Flintmeißel schleifen

Begonnen von Marienbad, 28. Juli 2014, 22:26:48

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Marienbad

moin,
diesen ungeschliffenen Meißel habe ich aus einem "Tauschhandel" von "Siebenpapagei".
Der Junge hat was los in Sachen Flintbearbeitung und übt oft auf dem Platz in HL mit unserem Dirk zusammen.

Als Schleifstein habe ich eine große Platte aus feinkörnigen, quarzitigen Sandstein, die Platte ist noch roh und
wurde noch nicht zum Schleifen verwendet. Der Schliff wurde mit Flintsplittern/Granulat unterstützt, es geht
am Anfang besser.   :zwinker:
Bisher habe ich nur eine Seite beschliffen, etwa 50 Min. lang.
In den nächsten Tagen geht es weiter.
:winke:   Manfred

Marienbad


insurgent

Schöne Bilder und vielen Dank für´s teilhaben.

Muss auch mal wieder vorbeikommen :winke:
Meine Bodenfunde werden gemeldet

Marienbad

ja, mach das und bringe den Schnuffel mit.  :winke:

Siebenpapagei

Mensch Manfred,

das ging ja mal schnell, die Schneide ist ja schon fast fertig :staun:
Wirst du den Meißel komplett schleifen? Oder wie ist dein Plan.

Bin sehr gespannt den am kommenden Samstag mal in Händen zu halten, bitte nicht vergessen mitzubringen.

Viele Grüße

Ralf  :winke:

Marienbad

#5
Zitat von: Siebenpapagei in 28. Juli 2014, 23:08:31
Mensch Manfred,

das ging ja mal schnell, die Schneide ist ja schon fast fertig :staun:
Wirst du den Meißel komplett schleifen? Oder wie ist dein Plan.

Bin sehr gespannt den am kommenden Samstag mal in Händen zu halten, bitte nicht vergessen mitzubringen.

Viele Grüße

Ralf  :winke:

klar bringe ich den mit, werde dort auch noch weiterschleifen.
Die Breitseiten werden geschliffen, so sitzt er dann besser in der Holzschäftung wenn die Schmalseiten
ungeschliffen bleiben.

Steinkopf

Respekt Manfred!

Das ist mal wieder eine beeindruckende Präsentation.

LG

Jan

Marienbad

Zitat von: Steinkopf in 28. Juli 2014, 23:22:56
Respekt Manfred!

Das ist mal wieder eine beeindruckende Präsentation.

LG

Jan

Danke Jan, es geht aber noch weiter.  :winke:

Marienbad

Moin,
heute habe ich zwei Std. geschliffen, puh und das bei der Hitze.  :zwinker:
Den Schleifstein von gestern habe ich nicht mehr genommen sondern einen kleinen Handteller großen.
Es war mir zu Mühseelig den lütten Meißel mit den Fingern zu halten, konnte kaum Druck ausüben.
Daher habe ich den kleineren Schleifstein in die Hand genommen und den Meißel hingelegt.Der Meißel wurde in ein nasses Handtuch
gelegt und dann mit dem handgroßen Stein ohne Flintgranulat, nur mit Wasser, geschliffen.
Die Schneide und die erhabenen Stellen fangen schon an zu glänzen.
Leider muß die Schneide noch intensiver beschliffen werden, es sind noch kleinste Retuschen zu sehen.
Das erste Foto zeigt den neuen ungebrauchten Schleifstein, alles plan und gerade. Keine Ahnung was für eine Sorte es ist,
er ist sehr feinkörnig und hart. Die Mulde stammt nur vom heutigen Schliff.

:winke:  Manfred

mc.leahcim

Hallo Marienbad
Zitat von: Marienbad in 29. Juli 2014, 17:57:27
Moin,
heute habe ich zwei Std. geschliffen, puh und das bei der Hitze.  :zwinker:

Da ist mir doch sofort Schillers Glocke in den Sinn gekommen

Von der Stirne heiß
Rinnen muß der Schweiß,
Soll das Werk den Meister loben!
Doch der Segen kommt von oben.

Gruß

mc.leahcim

Gum biodh ràth le do thurus. = Möge deine Suche erfolgreich sein (Keltisch/Gälisch)
Die soziale Kälte hilft nicht die globale Erwärmung aufzuhalten!!

dappeler

Ich zolle dir grossen Respekt!
Flint schleifen ist echt die Königsdisziplin  :super:
Gruß vom dappeler
Eins bist du dem Leben schuldig, kämpfe oder trags mit Ruh -
Bist du Amboss, sei geduldig, bist du  Hammer schlage zu!

BastiSDL

Der Verschleiß des Schleifsteins ist schon arg... Da fragt mich sich doch gleich, weshalb man dann so wenig Schleifsteine bzw. deren Fragmente findet...

Marienbad

#12
Zitat von: BastiSDL in 29. Juli 2014, 23:06:36
Der Verschleiß des Schleifsteins ist schon arg... Da fragt mich sich doch gleich, weshalb man dann so wenig Schleifsteine bzw. deren Fragmente findet...

genau das ist die Frage  :super:
Auf den bekannten Schleifplatten würde so ein Flintrohling für einen schmalen Meißel eine tiefe Furche auf
der breiten Schleiffläche hinterlassen. Aber wo sind diese Funde mit den Schleifmulden?
Aus Frankreich sind Polissoire bekannt, aber Meißel sind sehr selten!
Hier im Norden kenne ich kein ähnliches Spurenbild auf Schleifsteinen.

https://www.google.com/search?q=polissoir&safe=off&client=firefox-a&hs=T6r&sa=X&rls=org.mozilla:de:official&channel=sb&tbm=isch&tbo=u&source=univ&ei=mNbXU7WGEoXF0QWip4GQAw&ved=0CB4QsAQ&biw=1366&bih=623

:winke: M




Marienbad

und weiter gehts,
es wurde nicht weiter geschliffen, es soll erst am Samstag in HL weitergehen.
Heute wurde die Schäftung für den Meißel hergestellt, sie ist aus Eibenholz. Der Meißel steckt bis zur Hälfte in der Schäftung,
momentan noch ohne Lederpolster. Die Lederpolsterung wird nach dem Endschliff angepasst, sie soll die Schläge etwas
abfangen. Im Innern der Schäftung habe ich noch ein Stück dicke Lindenrinde eingelegt, dort liegt der hintere Teil vom Meißel
auf und fängt ebenfalls die Schlagerschütterungen auf. Der Lederstreifen an der Öffnung von der Schäftung wurde nass
und stramm umgewickelt und soll ein Aufspalten vom Holz verhindern.
Die Schäftung wurde mit modernen Werkzeugen hergestellt.  :schaem:
Am Wochenende geht es weiter mit Bildern.
:winke:  Marienbad

Siebenpapagei

Zitat von: Marienbad in 29. Juli 2014, 23:48:40
genau das ist die Frage  :super:
Auf den bekannten Schleifplatten würde so ein Flintrohling für einen schmalen Meißel eine tiefe Furche auf
der breiten Schleiffläche hinterlassen. Aber wo sind diese Funde mit den Schleifmulden?
Aus Frankreich sind Polissoire bekannt, aber Meißel sind sehr selten!
Hier im Norden kenne ich kein ähnliches Spurenbild auf Schleifsteinen.

Hallo Flintbegeisterte,

ich möchte zu dieser Frage gerne meine Erfahrung einbringen.
Ich habe auf einem harten quarzitischen Sandstein (Danke Manfred dafür :Danke2:) bisher einen Meißel in 5 Stunden Schleifarbeit fertiggeschliffen, sowie in ca. 10 Std Arbeit einige Beile angeschliffen. Ich nutze dazu kein Schleifmittel und nur Wasser.
Es hat sich über die Zeit keine Mulde ausgeprägt. Ich nutze die ganze Fläche des Schleifsteines. Zudem ist die Härte sehr wichtig.
Ich denke auch, dass durch das schleifen von großflächigen Beilen auf dem selben Stein, möglichst verteilt auf die ganze Fläche, die Bildung einer tiefen Mulde verhindert wird.
Beim Schneidenschliff habe ich den selben Schleifstein benutzt, allerdings mit sehr wenig Druck gearbeitet, dadurch hat sich im Schneidenbereich mit der Zeit eine Politur gebildet.
Die Bilder zeigen den Schleifstein und den Meißel, sowie ein Breitflächiges Beil, was einseitig ebenfalls auf dem Schleifstein geschliffen wurde.
Schleifsteine aus diesem Material wurden übrigens schon häufig gefunden. Als Oberflächenfunde meist fragmentarisch.

Viele Grüße

Ralf :winke:

Marienbad

Moin Ralf,
danke für die Hinweise und Fotos, klasse.  :super:
War der Schleifstein schon vorbereitet als Du mit dem Schiff begonnen hast?  (glatte Fläche)
Ich kann mich nicht mehr daran erinnern.  :kopfkratz:
Gestern und heute habe ich schon einige Holzkerben mit dem Meißel gefertigt, er hat alles ohne Schaden überstanden.
Auch die Schäftung hat sich bewährt, später folgen noch einige Fotos.

:winke: Manfred

Siebenpapagei

Zitat von: Marienbad in 03. August 2014, 14:44:15
War der Schleifstein schon vorbereitet als Du mit dem Schiff begonnen hast?  (glatte Fläche)
Ich kann mich nicht mehr daran erinnern.  :kopfkratz:

Moin Manfred,

der gezeigte nicht. Der andere den du mir gegeben hast wurde schon bearbeitet, also abgesägt. :dumdidum:
Obwohl die Fläche schon recht glatt war, aber nicht einheitlich.



Marienbad


Marienbad

hier nun noch einige Fotos, die obere Kerbe im Lindenstamm stammt von einem Stahlbeitel.  :zwinker:
Mit dem modernen Werkzeug brauchte ich weniger Schläge bei der abgebildeten Kerbe, aber das Resultat ist
das gleiche wie beim Flintwerkzeug.
Die Bilder sagen mehr.  :winke:

Marienbad

Moin,
habe gestern nicht schlecht gestaunt beim Flintschleifen, da sprühten die Funken.
Ich wollte die Schmalseiten von dem "Flintbeitel" schleifen und gebrauchte dazu eine rohe und rauhe Felsabsprengung.
Das Material stammt vom Strand und eignet sich wunderbar zum Flint schleifen. Bisher habe ich aber nur flächig den Flint
auf diesem Gestein geschliffen, dabei habe ich nie eine Funkenerzeugung erkannt oder gesehen.
Heute habe ich die Schmalseiten von dem "Flintbeitel", also die sehr scharfen Ränder der Schmalseite geschliffen.
Durch diese kantigen und scharfen Grate am Flint lösten sich dann die Funken, ich war baff und dachte dabei sofort an CF
den alten Funkenlöserfetischist.
Habe mit meiner webcam einen kleinen Einblick für Euch von den Funken eingefangen und auf meiner Webseite unter Funken
hochgeladen. Die Qualität ist nicht so doll, aber die Funken sind gut erkennen.
HG   
Marienbad

http://steinharteknochenarbeit.magix.net/website#Funken

Marienbad

Moin,
gestern hatte ich nun die Zeit um die Funken näher zu untersuchen.
Kleingeschabtes Zundermaterial wurde auf den Fels gestreut und dann mit dem Flint kräftig gerieben.
Die Funken sprühten ordentlich, aber sie schafften es nicht den Zunder zu entzünden.
Es scheinen doch "kalte" Funken zu sein.
Damit ist ersteinmal der Versuch beendet und es geht mit dem Flintmeißel (Beitel) weiter.  :zwinker:

Es wurden etliche Schläge auf die Schäftung von dem Meißel (Beitel) ausgeübt. Nicht nur von mir, sondern auch
von anderen Personen. Es waren auch div. Zimmermannsgesellen darunter und die trauten bei dem Ergebniss ihren
Augen nicht. Ich fand es schon sehr spannend wie sich die Gesellen im Anschluß über die alten Handwerksgeräte
unterhielten. Einen besseren Einstand für den neu geschliffenen Meißel (Beitel) kann man sich eigentlich nicht
vorstellen.   :zwinker:
Die Schäftung hat alle kräftigen Schläge aufgefangen und den schlanken Flintkörper unbeschadet gelassen.
Auch die Flintschneide zeigte keine Beschädigungen oder Absplisse.
Zur Bearbeitung wurde ein sehr lange abgelagertes Lindenholz genommen und die Spuren im Holz unterschieden sich nur
geringfügig von modernen Zimmermannsgeräten.

  :winke: Marienbad

mc.leahcim

Hallo Marienbad,

Zitat von: Marienbad in 17. August 2014, 10:55:52
Es wurden etliche Schläge auf die Schäftung von dem Meißel (Beitel) ausgeübt. Nicht nur von mir, sondern auch
von anderen Personen. Es waren auch div. Zimmermannsgesellen darunter und die trauten bei dem Ergebniss ihren
Augen nicht. Ich fand es schon sehr spannend wie sich die Gesellen im Anschluß über die alten Handwerksgeräte
unterhielten. Einen besseren Einstand für den neu geschliffenen Meißel (Beitel) kann man sich eigentlich nicht
vorstellen.  :zwinker:
:winke: Marienbad

Gibt es einen besseren Beweis für die außerordentlichen Fähigkeiten unserer Ur-Vorfahren als so eine Diskussion unter "neuzeitlichen" Zimmerleuten?  Meine Hochachtung vor diesen Vorfahren wächst von Tag zu Tag und das durch deine Experimente, die aus Bildern von Werkzeugfunden lebendige Werkzeuge macht. Danke!

Gruß

mc.leahcim
Gum biodh ràth le do thurus. = Möge deine Suche erfolgreich sein (Keltisch/Gälisch)
Die soziale Kälte hilft nicht die globale Erwärmung aufzuhalten!!

Scherbenauge

Danke für den echt starken Praxistest, der uns wieder einmal ehrfürchtig vor den Altvorderen erstaunen lässt ...

jetzt ist mir einiges klarer was die hiermit taten :

http://www.sucherforum.de/index.php?topic=64551.new;topicseen#new

Gruß Scherbenauge

Rambo

Ich bewundere immer wieder deine Fertigkeiten  :laola:
Willst du der Väter Taten kennen
folge ihrem Erdensein,
lern das Gute zu erkennen
und das Schlechte still verzeihn