Forschungsgrabung/Notgrabung

Begonnen von Langweiler8, 23. Oktober 2009, 00:58:24

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Langweiler8

Ich denke mal ich beiße hier vorwiegend auf Granit wenn ich sage, dass ich Sondeln eigentlich nicht gut heiße. Klar ich bin auch schon über den Acker gelaufen und habe mal geguckt ob vielleicht Oberflächenfunde da sind, aber ich gehe nicht mit einem Metallsucher durch die Gegend um möglichst viele Bronzefunde aus Befunden rauszureißen.

Der ThomasSHA hat es richtig gemacht. Sich erkundigt und dann wurde ihm erklärt was Sondengehen eigentlich anrichten kann. Ich denke mal die meisten wollen, genau wie ich, die Vergangenheit verstehen und Zusammenhänge klären. Einige gieren nach finanziellem Profit.
Wenn ich überlege was für Schaden durch unsachgemäße Grabung hervorgerufen werden kann....um mal wieder das "leidige" Thema Himmelsscheibe aufzugreifen. Was wäre gewesen wenn man nicht durch "Zufall" darauf aufmerksam geworden wäre ? Es hätte sich nur um einen ungeklärten Fund gehandelt....mehr nicht. Der Kontext wäre völlig im dunkeln geblieben.
Ich will nicht wissen, wieviel Fundmaterial in irgendwelchen Privatarchiven lauert ohne das man jemals daran forschen kann.

Ich als angehender Archäologe muss das schon von Berufswegen hinterfragen. Was bewegt jemanden eigentlich möglichst viel ohne sachgemäße Grabung aus dem Boden zu holen ? Wo bleibt die wissenschaftliche Herangehensweise ? Klar, es wurden viele wichtige Funde durch Zufall entdeckt. Die Forschung konnte oft mit Privatsammlern zusammenarbeiten. Dafür muss man schon dankbar sein. Doch verstehe ich den Antrieb eines Privatsammlers nicht so recht....ist es nur Gier nach dem Fundstück oder wirkliches wissenschaftliches Interesse ? Wieviele sind studierte Archäologen oder einer verwandten Wissenschaft ?

Im ersten Teil des Threads wurde geschrieben, in Deutschland finden viel zu wenig Forschungsgrabungen statt, sondern eher nur Notgrabungen. Kann derjenige das belegen ? In Wirklichkeit liegt der Prozentsatz deutlich höher als es hier genannt wurde. Notgrabungen sind schon ein großer Teil in Deutschland, doch momentan laufen immer mehr Forschungsgrabungen. Der Prozentsatz liegt bei etwa 40-45 %. Ich selbst habe in diesem Jahr auf 2 Forschungsgrabungen mitgegraben. Was ist denn so schlimm an Notgrabungen ? Bei Bauarbeiten, mit vorhergehender, fachgerechter Grabung sowie Bergung + Dokumentation der Funde, werden die Befunde auch zerstört, doch bei Sondengang/illegaler Grabung ist der Eingriff und die Beobachtung der Befunde doch oftmals sehr unzureichend. Ich möchte niemandem unzureichende Sachkenntnis vorwerfen, doch die Vergangenheit hat nunmal gezeigt was unzulängliche Beobachtung alles anrichten kann.

So......jetzt hab ich mich bestimmt unbeliebt gemacht, doch hoffe ich auch ein bissel Verständnis zu bekommen.

chabbs

Zitat von: Langweiler8 in 23. Oktober 2009, 00:58:24


Ich als angehender Archäologe muss das schon von Berufswegen hinterfragen. Was bewegt jemanden eigentlich möglichst viel ohne sachgemäße Grabung aus dem Boden zu holen ? Wo bleibt die wissenschaftliche Herangehensweise ? Klar, es wurden viele wichtige Funde durch Zufall entdeckt. Die Forschung konnte oft mit Privatsammlern zusammenarbeiten. Dafür muss man schon dankbar sein. Doch verstehe ich den Antrieb eines Privatsammlers nicht so recht....ist es nur Gier nach dem Fundstück oder wirkliches wissenschaftliches Interesse ? Wieviele sind studierte Archäologen oder einer verwandten Wissenschaft ?



Ich bin Historiker (gut, gut...nur M.A.) und kann alle Deine Bedenken nachvollziehen. Als Sondengänger bei offiziellen Prospektionen teilzunehmen, darin sehe ich gar kein Problem. Als Sondengänger ansonsten ausschließlich auf gestörten (ja,ja...) Flächen zu suchen, halte ich bei ein wenig Vernunft auch nicht für sonderlich gefährlich, wenn ein paar Dinge beachtet werden.
1. Alles mit Genehmigung und Vorlage der Funde (auch der UFOs beim Amt.)
2. Einmessen und Kartieren der Funde (so viel Störung wie immer wieder verbreitet gibt es nämlich nicht.)
3. Sondengängerschulungen wären wünschenswert. Der SG muss nicht nur wissen, wie er gräbt usw. Er muss auch wissen, wann er da Graben einzustellen hat.

Dann halte ich den Schaden, der angerichtet wird, für denkbar gering, dass wertvolle BEfunde und Funde zerstört werden- im Gegenteil, der SG kann oft auch da sein, wo ein Archäologe seinen Fuß so schnell nicht hinsetzen würde. Er ist vor Ort, an Baustellen, auf dem Acker... wo ja auch ganz gerne mal was untergepflügt wird, weil die Grundstückseigentümer kein wirkliches Interesse an Aufklärung haben.

Dennoch sehe ich immer mehr die Gefahren. Selbst in den liberalsten Bundesländern unter den freundlichsten Archäologen, hast Du die Spackos, die bewusst keine Funde melden ("Ich suche ja nur Knöpfe"... :zwinker: und posten dann in die Foren ihre MA-Münzen...) und sich aus reiner Fundgeilheit über die Interessen der Allgemeinheit stellen. Leider finden solchige auch immer noch den Beifall in den verschiedenen Foren.

Da kannst Du machen, was Du willst. Den Leuten, die ernsthaft der Archäologie helfen wollen, steht ein riesiger Haufen an Leuten gegenüber, die all die wichtigen Argumente beiseite wischen, Geschichtsliebe heucheln und dabei die Zusammenarbeit zwischen Ämtern und SG torpedieren, Geschichte zerstören und sich den seelenlosen Metallschrott dann auch noch in ihre Vitrinen stellen. Aber das wird weder ein weiteres Gesetz verhindern, noch irgendwelche Verbote. Ja, nicht mal Angebote! Was will man denn machen? Soll man denen noch Geld zahlen, damit sie ihre Pflicht tun und Funde melden?

Insofern gebe ich Dir recht. Aber lieber eine Hand voll Leute (und es sind mehr!), die die Ämter wirklich unterstützen können und wollen, als weitere Eingeständnisse an die Sondler, die eh nicht helfen wollen.

Lojoer

Hallo Langweiler8 (was ein unpassender Name),
das Prospektieren von verdächtigen Flächen (sei es nach Lesefunden mit dem Auge oder nach oberflächennahen Funden mit dem MD) ist im Bereich von gestörten Flächen eigendlich ein Muss, um regionale geschichtliche Zusammenhänge aufzuklären.
Wichtig ist dabei allerdings, dass man weiß, was man da macht. Bei der Prospektion muss man sich halt eine wissenschaftliche Vorgehensweise bezüglich des Bergens und der Dokumentation der Funde sowie der Befunde aneignen.
Das ist grundsätzlich kein Hexenwerk und im Prinzip von jedem erlernbar. Ich begehe z.B. auch entsprechende Flächen im Auftrag der UNI, wobei die anwesenden Archäologen bei der Dokumentation und Kartierung genauso vorgehen, wie ich es mache, wenn ich alleine bin.
Ich verweise hierbei Beispielhaft auf die Kartierung von Insurgent im angefügten Link
http://www.sucherforum.de/index.php?topic=25175.msg234224#new
Hierbei gehe ich davon aus, dass die Dokumentation zu den Prospektionen von Insurgent noch wesentlich umfangreicher sind als nur die dargestellte Karte.
Meine Dokumentationen von Fundstellen werden von Archäologen auf jedenfall für so gut gehalten, dass sie in Veröffentlichungen und Vorträgen einfließen, z.T. sogar abgebildet werden.
Es geht also schon, dass man auch als Laie eines Fachgebietes wissenschaftlich arbeiten kann.
Deine Bedenken kann ich natürlich verstehen, sie beruhen jedoch im wesentlich darauf, dass Du keine oder wenig Erfahrungen bei dem Umgang mit Metalldetektoren hast. Bei Lehrgrabungen habe ich im Auftrag der UNI schon Studenten mit dem Umgang von MDs vertraut gemacht. Diese waren dann verwundert (z.T. auch enttäuscht), wie gering die Suchtiefe von sollen MDs wirklich ist. Auf landwirtschaftlich genutzten Flächen bewegt man sich in der Tat zu 99,9% wirklich nur in der Pflugzone. In den restlichen Fällen muss man eben Fachleute bei der Bergung hinzuziehen. Würdest Du im Bereich Südhessen wohnen, so würde ich Dich gerne mal zu einer meiner Prospektionen mitnehmen. Ebenso, wie ein Sucher an archäologischen Grabungen teilnehmen sollte, so sollte auch ein Archäologe auch einen Eindruck hinsichtlich der Prospektionen von Sondengängern verschaffen.
Ich glaube dann würden viele Missverständnisse aus dem Wege geräumt.
Du schreibst weiter
Zitat von: Langweiler8 in 23. Oktober 2009, 00:58:24
Im ersten Teil des Threads wurde geschrieben, in Deutschland finden viel zu wenig Forschungsgrabungen statt, sondern eher nur Notgrabungen. Kann derjenige das belegen ? In Wirklichkeit liegt der Prozentsatz deutlich höher als es hier genannt wurde. Notgrabungen sind schon ein großer Teil in Deutschland, doch momentan laufen immer mehr Forschungsgrabungen. Der Prozentsatz liegt bei etwa 40-45 %. Ich selbst habe in diesem Jahr auf 2 Forschungsgrabungen mitgegraben. 

Der von Dir angegebene Prozentsatz von 40 - 45 % Forschungsgrabungen im Bezug auf alle Grabungen halte ich eindeutig für zu hoch. Ich weiß nicht woher Du diesen Prozentsatz hast. Ist er möglicherweise geprägt von Deinen Erfahrungen als Studierender an der UNI (die zu einem hohen Prozentsatz Forschungs- und Lehrgrabungen machen)?

Gruß Jörg



Langweiler8

Hallo Jörg, Hallo Chabbs,

Danke für eure ausführlichen Antworten. Ich werde mal versuchen eure Beiträge in einem zu beantworten.

Mein Nickname ist abgeleitet von dem, doch recht bekannten (???) ,Fundplatz auf der Aldenhovener Platte in NRW.

Ich gehe absolut mit, dass SG geschult werden müssen. Das Problem ist einfach das man oft dazu neigt zu verallgemeinern. Hört man sich an den Unis um läuft es meist so dass man Sondengänger mit Raubgräbern assoziiert. Ich weiß das dies Falsch ist.
Das Problem liegt wie ihr es genau getroffen habt, in der unzureichenden Schulung, des vortäuschens falscher Tatsachen und der Profitgier einiger Leute.

Ich war im letzten Jahr selber bei einer Feldbegehung vom LDA Sachsen Anhalt dabei. Meine erste, direkte Berührung mit Detektoren usw. für mich als Neuling war es natürlich spannend. Deswegen versteh ich die Einwände schon und ich denke auch auf Grabung muss mit, ausgebildeten, Sondengängern gearbeitet werden. Darum ist es einfach schändlich, wenn man zu einer Fundstelle kommt und diese geöffnet und unsachgemäß bearbeitet vorfindet. Ich meine man kann eine Grabung nicht rund um die Uhr bewachen, aber es ist schon ein Trauerspiel wenn man nach einem Wochenende zur Grabung zurückkommt und sowas entdeckt.

Daniel

Zitat von: Lojoer in 23. Oktober 2009, 08:38:09
Ebenso, wie ein Sucher an archäologischen Grabungen teilnehmen sollte, so sollte auch ein Archäologe auch einen Eindruck hinsichtlich der Prospektionen von Sondengängern verschaffen.
Ich glaube dann würden viele Missverständnisse aus dem Wege geräumt.
Dem kann ich allerdings nur beipflichten. :super:
Man bekommt als Sondengänger eine völlig andere Ansicht von den Archäologen,wenn man ihre Arbeits- und ihre Vorgehensweise bei Funden auf den Grabungen kennenlernt und selbst mit ihnen im "Dreck rumwühlt".
In dem Zusammenhang kann man auch bei dem "Gegenüber"  nach dem "Outing" als Sondengänger,direkte Aufklärungsarbeit leisten,da der Großteil auf den Unis etc. von der "alten Garde" wohl noch immer vorgepredigt bekommt,daß Sonden mindestens 2 Meter tief in den Boden "sehen" und Sondengänger grundsätzlich Kriminelle sind. :irre:
Ich konnte auf jeden Fall feststellen,daß die Jungs auch nur mit Wasser kochen und mit einem auch vernünftig reden können.
Und daß,obwohl sie wissen,daß man ein "Sondler" ist.
(Natürlich kann es sein,daß es in meinem Fall extremes Glück war,daß ich an solche Leute geraten bin aber zumindest die waren echt in Ordnung. :super:)
Und daß sogar in BW! :engel:

Gruß Daniel
Spalttabletten, meine Dame, sind bekömmlich und gesund.
Doch verwirrend ist der Name, sie gehören in den Mund.

jupppo

Zitat von: Lojoer in 23. Oktober 2009, 08:38:09
Der von Dir angegebene Prozentsatz von 40 - 45 % Forschungsgrabungen im Bezug auf alle Grabungen halte ich eindeutig für zu hoch. Ich weiß nicht woher Du diesen Prozentsatz hast. Ist er möglicherweise geprägt von Deinen Erfahrungen als Studierender an der UNI (die zu einem hohen Prozentsatz Forschungs- und Lehrgrabungen machen)?

Gruß Jörg
 

Ich denke der Anteil in D liegt eher bei 4%-5%. Die meisten Forschungsgrabungen finden leider meist im Ausland statt, dies ist zumindest meine persönliche Erfahrung (und die ist natürlich keineswegs statistisch Representativ)

masterTHief

Wer bezahlt die Forschungsgrabungen im Ausland?
Verursacherprinzip?
Oder zahlen wir Inländer das direkt oder indirekt?
Entwicklungshilfe-Etat?

Habe ich mich schon des öfteren gefragt, denn für Forschungsgrabungen im Ausland (schöner und wärmer) sind Gelder da, hier fehlen sie!

Gruß

masterTHief 

Loenne

Die Grabungen, die ich kenne (Russland, Alaska) werden von den jeweiligen Ländern bezahlt.

Gruß
Michael
Mundus vult decipi, ergo decipiatur
www.scheibenknopf.de                

Sax

Zitat von: masterTHief in 23. Oktober 2009, 16:46:17
Wer bezahlt die Forschungsgrabungen im Ausland?
Verursacherprinzip?
Oder zahlen wir Inländer das direkt oder indirekt?
Entwicklungshilfe-Etat?

Habe ich mich schon des öfteren gefragt, denn für Forschungsgrabungen im Ausland (schöner und wärmer) sind Gelder da, hier fehlen sie!

Gruß

masterTHief 

ZitatDeutsche Grabungen im Ausland werden hingegen im Rahmen von Forschungsprojekten der Universitäten, des Deutschen Archäologischen Instituts oder des Römisch-Germanischen Zentralmuseums durchgeführt
Ouelle: Wikipedia

Da das DAI sogar eine Bundesanstalt ist und dem Auswärtigen Amt untersteht dürfte klar sein wer diese Grabungen in fernen Ländern finanziert.
Gruß Micha

Pfälzer

ZitatDa das DAI sogar eine Bundesanstalt ist und dem Auswärtigen Amt untersteht dürfte klar sein wer diese Grabungen in fernen Ländern finanziert.
So ist es.  :zwinker:

ZitatUm seine wissenschaftliche Leistungsfähigkeit als international anerkanntes Spitzenforschungsinstitut zu unterstützen, wurden dem DAI Sonderforschungsmittel aus dem Genshagener Programm der Bundesregierung für Bildung, Forschung und Entwicklung zugesichert.

Forschungsschwerpunkte: Mittlerer und Vorderer Orient
Die Forscher des DAI sind weltweit in internationalen Kooperationsprojekten tätig. Ein Schwerpunkt der archäologischen Arbeit des DAI liegt im Mittleren und Vorderen Orient. So ist es in Afghanistan, Iran, Saudi-Arabien und neuerdings auch in Libyen engagiert. Die Außenstelle in Bagdad konnte bis heute nicht wieder eröffnet werden.

2007 wurde eine Forschungsstelle in Ulan Bator gegründet, die Sichtbarkeit des DAI in China durch ein neues Büro in Peking verstärkt und ein Freundeskreis des DAI in den Vereinigten Staaten von Amerika ins Leben gerufen.

Beitrag zum Dialog der Kulturen
Archäologie gilt in vielen Ländern als nationale Angelegenheit; die Erforschung der eigenen Vergangenheit besitzt als Mittel kulturgeschichtlicher Identitätsfindung und Selbstdarstellung einen hohen politischen Stellenwert. Die Wissenschaftler des DAI sorgen für ein vertieftes Verständnis der Kulturen untereinander, leisten einen wesentlichen Beitrag zum Dialog der Kulturen und mehren dadurch das Ansehen Deutschlands in der Welt. Sie sind nicht nur in den klassischen Ländern der Archäologie, sondern auch in Krisengebieten und Konfliktzonen unterwegs.
Jürgen

Lojoer

Dass wir mit dem DAI im Ausland archäologisch Aktiv sind, halte ich für grundsätzlich gut - auch wenn es meine Steuergelder kostet  :heul:.
Es ist eine völkerverständigende Maßnahme und man kann nur hoffen dass dies in den entsprehenden Ländern wirklich zu einem geschichtlichen Verständnis und zur Identitätsfindung führt. 
Auf der anderen Seite darf aber unsere einheimische Archäologie nicht zu kurz kommen. Ich sehe aber hier ein deutliches Missverhältnis. Wenn ich beim LDA bin höre ich immer nur kein Geld, kein Personal - und dass dem so ist, steht für mich außer Zweifel.
Im Ausland gilt offenbar die Devise nicht - im Tresor Erde ist alles gut aufgehoben.
Gruß Jörg

Lojoer

hallo Langweiler,
ich freue mich, dass Du versuchst Dir eine objektive Meinung zu bilden. Da ich selbst an Grabungen teilnehme, kenne ich natürlich das Problem mit unseren "Freunde der Nacht"  :wuetend:. Wie Du sicher aber hier im Forum bemerkt haben wirst findet bei den Sondengängern auch ein extremes Umdenken statt. Noch nie waren so viele aktiv in die Denkmalpflege eingebunden, wie bisher. Ich hoffe, dass durch zukünftige Archäologen wie Dir, diese Entwicklung forsiert wird.
Ich freue mich auf jeden Fall, dass Du den Weg hier ins Forum gefunden hast. Sicher hast Du schon bemerkt, dass hier auch eine Menge Lesesucher und nicht zu vergessen unsere "Stonies"  :zwinker: gut vertreten sind.
Ach ja in welche Richtung Archäologie (Fachbereich) bist Du aktiv  :winke:
Gruß Jörg 

Langweiler8

Wie schon geschrieben studiere ich sowohl Klassik als auch UFG wobei ich mich in Richtung Ufg spezialisieren will.

Das Problem, so wie ich das beobachtet habe, liegt eher darin, dass das DAI vom Außenministerium finanziert wird und dem auch direkt unterstellt ist. Wobei die LDA's Länderssache sind und nicht direkt den Ministerien unterstellt sind....Also hast du auf Länderebene den Geldfluß Bund-Land-Ministerium-Behörde während du auf Bundesebene Ministerium-DAI hast.

4-5% halte ich aber für viel zu wenig. Es ist ja nicht nur so das die Landesämter die Forschungsgrabungen finanzieren bzw. durchführen. Fast jede Uni hat eine eigene Forschungsgrabung, manche sogar mehrere.
Ich versteh auch nicht wo das Problem mit Rettungsgrabungen liegt..ob der Befund in 5 Tagen oder 10 Tagen zerstört wird ist doch völlig egal, fakt ist, er wird so oder so zerstört. Dokumentiert wird eh alles.

jupppo

Zitat von: Langweiler8 in 24. Oktober 2009, 12:29:55
Ich versteh auch nicht wo das Problem mit Rettungsgrabungen liegt..ob der Befund in 5 Tagen oder 10 Tagen zerstört wird ist doch völlig egal, fakt ist, er wird so oder so zerstört. Dokumentiert wird eh alles.

