Selbstgemachtes :0)

Begonnen von agersoe, 27. Oktober 2005, 23:01:38

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Der Wikinger

Hallo CptAhab  :-)

Der abgebildete Winkel ist schon richtig.

Flint bricht in KEGELFORM vom Schlagpunkt aus.
Stellt man sich vor man könnte sehr hart auf einem Block schlagen (2) würde eine Kegel auskommen.

Dieses Faktum nutzt man beim Klingenschlagen, wie du siehst kann man bei (1) eine nicht sichtbare Kegel zeichnen, wo die Klinge die eine Seite der Kegel ist !!!  :irre:

Ich hoffe dies war verständlich.

Ich mache dann konkret so, dass ich schon von oben nach unten senkrecht schlage, den Block lege ich aber im richtigen Winkel ein bisschen schräg !!


CptAhab

Werd´s versuchen, Vielen Dank im Voraus.

Wie verhält sich eigentlich das Glas, das Du bearbeitet hast?
Sicher anders als Flint, oder?
The world is full of crashing bores. - Mozer

Der Wikinger


Glas ist sehr viel anders, einfacher zu knappen, zersplittert / bricht aber ganz unkontollabel in allen Richtungen.
VIELE STÜCKE gelingen nicht !!! Frustrierende Arbeit !!  :narr:

Das beste Glas zum knappen ist Weinflaschenglas !!

Achtung: sowohl bei Flint als auch Glas, ist es sehr einfach sich ernsthaft zu schneiden, spreche aus Erfahrung !!  :heul: :platt:




CptAhab

"ist es sehr einfach sich ernsthaft zu schneiden, spreche aus Erfahrung !! "

Diese Erfahrung durfte ich auch schon machen, Skalpelle sind n Brötchenmesser dagegen....
The world is full of crashing bores. - Mozer

CptAhab

The world is full of crashing bores. - Mozer

CptAhab

Kein Meister ist vom Himmel gefallen. Und die viel gerühmte Erfahrung muß ich mir noch aneignen,
obgleich ich doch so ein ungeduldiger Mensch bin.
Also hier meine Erstobjekte.
Danke übrigends für die Knollen-Lieferung
Lacht net!

The world is full of crashing bores. - Mozer

Der Wikinger

Hallo CptAhab  :-)

Also für den Anfang ist das ja garnicht schlecht !!  :super:

Khamsin

Moin Captein!

Stosse erst jetzt auf diese Seite. Naja, muss ja nicht alles bekannt sein, was man so macht! Jedenfalls, alles was agersoe hier dankenswerterweise graphisch geliefert hat und noch wesentlich mehr steht in dem besagten Buch von John Whittaker.
Aber lange, bevor John das geschrieben hat waren schon die Grundregeln der Klingenproduktion klar erkannt! Und die sehen cum grano salis so aus:

1. Anlage einer Schlagfläche
2. in aller Regel Anlage einer Leitlinie für die erste Klinge. Ist diese abgetrennt, nennt man sie Kernkante(nklinge). Die wichtigste Erkenntnis für die erfolgreiche Herstellung von Klingen - neben gutem, d.h. homogenem Material (das aber - entgegen den Vorstellungen der Altvorderen und leider noch etlicher heutiger Archäologen - NICHT "bergfrisch" sein muss) besteht darin, dass
3. die Fläche, von der die Klingen am Kernstein abgetrennt (abgebaut) werden sollen, d.h. die sog. Abbaufläche, sowohl in Längs- als auch in Querrichtung gewölbt sein muss! Das haben bereits einige belgische Archäologen für bandkeramische Funde und ein berühmter früher englischer Archäologe, Mr. Skertchley, für Funde aus Ägypten im sehr frühen 20. Jh. geschrieben. Und dann wurde es von D. Cahen in den frühen 1980er Jahren im Rahmen seiner Bearbeitung der Fundstelle Liège, Place St. Lambert, wieder aufgegriffen. Daniel spricht von "courbure" für die Längswölbung und "ceinture" (das bedeutet Gürtel) für die Querwölbung.
4. Last but not least ist der Winkel zwischen der Schlagfläche und der an sie grenzenden Abbaufläche, d.h. der sog. Abbauwinkel, sehr wichtig. Nur in hier nicht weiter zu diskutierenden Fällen nähert er sich - bedenklich - 90 Grad; die Faustregel ist, dass er immer kleiner 90 Grad sein muss.

