Knochenangelhaken

Begonnen von Marienbad, 17. März 2011, 18:57:38

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Marienbad

Hallo Leute,
mit div. Flintabschlägen habe ich diese Angelhaken aus Rinderröhrenknochen hergestellt.
Den Knochen habe ich mittels moderner Eisensäge zerschnitten, die kleinen flachen Fragmente
wurden dann mit den Flintabschlägen zu einem Angelhaken geschnitten und geschabt.
Die Arbeitszeit für einen Haken betrug etwa 4 Std. ( mit Rauch & Bierpause )
Zeitlich gehören diese ohne Wiederhaken ins Mesolithikum, aus DK sind mir sehr viele
von diesen Winzlingen bekannt.
Die Schenkellänge beträgt 23 mm, von der Spitze bis zum Schenkel sind es 10 mm
und der Schenkel hat einen Dm von 3 - 4 mm.

      :winke:   Manfred



Marienbad

Diese Knebelangelhaken oder Querangeln sind auch aus Knochen.
Das eiserne Modell zeigt die heutige Machart, er ist 50 mm lang.
Diese Querangeln können auch aus Holz gefertigt werden und sind sehr
fängig. Diese Modelle wurden schon von den nacheiszeitlichen Jägerkulturen
in Nordeuropa genutzt.
:winke:  Manfred


mifomex


Hallo Manfred,
sind Widerhaken zu machen (auch bei denen aus Silex) nicht moeglich, oder nicht noetig ?

Gruss Sash :winke:

...neuer Bewunderer Deiner Arbeit !!! :super:
"Wer Vergessenes ans Licht bringt, Bereichert das Wissen!"

Marienbad

#3
moin Sash,

die Silex Angelhaken aus den archäologischen Funden hatten keine Wiederhaken.
Machbar ist es schon, irgendwann gehe ich mal dabei.

Knöcherne Angelhaken ohne Wiederhaken sind mesolithisch. ( Nordeuropa )
Ab dem Neolithikum kommen die Wiederhaken vor.
Das Foto zeigt einen neolithischen Typ mit Pferdehaarschnur.  

Gruß über den großen Teich wünscht Manfred.  :winke:

ps
      versuch doch mal bei der Urbevölkerung in den
      abgelegenen Dörfern einige Angelhaken zu besorgen.



mifomex


Hola Manfred,

Danke fuer die Info ! :super:
Das mit den Ureinwohnern wird schwierig werden, hier wo ich lebe gibts im Umkreis von 1000km keine mehr, und an Urlaub im Merida-Dschungel ist erstmal nicht zu denken.
Trotzdem hoer ich mich mal um und falls ich mal ein Stueck erwische, schick ichs Dir, vielleicht noch mit einem Pfeilgiftfrosch :irre: :narr:

Saludos
Sash :winke: :smoke:
"Wer Vergessenes ans Licht bringt, Bereichert das Wissen!"

Marienbad

Hier habe ich einige Fischfanggeräte von einer Ausstellung aus Neuguinea.
Die Geräte wirken für mich "steinzeitlich", werden aber noch heute so
gebraucht. Interessant finde ich den mit Netzknoten eingebundenen Stein als
Gewicht für eine "Langangel".
Kein Loch wie bei den oft gedeuteten Netzsenkern aus Geröll.
Die Angelhaken und "Blinker" sind teilweise aus Knochen, Muscheln und Hölzern hergestellt.

    :winke:  Manfred



mifomex


Servus Manfred,

ja, sehr interessant, auch dass die Angelhaken alle ohne Widerhaken sind, glaube es koennte der Grund sein auf welche Groesse der Beute man sich einstellt,oder ?
Auch bei den beschriebenen Netzsenkern habe ich mich oft gefragt, wozu man sich eigentlich soviel Muehe machte ein Loch in den Stein zu Bohren, wenn es auch sicherlich einfacher geht das Netz zu beschweren ?!
Suchst oder Sammelst Du historische/rezente Vergleichsobjekte fuer Deine Arbeiten ? Wenn ja, werde ich selbstverstaendlich einige Freunde beauftragen und auch selbst die Augen offener halten um solche Sachen zu "finden", es gibt hier viele Kunsthandwerker und "Haendler" die auf den X Maerkten besonders am Wochenende so einiges anbieten, teils echt, teils imitiert. Kaufe ab und zu u.A. Pfeilspitzen, Schaber etc. (wenn echt) aus Silex und Obsidian, auch mal ein Beilchen um einige Vergleichsstuecke zu den heimischen Stuecken zu haben, und es wundert manchmal sehr wie Form, Farbe und Material sich gleichen obwohl meistens 8-10 Tausend Jahre dazwischenliegen.
Angelhaken wie Du sie Nachbildest habe ich leider bisher Uebersehen, werde aber heute ins Zentrum meiner zweiten Heimatstadt gehen, weil hier der Fruehlingsanfang (Primavera) riesig gefeiert wird und viele Strassenverkaeufer(meist Indios) Ihre Kunstwaren am Boden auf einer Decke anbieten.
Ich melde mich dann bei Dir ob etwas fuer Dich dabei war,OK?!
.....wir haben uebrigens 32 Grad, kein Woelkchen am Himmel wie jeden Tag, und seit Oktober keinen Regen.....glaub mir ,auch das kann fast Langweilig werden !
Also bis dann Manfred, und du siehst Dich nach einen schoenen Stueck Eibenholz um ...OK?! :zwinker:


Saludos de Mexico vom Sash
:winke: :smoke:
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Marienbad

Saludo Sascha,

dann feier man schön das Primavera - Fest.  :prost: :prost:
Ich sammel eigentlich alles über Fischfang, egal ob Gegenstand, Infos oder Fotos
mit Beschreibung und Herkunft.
Zu den wiederhakenlosen Haken:
In Zeiten wo der Fisch in großen Massen die Gewässer bevölkerte, auch heute noch,
reicht ein einfacher Angelhaken aus. Da die meisten größeren Raubfische in Massen
anzutreffen sind, fassen sie den Köder und schlucken ihn schnell. (Futterneid)
Betrachte mal die Haken auf dem Foto oben im Beitrag genauer!
Da kommt kein Köder an den Haken, die Spitzen sind teilweise mit einfachen
Bastfasern "getarnt". Das langt den gierigen Räubern, der Haken muß nur zupfend
mit der Schnur angeboten werden. Sind Räuber da, beißen sie sofort und auf alles.
Die Hauptsache ist Bewegung und etwas fransiges am Haken, dass reicht.
Aber nur dort wo Fischreichtum noch vorhanden ist. Es gibt aber noch einige wenige
Ecken auf Erden, wo der Fisch in Massen vorkommt.
Eibenholz muß ich noch besorgen, so wie du die mexikanischen Angelhaken. :dumdidum: :dumdidum:
Schwitz nicht so viel und machs gut.  :winke:

Tschüß,  Manfred

mifomex

#8
Buenos dias Manfredo, :zwinker:

also, habe tatsaechlich zwei Urangelhaken gefunden und auch mitgenommen !!....jetzt brennst Du aber die zu sehen gelle ?!....nun, leider bin ich noch nicht so versiert mit dem Fotoseinstellen, hab etwas angst die Bilder von meiner Tochter zu loeschen,...werd mich aber morgen mit meiner Sekretaerin hinsetzen und mir das alles zeigenlassen,OK?!
Also noch ein kleines bisserl Geduld bitte, nur soviel, beide sind aus grauem Silex und sind relativ gross und ziehmlich breit ausgearbeitet (so ungefaehr wie auf Deiner website,Bild 3/2),der eine ist 2,3cm und der andere 4,2cm lang,mehr Einzelheiten dann zu den Bildern. Sie sind Orginal,Fundort ist bekannt und der eine sogar leicht patiniert.
Schaetze mal Du kannst sie Dir uebermorgen zum Fruehstueck anschauen :zwinker:
Bis dann und Gruesse
Sash :winke: :smoke:
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mifomex


Lieber Manfred,

HIER und eeeeeeendlich die zwei Stuecke !!! :hilfe3:

sorry dass es so lang gedauert hat :dumdidum: ...aber ich erklaers Dir noch warum OK?!

Die Haken stammen aus einem Gebiet die von der INAH (Instituto Nacional de Antropologia y Historia) in die Zeit des Arqueolitico/Cenolitico Inferior (30000-7000 v.Ch.) bestimmt wird. Bericht zu Funden und der C14 Analyse liegt vor.
Leider faellt es mir sehr schwer die Objekte zeitlich genauer einzuordnen, aber ich werde mal meinen Archaeologen Dr. Bernado fragen wenn er wieder im Lande ist.
Bis dahin und ich hoffe Dein Interesse dazu Wiedererweckt zu haben :zwinker:

Herzliche Gruesse aus Mexico :winke:
vom Sash

....und Danke auch an Peter, Ingo,Thomas :zwinker:
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mc.leahcim

Hallo Sash,
:boh:  :hilfe3:  :staun:  :glotz:

:biss:

Ich glaube ich würde verhungern bevor ich mit meinen 2 linken Händen sowas zustande brächte.

Danke fürs Zeigen

Michael
Gum biodh ràth le do thurus. = Möge deine Suche erfolgreich sein (Keltisch/Gälisch)
Die soziale Kälte hilft nicht die globale Erwärmung aufzuhalten!!

teabone

Hallo Sascha,

die Angelhaken :super:

Gruß
Augustin
Such- und Fundgebiet: Weinviertel, Nö.

Harkonen

Hallo Sascha,
Super,  :super:
ich freue mich von Dir in Mexiko gemachte Funde sehen zu dürfen.
Noch dazu solche Besonderheiten!
Danke fürs Zeigen

Grüße
Peter :winke:

mifomex


...Vielen Dank Euch Drei  :winke:

hoffe dass sich unser Manfred auch daran Erfreut  :zwinker:

VG Sash
"Wer Vergessenes ans Licht bringt, Bereichert das Wissen!"

Marienbad

das tut er Sash  :dumdidum:

Mir fallen die scharfkantigen Befestigungsenden der Haken auf.  :staun:
Haben die etwa mit Stahlvorfach geangelt  :kopfkratz:    :-D
Normal müssen die Einkerbungen für die Schnur geglättet sein  :kopfkratz:
Eine dünne Faserschnur würde hier doch sehr schnell zu einem Verlust vom
Haken führen.
Es sei denn, die Haken waren noch in der Bearbeitung.
Irgendwie erinnern mich diese beiden Formtypen der Haken an eine sehr identische dänische
Abbildung einer Veröffentlichung, ich meine sogar diese Form als Kopie hier im Forum schon
gesehen zu haben.
Ist die Echtheit der Stücke wirklich geklärt ?

:winke:  Manfred

mifomex


Hallo werter Manfred,

schoen dass sie Dir gefallen !
Ja, echt und praehispanisch sind sie !!!...kein Zweifel ! ...nur die Zeiteinstufung ist noch nicht eindeutig geklaert.
Und es stimmt, die Einkerbungen fuer die "Schnur" sind nicht abgerundet, aber wer weiss welches Material die hier zum Festmachen verwendet haben,..vielleicht Leder ? :nixweiss:
Sie stammen aus einem Fundkomplex mit Pfeilspitzen, Schabern etc., Fotos kommen noch ! :zwinker:
Wie gesagt, werde alle Stuecke bald Vorlegen, ein kompetenter Archaeologe der auch in Deutschland/Essen bei Ausgrabungen dabei war.
Was mich noch ein bisschen stutzig macht ist diese "Glanzpatina", beim groesseren Stueck recht gut zu erkennen.
Ich werd aufjedenfall dranbleiben und Dir/Euch Bescheid geben :zwinker:

Bis dann und viele Gruesse in die Heimat :D2: ...Ihr seid ja auch gerade beim Schwitzen :dumdidum: :smoke: :winke:
Sascha
"Wer Vergessenes ans Licht bringt, Bereichert das Wissen!"

Marienbad

hier noch eine weitere Technik der Hakenherstellung.
Vorlage ist ein Fundstück von 2003 hier aus der Ostsee.
Datiert ist das Teil in die Erteböllezeit.
Diese frisch gefertigte Replik wurde in zwei Std. mit Flintwerkzeugen ausgearbeitet und ist an der Spitze sauscharf.
Der Knochen ist eine rohe Rothirschrippe.

:winke:  Manfred

thovalo

Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Marienbad

Zitat von: thovalo in 17. April 2013, 08:15:52
Verrückt!


nee Thomas, eine Kopie von einem nordischen Unterwasserfund.  :zwinker:

teabone

Hallo Manfred,  :winke:

hat man das Teil nachdem es eine Replik ist so gefunden? 
Die Herstellungsweise erscheint ja durchaus einleuchtend wenn man weiß wie mühsam es sein kann kleine Teile während der Bearbeitung zu halten.
Jedenfalls ein schönes Stück!

LG Augustin
Such- und Fundgebiet: Weinviertel, Nö.

Marienbad

Zitat von: teabone in 17. April 2013, 09:46:26
Hallo Manfred,  :winke:

hat man das Teil nachdem es eine Replik ist so gefunden? 
Die Herstellungsweise erscheint ja durchaus einleuchtend wenn man weiß wie mühsam es sein kann kleine Teile während der Bearbeitung zu halten.
Jedenfalls ein schönes Stück!

LG Augustin

ja Augustin, so wurde es aufgefunden. Zudem noch ein vergleichbares Knochenstück, aber ohne Haken.
Der Winzling lässt sich so wirklich besser halten und kann dadurch deutlich feiner und kleiner bearbeitet werden,
da hast Du Recht.  :super:

:winke:  Manfred

Marienbad