Pfeil, erster Versuch!

Begonnen von Grenzton, 10. Juni 2010, 00:14:10

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Grenzton

Hallo Steinies.

Für eine künftige Ausstellung, habe ich als Anschauungsojekt einen Pfeil mit Feuerstenspitze gebaut.
Die Spitze und die Bewehrung habe ich mit Birkenpech geklebt.
Die Federn stammen von Graugänsen die derzeit bei uns brüten, ich muss sie noch mit einer Sehne fixieren.
Gehören eigentlich drei Federn als Leitwerk an den Pfeil?

Gruß, der Kalle

Ich möchte schlafend sterben wie mei Opa, und nicht schreiend wie sein Beifahrer!

werter47

Hi Kalle.
ich kenne Pfeile etwas spartanischer,nur eine Klinge an der Spitze,die in der Spalt eingeklebt und mit Bastfasern fixiert.Die Leitwerke scheinen kulturell unterschiedlich zu sein,ich kenne sie 2,3,4 fach ,ebenfalls geklebt und mit Bast gebunden,und hinten 3 - 4 cm "Arbeitsraum" für den Schützen.Außerdem hab ich leichte Bedenken hinsichtlich des schweren "Ganzholzpfeiles",die ich kenne waren aus Rohr und hatten vorn einen Hartholzspan mit Feuersteinspitze eingesetzt.
MfG Günter

Lojoer

Hi Grenzton,
ich finde die Arbeit ganz ordentlich. Zwei Verbesserungen hätte ich jedoch vorzuschlagen.
Die Federn sollten auf jeden Fall spiralförmig mit Sehne oder Bast fixiert werden.
Außerdem müssen die Federn immer in einer Richtung ihre Wölbung aufweisen, um so durch Rotation beim Flug dem Pfeil die notwendige Stabilität zu geben.
Gruß Jörg 

Larry Flint

#3
Werter Werter,

... das Gewicht eines "Ganzholzpfeiles" ist überhaupt kein Problem.

Aber woher hast du die Sache mit den Pfeilschäften aus Rohr?

... eine spiralige Wicklung ist vollkommen überflüssig und, soweit ich weiß, für das neolithische Gelumpe auch gar nicht nachgewiesen. Die Theoretiker hier dürfen ja ruhig mal versuchen eine derartige Wicklung mit Bast ( :super: :narr:) anzubringen - ich hätte auf jeden Fall gerne Fotos der diesbezüglichen Arbeitsergebnisse ( :-D)...

Ansonsten stimme ich dir "leitwerktechnisch" zu. Überdies dürften drei Federn wohl jedoch hierzulande der Standard gewesen sein.

@Lojoer:

... bei einem Pfeil identisch gewundene Federn zu benutzen ist immer eine prima Idee!

@Grenzton:

Die Spitze ist doch ziemlich - ähmmm -"rustikal" geraten - und wieso hast du da noch Lamellen drangepappt (war wohl zuweilen im Mesolithikum üblich, wurde aber dann um einiges filigraner umgesetzt...)?

Die Grundfrage ist wohl, was für einen Pfeil du nachbauen willst - es gibt ja eine ganze Reihe erhaltener Exemplare, an denen man sich - auch schaftmaterialmäßig - orientieren kann. Da wären z.B. Ötzis Pfeile, die man via Internet recht problemlos recherchieren kann...

:winke:

Larry

PS: ... und jetzt werden wieder alle heulen und mich verdammen: Als Replik taugt dat nich'! So mag sich zwar Lieschen Müller einen "Steinzeitpfeil" vorstellen, leider hat das jedoch nix mit der Realität gemein...
PPS: Und weil's offenbar hier von allen verlangt wird: Hast du trotzdem schön gebastelt.
PPPS: Falls bei dir wirklich viele Graugänse brüten und du an Schwungfedern drankommst - ich hab' einen wahnsinnigen Verbrauch von dem Zeug (... ja, für was wohl?) und würd' mich freuen, wenn du welche abdrücken könntest - Gegenleistung ist selbstverständlich. Wenn Bock und Interesse, schickste mir 'ne PM...

