Auftragsarbeit des Schwertknaufes aus dem Fund von SUTTON HOO

Begonnen von Merowech, 26. Juli 2006, 20:03:36

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Merowech

Grüßt euch beisammen,
vor einiger Zeit hatte ich einen interessanten Anruf bekommen mit der Anfrage ob ich den Schwertknauf von Sutton Hoo kennen würde.
Der Anrufer hatte meine Telefonnummer von einem Bekannten dem ich mal eine wikingische Einlegearbeit anfertigte.
Es lag zwar schon einige Jahre zurück aber ich erinnerte mich noch daran.
Mit diesem Hintergrund bat er mich eine Einlegearbeit für den Schwertknauf des Fundes von Sutton Hoo anzufertigen.
Er erklärte mir das vor Jahren ein Graveur ihm dieses Stück angefertigt hatte und er eher durch Zufall an meine Adresse kam.
Ich bat ihn mir dieses Stück zukommen zu lassen aber nicht auf dem Postweg - da er mir mitteilte das das Stück aus 750/- Gelbgold bestehen würde und 50,25 gramm schwer sei.
Ein Freund von ihm überbrachte es mir dann morgens um 6.30 Uhr vor meiner Haustür.
Als ich den Knauf anschaute fiel mir als erstes die nicht vorhandene Tiefe auf die eine Einlage nahezu unmöglich macht.
Da das Original mit Almandinscheiben ausgelegt ist kam dies( wie bereits oben erwähnt )nicht in Betracht.
Abgesehen davon wäre diese Arbeit in der heutigen Zeit irrsinnig teuer.
Also liebäugelte ich mit Email - aber leider waren auch hier die Zellen nicht tief genug und vorallem nicht gleich tief sondern uneben.
Ebenfalls waren die Seitenwände nicht gerade abgestochen sondern schräg nach oben.
Gerade Abstiche und eine durchgehende Zellentiefe ist zwingend notwendig für solch eine diffiziele Arbeit.
Nach genauerer Betrachtung und unter Einbezug aller Gegebenheiten nahm ich davon Abstand,da die Perlreihen auch noch im Wege waren und beim glattfeilen des Emails vor dem letzen Glanzbrand unwiederruflich zerstört würden.
Hätte man die Perlreihen etwas tiefer angeordnet 2/10tel mm wäre es ein Versuch wert gewesen.
Kurzum habe ich dann dem Auftraggeber mitgeteilt das ich seinen Wunsch nicht erfüllen kann.
Die Nacharbeit wäre ein enormer Aufwand und recht teuer - und ich hatte schon 6 Jahre keinen Stichel mehr in der Hand.
Nun erklärte er mir das er an diesem Schwert schon 10 Jahre in seiner Freizeit arbeitet und es die Krönung seines Schaffens werden sollte.
Ich merkte die Traurigkeit und fast schon die Verzweiflung in seiner Stimme.
Er sagte er habe alle Teile von der Damastklinge bis hin zu dem Knauf den ich jetzt in meinen Händen hielt.Und dies sollte nun das Finale sein.
Ich bat ihn um Bedenkzeit - meine Gefühle fuhren Achterbahn "mein Kopf sagte nein-  mein Bauch ja" !
Ich fasste den Entschluss die Sache zu Ende zu bringen - ich bin Merowech  :narr: und habe noch nie vor etwas kapituliert und eine Herausforderung war es für mich allemal.
Also die Stichel herausgekramt und angeschliffen - dabei fiel mir ein das ich mal mit einem zwei Komponenten Acryl/ Epoxydlack experimentiert hatte.
Das war die Lösung !
Ich teilte es ihm mit und er freute sich sehr als dann machte ich mich ans Werk.
Ich überarbeitete den Knauf komplett allem voran die Zellenwände und Zellentiefe.
Er bekam eine leicht Politur vorab den später wäre dies nicht mehr möglich gewesen.
Ein kleins Handicap war der in sich gespannte Knauf - dem begegnete ich in dem ich dem Lack ein Standfestigkeitslösung zufügte das er nicht so wegfliest..
Der transparente Lack wurde von mir einmalig angemischt und ich denke ich habe den Farbton gut getroffen.
An den gekennzeichneten Stellen sieht man noch die Nacharbeiten von mir die sich aber wie gesagt über das ganze Stück ziehen.
Als ich ihm mitteilte das der Knauf fertig ist sagte er mir ich hätte ihm damit eine riesige Freude bereitet.
Wenn das Schwert komplett zusammengebaut ist geht es auf eine Austellung der Deutschen Messermacher Gilde die ich besuchen werde.
Ich bin gespannt wie es aussieht ?
Es war mir eine Freude und eine Ehre solch einem Menschen seinen Traum zu erfüllen  :zwinker:


Grüße    MICHA   Und nutze den Tag - na ja ? - die Nacht auch !  :zwinker:

stekemest

Ist dir sehr gut gelungen. :super:

Hast du auch das Gewicht beachtet oder geht es nur um die Optik?

Ruebezahl

Klasse Arbeit.
Zwei Fragen: Ist das innen ausgebohrt?  :staun:
Ist der zweite Teil des Knaufs noch in Arbeitß
Grüße aus Ostfalen
Ruebezahl

"Große Erfolge sind weniger spürbar als persönliche Vorteile"
Napoleon Buonaparte

Merowech

Zitat von: stekemest in 26. Juli 2006, 21:22:41


Hast du auch das Gewicht beachtet oder geht es nur um die Optik?

Wenn ich das Stück komplett gefertigt hätte, hätte ich auch das Gewicht des Original berücksichtigt.
Grüße    MICHA   Und nutze den Tag - na ja ? - die Nacht auch !  :zwinker:

Merowech

Zitat von: Ruebezahl in 26. Juli 2006, 21:33:42
Klasse Arbeit.
Zwei Fragen: Ist das innen ausgebohrt?  :staun:
Ist der zweite Teil des Knaufs noch in Arbeitß
Der Knauf ist im Wachs ausgehöhlt -das erkennst du an den runden Vertiefungen ( dies entspricht leider nicht dem Original ist aber trotzdem ein Gewichtsersparniss )
Der zweite Teil des Knaufes ist schon länger fertig.  :zwinker:
Grüße    MICHA   Und nutze den Tag - na ja ? - die Nacht auch !  :zwinker:

Tomcat

Hi Mero!
Da hast Du mal wieder Wunder gewirkt- eine sehr feine Arbeit, die Du auf schwieriger Basis geleistet hast.
Ich hoffe mal, dass der Damast der Klinge dem Knauf jetzt alle Ehre macht :super:
Wenn da jemand einen der handvoll Schmiede, die eine solche Klinge nachschmieden können, beauftragt hat, dann ist das allein schon bemerkenswert. Würde mich interessieren, ob die Klinge aus der Lindenschmiede stammt!
Und mit einem derart gelungenen Knauf- ein Traum!
Ich bitte um Bilder von der DMG- Ausstellung ! :winke:

mfg
Tomcat
Life burns!

Merowech

Zitat von: Tomcat in 26. Juli 2006, 22:18:17

Wenn da jemand einen der handvoll Schmiede, die eine solche Klinge nachschmieden können, beauftragt hat, dann ist das allein schon bemerkenswert. Würde mich interessieren, ob die Klinge aus der Lindenschmiede stammt!


mfg
Tomcat
Grüß dich Tomcat,
es entzieht sich noch meiner Kenntnis wer die Kling geschmiedet hat - aber das dürfte heraus zu finden sein spätestens bei der Austellung.
Vom Auftraggeber habe ich erfahren das die Klinge vor 2000 geschmiedet wurde und fast ein Jahr lang in der Freizeit mit der Hand geschliffen wurde. Der Wert der Klinge wurde mit 10000 DM angegeben - vielleicht heute mehr ? keine Ahnung bin kein Schmied nur dem Golde zugetan  :narr: ne keine Zeit -  dabei würde ich mal gerne.
Es war laut Auftraggeber ein Tausch , er hatte Saxe für den Schmied gefertigt und der dafür die Klinge nur so konnte er sich die Klinge leisten.
Grüße    MICHA   Und nutze den Tag - na ja ? - die Nacht auch !  :zwinker:

gecco


[/quote] habe ich erfahren das die Klinge vor 2000 geschmiedet wurde
[/quote]

servus zusammen,

meines wissens ist die klinge von sutton hoo schon mehrmals nachgeschmiedet worden.
die einzige, die ich sicher weiß, ist von markus balbach und ist im solinger klingenmuseum ausgestellt. die arbeit ist extrem aufwendig, sieht man auch als laie.



