Feuereisen - Feuerstahl ?

Begonnen von Keltenrausch, 30. Oktober 2016, 11:43:27

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Keltenrausch

Servus

dieses auf dem ersten Blick witzige Eisenteil (sieht aus wie ein Schnautzbart) habe ich gestern ausgegraben. Es ist 7 cm lang und ich meine zu wissen das man damit Feuer gemacht hat. Wie alt ist denn so ein Ding und lieg ich mit meiner Bezeichnung überhaupt richtig?

Ralph

mc.leahcim

Hallo Keltenrausch,
ich neige auch zu Feuerstahl. Das Alter ist schwer zu bestimmen. Feuerstahl wurde meines Wissens nach bis Anfang des 20 Jh. benutzt.
Sind oben drei Bruchstellen?

Gruß

mc.leahcim
Gum biodh ràth le do thurus. = Möge deine Suche erfolgreich sein (Keltisch/Gälisch)
Die soziale Kälte hilft nicht die globale Erwärmung aufzuhalten!!

Keltenrausch

servus Michael

danke Dir für die Auskunft aber Bruchstellen kann ich keine sehen. Was hat es denn damit auf sich ?

Gruß

Ralph


mc.leahcim

Hallo Ralph
Die Frage ist ob da was "drauf gesessen" hat. Bekannt sind ja Hunde und ähnliches, aber ich kenne keines mit drei Befestigungspunkten. Irgendwie muss man das Teil ja handhaben und daher die Frage nach den Bruchstellen.

Gruß

Michael
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cyper

Ich würde auch sagen dass an deinem Feuerstahl links und rechts was gebrochen. In der pdf siehst du einen der wenigen nachweislichen Feuerstähle aus einem Grabfund des 9./10. Jh.

http://www.zobodat.at/pdf/JOM_114a_0009-0018.pdf

Gruß cyper

Khamsin

Moin!
Der abgebildete Feuerstahl zeigt m. E. keine Bruchstellen. Trotz der Korrosion lässt er als chronologisch relativ wichtiges Merkmal erkennen, das ein - wie ich es bezeichne - Material-Reservoir vorhanden ist. Denn der Verlauf der oberen Längskante zwischen den beiden seitlichen hochgerollten Enden (nach meiner Terminologie "Armen" im weiteren Sinne) ist nicht schlicht linear oder leicht geschwungen, sondern biegt von beiden Enden kommend nach oben aus und dann von beiden Seiten nach innen. Mit anderen Worten wurde hier am "Rücken" des Feuerstahls während der Herstellung, also des Schmiedens, bewusst eine Ausbuchtung angelegt, eben jenes Reservoir. Derartige Ausbuchtungen liegen bei solchen Stahlformen immer gegenüber der (unten befindlichen) Funktionskante. Diese Kante weist im Laufe der Nutzung immer intensivere und sehr charakteristische konkave Gebrauchsspuren auf. Über kurz oder lang wird der Stahl an diesen Stellen zwangsläufig immer dünner und irgendwann durchbrechen. Um dieses unausweichliche Ende eines jeden Feuerstahls länger hinauszuschieben, wurden jene Reservoirs angelegt. Der Umriss der Reservoirs ist im einfachen Falle spitz "dreieckig" oder, wie im vorliegenden, mehr oder weniger "rechteckig" mit teilweise leicht geschwungener Oberkante.
Nicht alle Zweiarmstahle (eine Typklasse von Feuerstahlen) weisen solche Reservoirs auf. Diejenigen mit Reservoirs datieren vom 7. bis zum 14./15. Jahrhundert AD. Eine klassische Zweiarmstahlform mit langen, mittig oberhalb des Reservoirs nach außen gerollten Enden - offensichtloich ein Erfolgsmodell comme il faut - lässt sich in weiten Teilen der Welt noch bis ins 20. Jh. AD nachweisen.
Eine Feuerstahlform mit kurzen eingerollten Armen (wie beim vorliegenden Fund) und einem schlichten, "dreieckigen" Reservoir kennt man aus dem Frühmittelalter (Merowingerzeit; 7. Jh. AD). Eine Form der Zweiarmstahle mit langen Armen und "rechteckigen" Reservoir mit nach oben/außen schwach gewölbtem Kantenverlauf ist aus Nowgorod bekannt (13. Jh. AD).
Ein schönes Stückl, gratuliere!
Beste Grüße
Khamsin             
"For an impossible situation - choose a crazy remedy!"