Reproduktionsversuch Flachbeil im Holm

Begonnen von Siebenpapagei, 12. September 2011, 22:18:09

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Siebenpapagei

Hallo zusammen,

ich möchte euch hier meinen Versuch einer Beilproduktion vorstellen. Ich bekomme es leider noch nicht hin große Beile im rechten Winkel zu schlagen, desshalb habe ich mich für ein Flachbeil entschieden, so wie sie auch in Gräbern aus der Trichterbecherkultur bekannt sind.
Mich hat sehr der Schleifprozess interessiert und die Frage der Schäftung im Holm.
Zum Schleifen habe ich lange nach einer geigneten Platte gesucht, nach einigen Monaten Suche, fand ich endlich eine geeignete in der richtigen Größe und richtiger Körnung (Stärke). Ich weiß leider nicht aus welchem Material die Platte besteht (Bild 11), vielleicht Quarzit. Nach ca. 1,5 Stunden habe ich den Beilrohling mittels harter und weicher Schlagtechnik hergestellt (Bild 9,10,11). Jetzt wurde es Spannend, der Schleifprozess konnte beginnen. Ich habe ausschliesslich Wasser zum Kühlen benutzt. Nach ca. 1 Stunde konnte man den Schliff schon gut erkennen (Bild 16). Ich habe insgesamt ca. 7-8 Stunden gebraucht, abzüglich Pausen bis die Beilklinge die jetzige Form und Schliffgrad erreicht hat. Es zeigte sich, dass das schleifen der Schneide am aufwändigsten ist, die ist leider immer wieder ausgebrochen. Wie zu sehen auch immer noch nicht fertig. Ich musste die Schneide immer wieder stumpf schleifen (Bild 15). Da muss ich wohl mit einem feineren Schleifmedium ran.

Nach einem geeigneten Holm habe ich auch lange die Wälder durchstreift, bis ich endlich einen rechtwinkligen Ast (Astgabel) gefunden habe.
Gearbeitet habe ich mit einer Feuersteinklinge zum Entrinden und einer leider noch modernen Eisenaxt (Mittel zum Zweck). Die Aushöhlung zur Aufnahme der Beilklinge habe ich mit feinen Eisenmeißeln, Stechbeiteln maßgenau ausgearbeitet. Die Beilklinge passt haargenau und sitzt bomben fest im Schaft ohne zu wackeln und das ohne zu kleben. Bei Bedarf lässt sich die Klinge mit etwas Kraft aus dem Schaft rütteln.

Ich hoffe, dass ich bald mal  Zeit finde die Schneide endlich fertig zu schleifen und das Beil mal auf seine Tauglichkeit zu prüfen.

Das wird dann der 2. Teil, den ich hier einstellen werde.

Viele Grüße

7P. :winke:

Siebenpapagei


Horschtl

Toll gemacht! Meine Hochachtung.
Horschtl  :winke:

Moonk

Das Leben ist wie eine Hühnerleiter man kommt vor lauter ..... nicht weiter. HG Moonk

mc.leahcim

Hallo Siebenpapagei,
ein schönes gelungenes Projekt. Beim lesen deiner Beschreibung ging mir so durch den Kopf wie wertvoll doch so ein Beil gewesen sein muss. Du hast geschrieben das die Suche nach einer Schleifplatte und die Suche nach einem rechtwinkligen Ast sehr lange gedauert hat. Da hilft es garnicht das das Beil ansich zu formen relativ schnell geht. (Ähämmm wenn man es kann)
Hast du Schneide mit ein und demselben "Schleifstein" geschliffen?. Das scheint mir sehr feine Körnung zu sein. Wäre es nicht sinnvoller erst mit gröberem "Schleifstein" vor zu arbeiten? Dann auch ohne Wasser. Erst beim Feinschliff feine Körnung und Wasser?

Ich hab leider keine Ahnung wie sich der Flint beim schleifen verhält. Du hast ja geschrieben das immer wieder was ausgebrochen ist.
Das Ergebnis ist auf jedenfall toll. Schön wäre es jetzt eine kleine Zeitreise zu machen und einem unserer Altvorderen das Teil in die Hand zu drücken um zu sehen was er dazu sagt.

Ich denke er würde zufrieden grinsen, das Teil schultern und zur Arbeit gehen.  :super:

Gruß

Michael
Gum biodh ràth le do thurus. = Möge deine Suche erfolgreich sein (Keltisch/Gälisch)
Die soziale Kälte hilft nicht die globale Erwärmung aufzuhalten!!

steinadler

ich glaube an gott , aber keine bestimmte religion !

schaut mal rein : http://yggdrasil-online.de/cms/

steinwanderer

Moin Siebenpapagei,
meine Hochachtung zu diesem Stück. Das wollte ich auch schon immer ausprobieren. Die Materialien hätt ich ja. Bin bloß bisher nicht dazu gekommen. Aber wenn ich höre, daß das Schleifen nur acht Stunden gedauert hat, rückt die Tat schon wieder näher.
Mir hatte ein Steinschläger erklärt, daß man die Schneide nicht in der Schleifwanne schleifen darf (Ausbrüche).
Sie muß seperat mit einem kleinen Schleifstein geschliffen werden.
Gruß Klaus
Lewer duad üs Slav

Siebenpapagei

Hallo,

vielen dank für die Glückwünsche. Ich bin auch echt stolz auf die gelungene Arbeit, steckt ja auch ´ne Menge Arbeit drin und doch immer noch nicht fertig.
Ich denke auch, dass so ein Beil damals recht wertvoll war, besonders die großen. In DK fand man bei Ausgrabungen auf Fünen einen Beilaltar, wo das Beil an sich verehrt wurde.

Zitat von: mc.leahcim in 13. September 2011, 11:13:49

Hast du Schneide mit ein und demselben "Schleifstein" geschliffen?. Das scheint mir sehr feine Körnung zu sein. Wäre es nicht sinnvoller erst mit gröberem "Schleifstein" vor zu arbeiten? Dann auch ohne Wasser. Erst beim Feinschliff feine Körnung und Wasser?



Hallo Michael,

ich habe das gesamte Beil auf der Steinplatte geschliffen. Die Körnung ist relativ grob. Ich habe etwas später einen 2. Schleifstein gefunden, der ist etwas feiner, dadurch eben auch weniger Abtrag, das hat mich genervt, als neuzeitlichen schnell, schnell, geschwindigkeitsmenschen :zwinker: aber für die Schneide könnte das gehen. Eine gröbere Schleifplatte müßte ich auch erst einmal finden. Ich habe das Schleifen auch trocken versucht. Die Schliffoberfläche sah aber nicht wie bei den originalen aus. Mit dem Wasser habe ich durchgehend gute Erfahrungen gemacht, zum Kühlen und auch um den feinen Abrieb abzutrabsportieren. Die Schlifffläche sieht auch wie bei den originalen aus.

@steinwanderer:
Vielen dank für den Tipp mit dem kleineren Schleifstein. Ich habe auch mal gehört, dass man Feuerstein mit Feuerstein schleifen kann, besonders die Schneidenpartien. Kann ich mir aber kaum vorstellen. :kopfkratz: weißt du ob man die Schneide unbedingt quer zum Beil schleifen muss? An den originalen ist ein Querschliff nicht zu erkennen, meine ich.

Viele Grüße aus HH :winke:

Moonk

Hallo, ich habe mal versucht bei einem kleinen Obsidianbeil eine scharfe Schneide zu schleifen, der Obsidian bricht aber immer aus, man bekommt nur an einer Bruchkante eine scharfe Schneide.
Vielleicht verhält sich der Flint auch so ähnlich und deshalb bekommst du die Schneide nicht scharf.

HG Moonk :smoke:
Das Leben ist wie eine Hühnerleiter man kommt vor lauter ..... nicht weiter. HG Moonk

steinwanderer

Moin Siebenpapagei,
der kleine Schleifstein zum Schneidenschleifen war ebenfalls ein Quarzit.
Ich hab mir eben mal alle Schneiden meiner Flintbeile angeschaut. Die meisten Schneiden sind längs mit dem Beilkörper geschliffen, teilweise auch diakonal zum Korpus.
Rumprobiert habe ich auch noch und meine, daß der Schliff von der Schneide aus erfolgte.
Gruß Klaus
Lewer duad üs Slav

Moonk

Hallo Klaus, ist die Schneide ganz scharf oder sind da immer winzige Ausbrüche?

HG Moonk :smoke:
Das Leben ist wie eine Hühnerleiter man kommt vor lauter ..... nicht weiter. HG Moonk

steinwanderer

Zitat von: Moonk in 14. September 2011, 20:08:13
Hallo Klaus, ist die Schneide ganz scharf oder sind da immer winzige Ausbrüche?

HG Moonk :smoke:

Moin Moonk,
hab jetzt noch weitere 20 min geschliffen von Aussplitterungen ist nichts zu spüren. Die Schneide des dazu benutzten Kernscheibenbeiles wird immer schärfer.
Gruß Klaus
Lewer duad üs Slav

steinwanderer

Moin moin, ich hab euch noch Bilder gemacht wie weit ich jetzt bin. Ich werde das Stück auch nicht vollenden. Da hätte ich vorher schon genauer arbeiten müssen.
Gruß Klaus
Lewer duad üs Slav