Wenn man das berücksichtigt, dann braucht man nur noch Erfahrung. Und dann, mein Captein, stellt man plötzlich fest, dass die indirekte Methode, d.h. die Zwischenstück- (bzw. Punch-) technik ganz erhebliche Vorteile vor der direkten Schlagtechnik hat. Denn sie ist wesentlich präziser, d.h. sie erlaubt eine deutlich grössere Kontrolle vor und während der Klingenabtrennung! Zugegebenermassen wurden zumindest im späten Jungpaläolithikum (Magdalénien) Klingen bis zu 25 cm (in Extremfällen auch weit darüber; vgl. Etiolles/F) grundsätzlich in direkter - weicher - Schlagtechnik hergestellt, was ich seit vielen Jahren mit Erfolg praktiziere. Der Preis dafür ist jedoch eine viel aufwändigere Präparation der Kernsteine!!!

Ich breche seit Jahren eine Lanze für die Punchtechnik, die z.B. im Alt-, Mittel- und sehr wahrscheinlich auch im Jungneolithikum DIE Technik überhaupt zur Klingenherstellung in Europa war.

Nicht verzagen, beim Erlernen des nachweislich ältesten Handwerk des Menschen zählt nur eines: Übung, Übung und nochmals Übung! Das Bedauerliche dabei ist nur, und das lernt jeder, der sich auf dieses Glatteis begibt, dass man - verständlicherweise - Anfangs viel, viel und z.T. sehr gutes Material zerkloppt! Wie immer erst nach einer selbst gemachten Erfahrung setzt dann, z.T. viele Jahre später, das Bedauern ein. Wenn ich an die Tonnen besten Flints denke, die ich zerlegt habe...

Beste Grüsse
"For an impossible situation - choose a crazy remedy!"

CptAhab

Vielen Dank lieber Khamsin,

glücklicherweise wird der Feuersteinhandel nicht zum Erliegen kommen.
Bin ja auch erst bei meiner ersten Tonne...

Anders sieht es aus bei der Beschaffung von grossen Geweihen, also hakt es bereits daran das indirekte Schlagen zu üben.
Es bleibt also erst einmal bei mir bei Stein auf Stein.
The world is full of crashing bores. - Mozer

Ajo

Hallo! :-)

Man ist das cool! so lob ich mir das, tolle Seite/n, tolle Beispiele und nun von CptAhab die ersten ARTEFAKTE, SUPER.

Viele Grüße und weiter so, :super:
Ajo

Khamsin

Moin!
@Captein: Das mit den Geweihen hab ich auf die harte Tour gelernt, und so ist es allem Anschein nach immer am besten. Also, ich möchte postulieren, dass die Hirschgeweihe, die bei Jägern etc. auf dem Dachboden liegen im allgemeinen nicht von guten Qualität im Hinblick auf Verwendbarkeit als Schlägel zur Flintbearbeiten sind.
Hier mein Tipp: JOKO, Maximilian Kolbeck, Furth im Wald, Tel. +49 (0)9973 3818, der Geweihhändler schlechthin! Das sind Karpathengeweihe und bitte, niemals schädelechte kaufen, sondern immer nur Abwurfstangen!!! Und dann wiederum solche, bei denen der Petschaft mehr oder weniger konvex gewölbt ist, niemals horizontal und schon keinesfalls konkav. Und last but not least: bei Rechtshändigkeit, und die überwiegt ja, immer eine rechte Stange, niemals eine linke ordern! Hängt mit der Position des Petschaftes in Relation zum Aufgehenden zusammen. Man muss wirklich keine Trophäenstangen kaufen, sondern eine etwas dickere und eine dünnere.
Natürlich muss man die ganzen Stangen bezahlen, obwohl man "nur" die Basis für einen Schlägel haben will. Freilich, und das lernt man dann schnell, aus den Sprossen lassen sich herrliche Druckstäbe anfertigen, aus dem Mittelteil am Mittelspross eine wunderbare T-Geweihaxt oder dem Stangenteil zwischen Mittelspross und Krone zwei schöne Harpunenköpfe und eventuell aus dem Augspross, wenn lang genug, ein klassisches Erntemesser nach altneolithischem Vorbild. Und dann sieht man plötzlich, dass man das ganze Geweih mit grossem Gewinn verarbeiten kann.
Wie die heutigen Preise sind, weiss ich nicht, aber noch in den frühen 90ern kostete 1 kg rd. 40,00 DM. Aber für diese "subneolithische" Qualität ist das alles andere als teuer gewesen.
Beste Grüsse
"For an impossible situation - choose a crazy remedy!"

Der Wikinger

Hallo Khamsin  :-)

Danke dir für deine sehr gründliche und interessante Erläuterung !!  :super:

Zeig uns doch bitte mal einige von deinen Arbeiten, es würde mich wahnsinnig interessieren !!  :winke:

CptAhab

Wüstenwind,

klasse Ausführung. Es kribbelt mir zwar in den Fingern den indirekten Schlag zu üben, aber ich denke nach den popligen Erfahrungen, die ich in letzter Zeit machen durfte, schadet es in der Tat nichts, zunächst das klassische Stein auf Stein zu beherrschen.

Lass mal Deine sandgestrahlten Points sehen.
The world is full of crashing bores. - Mozer

Ajo

Hallo!

Hier einige Terminbekanntgaben:
Technik der Steinzeit II., Leitung: E. Giese
,,Schlag und Drucktechniken am Flint"
Veranstalter ist: http://www.agil-online.de/
A) Am 13.08.06 in Forchheim in Franken
B) Am 20.08.06 im Archäologischen Landesmuseum Schleswig

Gruß,
Ajo

CptAhab

Sehr schön, wären nur 100 km gewesen....

Bin leider zu dieser Zeit im Urlaub.

Bei mir gibt´s auch wieder Neues aus dem Steinbereich, muß nur noch Fotos machen....

The world is full of crashing bores. - Mozer

Ajo

Hallo CptAhab,

ich weis auch noch nicht ob ich nach Schleswig kommen kann.
Es gibt ja noch weitere Steinzeit-Kurse.
Anzuführen sind, für alle Interessierten, die Kosten von ca. 60,-Euro für einen der Kurse.

Gruß,
Ajo

Loenne

So, heute wollte ich noch schnell einen Baum fällen und mir dafür ein Steinbeil bauen. Also flugs drei Flintknollen geschnappt, die hier noch rumlagen und munter ans Werk. :cool1:

Ergebnis: Ein riesiger Berg zertrümmerter Flint, ein blauer Daumen und eine Schnittverletzung in der Hand - und der Baum steht immer noch (werde ich wohl im Herbst wieder die Kettensäge nehmen müssen :zwinker:).

Jungs, es ist mir absolut schleierhaft, wie die das damals gemacht haben.

@Agersoe
Gibst Du auch Privatunterricht? Nächste Woche habe ich Urlaub, dann komme ich mal schnell zu Dir hochgefahren, weil ich wahrscheinlich eh schon an der Schlei bin - bis zu Dir ist es dann ja nicht mehr weit. :zwinker:

Gruß
Loenne
Mundus vult decipi, ergo decipiatur
www.scheibenknopf.de                

CptAhab

Hallo Loenne,

schnapp Dir doch einfach einmal einen anständgen Geröllkiesel, am besten natürlich Amphibolit aber nahezu jedes amorphes Gestein tut´s auch und schleif eine Schnittkante. Manuell könnte das so rund 3-4 Stunden dauern je nach Gestein und Schleifstein. Mit technischen Hilfsmitteln geht das ratzfatz.
Schäften ala Dechsel (quer) und der Baum steht nicht mehr lange. (Anständiges Holz nehmen, logisch, eh?)

Flint schön und gut, aber bis der in Form gebracht ist und evtl. geschliffen ist, dauert viel zu lange.
Auch der Flint, den Du mir geschickt hast, bricht ziemlich muschelig, sicher noch schwerer den zu bearbeiten.

Ich war ja auch nicht untätig seit meinem letzten Posting und mache sicher bald Fotos von meinen Steinbeilen...



The world is full of crashing bores. - Mozer

CptAhab

So, hier sieht man viele Stunden monotoner Bewegung.

The world is full of crashing bores. - Mozer

CptAhab

weiter und wo das herkommt gibt´s noch mehr.

Kommentare erbeten.  :prost:
The world is full of crashing bores. - Mozer

Loenne

Zitat von: CptAhab in 20. Juli 2006, 19:12:00
Kommentare erbeten.  :prost:

Sprachlos.... :staun: :staun: :staun: :staun:

Tolle Arbeiten!!!!!!

Das mit dem Flint, den ich Dir geschickt habe tut mir leid, aber leider weiß ich nicht woran man "guten" Flint erkennt. Aber genau diese Erfahrung hatte ich hier auch. Das Zeug splitterte wie verrückt. Einige Steine die ich hatte, waren auch nicht homogen, sondern mit irgend etwas durchzogen, wo sie dann eben auseinander brachen.

Vielleicht bekomme ich da aber noch was raus....

Weiter so!!!

Gruß
Loenne
Mundus vult decipi, ergo decipiatur
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CptAhab

Ach Loenne,

ich habe ja auch keinen Blassen, wie guter Flint aussieht. Aber um einmal damit zu experimentieren, war´s sicher genau das richtige. Ist ja auch ein wenig dabei rausgekommen und darum ging es mir auch. Und die Erfahrung des erhöhten Pflasterbedarfs war eine wichtige Nebensächlichkeit.

2 Knollen hab ich noch, eine aus Mamas Vorgarten. Die werden auch noch dran glauben müssen.

Ansonsten Danke für die Blumen.
The world is full of crashing bores. - Mozer

Ajo

Hallo Zusammen,

das ist ja die Schnellentwicklung von der Geröllstufe zur Bronzezeit.  :zwinker:

Super Stücke, weiter so!!!

Anbei eine Zeichnung, die das ,,Ausschlagen" der ,,Handaxt" (Faustkeil = Hellgrau) durch Klingenabschläge aus der ,,bergfrischen" (laut agersoes erstklassigen Erfahrungen nicht notwendig, er arbeitet lieber mit trockenem Feuerstein!!!) Feuersteinknolle darstellt.

Viele Grüße,
Ajo

CptAhab

Auf Bildern sieht´s immer so einfach aus...
The world is full of crashing bores. - Mozer

Ajo

Hallo,

ja richtig, ich bin auch kein "Steinschmied". Meine versuche sind nicht vorzeigbar, ist immer Flintgranulat.
Also üben und üben,

Ajo

Loenne

Ich war heute morgen noch wieder auf der Ausgrabung bei mir vor der Haustür und da es sehr heiß war, haben die Archies und ich uns ein wenig auf den Rand des Suchschnittes in den Schatten gesetzt und über Artefakte geplaudert. Da in dem Graben jede Menge Flint lag, hat es natürlich nicht lange dauert, bis der erste ein Stück in der Hand hatte und dann haben wir fleißig angefangen zu "basteln". Es ist wirklich erstaunlich, welche Qualitätsunterschiede es bei diesen Steinen gibt. Einige zerbröseln beim ersten Schlag in tausend Stücke, andere kann man wunderbar bearbeiten und selbst ich hatte nach wenigen Minuten einen funktionstüchtigen Schaber in der Hand. Die große Frage bleibt für mich allerdings - woran erkennt man "guten" Flint? Geht das schon rein visuell oder braucht man einen "Probeschlag"?

Gruß
Loenne
Mundus vult decipi, ergo decipiatur
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Ajo

Hallo Loenne,

toller Ansatz, der nur mit viel Erfahrung beantwortet werden kann (Experimentelle Archäo. Funde, Ausgrabungen, Archäologen usw.). Bei Feldbegehungen finde ich ständig ,,einen Haufen" von einfachen Flintknollenabschlägen, die nur zur Ballastverringerung des Werkmaterials gedient haben dürften (an Flüssen), dabei könnten die Abschläge schon einiges über die Qualität des Flint ausgesagt haben (Probeschlag).
Die Herstellung der Artefakte/Werkzeuge fand dann ,,weiter entfernt" bei den Siedlungsstellen/Rastplätzen statt.

Beste Grüße,
Ajo

Silex

Auch bei meinen umfänglicheren Fundstellen finden sich zahlreiche Knollen die lediglich einen  "Kontrollabschlag" aufweisen   und selbst mir als Halblaien gleich ein Licht aufgehen lassen  was bei der weiteren Bearbeitung passieren würde.
Selten sind es mehrere Abschläge-  es waren ja vermutlich absolute Spezialisten am Werk
Edi
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

Ajo

Hallo Silex,

bei ,,meinen Fundplätzen" handelt es sich vielleicht um alte Lagerstätten der Feuersteinknollen an Flussläufen. Das Abschlag-Material liegt hier sehr zahlreich auf den Feldern (Flinttrümmerfelder). Es wurde für den Transport vom Rohmaterial zum Rohling gearbeitet, um die ,,Einschlüsse" im Flint nicht als Ballast mittransportieren zu müssen und mehr ,,Arbeitsmaterial" mitnehmen zu können. Die ,,alten Sucher" mussten, wie Du schon geschrieben hast Silex, genaue Kenntnisse bei der Auswahl der Knollen haben. Logisch, so hatte das Abschlagen der ,,Steinrinde" zwei Vorteile; die Qualität wurde begutachtet und das Transportmaterial war so "nur" brauchbares Rohmaterial ohne Einschlüsse und Rinde.

Ajo