@ micha, ganz feine arbeit. respekt.  :super:

grüsse ,..


gecco

so, nochmal etwas gesucht u. gefunden.
damit man weiß, um was es geht :   http://www.boehlke-messer.de/messer/suttonh4.htm

mir ist übrigens noch eingefallen, dass ich ein video von manfred sachse habe, auf dem er die klinge nachschmiedet.

grüsse ,..

Merowech

Booh eh  :staun: ! alter Schwede !
Das ist ja ein Hammerteil, wenn die Klinge nur annähernd so aussieht wie die dort abgebildete ist das schon spitze.
Ein erwartungsvoller Mero der es kaum erwarten kann das Schwert nach seiner Vollendung zu Gesicht zu bekommen  :jump:
Grüße    MICHA   Und nutze den Tag - na ja ? - die Nacht auch !  :zwinker:

El Grabius

#10
Hallo Merowech,

Ein Traum  :super: :super:
Bitte, bitte Bilder vom kompletten Schwert nicht vergessen.
Schon irre wie gut die Jungs von damals drauf waren. Obwohl Ihr heutigen seid mindestens genauso klasse   :super:
Ich bewunder solche Sachen immer staunend. Hab mal ne Studie gelesen, dass Menschen mit feinhandwerklichen Geschick besonders intelligent sind. Leider fehlt mir diese Kunst ... 
:narr: :heul:

Viele Grüße El Grabius

stekemest

ZitatSchon irre wie gut die Jungs von damals drauf waren.

Ja, viele der damaligen Klingenschmiede und Gefäßmacher waren Meister ihres Faches. Daher ist es auch sehr schade, dass bei vielen noch immer der Eindruck des "finsteren" und irgendwie "primitiven" Mittelalters vorherrscht. In diesem Zusammenhang stellt man sich Schwerter oft als zentnerschwere, schartige und unhandliche Dinger vor, mit denen der Ritter auf die Köpfe der anderen einschlug, während man beispielsweise die japanischen Schwerter, die man in Kontrast zu den europäischen stellt, gnadenlos idealisiert. Dass das natürlich völlig verkehrt ist, merkt man spätestens dann, wenn man sich etwas genauer mit diesen Waffen beschäftigt - viele mittelalterliche Schwerter sind kunstvoll verzierte und waffentechnisch perfekte Meisterwerke, die in eleganter Schmiedekunst gefertigt wurden. Das trifft besonders für frühmittelalterliche Schwerter zu, aber auch solche aus allen anderen Zeiten. Das Schwert von Sutton Hoo ist eines der berühmtesten Beispiele aufwendig damaszierter Klingen, aber bei weitem nicht das einzige.

Da ich mich seit letztem Jahr verstärkt mit japanischen Klingen beschäftigt habe, ist es für mich besonders interessant, Vergleiche zwischen den Werken unserer Vorfahren und denen aus Fernost zu ziehen.
Wenn es jemanden interessiert, dann kann ich auch mal ein paar Artikel im Blankwaffenforum schreiben.

gruß, stekemest

gecco

#12
servus stekemest,

falls es dich interessiert, vor einiger zeit habe ich im messerforum mal ähnliche fragen aufgeworfen.
mein nick dort, haudegen, passt ja auch halbwegs zum thema.  :zwinker:

http://messerforum.net/showthread.php?t=15183

grüsse ,..

stekemest

Hallo gecco,

Ja, den Thread habe ich seinerzeit auch gelesen. War eine interessante Diskussion. :super:

Merowech

So Männers,
heute geht es auf die Austellung , mal schauen wie das Schwert gelungen ist ?
Ich werde euch natürlich Bilder präsentieren - spätestens morgen.
Bis dahin.
Grüße    MICHA   Und nutze den Tag - na ja ? - die Nacht auch !  :zwinker: