsten Gold- und Silberschmuck her, das Gold wurde in mühsamer Arbeit aus dem Ufersand des Rheins herausgewaschen. Die Kelten exportierten auch Getreide, Fleischwaren (Schinken, Speck, Rauchfleisch),  und Sklaven.
Umgekehrt importierten z.B. die Helvetier nachweislich aus dem Mittelmeerraum Luxusgüter: Schwarze, mit Figuren bemalte keramische Trinkschalen aus Griechenland, bronzenes Geschirr von den Etruskern, grosse kunstvoll verzierte Gefässe zum Mischen von Wein mit Wasser und Gewürzen (Myhrrhen, Wermut und Honig) - und natürlich eben diese Zutaten selbst. Weiter erlesene Textilien, Goldschmuck, ägyptisches Parfum in zarten Glasfläschchen. Von den Griechen übernahmen die Kelten gewisse Verzierungen und Muster, die griechischen Schriftzeichen und Münzen (nur für den Gebrauch im Fernhandel, zuhause wurde der Tauschhandel lange beibehalten). Selbst die von Kelten ab Mitte des 2. Jahrhunderts v. Chr. selbst geprägten Münzen waren Nachahmungen griechischer und später römischer Vorbilder.
Oppidum
Unter einem Oppidum (lat. oppidum Befestigung) versteht man eine befestigte, stadtartig angelegte Siedlung der La-Tène-Zeit (späte Eisenzeit). Der Begriff geht auf Gaius Julius Cäsars Schrift De Bello Gallico (der gallische Krieg) zurück, in welcher er gallische Schanzanlagen beschrieb. Charakteristisch sind vor allem die Befestigungen durch eine mit Erde oder Steinen verfüllte Schalmauer aus Holz, der so genannte Murus Gallicus.
Der Begriff wird aber auch für Ansiedlungen der Spätantike verwendet, so spricht man etwa von Salzburg als vom oppidum Iuvavum. Ein Oppidum ist schlicht eine Ansiedlung, welche (noch) keine Stadtrechte besitzt.
Oppida werden oft als frühe stadtartige Siedlung bezeichnet, über ihre Infrastruktur ist jedoch wenig bekannt. Wie Ausgrabungen in Manching bei Ingolstadt, auf dem Titelberg in Luxemburg und in Bibracte in Frankreich zeigen, weisen zumindest einige eine dichte und regelmäßige Innenbebauung auf. Konzentrationen mediterraner Importe beweisen die Bedeutung dieser Siedlungen im Handelsnetz der La-Tène-Zeit. Oft sind die Oppida auch mit Heiligtümern verbunden. Die so genannte (keltische) Oppida-Kultur in der Spätlatenezeit zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass in diesen meist großen Siedlungen stadtartige Strukturen aufgebaut wurden, dass vielfältige Handelsbeziehungen existierten und eine zunehmende Spezialisierung und Differenzierung der ansässigen Arbeitsbereiche (Handwerk, Verwaltung) feststellbar ist.      
                                                   
Wichtigste Oppiden
 
* Oppidum Milseburg
* Glauberg
* Heidetränk-Oppidum
* Bibracte
* Oppidum von Manching
* Alkimoennis auf dem Michelsberg bei Kelheim  
* Titelberg
* Závist
* Alesia ( Schlacht mit Vercingetorix )
* Kleiner Gleichberg  

                                                                           
Grüße    MICHA   Und nutze den Tag - na ja ? - die Nacht auch !  :zwinker: