Elektrolyse: Welche Spannung, welcher Strom?

Begonnen von Jotonius, 01. Oktober 2002, 23:10:39

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Jotonius

Ich möchte mir eine Elektrolyse bauen. Anleitungen gibts ja genug (z.B. bei den Links hier http://www.sucherforum.de/index.php?topic=425 ).

Ich verwende einfach mein regelbares Netzteil, bei dem ich Spannung und Strom getrennt begrenzen kann.

Wieviel Volt sind da gut? 12V?
Und wieviel Ampere? Macht es Sinn, anfangs weniger oder mehr Ampere fließen zu lassen, oder je nach Stückgroße, die ins E-Bad kommt?

Wer hat Erfahrungen?

@Jojo: Wie geht das nochmal mit dem Entsalzen des Objektes?

Und wie verpasse ich dem Teil anschließend eine schützende Wachsschicht? Welche Möglichkeiten gibts da?

Jojo

Hi,

erst mal das Teil im Bad mit der Lösung sich vollsaugen lassen und dann eher mit kleinerer Spannung drangehen. Die korrosionsfördernden Salze sollen ja auch aus den poröseren Schichten des Eisens herausgelöst werden. Es geht nämlich nicht immer nur um die Entfernung des Rostes, sonder auch um die Entfernung diverser Salze (Magnesium-, Natrium-, Kaliumchlorid, Sulfate und Nitrate aus Düngemitteln...). Auch beim Zerfall pflanzlicher Produkte entstehen organische Säuren, die in das Objekt bzw. in die Oxidschicht eindringen können. Oberfächliches Waschen reicht daher nicht aus.:-(
Nach der Elektrolyse kann man den Gegenstand entweder mit destilliertem Wasser abspülen (oder auskochen) oder notfalls einfach so lassen. Die Reste an Rost entweder jetzt oder nach dem Trocknen mit einer rotierenden Drahtbürste entfernen.
Die Trocknung sollte bei einer Temperatur von ca. 100 - 150°C erfolgen. Dauer ca. 1 Stunde. Man kann dazu z.B. eine IR-Lampe verwenden. Noch warm kann man die Teile in ei Bad von geschmolzenem Wachs einlegen. Die Temperatur des Wachses (Mikrowachs) soll 105 bis 120°C betragen. Das Tränken kann einige Zeit dauern (bis keine Gasblasen mehr aufsteigen). Gegenstand herausnehmen und abtropfen lassen.:platt:

Aber das alles wird für z. B. ein Hufeisen zuviel der Arbeit sein. Also einfach Elektrolyse, Spülen wenn möglich (mit dest. Wasser), Tocknen, Rostreste entfernen, heißmachen und mit einem Teelicht einreiben (Wachs schmilzt und dringt in Objekt ein)....:irre:

Wenn fast kein brauchbarer Eisenkern mehr vorhanden ist, solte man es ohne Elektrolyse versuchen. Aber dazu muß man anders vorgehen, um das Objekt zu entsalzen.

Gruß,

Jojo:jumpg:

Jotonius

Hi Jojo,

danke für Deine ausführlichen Tipps. Ich habe noch ein paar Fragen:

1) Wieviel Volt legst Du an?
2) Wie lange läßt Du es ungefähr "bruzeln" (ich meine wie lange Du Saft drauf gibst :-))?
3) Wie lange läßt Du es in der Brühe einweichen, bevor Du den Saft drauf gibst?
4) Was ist Mikrowachs? Geht auch Teelichter-Wachs?

Jojo

Hi,

Mikrowachs wird aus Erdöl hergestellt und ist mikrokristallines (feinkristallines) Hartparaffin. Für die Konservierung von Eisen verwendet man plastisches Mikrowachs mit einem Schmelzpunkt von 74 - 76 °C.
Teelichtwachs wäre ein Ersatz für das Mikrowachs. Das Teelichtwachs hat (soweit ich mich erinnern kann) ein Schmelzpunkt von ca. 60°C und ist meines Wissens nach auch aus Paraffin.

Ich habe die Objekte eigentlich nie länger als 1 Stunde einweichen lassen, bevor ich Strom draufgebe.

Die Elektrolyse lasse ich normalerweise über Nacht laufen, manchmal auch über das Wochenende oder sogar 1 Woche. Je massiver (bzw. größer) das Objekt, umso länger lasse ich es im Bad. Bei Salzwasserfunden ist eine Baddauer von zum Teil mehreren Monaten nötig.:-(

Ich verwende ein altes Computernetzteil und hänge das Objekt an den ca. 5bis 6 Volt-Anschluß.

Gruß,

Jojo:jumpg:

Jotonius


Fridel

Mal noch eine Frage. Muß am zu reinigenden Eisenstück eigentlich immer eine blanke Stelle für den Katodenanschluß gefunden werden? Ist ja irgendwie schlecht möglich bei allzu rostigen Teilen.

Gruß Fridel

Jotonius

Ja, es MUSS eine blanke Stelle sein, sonst bringt man den Strom nicht zum fließen. Einfach eine unwichtige Stelle mit einer Feile blankmachen und da einen Draht anlöten. Dann klappt's.

Jay

#7
Um das Ganze hier mal aufzufrischen:

Wieviel Ampère sollte man denn jetzt bei kleinen Teilen anlegen?

Kann mir da jemand helfen?


Greetz :winke:

Justus
Und is da Weg a no so schdeil, a bissal wos gehd allerweil!

Nertomarus

C4 hat mal geschrieben: 0,5 - 1 A je dm² Oberfläche

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass bei normal großen Hufeisen auch 200 mA reichen (so für 8 Stunden).

Die benötigte Spannung hängt ab von:
- gewählten Strom
- größe der Oberfläche von Eisen und Edelstahl-Gegenpol
- Konzentration und Art des Elektrolyten
- Abstand zwischen den beiden Polen
Möge Fortuna mit euch sein!

nobody

Habe zwar keine Ahnung von der Elektrolyse, würde
es aber an Hand der Fläche/Volumen festmachen
Die Ewigkeit dauert lange, besonders gegen Ende

Jay

Hmm das heißt ja dann bei 0,5- 1 A je dm²..wären
das ja 100mA auf einen cm² bei einer angelegten Stromstärke von 1 A....Right?

Okaaay..dann ist ja je nach Fundstück eine genaue Einschätzung
gefragt.. :irre:
Nertomarus, welchen Abstand hälst du zwischen den Polen ein?

Wie verhält sich der Reduktionsvorgang bei einer Edelstahlanode? :glotz:

Und is da Weg a no so schdeil, a bissal wos gehd allerweil!

Nertomarus

ein dm² hat 100 cm² also 10 mA je cm²
aber so genau ist es eh nicht.
Hab mal gelesen, dass bei zu hohem Strom sich Wasserstoff ins Eisen einlagert und das nicht gut ist.

Ich habe mein Elektrolysebad in einem Edelstahlbehälter (Warmhaltebehälter für Großküchen) mit ca. 7 Liter Volumen.
Zum Teil hab ich da nur wenige cm Abstand zum Entrostungsobjekt.

ZitatWie verhält sich der Reduktionsvorgang bei einer Edelstahlanode?
Was meinst du damit? Ich hab noch keine Korrosion an meinem Edelstahlbehälter bemerken können.
Chemisch gesprochen hat man Reduktion nur auf der Kathode, an der Anode hat man doch Oxidation?
Möge Fortuna mit euch sein!

Jay

Oh, auf die Schnelle falsch gerechnet :friede:
Aber irgendwie verwirrt mich das jetzt ein Bissl..
dann bräuchte ich ja z.B. für eine Münze nur
ca. 20mA, oder? Oder kommt es dabei auf das Volumen des Behälters an?  :glotz:

Bezüglich des Edelstahlanode: Ich meinte damit, ob der Vorgang dann eventuell
beschleunigt wird bzw. ob dies bei der Wahl der Stromstärke relevant ist, wenn
diese aus Edelstahl ist? Bin in diesem Reinigungsgebiet ja noch Newbie..

Und is da Weg a no so schdeil, a bissal wos gehd allerweil!

Nertomarus

Das Material der Anode ist eigentlich für die Höhe des Stroms nicht relevant.
Außer Edelstahl braucht man eh nichts anderes versuchen, da andere Materialien zu schnell korrodieren.

20 mA für eine Münze passt schon.
Möge Fortuna mit euch sein!

Jay

!! Wer noch ein wirklich günstiges, regelbares Netzteil für seine
Hobbyzwecke sucht..der schaue hier..:
Restbestände!
Analog-Netzgerät 0-15V / Max. 2A
Spannung und Stromstärke lassen sich regeln..!!
Und is da Weg a no so schdeil, a bissal wos gehd allerweil!

Nertomarus

Also das Ding ist wirklich perfekt für die Anwendung, und billiger gehts wohl auch nicht.
Ich hab mir meins selbst gebaut, bin aber auch nicht viel billiger gekommen.
Möge Fortuna mit euch sein!

Jay

Ja, finde ich auch..
Haste dir nen Bausatz bestellt (conr*d)..oder alles selbst zusammen-
gestellt?
Also ich hab' mir grad das von mir oben angegebene Netzteil bestellt.. :prost:
nachdem mein kleines Steckernetzteil gestern während der Elektrolyse das
Zeitliche gesegnet hat :engel:
Nach 15 Min. war da nicht mehr viel mit Elektrolyse..auf dem Ding hätte ich
n' Spiegelei braten können :narr:
Und is da Weg a no so schdeil, a bissal wos gehd allerweil!

Nertomarus

Möge Fortuna mit euch sein!