Hufeisen "kochen"

Begonnen von Jotonius, 01. Dezember 2002, 23:49:01

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Jotonius

Ich mache seit ein paar Tagen meine ersten Versuche mit der Elektrolyse.

So leicht ist das gar nicht, man braucht da schon etwas Übung und Erfahrung.

Im Moment liegt bei mir ein Hufeisen drin. Die Luftbläschen rieseln vor sich hin (daher die Überschrift "Hufeisen kochen").

Meine Frage: wie lange laßt ihr Hufeisen oder ähnlich große Objekte in der Elektrolyse drin?

Bei mir sind es schon 4 - 5 Tage, aber der Rost ist noch sehr fest drauf.



[Bearbeitet am 1-12-2002 von Jotonius]

c-4

Hm,  ein paar Tage scheinen mir etwas lang zu sein...
Welche Art von Elektrolyt verwendest du denn? Etwa Natron? ( hier: Natriumhydrogencarbonat) oder Natronlauge (Natriumhydroxid) ?
Letzteres ist eindeutig die bessere Wahl, weil es eine sehr viel höhere Leitfähigkeit besitzt.
Außerdem ist die Art des Netzgerätes von Bedeutung....

Jojo

Hi Jo,

hast du das Teil auch an den richtigen Pol gehängt?:-D
Mit der Spannung und der Stromdichte nur nicht übertreiben. Ca. 5 bis 6 Volt sind ausreichend und ein Anhaltspunkt für die Stromdichte wäre ein Wert von ca. 0,5A/dm2.
An C-4: dein Name erinnert mich so an die Mischung mit Cyclotrimethylentrinitroamin.

Gruß,

Jojo:jumpg:

c-4

@Jojo: mit Cyclotrimethylen-trinitramin liegst du schon recht nah dran.Auch als Hexogen , RDX, Cyclonit oder T-4 bekannt,
quasi der kleine Bruder  von Tetramethylentetranitramin.
:-D

Jotonius

@c-4:

1) Wieviele Tage sind denn "normal"?

2) Ich verwender Kaisernatron. Gibt's Natronlauge auch in der Apotheke?

3) Als Netzteil habe ich ein regelbares: 0-30 Volt mit 0-5 Ampere, Spannung und Strom jeweils einstellbar (begrenzbar). Ich habe es auf 10 V eingestellt und begrenze auf 0,5 bis 1,0 A. Ist das ok?

@Jojo:

Du hast recht! Ich hatte es tatsächlich falsch gepolt (s.u., c-4 hat's schon bestätigt).

@All:

a) Ist es wichtig, daß der Gegenpol (ich verwende ein Stück Edelstahl) mit möglichst großer Fläche in der Brühe hängt?

b) Verbraucht sich das Elektrolyt und muß "nachkonzentriert" (nachgefüllt bzw. ausgetauscht) werden?



[Bearbeitet am 2-12-2002 von Jotonius]

c-4

Na ja, je nach der  angewandten Stromdichte  reichen eigentlich max. 1,5-2 Tage, um die Elektrolyse auch bei starkem Rost abzuschließen. Aber das hängt auch von der Beschaffenheit des Teils ab, bei sehr empfindlichen Stücken ist weniger mehr, da kann man schon eine längere Dauer der Elektrolyse in Kauf nehmen.
Die Gegenelektrode aus VA-Stahl sollte in etwa die gleiche Fläche aufweisen wie das zu behandelnde Stück, abschätzen reicht.Größere Elektroden bringen nach meinen Erfahrungen keinen Vorteil bei dieser Art von Elektrolyse.
Übrigens kommt das Eisenteil an den negativen Pol, das Edelstahlblech bildet die Anode (positiver Pol)!!!

Thor

Tigi und ich benutzen eine Ringelektrode. Das heißt: Wir haben einen Ring aus einen nichtrostenden Stahlblech gebogen indem das Fundstück ruht. Dazu haben wir eine Lauge aus Natriumhydroxidplätzchen angerührt. Das funzt sehr gut. Bei uns dauert eine Elektrolyse meistens zwischen 8 - 16 Stunden je nach Verkrustung. Zur Spannungsversorgung nutzen wir ein übliches PC Netzteil. Wir haben uns lediglich ein Gehäuse darum gebaut.:-D
Gruß und Gut Fund, Thor

Auri sacra fames

Jotonius

UUUAAAAAAHHHH!!!!!! :icon_eek:

Ich habe das Teil glatt falsch gepolt! :platt:

Zum Glück fange ich mit Teststücken an, bis ich es raus habe.

