Feuersteinwerkzeuge

Begonnen von Grenzton, 24. Dezember 2007, 01:27:56

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Grenzton

So...

Habe mir kürzlich ein Buch zur experimentellen Archäologie gegönnt, es in kurzer Zeit "verschlungen" und hier sind die ersten Egebnissen die ich mir gepfriemelt habe:

Gruß,  Kalle
Ich möchte schlafend sterben wie mei Opa, und nicht schreiend wie sein Beifahrer!

Grenzton

Ich möchte schlafend sterben wie mei Opa, und nicht schreiend wie sein Beifahrer!

Grenzton

Ich möchte schlafend sterben wie mei Opa, und nicht schreiend wie sein Beifahrer!

Grenzton

Ich möchte schlafend sterben wie mei Opa, und nicht schreiend wie sein Beifahrer!

Grenzton

Ich möchte schlafend sterben wie mei Opa, und nicht schreiend wie sein Beifahrer!

Silex

Superteile , Grenzton.
Hast Du geklebt?
Mit Was?
Danke fürs Zeigen
edi
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

Markus

Hallo Grenzton!

Wow - das nenn ich mal toll gemacht! Danke fürs zeigen!

Gruß und frohes Fest
Markus

mc.leahcim

Hallo Grenzton,
echt toll gemacht. Besonders gut gefällt mir das "Taschenmesser" Ein uuur Schweizer Messer.

"Wer hats erfuunden"

Der Grenzton

Auch von mir die Frage: "hast du mit Birkenpech geklebt?" und wenn, "hast du das etwa auch selber gemacht?"

Danke auch von mir fürs zeigen. Ich habe erstens leider keinen Flint und zweitens zwei linke Hände.

Gruß

Michael
Gum biodh ràth le do thurus. = Möge deine Suche erfolgreich sein (Keltisch/Gälisch)
Die soziale Kälte hilft nicht die globale Erwärmung aufzuhalten!!

Grenzton

#8
Danke für Eure positive Resonanz!  :-)

Ja das Messer habe ich mit Birkenteer geklebt.
Ich wollte das Zeug mal selber raffinieren, aber ungeduldig wie ich bin habe ich mir ein Lot Birkenteer bei Ebay ersteigert.
Leider ist es in der Stadt sehr schwierig ein offenes Feuer zu entfachen, bei uns ist sogar das Osterfeuer verboten... :wuetend:
Aber ich denke, das ich es trotzdem einfach mal versuchen werde, da wir einen Garten haben sollte das rein räumlich kein Problem sein.
Vielleicht geht es ja auch auf einem Grill, obwohl das ja nicht Standesgemäß ist, naja mal sehen.
Auf alle Fälle macht dieser Birkenteer Appetit, da er nach Schinken und Speck "duftet". :super:
Birken gibt es in der Nähe auf alten Zechenhalden ja reichlich, dann werde ich Euch wieder berichten ob es geklappt hat.

Frohe Weihnachten,  Kalle  :prost:
Ich möchte schlafend sterben wie mei Opa, und nicht schreiend wie sein Beifahrer!

Buddelfisch

Hallo Grenzton,

dein Messer schaut absolut museumstauglich aus - große Klasse :super:

Kannst du zu deinem Buch etwas sagen?

Gruß

Ralph

Grenzton

Ja Morgen erst, habe das Buch im Büro liegen lassen.

Kalle
Ich möchte schlafend sterben wie mei Opa, und nicht schreiend wie sein Beifahrer!

Grenzton

Ich wollte nichts falsches erzählen, deshalb nun die Buchbeschriebung:


Friedrich Seeberger

Steinzeit selbst erleben!

Waffen, Schmuck und Instrumente nachgebaut und ausprobiert.
Herausgegeben 2002 vom Theiss Verlag
ISBN: 3-8062-1861-7

Das Buch hat 77 Seiten in denen die Herstellung von Utensilien des täglichen Lebens in Wort und Bild dargestellt und erklärt werden.
Angefangen mit Werkzeugen und Waffen zur Jagd,
Gefäßen, Musikinstrumenten, aber auch die Zutaten zum Feuer machen
oder auch der "Urknopf" wird auf anschauliche Weise erklärt.


Gruß,  Kalle
Ich möchte schlafend sterben wie mei Opa, und nicht schreiend wie sein Beifahrer!

Der Wikinger

Hallo Grenzton  :-)

Sieht ja sehr toll aus, du bist wirklich mit der Herstellung von Flintgeräten sehr weit gekommen !!  :super:

Was mich ein bisschen puzzelt ist das Messer, denn man sollt ja meinen, dass die Schneide effektiver wäre, wenn keine Schärfungsretuschen drauf wären,
sondern die ursprüngliche scharfe Kante des Abschlags ??

Danke fürs zeigen !!  :winke:

Grenzton

Stimmt Agersoe!

Aber das war sicherlich nicht das letzte "Messer" das ich mache, glaube mir, jetzt habe ich erst recht Blut geleckt! :cool1:
Ich habe mir aus dem Deutsch-Niederländischen Grenzgebiet Feuerstein besorgt, der ist zwar nicht so schön glatt, dafür lässt er sich aber viel besser verarbeiten.


Gruß,  Kalle
Ich möchte schlafend sterben wie mei Opa, und nicht schreiend wie sein Beifahrer!

CptAhab

"Steinzeit selbst erleben!"

Sehr schönes Einsteigerbuch und sehr anschaulich, in der Tat.
Was mich ein wenig daran gestört hat, ist das Fehlen von (Zeit-)Aufwand für die Arbeiten. Ein Dechselchen ist nun nicht in ein paar Minuten gemacht, da wird er Leser bzw. der Macher doch arg im Ungewissen gelassen. Nun, vllt. gehört das zur Philosophie des Herrn Seeberger dazu.

Danke fürs Zeigen und hoffentlich bald mehr...

The world is full of crashing bores. - Mozer

Grenzton

Da sprichts Du mir aus der Seele CptAhab.
Was die meisten arbeiten angeht hält sich der Zeitaufwand schon in Grenzen, aber wenn es darum geht ein Beil oder ähnliches zu schleifen, oha...
Ich glaube der Herr Seeberger hat seine Stücke maschinell vorgefertigt. Ich kann mir nicht vorstellen das man sich hinsetzt und für die nächsten 5 Tage nichts anderes tut als ein Stück Silex auf einem Sandstein per Hand bis zur Vollendung zu schleifen.
Da waren unsere Vorfahren echt ausdauernder.

Kalle
Ich möchte schlafend sterben wie mei Opa, und nicht schreiend wie sein Beifahrer!

CptAhab

Ohne Fersehen und sonstige Unterhaltungsmedien geht das wohl...

Wer ein richtiger Experimenteller sein will, muss auch mit den Tennisarm durchs Schleifen durch. Sicher ist Herr Seeberger so einer.

Zugegeben, zu guter Letzt ist auch bei mir die Schleifmaschine zum Einsatz gekommen.  :-)
Es fehlt nunmal die Zeit in den Abendstunden.
The world is full of crashing bores. - Mozer

Khamsin

Salaam!

Erst jetzt stolpere ich über diesen Beitrag. Bemerkenswert!

Zu dem erwähnten Buch und dem Schleifen von Flintbeilklingen vielleicht noch folgendes:

Da Fritz Seeberger im Herbst letzten Jahres leider verstorben ist, erlaube ich mir, für ihn eine Lanze zu brechen.
Sein Buch richtet sich in allererster Linie an archäologisch interessierte Laien, nicht an Fachleute. Letztere wissen, wo sie in der Literatur Zeitangaben finden können, was - zugegebenermassen für dieses Gebiet - nicht leicht ist. Schliesslich sind Zeitangaben bei archäologischen Experimenten ein durchaus zweischneidiges Schwert, hängen sie doch von einer Vielzahl von einzelnen Faktoren ab, so dass ihre Aussagefähigkeit immer zu relativieren ist.

Und nun zur Tennisarm-Hypothese:

Zitat Grenzton: "Ich glaube der Herr Seeberger hat seine Stücke maschinell vorgefertigt."

Dankenswerterweise hat Grenzton sofort die Erklärung für diese Vermutung geliefert, denn er schrieb

"Ich kann mir nicht vorstellen das man sich hinsetzt und für die nächsten 5 Tage nichts anderes tut als ein Stück Silex auf einem Sandstein per Hand bis zur Vollendung zu schleifen."

Und auf dieser individuellen und deshalb qualitativen Basis kommt Grenzton zu dem Schluss, dass

"Da... unsere Vorfahren echt ausdauernder waren."

Nun ist das ja mit dem glauben und der individuellen Vorstellungsfähigkeit immer so eine Sache...

Wir wäre es, wenn wir versuchsweise einfach das schwankende und deshalb unsichere Terrain individuell gefärbter Mutmassungen verlassen und uns den evidenten Fakten bei der Herstellung von Steinbeilklingen aus Feuerstein und Felsgestein zuwenden?
Das hat nämlich den grossen Vorteil, dass die heute vorliegenden Kenntnisse zur steinzeitlichen Steintechnologie auf dem originalen Fundmaterial basiert, d.h. damit eine objektive, für alle halbwegs Bewanderten beurteilbare Grundlage bildet.

Das Material teilt sich bei den Beilklingen auf in 1. Halbfabrikate und 2. Fertigfabrikate in unterschiedlichen Nutzungsstadien.

Der Schleifvorgang an sich ist durch entsprechende Schleifspuren an 1. und 2. belegt.

Aber welche Hinweise an 1. und 2. gibt es, die eventuell etwas zur Schleifdauer aussagen können?

Man will es vielleicht nicht glauben, aber es sind besonders die Halbfabrikate, die hier eine Rolle spielen.

Nehmen wir doch einmal Halbfabrikate aus Felsgestein. Da gibt es solche, die zeigen noch Reste von Schlagnegativen, aber im Idealfalle fehlen die vollständig. Statt dessen ist der gesamte Klingenkörper übersät mit 1000en von kleinen Pünktchen. Das sind die Spuren, Schlagmarken, die der Pickstein hinterlassen hat. Das faszinierendste an ideomorph derart zugerichteten Halbfabrikaten aus Felsgestein ist aber, dass die gesamte (!) Oberfläche bis hin zu den Schneidenfacetten völlig gleichmässig überarbeitet ist, d.h. keinerlei stärkere Depressionen bzw. Vorsprünge mehr aufweist. Da es jedoch Halbfabrikate aus Felsgestein mit Schlagnegativen gibt, bedeutet das, dass nach der initialen Zurichtung durch die relativ rustikale Schlagtechnik die gesamte Oberfläche intentionell durch Pickung in Längs- und Querrichtung aufwändig geglättet worden ist!
Picken ist zweifellos eine eintönige und langwierige Arbeit. Freilich zeigen uns völkerkundliche Beispiele, dass die dergestaltige Überarbeitung einer mittelgrossen Beilklinge nicht etwa Tage, geschweige denn Wochen dauert, sondern in wenigen Stunden erledigt ist!

Bevor wir zu dem sich daraus ergebenden Schluss im Hinblick auf die Schleifdauer kommen, zuerst noch ein Blick auf die Beilklingen aus Flint.
Aus hier nicht näher zu erläuternden Gründen fehlen in aller Regel an Flintbeilklingen entsprechende Pickspuren. Wie also sehen die ideomorphen Halbfabrikate aus Flint aus?
Hier spielt es keine Rolle, ob es sich um solche vom nordischen Typus (rechteckiger Querschnitt) oder vom westischen Typus (spitzovaler Querschnitt) handelt. Die gesamte Oberfläche ist von zahlreichen - weiter auf der Fläche liegenden gekappten - am Rand vollständigen Schlagnegativen übersät.
Das Dumme bei diesen Negativen - im Gegensatz zu den Pickspuren an Felsgesteinbeilklingen - ist nun, dass sie immer flächig konkav verlaufen, d.h. mehr oder weniger in die Oberfläche des Beilklingenkörpers eingreifen. Daraus resultiert eine Oberfläche, die aus fallweise Hunderten von überwiegend gekappten Schlagnegativen besteht und - würde man solch ein Stück der Länge nach durchsägen - einen ondulierten Verlauf aufweist.
Schaut man sich aber einmal ideomorphe, mittels Zwischenstücktechnik (Punchtechnik) zugerichtete skandinavische "square axes" näher an, dann stellt man fest, dass zwischen den tiefsten und den höchsten Partien (Grate zwischen Negativen) der Schlagnegative nur wenige Millimeter liegen! Genau dies ist auch bei entsprechenden Flintbeilklingen westischen Typs nicht selten zu beobachten.

Mit anderen Worten: Bei den Flinthalbfabrikaten wurde ebenfalls das angestrebt, was uns schon von den Felsgesteinhalbfabrikaten bekannt ist: Ein möglichst einheitliches, "glattes" Niveau des Oberflächenverlaufes.

Selbstverständlich kennen wir auch Halb- und Fertigfabrikate, bei denen böse Steckenbleiber (hinge- bzw. step fractures) den gewünschten gleichmässigen Oberflächenverlauf zerstören. Entweder wurden solche Stücke verworfen (wenn genügend Flint vorhanden war) oder diese Negative wurden dann lediglich partiell überschliffen.

Aus dem beschriebenen Phänomen eines möglichst gleichbleibenden Niveaus des Oberflächverlaufes lässt sich ohne grosse Mühe schliessen, dass derartig zugerichtete Beilklingenhalbfabrikate ohne einen besonders grossen Aufwand und damit relativ schnell zugeschliffen werden können. Dazu genügt das "Lesen" der Stücke.
Praktische Experimente, etwa in Lejre durch Jacques Pelegrin und Bo Madsen in den 1980ern haben gezeigt, dass derart ideomorph zugerichtete Beilklingen auch grösserer Dimensionen in wenigen Stunden flächendeckend (!) geschliffen werden können.

Und schaut man sich die z.T. sehr grossen Felsgesteinbeilklingen an, dann stellt man fest, dass dort lediglich die Schneiden und schneidennahen Partien sehr ökonomisch geschliffen sind, während der Mittel- und Nackenteil noch deutliche Pickzonen aufweist und nicht überchliffen ist. Dieses Phänomen gibt es übrigens auch bei Flintbeilklingen.

Vor diesem Hintergrund zielt die Mutmassung von Grenzton, unsere Vorfahren seien ausdauernder gewesen genauso ins Leere, wie die jene von unserem Kaptein, dass man sich einen Tennisarm holen muss, um eine Beilklinge zu schleifen.
Wir leben doch im 21. Jahrhundert und sollten eigentlich die eurozentrische Sicht der Wilhelminischen Zeit überwunden haben, oder?

Und last but not least: Ich weiss, dass mein langjähriger Freund Fritz Seeberger seine Stücke nicht maschinell vorgefertigt hat. Das brauchte er auch gar nicht, denn ihm war das, was ich vorstehend beschrieben habe, bestens bekannt, weshalb er auf maschinelle Hilfe verzichten konnte.

Herzliche Grüsse KIS
"For an impossible situation - choose a crazy remedy!"

Der Wikinger


Vielen Dank für die schöne Erläuterung, Khamsin !   :-)

Damit sollte das weit verbreitete Missverständnis, dass das Flintschleifen Wochen dauert, effektiv begraben sein !!  :belehr:  :super:

Übrigens habe ich persönlich erlebt, wie der, von dir erwähnten, Archäologe Bo Madsen, hier auf meiner Insel, live ein grosses Beil hergestellt hat.
Wir haben ihn vom Finden des richtigen Materials am Strand, bis zum Endprodukt (nicht geschliffen) gefolgt.
Das Ganze hat vom Vormittag bis spät am Nachmittag gedauert, und er hat nebenbei noch viele andere Geräte, u.a. aus den vielen grossen Abschlägen gemacht.
Ein Supererlebnis war das, und ich kann voll bestätigen, dass die Arbeit so gemacht wurde, dass nur ganz wenig Schleifarbeit noch zu machen wäre.

:winke:

CptAhab

Ahoi,

Dass eine generelle Zeitangabe gemacht werden sollte, ist natürlich nicht möglich. Aber eine oder zwei Stunden können für einen Laien eine sehr lange Zeit sein. Eine Zeit in der es schnell zum Abbruch der Tätigkeit und daher auch des Interesses kommen kann. Wenn ich mir von vornherein bewusst gewesen wäre, wie öde, langwierig und teilweise schmerzhaft diese Aktion sein wird, wäre ich bei erstmaligen Ausprobieren, anders rangegangen.

Das ist keine eurozentrische Aussage gewesen, sondern aus eigener Erfahrung entstanden.
The world is full of crashing bores. - Mozer