Zusammenarbeit mit Behörden in Bayern - Genehmigungen-

Begonnen von Miner66, 23. Juli 2007, 22:31:39

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jason

Zitat von: Ruebezahl in 29. Juli 2007, 08:04:13

Ich vertrete die Meinung, dass 99,9% der Sondengängerfunde nicht für Ausstellungen / Museen benötigt werden.


Diese Meinung halte ich für grottenfalsch.


Ich hab mal an anderer Stelle die folgende Meldung gepostet:

http://www.sucherforum.de/index.php/topic,22560.msg126657.html#msg126657

Die ist aber offensichtlich nur von Bavaria Mike zur Kenntnis genommen worden, der das englische System aus eigener Erfahrung für sehr gut hält.

Ich geb mal so ungefähr den Inhalt der Meldung in Deutsch wieder:

" Es ist ein spektakulärer Anstieg im Umfang der in England von Metalldetektoristen gefundenen Goldschätze zu vermelden. Per Gesetz müssen die von Hobbyisten gemachten Gold-, Bronze- und Silberfunde den Behörden in England gemeldet werden, welche einen 25%igen Anstieg von 426 Fundstücken in 2005 auf 506 Fundstücke in 2006 verzeichnet haben.

Der Kulturminister David Lammy sagt, daß Metalldetektor-Enthusiasten die Helden der britischen Kulturgeschichte seien für die man noch kein Heldenepos geschrieben habe und trotz der Anschuldigungen so mancher Archäologen, die sie als Plünderer sähen, würden Metalldetektoristen eine grosse Rolle bei der Auffindung goldener Artefakte spielen. 

Hobbyisten finden im allgemeinen kleinere aber dennoch bedeutende Gegenstände, die dazu beitragen geschichtliche Epochen zu definieren.

Der Direktor des "British Museum" Neil MacGregor, berichtet der Zeitung "The Guardian": "Wir haben jetzt eine Situation ohne Parallelen in Europa. Ohne Zweifel schreiben diese Funde die Geschichte neu!"

So, dem ist nichts aber auch garnix hinzuzufügen.

Gruss jason





Loenne

Hallo Jason,

schöner Artikel! Aber Du beziehst Dich auf Ruebezahls Aussage zu Ausstellungen und Museen. Was hat der Artikel damit zu tun? Oder glaubst Du, dass alle Funde aller Sondengänger in England irgendwo ausgestellt werden? Die Engländer bekommen 95% ihrer Funde wieder mit nach Hause und da werden sie höchstens in ihrer Vitrine im Wohnzimmer ausgestellt.  :zwinker:

Nee nee, da hat Ruebezahl schon recht. Unseren normalen Plunder will kein Mensch für eine Ausstellung haben.

Gruß
Loenne
Mundus vult decipi, ergo decipiatur
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jason

Hallo Loenne,

selbstverständlich sind nicht alle Funde aller englischen Sondengänger in Ausstellungen zu sehen.

Eine Angabe darüber, wieviel der von Sondengängern in England gemachten Funde in Museen zu sehen sind kann ich natürlich nicht machen.

Jedenfalls geht die Zahl der gemeldeten Funde pro Jahr nach Angaben vom British Museum in die tausende, allein die Zahl der goldenen Objekte belief sich im Jahr 2006 auf 506!
Die sind höchstwahrscheinlich alle in irgendeinem Museum zu sehen. Hier nur einer der Funde:
http://www.thebritishmuseum.ac.uk/explore/online_tours/britain/buried_treasures/the_winchester_hoard.aspx

Und die Funde wurden gemacht, OHNE daß die Sondengänger dabei befürchten mussten, kriminalisiert zu werden. Und die Funde wurden den Archäologen vorgelegt OHNE daß die Sondengänger befürchten mussten, daß ihre Funde entschädigungslos einbehalten würden.

Und weder die Archäologen noch die Museumsdirektoren müssen befürchten, daß die Funde auf dem Kunstmarkt verhökert werden OHNE daß sie diese jemals zu Gesicht bekommen.

Ach sind das schöne Bedingungen, lies mal hier nach: http://www.thebritishmuseum.ac.uk/the_museum/departments/portable_antiquities_treasure.aspx
Da lese ich z. Bsp. "....found by the members of the public....." und dieser Teilsatz sagt eigentlich alles.

Wir sind hierzulande eben nicht Mitglieder der Öffentlichkeit, also freie Bürger, sondern UNTERTANEN und die Beamtenfürsten bestimmen über uns. Wieviel Beamte lümmeln so im Bundestag und in den Länderparlamenten herum und hauen die Flöhe aus dem Sack?

Gruss jason

Loenne

Hallo Jason,

das ist alles richtig, aber leider nur eine Seite der Medaille. Für uns wären das natürlich paradiesische Zustände, aber ob es die auch für die Archäologen und unser Kulturgut wären?

Ich kenne mittlerweile genug Berichte aus England, wo die Archäologen die Einführung dieses Systems verfluchen und es lieber heute als morgen wieder abgeschafft sehen würden.

Da sich die Sucherei seit dem für die Engländer lohnt (in materieller Hinsicht) gibt es natürlich mittlerweile richtige Banden, die nicht davor zurückschrecken Bodendenkmäler zu plündern, um am nächsten Tag mit einer Unschuldsmiene auf dem Amt zu stehen und ihre tollen Funde zu zeigen, die sie gestern durch "Zufall" auf einem Acker gefunden haben. Ich denke, es sollte jedem einleuchten, dass es nichts, aber auch wirklich nichts gibt, wo nicht findige Burschen versuchen leichtes Geld zu verdienen, wenn ihnen diese Möglichkeit geboten wird. Ein freies Sondeln für jedermann würde die nächtlichen Grabungsaktionen auf unseren Bodendenkmälern jedenfalls nicht verringern, sondern eher noch erhöhen.

Ich glaube eigentlich nur noch an den Weg einer Zertifizierung und der Suche mit gewissen lockeren Auflagen. Wer sich dann etwas zu Schulden kommen lässt ist draußen und kann auch dem Land keine Funde mehr zum Kauf anbieten. Und welchem Sondler dieser kleine Aufwand zu viel ist oder er von vornherein weiß, dass er namentlich nirgendwo in Erscheinung treten möchte, weil er sowieso noch anderes im Schilde führt, der muss sich ein anderes Hobby suchen oder wird eben kriminalisiert.

Das stellt meine Meinung da, als Resultat aus vielen vielen Gesprächen mit Sondengängern und Archäologen.

Gruß
Loenne
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Silex

Wenn ich mir so diese  wertvollen englischen Funde  anschaue...Jason und MasterThief...dann frage ich mich wieviele Durchwühlungen und Befundzerstörungen dahinterstecken. ...Gold und Silber, Bronze etc.  das ist nur eine kleine , abgehobene Spitze des Tatsächlichen...das ist zudem ohne die (verunklärten) Zusammenhänge  (mit wenigen Ausnahmen) alles Schrott gegen die wissenschaftlichen Befunde über die tatsächliche Lebens- und Gedankenwelt  ferner Identitäten.
Wer sich für Archäologie interessiert kann wertvolle Hilfe leisten aber nicht als Schatzsucher in ungestörten oder partiell sicheren  Schichten.
Wir sind erst am Anfang  des Verstehenkönnens. Und wer sich zu schade ist , kontinuierlich und zuverlässig, auch die (sehr relevanten aber unscheinbaren) Keramik -Stein-  und Alltagsprodukte mit in die Forschung einzubringen  der sollte auch keine Genehmigung erhalten.
Dass ich nicht mal auf  abfahrbereitem Baustellenabhub sondeln darf....das lass ich mir allerdings nicht gefallen.... denn  wenn das Zeug 30 km weiter zum Auffüllen verwendet wird dann ......ist es sowieso für die Heimat verloren.
Äcker sind für mich , qua LfD , auch tabu....und daran halte ich mich auch...ausser es gibt eine Sondererlaubnis vom Amt (in der Regel bis zur
Humusgrenze)....habe ich persönlich aber noch nicht erlebt- nur unken hören....
von Wald und Wiese ganz zu schweigen.
Die ganze Diskussion dreht sich immer nur um die "Genehmigung". Es gibt in Bayern keine Genehmigung zum Graben...nur eine zum Mithelfen...Zusammenhänge, Siedlungsräume zu prospektieren und zu vervollständigen.
(ich musste selber ein paar Mal  mit Genehmigung "Notbergen". Das macht keinen Spaß weil man sofort begreift dass man hoffnungslos überfordert ist und mehr zerstört als davon übrigbleibt....)
Also ich kann damit leben wie es läuft..... man muss halt die Augen aufmachen. Und wenn hier das in einer vorgeschichtlich, minderbegünstigten Region läuft dann .....
Ich wollte Euch hiermit nur mal die Situation und die Einstellung meiner Ansprechpartner beim LfD mitteilen (und die haben in der Vergangenheit , mit lockererem Umgang, nur ÄRGSTES erlebt). Wenn Ansätze und Arbeitsweisen, wie von Loenne und Rübezahl angerissen, wieder in den Vordergrund treten würden...dann würde dies auch hier Entscheidendes ändern. Und dann könnten auch Baustellen und gefährdete Äcker  von zuverlässigen Sondlern verantwortungsvoll abgesucht werden.


Aber die Augen sind effektiver (auch ohne meinen Dolchfund)..auch wenn es keiner glauben wird
Bis bald
Edi


Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

jason

Hallo Loenne,

Zitat von: Loenne in 29. Juli 2007, 21:28:36

Ich glaube eigentlich nur noch an den Weg einer Zertifizierung und der Suche mit gewissen lockeren Auflagen. Wer sich dann etwas zu Schulden kommen lässt ist draußen und kann auch dem Land keine Funde mehr zum Kauf anbieten.

meine Zustimmung für das Gesagte. Registrierung und Schulung kann ich befürworten. Daß dann ein bestimmter Prozentsatz sich nicht an die Regeln halten wird ist auch klar, aber das ist in jedem Lebensbereich wohl so und diesen Prozentsatz an Regelbrechern gibt es im übrigen mit oder ohne Registrierung.



Gruss jason


Loenne

Zitat von: jason in 29. Juli 2007, 22:38:12
meine Zustimmung für das Gesagte. Registrierung und Schulung kann ich befürworten. Daß dann ein bestimmter Prozentsatz sich nicht an die Regeln halten wird ist auch klar, aber das ist in jedem Lebensbereich wohl so und diesen Prozentsatz an Regelbrechern gibt es im übrigen mit oder ohne Registrierung.

Hallo Jason,

es gibt kein Geschäft ohne Risiko...  :super:

Gruß
Loenne
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