Exkurs - Fundvertagerungen durch landwirtschaftliche Arbeiten (Keramik)

Begonnen von Bavaricum, 22. November 2009, 08:16:44

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Bavaricum

Auf einem Lehrgang zur Praxis der Feld- und Geländebegehung habe ich gestern von einem Versuch erfahren, der in England durchgeführt wurde. Leider habe ich die Ergebnisse nur in Kurzform.

Exkurs - Fundvertagerungen durch landwirtschaftliche Arbeiten
- pro Pflugvorgang: 5-15 % der Funde oberflächlich auffindbar
- Größensortierung: Größere Objekte gelangen leichter an die Oberflache
- Fundvertagerung: Durchschnittlich 0,8 m - 3,5 m; Einzelfälle bis zu 17,8 m
- Fundansammlung: Form und Struktur bleibt teilweise erhalten
- Widerstandsfähige Objekte auch weiter entfernt auffindbar; Größensortierung
- Wenig haltbare Objekte nur nahe am Ursprungsort (d.h. i.d.R. am Befund) auffindbar


Da mich die Versuchsanordnung interessiert, versuche ich den gesamten Bericht zu bekommen.

Servus

Andreas

Lojoer

Hallo Andreas,
äußerst interessant. Versuche bitte mehr herauszubekommen.
Gruß Jörg

Bavaricum

So, jetzt habe ich den Aufsatz (in englisch) gefunden und durchgelesen. Interessante Sache was da ein Herr Reynolds in den Sechzigern und Siebzigern so gemacht hat.

Da Scherben bekanntlich brechen und zerbröseln, haben die die Stücke in "Scherbenform" aus Kunstharz gegossen, mit einem Magnetkern versehen und auf den Äckern in 5 cm vergraben. Die Ergebnisse sind erstaunlich (Siehe Karten). Diese "Scherben" wurden dann mit einem Fluxgate Gradiometer geortet und die Verlagerung festgehalten.

Geackert wurden die Flächen mit einem vorgeschichtlichen, einem RKZ und einem modernen Pflug.

Das Ergebnis habe ich ja in meinem ersten Beitrag geschrieben.

Unabhängig davon wurde in Italien 1978 ein Versuch von einem Herrn Ammermann durchgeführt. Dieser legte Unmengen von 100 x 100 x 10 mm großen Tonplatten auf der Oberfläche eines Ackers aus. Auch er kam zu dem Schluß, daß 16-17% der "Scherben" wieder an der Oberfläche auftauchten.

Wer Interesse an dem Bericht hat; Veröffentlicht wurde er in der "Festschrift zum 100jährigen Bestehen der Abteilung für Vorgeschichte der Naturhistorischen Gesellschaft Nürnberg e.V." Band 39/1982.

Dieses überaus Interessante Werk kann man über die NHG zu einem sehr günstigen Preis von 3,50 € (zzgl. 2,20 € Porto) beziehen.

Festschrift zum 100jährigen Bestehen der Abteilung für Vorgeschichte der NHG
344 Seiten, mit 140 Abb., 28 Taf. zu 16 Beiträgen • 3,50 €


Naturhistorische Gesellschaft Nürnberg e.V.
Marientorgraben 8
90402 Nürnberg
Telefon: +49 911 22 79 70
Fax: +49 911 244 74 41

NHG - Internet Seite

Servus

Andreas

Bavaricum

Noch was. Das Buch ist überhaupt vor Vorgeschichtler interessant.

Hier mal das Inhaltsverzeichnis:

•   Mittelpaläolithische, vorgeschichtliche und mittelalterliche Funde aus der Kemathenhöhle, Gde. Kipfenberg, Lkr. Eichstätt. B. Kaulich - W. v. Koenigswald - A. Wagner t.
•   Die spätpaläolithische Fundlandschaft der Bibertmündung bei Altenberg W. Schönweiß.
•   Die spätneolithischen Funde von Drosendorf, Gde. Hollfeld, Lkr. Bayreuth. B. Engelhardt.
•   Grabhügel der frühen Bronzezeit in Süddeutschland. W. Torbrügge.
•   Die frühbronzezeitliche Siedlung am Hirtenacker bei Zirndorf, Lkr. Fürth. J. P. Zeitler.
•   Das Schwert von Nassenfels. R. Hofmann.
•   Ein Grabhügel der Bronze- und Eisenzeit bei Weinsfeld, Gde. Meckenhausen, Lkr. Roth. L. Wamser.
•   Totenfolge bei Skythen, Thrakern und Kelten. K. Spindler.
•   Die frühlatènezeitlichen Schichtaugenperlen in Nordbayern. W. Auer. Die Besiedlung der Houbirg im Lichte der Neufunde. H. P. Uenze.
•   Drei frühlatènezeitliche Gräber aus Speikern, Landkreis Nürnberger Land. J. Zeidler.
•   Keltenmünze von Igensdorf. H.-J. Kellner.
•   Neue alamannische Grabfunde aus Döckingen, Gde. Polsingen, Ldkr. Weißenburg-Gunzenhausen/Mfr. H. Koschik.
•   Die Effektivität von Sattelreibsteinen, Teil 2. N. Baum.


The Ploughzone. P. J. Reynolds.

Die Schrift enthält viele archäologische Zeichnungen und einige Photos.

Servus

Andreas


Silex

Superbuch....das hab ich auch.
Schöner Versuch, Bavaricum.
Mit Silexartefakten hat das schon ein Augensucher im Weidener Raum versucht.
Ich schau mal ob ich den Bericht wieder finde
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.