Schon mal an einer Rettungsgrabung teilgenommen? Da wird bei weitem nicht alles Dokumentiert, sondern nur das absolut Notwendige. Die beauftragten Grabungsfirmen haben mittels Ausschreibung die Aufträge erhalten und haben so minimal kalkuliert, dass wirklich nur das aller notwendigste Dokumentiert wird. Da wird dann schon mal das Gräberfeld ignoriert oder das soeben zerstörte Fundament einer Villa Rustica als zerplügt dargestellt.
Ich habe erst vor kurzem den Bericht gelesen, der bei dem Bau einer Gasleitung erstellt wurde. Obwohl sich die Baustelle komplett und mittig durch meine Lieblingsvilla (war nirgendwo verzeichnet) gefressen hat, wurde nichts von dem erwähnt.
Das ist leider kein Einzelfall. Wenn man sieht wie gering die Beträge sind, die an die Grabungsfirmen bezahlt werden, kann sich jeder ausmalen, wie das Ergebnis aussieht.

Die Prozentzahl der Forschngsgrabungen halte ich für keinesfalls höher als 5%. Nehme ich nur mal das Rheinland als Beispiel: Da wurden fast 100 Notgrabungen im letzten Jahr durchgeführt und ich weiß von 2 Forschungsgrabungen des LVR und einer der Uni Köln. Vielleicht gab es noch ein zwei andere, aber das war es dann auch.

Zum Thema Forschungsgrabungen im Ausland. Die Auslandsgrabungen werden keinesfalls nur vom DAI finanziert. Etliche Unis finanzieren die Grabungen im Ausland auch selber.

Grafschaft Mark

Hallo zusammen,

ich möchte kurz auch nochmal in die selbe Kerbe wie Lojoer ritzen...
Auch ich denke das es elementar wichtig ist das ehrenamtliche Mitarbeiter Prospektionen auf gestörten Flächen (Ackerland!!! Fundzusammenhang in der Pflugschicht quasi NULL) machen.
Ich weiß nicht ob sie euch das im Studium nicht vermitteln Langweiler8, aber die paar Männekes in den LDA können garnicht alles sehen, finden und erforschen und zumindestens in ein paar Bundesländern legt man sehr viel Wert auf unsere erkenntnisse und Funde.
Ich arbeite sehr eng mit unserem Landschaftsverband zusammen und habe die Archäologen schon einige Male bei Prospektionen mit meinem MD unterstützt und zwar auf Anfrage der Archäologen!!!
Des weiteren sind wir es, die auf Baustellen in die Löcher gucken, oder meins du der Archäologe rennt durch alle Städte in seinem Bundesland und guckt sich baustellen an???

Es geht nicht jedem um das Sammeln von Funden und den Profit. Vielen geht es einfach um eigenes Interesse an der Archäologie und der Geschichte seiner Stadt und seiner Region und auch darum dieses der Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen.
Man kann einen Sondengänger nicht pauschal als Raubgräber dahinstellen.
Trauriger Fakt ist aber leider das gemeldete ehrenamtliche Sucher leider nicht der Normalfall sind, was aber auch an der Politik der einzelnen Bundesländer liegt, aber auch an dem Bürokratiehass einiger Vollidioten denen es einfach zu viel ist mal einen Antragsbrief zu verfassen oder einfach nicht über ihren Schatten springen wollen und es kategorisch ablehnen "in diesem eh schon so beschissenen Land" auch noch eine Genehmigung zu beantragen.
Was sie durch ihre ignorante und illegalen Wald- und Wiesensondelei für einen archäologischen Schaden anrichten ist diesen Kleingeistern halt leider nicht bewusst oder schlichtweg egal (Dollarzeichen in den Augen)
Hier in NRW muss man schon wirklich mit dem Vorschlaghammer gepudert sein wenn man als halbwegs ordentlicher Bürger ohne Genehmigung auf die "Knopfsuche" geht, da grade hier eine sehr vorzügliche und harmonische zusammenarbeit zwischen ehrenamtlichen Sondengängern und Archäologen stattfindet.
Viele kapieren einfach nicht das es nicht so läuft "ich habs gefunden, also meins"...sondern das es sich bei allem um geschichtliches Volksgut handelt was jedem zugänglich gemacht werden muss!
In diesem Punkte gebe ich dir also Recht, aber wie gesagt, schau dir auch die Kehrseite der Medaille an, bevor du mit deinem gefährlichen Halbwissen pauschalisierst und einigen Leuten Unrecht tust  :winke:
Aber ich denke mal das du hier durch die ein oder andere Aussage (Lojoer, chabbs etc.) selbst merkst wie es ist und wie es laufen kann und es liegt unteranderem an so Leuten wie dir (angehender Archäologe  :-D) ob es Zusammenarbeit gibt oder ob die Leute in die Raubgräberei "getrieben" werden (siehe Bundesländer mit Grabungsverbot ohne Genehmigungspolitik)!

Guck dir mal die Geschichte von Sax an, oder frag ihn mal ganz lieb nach seiner Geschichte, dann siehst du wie es laufen kann wenn es von Beginn an ehrlich und vorbildlich abläuft  :super:

Langweiler8

Ich denke mal das Problem liegt nicht nur im Studium, sondern auch in der allgemeinen öffentlichen Meinung. Ein Dozent meinte letztens auch, wenn man manchen Sondengänger nicht gehabt hätte, dann wäre mancher Fundplatz unentdeckt....beispielsweise Kalkriese.

Alex1

ich möchte aus der Sicht eines Knechts in Sachen Sondeln mal was dazu sagen. :friede:
In erster Linie gehe ich zum Suchen, weil es für mich eine erholende und spannende Beschäftigung ist.  :super:
Ich habe keinen wissenschaftlichen Hintergrund und es liegt mir wirklich fern, dass ich mit dem Sondeln mein Gehalt aufbessere.
Ich habe schon einiges am Acker gefunden Münzen, Knöpfe, Medallions, und jede Menge Fragmente, die ich nicht zuordnen konnte.
Natürlich suche ich nach Recherche. Das macht die Sache auch noch zusätzlich attraktiv, da man ja nicht immer nur Metallschrott oder gar nichts finden will.
Ich denke die meisten Wochenendsucher haben die gleiche Intention. Im Prinzip wären wir doch wirklich gute kleine Helferlein. Die Sondler generell als Halbkriminelle abzustempeln halte ich für den falschen Weg. Eigentlich sollte man die Freizeitsondler viel besser in´s Boot nehmen.
Ein Sondlerschein wäre aus meiner Sicht angemessen, um das Verhältnis Sondler/Archäologen zu verbessern. Dann hätten auch Leute wie ich eine gewisse Berechtigung und würden sich im dienst der Wissenschaft sehen. Das wäre doch eine gute Sache.

Alex1

Guck dir mal die Geschichte von Sax an, oder frag ihn mal ganz lieb nach seiner Geschichte, dann siehst du wie es laufen kann wenn es von Beginn an ehrlich und vorbildlich abläuft  :super:
[/quote]

ich hab schon viel von "Sax" gehört, was dem aber passiert ist konnte ich leider noch nicht erfahren. Würde mich mal dafür interessieren!!

Sax

#18
Zitat von: Alex1 in 20. November 2009, 21:52:56
Guck dir mal die Geschichte von Sax an, oder frag ihn mal ganz lieb nach seiner Geschichte, dann siehst du wie es laufen kann wenn es von Beginn an ehrlich und vorbildlich abläuft  :super:

ich hab schon viel von "Sax" gehört, was dem aber passiert ist konnte ich leider noch nicht erfahren. Würde mich mal dafür interessieren!!
[/quote]

Hallo,
also mir ist im eigentlichen Sinne natürlich nichts passiert, jedenfalls nichts Negatives ..................................................
...
...
...
(gelöscht)
Gruß Micha

nobody

Ich gehe mal davon aus, das ihr von Staxe redet und nicht von Sax  :kopfkratz:
Die Ewigkeit dauert lange, besonders gegen Ende

Lojoer

Zitat von: Sax in 21. November 2009, 09:46:47
.............
Durch finanzieller Unterstützung des Nds. Ministerium für Wissenschaft und Kultur wurden daraufhin 2 Arbeitsstellen für einen Grabungstechniker und einen ,,Prospektionstechniker" geschaffen die dauerhaft das Schlachtfeld untersuchen.
Da ich arbeitslos war hatte ich halt das Glück die Stelle des Prospektionstechnikers zu bekommen.
Ich arbeite nun also seit dem Oktober 2008 beim NLD und kann sagen mir konnte wirklich nichts Besseres passieren.

Welch tragisches Schicksal  :zwinker:
:super:
Gruß Jörg

Jøran-Njål

Tragisch im positive Sinne.  :zwinker:

Herzlichen Glückwunsch.  :winke:

Gruß

Jøran-Njål
Der Raubgräberterminator meint: Freiheit für legalle Sondengänger und Archäologen. Nieder mit der Deutschen Sondengänger Union! Vertraut ihnen nicht!