Scherben selbstgemacht

Begonnen von sven, 17. Juni 2012, 22:25:02

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

sven

Hallo,

ich zeige hier mal die zweimalige Entstehung einer Nachahmung eines linienbandkeramischen Kumpfes.
Gebaut habe ich dieses Gefäß aus fettem Ton, den ich direkt von einem frisch aufgetanem Acker habe. Ich habe diesen Ton nicht mit groben oder organischen Beigaben gemagert. Um den ,,seifigen" Gefühlszustand herzustellen, habe ich feinen Löß beigemengt. Aus mehreren ,,Würsten" formte ich die Grundform. Im lederhartenn Zustand verzierte ich es mit mäandrierenden Linien. Nach dem Aushärten schliff ich das Gefäß und glättete das Innere der doppelten Linien, in denen ich in Abständen zwei parallele kurze Linien eingeritzt habe.
Nachdem der Kumpf etliche Monate Zeit zum Trocknen hatte, brannte ich ihn in einer Feuerschale um einen ,,offenen Feldbrand" nachzuahmen. Dabei ist der Ton wohl zu schnell ungleichmäßig heiß geworden und in viele Scherben zersprungen. Das andere Brenngut war wohl besser geschützt und ist ganz geblieben.
Der Versuch ist für mich aber trotzdem gelungen, zeigten die Scherben doch verschiedenste Färbungen bis zum tiefen schwarz. Die Scherben fühlen sich tatsächlich seifig an, was ich ja testen wollte. Das Gefäß konnte ich aus den vielen Scherben nahezu lückenlos wieder zusammenfügen. Den wahren Eindruck eines bandkeramischen Kumpfes habe ich allerdings nicht, da diese meist reduzierend gebrannt und damit dunkelgrau sind.

Viele Grüße

Sven

master-jeffrey

 :winke:

Ich liebe diese Experimentalarchäologie!
Sehr coole Idee, sehr interessante Umsetzung und trotz des "Mißerfolgs" beim Brennen - sehr interessanter Output.

Meine Experimente beschränken sich immer nur auf selbst gemachten Mulsum.  :dumdidum:

mfg

Master-Jeffrey

mc.leahcim

Ah jetzt ja, nachdem ich wiki gefragt habe weiß ich woum es geht. :zwinker:

>>Laut Plinius antwortete der über hundertjährige Romilius Pollio auf die Frage, wie er sein hohes Alter erreicht habe: ,,Innen mit Mulsum, außen mit Öl.<<

Michael

P.S. @sven Ich wollte hier nicht abschweifen. :dumdidum: Ich finde auch das dein Test trotz scheinbarem Misserfolg ein gutes Experiment war. :super:
Gum biodh ràth le do thurus. = Möge deine Suche erfolgreich sein (Keltisch/Gälisch)
Die soziale Kälte hilft nicht die globale Erwärmung aufzuhalten!!

master-jeffrey

Zitat von: mc.leahcim in 18. Juni 2012, 09:38:45

>>Laut Plinius antwortete der über hundertjährige Romilius Pollio auf die Frage, wie er sein hohes Alter erreicht habe: ,,Innen mit Mulsum, außen mit Öl.<<

Ja, so halte ich es auch.  :-D
6 Liter einfachen, trocknen Weißwein, 500 gr. Honig - Pfeffer, Koriander, Anis und Lorbeerblatt dazu - alles zusammen in einen großen Topf, kurz ein wenig erwärmen, umrühren und dann alles wieder zurück in die Flaschen. Wieder verschließen und 7 Tage warten - mmhhhhh, lecker.  :super:

mfg

Master-Jeffrey

Lojoer

Hi Sven,
ich habe schon einige Feldbrände gemacht und kann Dir versichern fast immer geht was zu Bruch. Wenn Du wieder mal so was vor hast, dann mach einen Wirklichen Feldbrand in einer Erdgrube. Mindestens 50 cm tief um den Wind abzuhalten, das ist wichtig. Auf den Boden kommen alte Ziegel, wegen der Erdfeuchte. Dann wirklich ganz langsam erhitzen, kreisförmig im Abstand von ca. 50cm. Erst mit ganz kleinen Holzstückchen, dann mit größeren immer näher an das Brenngut heran. Nach ca. 3 Stunden ist das Feuer richtig dicht an der Keramik. Dann kommen Querhölzer darüber und das Ganze wird dicht mit Grassoden und Erde abgedeckt. Nach ca. 6 Stunden kann man das Ganze wieder vorsichtig abdecken und zum Auskühlen ein wenig auseinander ziehen.
http://www.sucherforum.de/index.php/topic,19777.0.html
Ach ja ganz wichtig, vor dem Brennen die Keramik unbedingt an einem warmen und trockenen Ort trocknen lassen (z.B. Dachspeicher oder Holzschuppen), nicht Keller oder so. Dann reichen 3 Wochen bequem aus.
Gruß Jörg

sven

Ich habe leider keine Möglichkeit einen echten Grubenbrand zu machen, zwei Rohlinge hätte ich ja noch. Aber auch mit der Feuerschale habe ich nur mit ca. 50% Verlust in jeweils ca. 5 Stunden einige Gefäße gebrannt bekommen. Ich habe die Feuerschale auch mal abgedeckt, nach ca. drei Stunden Brand, das führte aber nicht zu reduzierendem Brand.
Ich habe übrigens erst ein leichtes Feuer in der Schale entfacht, dieses dann an den Rand geschoben, das Brenngut in die Mitte gestellt und das Feuer langsam vergrößert und an die Gefäße rangeschoben. Schon nach ca. zwei Stunden deckte ich die Keramiken mit Glut ab. Da ist nichts mehr gesprungen. Das meiste platzt schon in der ersten Viertelstunde. Unterschiedliche Magerungsarten hatten nach meinem Dafürhalten keinen Einfluß auf das Zerspringen. Em ehesten konnte ich feststellen, daß das Brenngut an dem Verlauf der Wülste zersprang, vor allem bei dem mit feinem Löß versetzten. Ungemagertes und aus der Kugel geformtes Brenngut zersprang, wenn die Wandung unterschiedliche Stärken aufwies. Ausgetrocknet war alles über Monate.

Vielen Dank für Euer Interesse
:winke: Sven