entsalzen von eisen "vergessen " , was tun ?

Begonnen von averau, 23. Oktober 2010, 16:04:18

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averau

hallo allerseits
ich habe noch ein paar armbrustbolzen aus meiner anfängerzeit , die mir sorgen machen . damals wußte ich noch nichts vom entsalzen in dest . wasser und hatte sie nur gereinigt und dann in heißes/flüssiges paraffin eingelegt . jetzt nach jahren platzen winzige eisen bzw. rostsplitter ab , denke mal das wird am nichtentsalzen liegen,oder ?
wie bekomme ich bitte das paraffin wieder weg ,um doch nochmal zu entsalzen ? bin für alle tipps dankbar
schönen dank im voraus und schönen gruß, averau

xpcora

Hallo du kannst es wieder auskochen mit Destillierten Wasser!

lg coraxp
   

averau

hallo coraxp
wie lange auskochen oder an was kenne ich , daß sämtliches paraffin raus ist ? und dann 3 wochen ins dest. wasser ?
danke und mfg ,averau

xpcora

Hallo


Ich habe es selber noch nicht gemacht!
Weiß aber das es so gehen soll.

Werde mein Kollegen mal fragen Der weiß da besser bescheint.
Aber das ist alles nicht so einfach mit dem entsalzen!
Da muss der ph wert stimmen und die Funde müssen gewaschen werden!und und!


lg coraxp

Goatman

Zitat von: averau in 23. Oktober 2010, 19:42:10
...wie lange auskochen oder an was erkenne ich , daß sämtliches paraffin raus ist ?

.... und dann 3 wochen ins dest. wasser ?

Hi,
gute Frage..... Ich denkle mal, wenn keine "Reste" mehr vom Wachs
an der Wasseroberfläche sichtbar sind.
Nur dest.Wasser dürfte nicht reichen. Solltest etwas EDTA dazu geben.
Notfalls würde es auch etwas "Spüli" tun und deutlich länger als 3
Wochen drin liegen lassen.


averau

hallo coraxp
danke für den link , sehr informativ !!!! allein schon wegen der hintergrundfinfos
auch wenn es sich undankbar anhört , er enthält leider keine lösung für mein problem . aber vielleicht hat noch jemand nen tip ?
mfg michi

SalPeter

Kein Problem!
Da du vermutlich eine einfache und kostengünstige Lösung suchst, hier meinen Vorschlag.
Eine Behandlung mit Dampf und heißes Wasser (80°) als Zweiphasenoperation:
Die Bolzen (werden ja nicht so viel sein wie in manchen Museen, -25.000-) werden mit Dampf befeuchtet, der tief in die Poren der Korrosionskruste eindringt, hier kondensiert und die Salze löst. Die Bolzen dann in heißem Wasser legen, nach erreichen der Wassertemperatur herausnehmen und über dem Wasser hängend trocknen lassen. Das Objekt drehen und wieder ins Wasser legen. Das so lange wiederholen bis alle Salze heraus sind. Dein Paraffin ist dann auch weg.
Am besten in einen Schnellkochtopf.
(Ersfeld. J. ; Bleck, R.-D. : Zum Problem der Entsalzung metallischer Fundobjekte. - Weimar, 1981. - S 23-61. - (Restaurierung und Museumstechnik; 4).

coinhunter

Hallo Averau,

ein kleiner Tip wie ich meine Bolzen oder sonstiges "AltesEisen" säubere und konserviere. Besorge Dir eine Induktionskochplatte (gab es kürzlich bei LIDL für ca. 30,00 Euro), eine hitzebeständige Auflaufform aus Glas und etwas EDTA (kriegst Du z.B. bei Kremer Pigmente; Guugel mal wieder). Die Eisenteile vorsichtig mit dem Dremel vom groben Dreck befreien. In die Schüssel legen, ungefähr einen Liter Wasser und etwa einen Teelöffel EDTA dazu geben und einen Tag stehen lassen zum Einweichen. Das ganze auf die Induktionskochplatte und bei etwas über hundert Grad (kann man einstellen) etwa eine halbe Stunde köcheln lassen. Der Vorteil bei der Methode ist, dass die Hitze durch Induktion im Eisen entsteht, das Wasser kühlt das Eisen und es erwärmt sich langsam von innen. Dadurch werden die Salze und was sonst noch am Eisen dranhängt, wie zum Beispiel das Wachs von früher, leichter und schneller gelöst. Mit dem EDTA wird die Brühe basisch und neutralisiert die Salze. Wenn die Platte piepst, ist die (Eisen-) Masse zu klein. Leg einfach noch ein paar Eisenstücke oder auch Nägel dazu, bis es aufhört zu piepsen. Wenn nötig das ganze noch einmal wiederholen. Keine Angst, es geht nix kaputt! Wenn Du fertig bist, legst Du die Bolzen in die leere Schüssel und stellst sie auf die Induktionsplatte und schaltest die schwächste Stufe ein, bis die Bolzen wieder trocken sind. Zum versiegeln mit Wachs verfährst du genauso. Ich nehme dazu eine zweite Glasschüssel. Einfach reinlegen, das Wachs drüber und bei schwächster einstellung einziehen lassen. Das Wachs kannst Du in der Schüssel lassen und beim nächsten mal etwas herauskratzen dass die Teile hinein passen und das herausgekratzte Wachs darüber streuen oder legen.

Gruß CH
Gruß Coinhunter

Wissen ist Macht, nix Wissen macht auch nix

Goatman

Zitat von: coinhunter in 15. Dezember 2010, 20:04:07
(kriegst Du z.B. bei Kremer Pigmente; Guugel mal wieder).

Schau mal hier:
http://kremer-pigmente.de/de

@ CH,
liest sich sehr interessant. Hast du schon Erfahrungen mit Stücken gemacht
die du vor längerem auf diese Art und Weise behandelt hast. Wie sieht es
mit Nachrosten usw. aus.

coinhunter

Bis jetzt gibt es mit den so behandelten Teilen keine Probleme mehr. Früher sind mir immer irgendwelche Teil "durchgegangen". Angefangen habe ich das 1998, also vor 12 Jahren. Damals habe ich mir ein Induktionsplatte aus den USA für 40US$ mitgebracht und von 110 V auf 220 V angepasst. Die gute Wirkung beruht wohl darauf, dass Bläschenbildung verhindert wird, bzw. durch die von innen nach außen erfolgende Erhitzung des Eisens die Blasen austreibt. Auch die anschließende Trocknung die ebenfalls von innen nach außen wirkt, dürfte ein übriges zur Langzeitstabilität beitragen. Beim versiegeln auch wieder Erhitzung in der Reihenfolge innen heiß außen kühler, wird die Kappilarwirkung (von kalt nach warm) angeregt.

Gruß CH
Gruß Coinhunter

Wissen ist Macht, nix Wissen macht auch nix

geohans

Das Auskochen mit Dampf oder Wasser hilft nur bedingt, wenn das Paraffin bereits weit in den Poren und Mircofrakturen vorgedrungen ist. Am Besten wäre es, wenn Du ein Kohlenwasserstofflösungsmittel (zB Shellsol T) auf c. 50 Grad erwärmst (Vorsicht mit dem Dämpfen, Verpuffung möglich!) und das Stück darin immer wieder badest (und die Lösung regelmäßig erneuerst.

Goatman


baer

@CH  :-)

Wenn du hier nochmal reinsehen solltest, zwei Fragen:

1. Destilliertes Wasser?
2. Was für ein Wachs?



coinhunter

#14
Hallo Baer,

das kommt auf die Qualität des Leitungswassers an. Wir haben hier eine sehr gute Wasserqualität von 1,2°dH, das heißt es ist sehr weich. Ich benutze darum normales Leitungswasser. Wenn ihr mehr als 2 - 3°dH habt, nimmst Du besser entmineralisiertes Wasser. Es gibt auch Filterpatronen mit denen Du selbst das Wasser entmineralisieren kannst. Meistens kriegst Du sowieso entmineralisiertes Wasser anstatt destiliertes. Ist einfach billiger herzustellen. Das Wachs oder Öl ist nicht so kritisch. Du kannst jedes mikrokristalline Wachs benutzen. Manchmal benutze ich auch Vaseline. Bei Vaseline musst Du nur aufpassen, weil es bereits bei sehr tiefen Temperaturen (ab ca. 40°) schmilzt und die Teile sich immer etwas fettig anfühlen. Dafür ist es billiger und kannst es in jeder Drogerie kaufen. Auch solltest Du darauf achten dass die Vaseline weiß ist. Die leicht gelbliche Sorte enhält aromatische Kohlenwasserstoffe. Ich habe auch schon Bienenwachs in hochraffiniertem Pflanzenöl suspendiert und die Teile damit versiegelt. Ist aber schwieriger weil aufwendiger und Du darauf achten musst dass der pH-Wert neutral bleibt. Dafür erhält man aber eine sehr schöne Oberfläche.

Falls Du noch spezielle Fragen hast, wende Dich doch mal an DRAGO. Er ist ein ausgesprochener Spezialist für Konservierungsfragen und hilft Dir bestimmt gerne. Ich bin mehr für technische Fragen zuständig. Meine Verfahren sind eher empirisch aber durchaus brauchbar weil vielfach und langjährig bewährt. Mir ist auch schon manches Stück (nichts wertvolles) über den Jordan gegangen weil ich zu ungeduldig war oder nicht aufgepasst habe.

Gruß CH
Gruß Coinhunter

Wissen ist Macht, nix Wissen macht auch nix

baer

Hi CH,

entschuldige die späte Antwort, war über die Feiertage kaum online. :prost:
Danke für die schnelle Antwort.  :Danke2:

Ich finde die Idee mit der Induktionsplatte sehr interessant, deshalb hab ich mal nachgefragt. Ich werde das mal ausprobieren, keine Angst, nicht an wertvollen Stücken. :zwinker:

Ich hab im laufe der Zeit übrigens auch schon so manches Teil über den Jordan restauriert und ich geb Dir recht, meistens aus ungeduld, aber man wird ja älter und ruhiger.

Mal ein Tip zum nicht ausprobieren: Man lege eine Kupfermünzleiche in ein kleines Glasgefäss mit ungepuffertem EDTA und gebe das ganze in ein Ultraschallbad. Soviel zum Thema Ungeduld.   :dumdidum:

Ansonsten ein frohes neues Jahr an alle. :winke: