Steinbeilproduktion

Begonnen von Siebenpapagei, 21. Januar 2014, 23:20:28

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Siebenpapagei

Hallo zusammen,

ich habe in der letzten Zeit mich intensiv mit der Herstellung von Flintbeilen befasst. Ich zeige euch hier mal drei Resultate (die schönsten  :-) ).

Das zurechtschlagen der Knolle habe ich mit einem Schlagstein vorgenommen. Dann mit indirekter Technik die weitere Feinarbeit gemacht. Dazu habe ich einen großen Elchgeweih- und zwei Kupferpunches unterschiedlichen Durchmessers benutzt. Zum zurechtschlagen der Schneidenpartie habe ich einen Geweihhammer aus Rothirsch benutzt. Es hat doch etwas gedauert, bis ich es hinbekommen habe, eine gleichmäßige Schneide zu erzeugen. Bei meinen ersten Beilen stimmte der Winkel noch nicht und es waren noch zu viele Lunker drin.
Das Material ist Senonflint vom Ostseestrand. Pro Beil habe ich ca. 4 Stunden gebraucht.
Am kommenden Wochenende ist ein Schleifversuch geplant. Leider auf einer Granitplatte. Ich habe aber auch schon originale Beilschleifsteine aus Granit gesehen und hoffe daher, dass es auch damit funktioniert. Einen geigneten Stamm für einen Holm habe ich auch schon.  :-D
Ich werde weiter berichten!

Viele Grüße

Ralf :winke:

Siebenpapagei

...und ein Dünnnackiges...

Siebenpapagei


StoneMan

Moin Ralf,

Chapeau! Da fällt mir ja die Kinnlade runter  :super: :super: :super:

Die Beile sind prächtig, der Meißel ist mein Favorit.

Durch vergebliche Versuche weiß ich nur wenig was da für Arbeit drinsteckt.

Meine Annerkennung ist Dir gewiss. :Danke2: Viel Erfolg weiterhin.
Ich freue mich schon auf die geschliffenen Økser.


Gruß

Jürgen
Was könnte wichtiger sein als das Wissen? fragt der Verstand.
Das Gefühl und mit dem Herzen zu sehen, antwortet die Seele.
Antoine de Saint-Exupéry

Marienbad

Moin Ralf,
das ist ja der Hammer  :super:
Bei unserem letzten Treff sprachst Du noch davon mit der Beilproduktion zu beginnen, und nun das !     :irre:
Eine schöne Arbeit hast Du da geleistet, mein Glückwunsch zu den schönen Stücken.
Evtl. hätte ich zwei passende "Schleifsteine" auf Lager. Wenn Du Interesse hast mußt Du Dich melden.

   :winke:  Manfred

Moonk

Hallo Ralf, sehr schön. :super: Da muss ich aber noch sehr lange üben bis ich solche Sahnestücke hin bekomme.


HG Moonk :smoke:
Das Leben ist wie eine Hühnerleiter man kommt vor lauter ..... nicht weiter. HG Moonk

teabone

Hallo Ralf,

gratuliere Dir zu dieser Arbeit.   :super:

LG Augustin
Such- und Fundgebiet: Weinviertel, Nö.

Daniel

Ich stell mir gerade vor, ich fände sowas auf dem Acker. :staun:
Dabei wäre es nur ein Abfallprodukt von Siebenpapagei.
Mach nur kein Scheiß! :narr:
Aber saubere Arbeit! :super:
Wie lange sitzt Du daran?
Ich habe größten Respekt vor Leuten, die so etwas zustande bringen.
Ich bin ja schon froh froh wenn ich einen scharfen Abschlag zustande bringe. :schaem:

Gruß Daniel
Spalttabletten, meine Dame, sind bekömmlich und gesund.
Doch verwirrend ist der Name, sie gehören in den Mund.

Birk

Alter  Schwede.  Das kann ich ja echt nicht glauben. :staun:  Die Stücke sehen echt super aus. :super: Mehr kann ich da gar nicht zu sagen. :irre: Wie groß war denn das Grundmaterial?  Das gibt wohl einen ganz schönen resthaufen?  Wird denn aus den Abschlägen auch noch was hergestellt? Da waren doch bestimmt schöne dabei?
   
    Gruß
    Thomas

thovalo


Nun, es ist alles schon gesagt!  :super:

So viel handwerkliches Geschick ist nicht Jedem gegeben!


lG Thomas  :winke:

Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

queque

Klasse! Danke für die genaue Beschreibung der Produktion.

:super:
Bastl

dappeler

Danke fürs zeigen und weiter so!  :super:
dappeler
Eins bist du dem Leben schuldig, kämpfe oder trags mit Ruh -
Bist du Amboss, sei geduldig, bist du  Hammer schlage zu!

reese

so schön, eine Augenweide.
Ich bin tief beeindruckt.
Danke fürs zeigen.

LG Reese

Furchenhäschen

Hallo Ralf,
danke für die hervorragende Beschreibung und mein Kompliment für die tolle Beilproduktion!
Das Ergebnis sieht wirklich gekonnt aus!
Grüße
Peter

Siebenpapagei

Vielen, vielen Dank für eure Beiträge und Wertschätzungen :Danke2:

Bin auch sehr froh, dass es jetzt klappt, es gab doch so einige Fehlversuche.

Zu den Fragen:

Ich habe so ungefähr 4 Stunden benötigt, pro Beil. Dabei bin ich aber sehr behutsam vorgegangen. Den Stein immer wieder gedreht und begutachtet, wo ich den nächsten Schlag setzen könnte. Und auch die Punches immer wieder nachgeschliffen.
Die Knollen habe ich schon nach Form und Qualität ausgesucht und auch nach Größe. Ich schätze im nachhinein, dass ungefähr 2/3 der Knollen abgetragen wurde.
Aus einigen Abschlägen lassen sich Pfeilspitzen herstellen, die habe ich aussortiert. Die restlichen muss ich entsorgen. Ist ein riesen Berg, allerdings über mehrere Monate entstanden. Ich werde die demnächst mal schreddern lassen. Ein steinzeitler hätte bestimmt noch viel mehr aus dem "Abfall" gemacht. Besonders Schaber.

LG

Ralf

thovalo


Ich denke in der Steinzeit wird bei solchen Formen auch kaum anders gearbeitet worden sein als mit der von Dir angewendeten Sorgfalt.  :super:

Und  jeder nach seinem handwerklichen Vermögen.


lG Thomas  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Siebenpapagei


Hier nun das Resultat vom Beilschleifen und Schäften vom Wochenende.

Anfänglich habe ich den Schliff auf der Granitplatte versucht. Nach 2 Stunden hatte ich allerdings nur einen geringen Materialabtrag erzielt. Zum Glück hatte ich noch eine kleine Sandsteinplatte, mit der ich eigentlich nur den Schneidenbereich schleifen wollte. Es hat sich dann aber gezeigt, dass der Abtrag bedeutend größer war als mit Granit und als ich es überhaupt gedacht hätte. Insgesamt habe ich an dem Beil, so wie es jetzt ist, 5 Stunden geschliffen. Das meiste in den 3 Stunden abgetragen durch den Sandstein. Auch die Schliffflächen sehen jetzt so aus, wie bei den originalen Beilen. Die Schneide ist noch nicht fertig geschliffen, da müssen wohl noch einige Stunden eingeplant werden, das ist echte Feinarbeit.

Für den Holm habe ich die meiste Zeit investiert. Insgesamt 7 Stunden gesägt, geschlagen, gemeißelt und geschnitzt. Und das alles zwar in Handarbeit aber mit Stahl. Fertig ist der auch noch nicht! Da wird mir erst bewusst, wie viel Arbeit in einen Holm hineingesteckt werden musste, wenn man den mit Steinwerkzeugen in Form bringen wollte. Auch das Ausstemmen des Loches zur Aufnahme der Klinge muss sehr aufwendig gewesen sein. Ich habe das mit Hilfe eines recht kleinen Stechbeitels gemacht. Die originalen Beilholme zeigen, dass die Steinzeitler die Beilklingen auch sehr präzise in den Holm eingefasst haben. Wenn sie dass ausschließlich mit den Flintmeißeln gemacht haben, dann aber Hut ab!
Interessant ist auch, dass die originalen Holme nicht so massiv an der Beilaufnahme sind. Ich habe mein Beil bewusst so geformt, da der Holm ja auch die Kräfte aufnehmen muss. Scheinbar ist das garnicht notwendig, ich überlege daher, den Holm oben noch zu schmälern.

Viele Grüße

Ralf :winke:


Mordar

 :staun: So etwas sieht man immer wieder gerne ... :staun:
The Benutzer Formerly Known As Wühlmaus

StoneMan

Moin Ralf,

à la bonne heure :Danke2:

Da ziehe ich gerne auch noch einmal den Hut vor Dir - Chapeau!

Schön auch, dass Du den Holzabfall mit dokumentierst. Wäre auch für die Økser interessant.

Zitat von: Siebenpapagei in 27. Januar 2014, 20:55:51
... Wenn sie dass ausschließlich mit den Flintmeißeln gemacht haben, dann aber Hut ab!
Interessant ist auch, dass die originalen Holme nicht so massiv an der Beilaufnahme sind. Ich habe mein Beil bewusst so geformt,
da der Holm ja auch die Kräfte aufnehmen muss.
Scheinbar ist das garnicht notwendig, ich überlege daher, den Holm oben noch zu schmälern.
...
Das kommt sicher auf die Holzart bzw. die Qualität des Holzes an. Versuche würden Dir die Überlegungen abnehmen...^^
Dir das zu raten vermag ich lieber nicht. Aber vielleicht machst Du ja noch ein paar Beile und findest eine prima
Wurzel für den nächsten Holm, dann können die Versuche ja beginnen.

Vel Erfolg und Spaß weiterhin.

Gruß

Jürgen
Was könnte wichtiger sein als das Wissen? fragt der Verstand.
Das Gefühl und mit dem Herzen zu sehen, antwortet die Seele.
Antoine de Saint-Exupéry

Marienbad

ein sehr schönes Beispiel Ralf  :super:
Die Schleifspuren sind der Hammer und bestätigen Dir die richtige Auswahl vom Schleifstein.
Danke fürs Zeigen  :Danke2:

:winke:  Manfred

StoneMan

Zitat von: Marienbad in 28. Januar 2014, 07:04:14
...
Die Schleifspuren sind der Hammer und bestätigen Dir die richtige Auswahl vom Schleifstein.
...
Moin,

genau, das wird von Laien (hiermit möchte ich niemendem zu Nahe treten), die meinen der harte Flint müsse
mit ebenso oder härterem Material bearbeitet werden, oft falsch eingeschätzt.

An andere Stelle hatte ich das bereits einmal gesagt, "...aus meiner "Metall- Lehrzeit" weiß ich:
je härter das zu behandelne Material (z. B. beim Schleifen eines HSS-Bohrers), desto feinporiger
und weicher
der Schleifstein.

Genau das hat Ralf dann herausgefunden.   :super:

Gruß

Jürgen
Was könnte wichtiger sein als das Wissen? fragt der Verstand.
Das Gefühl und mit dem Herzen zu sehen, antwortet die Seele.
Antoine de Saint-Exupéry

thovalo

Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.