Entsalzen vonEisen im Natriumsulfitbad

Begonnen von Bavaricum, 24. August 2008, 15:19:14

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

Bavaricum

Von einem Restaurator habe ich erfahren, daß Diese Archäologische Funde aus Eisen in einem Natriumsulfitbad entsalzen.

http://www.baufachinformation.de/denkmalpflege.jsp?md=2001097125384

Hat hier im Forum jemand Erfahrung damit?

Wieviel Teile Natronlauge und Natriumsulfit muß man z.B. in ein Liter Wasser geben?

Servus

Andreas

insurgent

Ich nehme immer so 5 % Natronlauge ins Aqua Dest.  Hat den Vorteil, das die Stücke im Wasser nicht weiterrosten und der Rost mit der Zeit weich wird und sich gut entfernen läßt. 

Mit Natriumsulfid habe ich keine Erfahrung.

Schöne Grüße vom Insurgenten
Meine Bodenfunde werden gemeldet

fafnir

Ich probiere gerade die Entsalzung mittels Leitungswasser.
Funktioniert bisher ganz gut.  :smoke:

Bavaricum

Also wenn ich den Restaurator richtig verstanden habe werden bei der Verwendung von destilliertem Wasser die Salze nicht so gut ausgewaschen. Das hat irgend etwas mit den Akaganeit zu nun. Ich habe mich da noch nicht weiter reingelesen. Das wird eine Lektüre für den nächsten Urlaub.

Servus

Andreas

Bavaricum

Ich habe mir mal den Beitrag zuschicken lassen. Die 9,00 € lohnen sich wirklich.

In dem Artikel wird erst ausführlich erklärt, was sich bei Eisenobjekten im Boden chemisch verändert. Mit dem freilegen der Artefakte beginnt eigentlich erst der Ärger, der ja bekanntlich bis zum Totalverlust des Eisenobjektes führen kann.

Es wird auch erwähnt, daß das entsalzen mit entmineralisiertem Wasser in Bezug auf die Chloride so gut wie gar nichts bringt.

Das für die Nachkorrosion so tückische Chlorid liegt anfänglich in Form von hydratisierten Eisenchloriden vor, die sich unter Einwirkung von Luftsauerstoff und Feuchtigkeit in Akaganeit umwandeln. ...

Während es sich in fundfrischen Objekten bei den diversen Eisenchloriden um Bestandteile handelt, die noch mehr oder minder gut wasserlöslich sind, lassen sich die Chloridionen im Akaganeit mit reinem Wasser kaum herauszulösen.


Bei meinen nächsten restaurierungswürdigen Eisenfund werde ich das mit dem Natriumsolfitbad ausprobieren.

Servus

Andreas


Mjölnir

ich arbeite jetzt auch schon seit einigen Jahren mit Natronlaugen (Natriumhydroxid und destill. Wasser) bei Eisenobjekten und mit wirklich gutem Erfolg. Was mich allerdings noch interessieren würde: Ich erneuere ca. alle 10 Tage die Lauge. Ist das wirklich notwendig oder kann man die Intervalle verringern? Ist Äznatron nach Gebrauch unbedenklich also biologisch abgebaut oder muß es wie Farben entsorgt werden?

:winke: Mjölnir

Bavaricum

Grüß Dich Mjölnir,

welche Konzentration nimmst Du für Dein Bad in Natronlauge. Ich denke eine 10% Lösung müßte ausreichend sein.

Ich erneuere ca. alle 10 Tage die Lauge. Ist das wirklich notwendig oder kann man die Intervalle verringern?

Die Intervalle kannst Du verringern in dem Du die Temperatur des Bades bei 50° C hältst. Das ist leider ohne Wärmeschank nicht so einfach.

Ist Ätznatron nach Gebrauch unbedenklich also biologisch abgebaut oder muß es wie Farben entsorgt werden?


Eigentlich müßtest Du es entsorgen. Bei uns in Bayern gibt es einmal im Quartal eine Sammelstelle für Problemmüll.

Auf der anderen Seite: der Hauptbestandteil von Rohrreinigern ist NaHO. Das mußt Du mit Deinem Gewissen vereinbaren.

Servus

Andreas

insurgent

Zitat von: Mjölnir in 04. September 2008, 10:25:44
ich arbeite jetzt auch schon seit einigen Jahren mit Natronlaugen (Natriumhydroxid und destill. Wasser) bei Eisenobjekten und mit wirklich gutem Erfolg. Was mich allerdings noch interessieren würde: Ich erneuere ca. alle 10 Tage die Lauge. Ist das wirklich notwendig oder kann man die Intervalle verringern? Ist Äznatron nach Gebrauch unbedenklich also biologisch abgebaut oder muß es wie Farben entsorgt werden?

:winke: Mjölnir

Mache ich auch so. Die Eisenobjekte bleiben 1-2 Jahre im Wasser. Allerdings wechsel ich das Wasser am Anfang alle 14 Tage und dann alle 4 Wochen. Bei einigen Stücken ist der Rost dann so weich, dass er sich mit einer Bürste entfernen läßt.

Hier mal das erste Ergebniss von einem Jahr wässern (vor ca 2 Jahren gefunden). Leider habe ich kein Bild vom Fundzustand. Sah aber schon schrecklich aus.
Meine Bodenfunde werden gemeldet

zenzi1

ist doch sehr schön geworden werd es mit einigen stücken auch versuchen

mfg.zenzi


Schwenky

Hallo Gleichgesinnte,
ich habe von einem Treffen der Restauratoren von der Behandlung bzw. Entsalzung von Eisenfunden mit Hydroxylamin gelesen. Ist das gleichzustellen mit Natrriumsulfid?
Kann mir jemand dazu was sagen?
Schönen Abend wünscht Schwenky.....

Bavaricum

Grüß Dich Schwenky,

Erfahrung mit Hydroxylamin habe ich noch nicht aber bei dieser Lösung stellt sich ein Problem. Nun ist die Entsorgung von Natriumsulfit schon nicht ganz einfach. Bei Hydroxylamin kommt noch dazu, daß dieser Stoff "umweltgefährdend" ist. Ich würde da lieber die Finger davon lassen.

Servus

Andreas

columbus

Zitat von: Mjölnir in 04. September 2008, 10:25:44
ich arbeite jetzt auch schon seit einigen Jahren mit Natronlaugen (Natriumhydroxid und destill. Wasser) bei Eisenobjekten und mit wirklich gutem Erfolg. Was mich allerdings noch interessieren würde: Ich erneuere ca. alle 10 Tage die Lauge. Ist das wirklich notwendig oder kann man die Intervalle verringern? Ist Äznatron nach Gebrauch unbedenklich also biologisch abgebaut oder muß es wie Farben entsorgt werden?

:winke: Mjölnir
Schon mal darüber nachgedacht es einem Schmied gleich zu tun?
Das war auf jeden Fall Umweltverträglicher als mit Lauge zu panschen.
Mach dir mal ein gutes Feuer mit einem anständigen Glutbett und lege deine Eisenfunde dort rein.
Dann sind sie in einer Stunde entsalzt.
Hab ich hier gelernt und funktioniert tatsächlich.

Bavaricum

Grüß Dich columbus ,

interessanter Vorschlag. Ich würde jedoch nicht ein FMA Schwert oder eine Silbertauschierte Riemenzunge dieser Methode unterziehen.

Deine Methode ist wohl mehr was für NZ Funde.

Ob die Salze durch Erhitzung total aus dem Eisen gelöst werden kann ich mir nicht vorstellen. Entweder werden sie (die Salze) gelöst oder sie verbleiben im Eisen.

Außerdem ist NaOH Hauptbestandteil eines jeden Rohrreinigers.

Servus

Andreas



insurgent

Zitat von: columbus in 22. Januar 2009, 23:20:35
Zitat von: Mjölnir in 04. September 2008, 10:25:44
ich arbeite jetzt auch schon seit einigen Jahren mit Natronlaugen (Natriumhydroxid und destill. Wasser) bei Eisenobjekten und mit wirklich gutem Erfolg. Was mich allerdings noch interessieren würde: Ich erneuere ca. alle 10 Tage die Lauge. Ist das wirklich notwendig oder kann man die Intervalle verringern? Ist Äznatron nach Gebrauch unbedenklich also biologisch abgebaut oder muß es wie Farben entsorgt werden?

:winke: Mjölnir
Schon mal darüber nachgedacht es einem Schmied gleich zu tun?
Das war auf jeden Fall Umweltverträglicher als mit Lauge zu panschen.
Mach dir mal ein gutes Feuer mit einem anständigen Glutbett und lege deine Eisenfunde dort rein.
Dann sind sie in einer Stunde entsalzt.
Hab ich hier gelernt und funktioniert tatsächlich.


Das mit dem Ausglühen ist tatsächlich eine alte Restaurationsmethode. Habe ich auch schon an ein paar nicht so wichtigen Funden ausprobiert. Die Salzverbindungen werden dabei "aufgebrochen" und dadurch entfernt. Die Oberfläche ist aber hinterher ähnlich zerstört wie bei der E-lyse.
Die Entsalzung mit Natronlauge geht sehr gut finde ich, dauert nur sehr lange. Bei mir nicht unter 8 Monaten bei Kleinteilen, liegt aber auch an den Böden im Norden.

Schöne Grüße vom Insurgenten
Meine Bodenfunde werden gemeldet

columbus

Die Salze werden bei einer Themperator ab 600 Grad aufgespalten und zerstört, sind dann nicht mehr schädlich für das Eisen.
Ich würde auch niemandem raten wollen das mit wertvollen antiken Gegenständen zu versuchen, wie mit einem Schwert, aber bei einem Hufeisen geht das schon recht schnell und wirkungsvoll.
Was mich dabei aber noch interessieren würde, wie sieht die Oberflächenstrucktur aus, nach einer Behandlung mit Lauge?
Ist die dann nicht auch so "angefressen" wie bei der Lyse, oder Erhitzung?

Goatman

Hi,
ich nehme zur Entsalzung destilliertes Wasser mit EDTA.
Du kannst so richtig sehen, wie sich nach einer kurzen Zeit
auf der Wasseroberfläsche so eine "schimmrige" Schicht bildet.
Diese "Lösung" wechsele ich in der ersten Zeit so alle 2 - 3 Wochen.
Der Rost löst sich dann mit der Zeit auf und wird so richtig "schlammig".
Ich lasse die Eisengegenstände dann auch 1 bis 2 Jahre im dieser
Lösung liegen. C4 hatte mal geschrieben, dass dies dem Eisen
nicht schaden kann.