Entsalzung durch Wärme

Begonnen von Rheingauner, 19. Januar 2020, 10:01:10

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

Rheingauner

Zitiert von C4s chema-shop.de aus "Das Entsalzen – ein wichtiger Punkt beim Konservieren":

"Verschiedene Glühverfahren sind früher häufig angewandt worden. Bei Temperaturen von ca. 400°C an verdampfen die unlöslichen Chloride und können aus dem Metall bei entsprechend langem Erwärmen ausgetrieben werden, ist dazu noch eine reduktive Atmosphäre vorhanden, werden sie zersetzt. Das Erwärmen auf Temperaturen über 500°C verändert jedoch die Struktur des Metalls, was in manchen Fällen unerwünscht ist."

"Da die schwerlöslichen Eisenoxychloride nicht temperaturbeständig sind und bei etwa 200°C beim Erhitzen an der Luft einer Umwandlung in Eisen-3-oxid und Eisen-3-chlorid unterliegen (7), bietet es sich an, eine Erwärmung auf über 320°C vorzunehmen."

Nun meine Frage, wie lange muss ich ein z. B. ein Bolzeneisen bei 350° im Muffelofen lassen bis die Eisen-Chloride verdampft sind, bzw. gibt es Anhaltswerte ?  :kopfkratz:

Gruß

clemens

Servus,
sehr spannend, leider habe ich auch keine Antwort parat, aber in die Runde gefragt: gibt es diese Literatur auch online?:
Eugen Müsch, Ein thermisches Verfahren zur gesteuerten Reduktion von Korrosionsprodukten an archäologischen Eisenobjekten.
Ausgrabungen und Funde in Westfalen-Lippe 9a, 1997, 129–150.
Susanne Greiff/Detlef Bach, Eisenkorrosion und Natriumsulfitentsalzung: Theorie und Praxis.
Arbeitsblätter für Restauratoren (Mainz 2000) 319–339

Was ich weiß: die Strukturänderung hast Du schon weit vorher, ich sage nur Messerklingen und Geschirrspüler beispielsweise: ich habe zB eine wurmbunte Klinge, da hätte ich schon bei 200°C danach nur totes Eisen. Bei Bolzenspitze bin ich bei Dir. Hatte 2018 ein heftig blühendes Zimmermannsbeil für ca 2 Minuten dunkelrotglühend (rund 700°) gemacht und seither ist Ruhe, also funktionieren tut es.

Gut Fund Clemens

St. Subrie

Lieber Gauner,

Du solltest jedenfalls die Meinung unseres Stratocasters abwarten, der noch eine Woche weit weg in Urlaub ist. Unser bester Kenner der Matallurgie, meiner Meinung nach.

Gruß aus dem VdD

W.

Levante

Hi,

funktioniert das auch mit dem heimischen Grill (Holzkohle) ?  :kopfkratz:

LG

Patrick
Nicht nur ein Scherben (Keramische Fragmente) Sucher sondern auch ein Scherben (Keramische Fragmente) Finder. :-)

Rheingauner

@clemens,
Danke fein für Deine mitgeteilte Erfahrung, zu der angeführten Literatur ist mir leider kein Link belannt

@St. Subrie,
Mon cher ami W., besten Dank für Deinen Hinweis.

Gruß aus dem Rheingau

Rheingauner

Zitat von: Levante in 20. Januar 2020, 12:52:22
Hi,

funktioniert das auch mit dem heimischen Grill (Holzkohle) ?  :kopfkratz:

LG

Patrick
Wenn Du dem ordentlich Zunder und Zuluft gibst, sollte einiges möglich sein, ist nur die Frage ob er das aushält .
LG

Rheingauner

Zitat von: clemens in 20. Januar 2020, 12:32:58
Susanne Greiff/Detlef Bach, Eisenkorrosion und Natriumsulfitentsalzung: Theorie und Praxis.
Arbeitsblätter für Restauratoren (Mainz 2000) 319–339
Hi Clemens, habe mal meine PDFs durchgestöbert und bin zu Greiff/Bach fündig geworden, schick mir per PM Deine Mailadresse,dann bekommst Du Post.
LG

stratocaster

Ich schreibe nächste Woche.
Auf dem Handy ist das zu mühselig.
Mach erst mal nichts.

Gruß  :winke:
Das Sucherforum dankt all denen,
die zum Thema nichts beitragen konnten
und dennoch geschwiegen haben !

stratocaster

Mir ist eingefallen, dass ich ja noch was schreiben wollte:

Erst mal zu Stahl und Eisen:
Bei gehärteten Stählen (Messer usw.) kann es bereits bei Temperaturen ab ca. 200 Grad C
zu sog. Anlassvorgängen kommen, d.h. der Stahl verliert etwas Härte und wird zäher.
Das ist durchaus gewollt.
Bei stark verformten Stählen (z.B. Walzstahl) kommt es bei Temperaturen ab ca. 300 Grad C
(kann auch weniger oder mehr sein) zu sog. Rekristallisationsvorgängen, d.h. Festigkeit
und Härte ändern sich.
Ansonsten sind Temperaturen unter ca. 400 Grad C für einen Stahl, wie z.B.
für eine geschmiedete Pfeilspitze, eher unbedeutend.

Nun zu den Chloriden:
Ich bin zwar kein Chemiker, aber durch meine Berufstätigkeit weiß ich um die Gefahren durch Chlor.
Keine Ahnung, wieviel Chloride in so einer verrosteten Pfeilspitze vorhanden sind; ich persönlich würde
Glühversuche im Ofen aber unbedingt nur im Freien durchführen. Sicher ist sicher.
Freies Chlorgas bildet mit Feuchtigkeit Salzsäure und das ist sowohl für die Atemwege schlecht als
auch für technische Dinge.
Ich erinnere mich, als ich in den 80er Jahren in einem Labor gearbeitet habe und ein Kollege
aus Versehen ein größeres Stück PVC abgefackelt hatte. Dabei muss Chlorgas entstanden sein,
das sich mit der Luftfeuchtigkeit zu Salzsäure verbunden hat.
Im Laufe der folgenden Monate hatte sich dann in diesem Labor ein elektronisches Gerät
nach dem anderen verabschiedet. Der materielle Schaden war hoch.

Gruß  :winke:
Das Sucherforum dankt all denen,
die zum Thema nichts beitragen konnten
und dennoch geschwiegen haben !

Rheingauner

Danke fein für die Erklärungen   :super: :winke:

LG