Was habe ich hier?

Begonnen von master-jeffrey, 25. November 2014, 13:00:12

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master-jeffrey

 :winke:

Vorab: Ich habe das gute Stück nicht selbst gefunden.

Als ich es seinen Weg zu mir fand, (ich bin schließlich der Typ, der mit alten und rostigen Dingen etwas anzufangen weiß) war es ziemlich rostig. Derzeit liegt es wahlweise in destilliertem Wasser oder destilliertem, mit EDTA versetzten Wasser. Für die Aufnahmen habe ich es einmal mit der Messingbürste bearbeitet und jetzt liegt es wieder im Entrostungsbad.

Meine Frage ist, weiß jemand, um was für eine Klinge es sich handelt?

Meine persönliche Einschätzung:
Wirklich alt ist die Klinge wohl nicht (aufgrund der recht guten Materialkonsistenz, die ich zu erkennen meine) aber sie sieht aus, als wäre sie noch handgeschmiedet.
Ich denke, es handelt sich um eine recht große Ausgabe eines Taschenmessers, bzw. Bauernmessers. Der Pinn am Griff hat das Griffstück gehalten und war das Element, an dem die Klinge umgeklappt werden konnte. Der Ring am hinteren Ende war die Befestigung für ein Seil, dass das Messer mit einem Gürtel verbunden hat. So konnte man das Messer aufklappen, Schneide-Arbeiten erledigen und musste es nicht vom Gürtel lösen.

Ich würde gerne eure Einschätzungen zu meiner These hören.

mfg

Master-Jeffrey

ps: Ich sehe gerade, das 2. Bild ist recht unscharf. Da die Klinge aber wieder im Bad ist, hoffe ich, die Ansicht der einen Seite reicht auch aus. Ansonsten hole ich sie später noch einmal raus und mache ein weiteres Foto.

mc.leahcim

Hallo master-jeffrey,
ich hab jetzt mal mein echt Schweizer Messer aus der Hosentasche geholt. :-D

Warum? Weil ich den Bildern nach, das Taschenmesser nicht nachvollziehen kann. Um die Klinge im Deckblatt (Griff) unterzubringen muß der Griff mindestens genau so lang sein wie das Messer.
Bei deinem Messer ist aber die länge vom "Bolzen um den sich die Klinge gedreht hat?" bis zum Ende, an dem der Ring ist, zu kurz.

Anderrerseits wäre ein Griff vom Bolzen als "ein Haltebolzen" für ein Griffblatt / Deckblatt bis zum Ende (mit dem Ring) auch zu kurz um so ein Messer (jetzt feststehend gemeint) vernünftig in die Hand zu nehmen.

:irre: Ich kann mir das Messer, so wie ich es auf den Bildern sehe, also weder als feststehendes noch als Klappmesser vorstellen. Das verwirrt mich.

War das Messer vom Griff mal länger und der Griff ist abgebrochen und es hat sich jemand das Ende mit dem Ring an den Rest des Heftes (Kingenerl) gebastelt? Mir sieht es schon nach einem älteren Messer aus.

Gruß

mc.leahcim
Gum biodh ràth le do thurus. = Möge deine Suche erfolgreich sein (Keltisch/Gälisch)
Die soziale Kälte hilft nicht die globale Erwärmung aufzuhalten!!

master-jeffrey

 :winke:

Es würde mich ja wirklich freuen, wenn die Klinge älter wär. Dann hätte ich mal etwas sinvolles rostiges
geschenkt bekommen.

Die Konstruktion hatte mich an dieses Stück erinnert, auch wenn ich nicht denke, dass das Stück einen so weiten Weg hinter sich hat und die Klinge auch anders geartet ist. Vielleicht wird da der intendierte Mechanismus klarer.
http://www.chinadeko.de/antike-chinesische-messer-srub-de-41#!/antike-chinesische-messer-gurtel-prod-de-5642 (den ganzen Link am Bestem manuell kopieren, um zum Messer zu kommen.)


mfg

Master-Jeffrey

ps: abgebrochen ist da wohl nichts am Ende. Das muss wohl so sein.

mc.leahcim

Ah, ja, jetzt verstehe ich die Funktion. So eine Art Klappmesser hatte ich nicht auf dem Schirm. So würde das klappen mit dem Dorn als Drehachse. Jetzt kann ich weiter suchen nach solcher Art Messer.

Gruß

mc.leahcim
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master-jeffrey

Zitat von: mc.leahcim in 25. November 2014, 14:44:53
Ah, ja, jetzt verstehe ich die Funktion. (...)

Puh, da bin ich erleichtert. Manchmal sagt ein Bild wirklich mehr als tausend Worte. Zumindest mehr als tausend meiner Worte.  :dumdidum:

Ich habe bisher im Netz gesucht unter Klappmesser, Bauernmesser, chinesische Klappmesser und ein paar andere Varianten, das verlinkte kam meinem vom Prinzip her am nächsten, aber wirklich schlauer in Bezug auf Alter und Herkunft bin ich nicht geworden.  :besorgt:
Ich hoffe, du hast mehr Glück - oder Sachverstand.  :-)

mfg

Master-Jeffrey

Marienbad

das passt doch prima.
Zum Alter kann ich leider auch nichts sagen.

mc.leahcim

#6
Ich such mir einen Wolf.
Die Technik dieser Faltmesser / Klappmesser gab es schon bei den Römern. Im frühen Mittelalter gab es die auch schon ca. ab 600.
Gerhard Folke Wulf Holtmann sagen das im Mittelalter aber fast ausschließlich Griffangelmesser so verarbeitet wurden. Das ist so wie bei dem chinesischen Beispiel von von dir und Marienbad. Die Abbildung die man hier sieht sind aus dem Folke /Holtmann.

Mir kommt die Klinge halt so alt vor weil auf dem Bild 1 das Eisen so "körnig" wirkt und wegen der Verzierungen am Rücken.

Ich komm im Moment nicht weiter und hab erst mal HUNGER.

Gruß

mc.leahcim
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Robert

#7
Servus m-j,

für mich ein Klappmesser in dieser Art, dieses ist aus Bosnien und wird heute
noch so gefertigt.

Das Alter eben der Eisenstruktur nach geschätzt 14-16 Jh. und europäisch

Grüße

Robert
wer alles weiß, bekommt keine Überraschung mehr

master-jeffrey

Woau. Recht vielen Dank für deine Bemühungen und den Abriss über die Geschichte der Klappmesser.  :Danke2:
Dann könnte das Stück doch älter sein. Das Novgorod Messer in der letzten Abbildung sieht ja, zumindest von der Konstruktion, auch recht ähnlich aus. Die Klingenform ist halt eine andere. Aber genau die zu finden, wäre wohl ein Glückstreffer.

Dann lass es dir schmecken.

mfg

Master-Jeffrey

ps:
@Robert: Das sieht ja hervorragend aus. Auch die Klingenform kommt eher hin. Perfekt.  :super:

Immer wieder großartig, wie viel Wissen in diesem Forum zusammenkommt.  :super:

Besten Dank euch!!


StoneMan

Moin,

hin und wieder klickt es bei der Recherche im Kopp  :kopfkratz: da war doch mal was...

Kein 100 %-Beispiel nur eine "Näherung" (auch der Fundgegend) >> Klick<

Das Durchsuchen /-blättern ist auf dieser Seite leider etwas unkomfortabel.

Gruß

Jürgen
Was könnte wichtiger sein als das Wissen? fragt der Verstand.
Das Gefühl und mit dem Herzen zu sehen, antwortet die Seele.
Antoine de Saint-Exupéry

master-jeffrey

Halloo Jürgen,

vielen Dank für den Link.

Mit bestem Gruß

Master-Jeffrey

Schalk23

Grüßt Euch,

das ist kein Klappmesser, sondern ein römisches Messer. Im 1. und 2. Jh. n. Chr. waren solche Stücke mit geschwungener Klinge üblich. Sie eignen sich sehr gut zum Kochen (Nahrungsmittel klein schneiden) und Äpfel schälen. Als ich noch in einer historischen Römergruppe war, zählte solch ein Messer zu meiner Ausrüstung.
Viele Grüße

Schalk23
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"Immer ist die wichtigste Stunde die gegenwärtige."
Meister Eckhart

Schalk23

Viele Grüße

Schalk23
- - - - - - - - - - - - - - - -
"Immer ist die wichtigste Stunde die gegenwärtige."
Meister Eckhart

StoneMan

Moin Schalk23,

wenn Du Dein verlinktes Beispiel ansiehst, dann wirst erkennen, dass die Klinge durchgehend bis Ende Griff geht.

Master-Jeffreys Klinge ist nicht abgebrochen, da ist noch eine Öse zu erkennen.

Gruß

Jürgen
Was könnte wichtiger sein als das Wissen? fragt der Verstand.
Das Gefühl und mit dem Herzen zu sehen, antwortet die Seele.
Antoine de Saint-Exupéry

Schalk23

Stimmt! Du hast Recht.   :schaem:
Viele Grüße

Schalk23
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"Immer ist die wichtigste Stunde die gegenwärtige."
Meister Eckhart

Tomcat

#15
Dem Mechanismus dieses Klappmessers nach wird es im Englischen als "friction folder" bezeichnet - Google liefert hier sehr viele Einträge alter und neuer Art. Ich selbst trage ein "Svörd Peasant", welches sein Pedigree auf böhmische und sogar süddeutsche Wurzeln zurückführt, aber im Endeffekt haben wir hier einfach die simpelste federlose Konstruktionsweise für ein Klappmesser. Dass diese Konstruktion an mehreren Orten analog erfunden wurde, bzw. sich in windeseile verbreitete, liegt auf der Hand. Im Mittelalter war das der häufigste Klappmessertyp.  :heul: Vielleicht  finde ich noch was zur Verzierung- die ist eher ungewöhnlich und könnte bei der Datierung helfen, die nicht einfach sein , weil solche Messer bis heute fast unverändert hergestellt werden- siehe Bauernmesser made in Bursa/Türkei, diverse südeuropäisch Hirtenmesser etc. etc... Auch die Römer hatten sowas, wie oben bereits gesagt, schon, u.A. als Rasiermesser, siehe folgenden Link, der leider nur auf eine typisch unzuverlässige Hehlerseite verweist. http://www.google.de/imgres?imgurl=http%3A%2F%2Fwww.antiquesnavigator.com%2Febay%2Fimages%2F2013%2F181154567868.jpg&imgrefurl=http%3A%2F%2Fwww.antiquesnavigator.com%2Fprice-guide%2FRoman-Antiquities%2F11%2FSoldPrice.html&h=334&w=500&tbnid=Xm6Mil2WGieUVM%3A&zoom=1&docid=oZ0ZtHeUJLXqCM&ei=-5CVVL64MonkasTkgegP&tbm=isch&iact=rc&uact=3&dur=4&page=8&start=184&ndsp=31&ved=0CKYCEK0DMGA4ZA


Lg,
Tct
Life burns!

master-jeffrey

 :winke:

Vielen Dank für die zusätzlichen Informationen und das zusätzliche Bildmaterial Tomcat. Wenn du noch etwas über die Verzierungen finden könntest, wäre das natürlich der Hauptgewinn.  :super:

Noch etwas zur Lagerung/ Entrostung: Ich habe die Klinge derzeit in destilliertem Wasser mit einem Schuss EDTA liegen. Jedes Mal ist nach einigen Tagen das komplette Wasser undurchsichtig rostig braun. Dann hole ich die Klinge raus, bürste sie mit einer Messingbürste, tausche das Wasser und packe die Klinge wieder rein. Meine Frage ist nun: wird es irgendwann so sein, dass sich das Wasser nicht mehr verfärbt und dann ist die Klinge komplett entrostet oder sollte ich irgendwann mit der Entrostung aufhören und die Klinge in heißem Wachs auskochen?

mfg

Master-Jeffrey


master-jeffrey

 :winke:

Gerade erst gesehen. Ja, auch bei dem von dir verlinkten Stück gibt es einige Ähnlichkeiten zu meinem.

mfg

Master-Jeffrey