Also ich pole um und mache weiter... :-D

@c-4: Danke für Deine Tips. Gibt's Natronlauge auch in der Apotheke?





[Bearbeitet am 2-12-2002 von Jotonius]

Jojo

Hi ,

Natriumhydroxid bekommst du auch in der Apotheke als Granulat bzw. als Plätzchen in verschraubbaren Kunststoffflaschen als 1kg-Gebinde für technische Zwecke bzw. in kleinerer Menge für analytische bzw. medizinische Zwecke.
Das Natriumhydroxid für technische Zwecke ist natürlich kostengünstiger und von der Reinheit ausreichend für die Elektrolyse.
Natriumhydroxid ist auch der Hauptbestandteil von Abflußreinigergranulat. Da sind jedoch zumeist auch noch Aluminiumkrümel drin.

Natriumhydroxid: Ätzend, Verursacht schwere Verätzungen, darf nicht in die Hände von Kindern gelangen, bei Berührung mit den Augen gründlich mit Wasser abspülen und Arzt konsultieren, bei der Arbeit geeignete Schutzhandschuhe und Schutzbrille tragen:besserwiss:

Gruß,

Jojo:jumpg:

Jotonius


pfannenwäscher

...irgendwo stand mal, man könnte Gegenstände aus Eisen auch in Wasser kochen und dann "abschrecken", sodass sich das Eisen verformt bzw. wieder entformt, der Rost dagegen starr bleibt und dann einfach abbröckelt!
Hört sich gut an, was meint ihr dazu?

P.s.:Ich hab grad ein altes Hufeisen da, frisch aus dem Waldboden, könnte man ja mal ausprobieren:jumpg:

Ruebezahl

Hi pfannenwäscher,
kochen hab ich noch nicht ausprobiert.
Aber einen Winter drausen liegen lassen, danach fällt der Rost auch fast von allein ab. :-)
Grüße aus Ostfalen
Ruebezahl

"Große Erfolge sind weniger spürbar als persönliche Vorteile"
Napoleon Buonaparte

pfannenwäscher

Einen Winter? Gute Idee, aber ich glaub solang warte ich besser nicht, sonst vergess´ich das Teil und muss mit dem Detektor den Garten absuchen("Nanu, seit wann laufen bei mir denn Pferde durch den Garten?"):-D
Aber danke für den Tipp, ich werd´das Eisen mal heute Nacht ins die Tiefkühltruhe legen, mal sehn wie´s morgen aussieht:super:

Rabbit

Hallo,

ich habe hunderte von Eisenteilen gereinigt und konserviert.

Das Tiefkühlen hat keinerlei Reinigungseffekt.  

Es ist hingegen gut geeignet, um die Korrosion temporär zu stoppen. Z.B. wenn man ein schönes Eisenrelikt gefunden hat, aber momentan keine Zeit findet um es zu restaurieren.

Eisenrelikte extrem schnell aufzuheizen oder abzukühlen (z.B. tieffrieren und dann in kochendes Wasser werfen) ist eine Brachialmethode.

Die Elektrolyse hat eine Reihe von Vorteilen gegenüber der mechanischen   Reinigung, aber auch einige Nachteile.

Je wertvoller, je kleiner und je zerbrechlicher das Relikt, desto eher sollte man es mit der mechanischen Freilegung versuchen. Im musealen Bereich spielen globale Verfahren wie Elektrolyse oder Säuerungen nur noch eine sehr untergeordnete Rolle. Bei Hobbysuchern liegen die Prioritäten natürlich woanders, hier findet die Elektrolyse durchaus Verwendung.

Gruß Rabbit

pfannenwäscher

Mechanische Freilegung?

Hab ich auch versucht, mit dem Skalpell gaaaanz vorsichtig die "Rostbeulen" abgekratzt und damit die ungefähre Form wiederhergestellt:kettensaege:.
Ist allerdings gefährlich, damit man nichts falsches abbricht.

Hat recht gut geklappt, wer´ich nachher mal scannen und hier reinsetzen.