Marienbad

Moin Leute,
ich habe eben mal in meiner Kiste gekramt. :-)

@ Larry     meintest du so ?   :zwinker:












Larry Flint

... jo - das kommt der Sache doch schon bedeutend näher (... allerdings dürfte dir die Wicklung des "saubuckelbefiederten" Pfeiles beim Schießen auf's Übelste den Handrücken ruinieren - über Truthahnfedern an mitteleuropäischen Pfeilen vor dem 16ten Jahrhundert breite ich jetzt mal den Mantel barmherzigen Schweigens...).

Hab' übrigens mal eben recherchiert und festgestellt, dass zumindest bei Ötzis Pfeilen die Befiederung doch eine Wicklung aufweist - insofern mea culpa für meine o.g. Fehleinschätzung.

Ansonsten kann man aber auch mal einen Blick auf die Seite von Jürgen Junkmanns werfen, der v.a. in Sachen steinzeitliche Pfeile und Bogen ganz passable Repliken zu fürstlichen Preisen fertigt:

http://www.pfeil-bogen.de/

:winke:

Larry

Marienbad

Moin Larry,

den Mantel vom barmherzigen Schweigen kannst du entfernen, es sind die Federn vom Kolkraben und Schwan. :smoke:
( nebenbei bemerkt, ich habe eine gewisse Abneigung von dem von dir genannten Geflügel und deren Heimat. :zwinker: )
Zum ruinieren vom Handrücken kann ich nur sagen: Empfindliche Händchen haben sicher nie einen Bogen gehalten.
:winke: Manfred

Larry Flint

#7
Moin Manfred,

... Schwan geht natürlich prima.

... für alle "empfindlicheren" Handrücken wäre es jedoch eine Option die Kiele runterzuschleifen oder mit etwas Feingefühl (... schließlich is' man ja empfindlich...) die Federn vom Kiel abzuziehen - die Leute mit unempfindlicheren Handrücken ergötzen sich derweil an ihren zerschundenen Händchen und den in Eigenblut getränkten Federn (subjektiver Erfahrungswert).

:winke: & schönen Samstach

Larry  

Marienbad

Lieber Larry,

die Kiele der Federn sind für eine exakte Fixierung wichtig, beim umwickeln verdrehen sich die "abgezogenen" Federn.
Es sei denn, die Befiederung soll gedreht angebracht werden.
Auch das Kleben mit Birkenpech ist mit Kiel einfacher und hält länger.

:winke:   Manfred

Marienbad

Nun will ich aber dem lieben Grenzton auch noch zu seinem Exemplar beglückwünschen.
Der Mut um an so eine Arbeit ranzugehen muß einfach mal positiv gesehen werden.
Ich finde es toll das du es angepackt hast, die Feinarbeit und das Geschick entwickeln
sich nur wenn man rangeht. :super: Und weitermachen :zwinker:

Gruß und  :winke:   Manfred

Larry Flint

Zitat von: Marienbad in 12. Juni 2010, 19:54:11
[...] die Kiele der Federn sind für eine exakte Fixierung wichtig, beim umwickeln verdrehen sich die "abgezogenen" Federn.
Es sei denn, die Befiederung soll gedreht angebracht werden.
Auch das Kleben mit Birkenpech ist mit Kiel einfacher und hält länger.
[...]

... die Probleme sind bei mir noch nicht aufgetreten - seit ich mir mal bös das Pfötchen verschlissen hab' (... ja, auch ich bin ein Sensibelchen - wer hätte das gedacht? :-D), schleif ich die Kiele immer ziemlich weit runter. Allerdings pamp' ich nicht mit Birkenpech, sondern benutze meistens Hautleim - ich bau' ja schließlich auch keine "Steinzeit" nach...

... bei der Variante mit abgezogenen Federn sollte man am besten auf eine "Spiralwicklung" verzichten - die ist in diesem Fall ja auch gar nicht notwendig.

:winke:

Larry