Servus,

Weiherl in dieser Größe sind m.M. nach nicht allzu häufig und ich hab mich darüber gefreut.
Es hat eine sehr lange Umschrift welche ich so lesen kann, durch die Bohrung ist das nicht
ganz einfach. Die Oberfläche hat so gut wie keine grüne Patina und ist natürlich aufgrund
der langen Bodenlage etwas abgetragen worden. Ich denke, daß es vergoldet war und dies
ein guter Schutz gewesen ist. Gott sei Dank haben die Ackergeräte so gut wie keine Beschä-
digungen angerichtet. Nachdem es keine Öse hatte, vermute ich eine ursprüngliche Rahmung.
Ein Bruch könnte der Grund für die Bohrung gewesen sein, um es an einem Ringlein tragen
zu können.

SS.SANGUIS E LATEREX RTIN IMP.MONAST:WEINGART

Wie alt ist es ???   Maße 45 x 38,5 x 5 mm;  31,5 Gramm

Herzlichen Dank für Antworten

Grüße
Robert

Also, wenn die Frage nach dem Alter nicht die einzige ist (da würde ich vorsichtig auf spätes 18. Jahrhundert oder frühes 19. Jahrhundert tippen, hier wird ein ähnliches Stück auf 1700 datiert:    http://picclick.de/Medaille-Anhänger-1700-Wallfahrt-Weingarten-Heilig-Blut-Reliquie-Hl-St-322354687227.html )                      

Sanct(issim)us sanguis e latere Christi

Heilig(st)es Blut aus der Seite Christi

N. möglicherweise Nazareni, also "des Christus aus Nazareth"

Imp. eher zum Kloster, also

Imp. Monast. Weingart. - Reichsabtei Weingarten

Auf der einen Seite dürfte die Heilig-Blut-Reliquie dargestellt sein,

http://www.weingarten-online.de/,Lde/Startseite/Tourismus/Heilig-Blut-Reliquie+_+Wallfahrt.html

auf der anderen Jesus am Kreuz, dessen Seite Longinus zu Pferde mit der Lanze durchbohrt.

https://www.heiligenlexikon.de/BiographienL/Longinus.html

Perfekt gelöst ChristophNRW...

Robert: siehe auch hier: http://www.sucherforum.de/index.php/topic,10090.0.html

danke für die Antworten nur die zeitliche Bestimmung hat für mich eine sehr große Spanne 17-19 Jh.

Gratian, hast Du nicht einen Katalog von Busso Peus aus den 80er Jahren mit genaueren Altersangaben?

Grüße
Robert

Zitat von: Gratian in 10. Februar 2017, 23:45:53
Perfekt gelöst ChristophNRW...

danke   
Nur mit dem N bin ich mir nicht so ganz sicher, das könnte auch zusammen mit dem vorangehenden I ein "in" bilden, also "in der Reichsabtei". Und die Datierung, naja, siehe dazu unten ...

Zitat von: Robert in 11. Februar 2017, 08:13:32
danke für die Antworten nur die zeitliche Bestimmung hat für mich eine sehr große Spanne 17-19 Jh.

Gratian, hast Du nicht einen Katalog von Busso Peus aus den 80er Jahren mit genaueren Altersangaben?

Grüße
Robert

Stimmt, die Datierung ist sicher nicht perfekt, aber 17. bis 19. Jahrhundert würde ich nicht sagen, eher plus minus 1800 (später eher nicht, weil Weingarten ja als Reichsabtei 1803 aufgelöst wurde), aber warten wir mal ab, was Gratian sagt ... 

Ich hab einen Freund angerufen der Auktionkataloge sammelt. Er besitzt zufällig den Katalog von
Busso Peus Nr. 306 Jahrgang 1982 in dem sind wir fündig geworden. Es könnte sich hier um die
Nr. 1221 handeln und darin wird das Weiherl mit frühes 17 Ih. eingestuft.

Ich bin gespannt was Gratian noch dazu sagen wird.

Grüße
Robert

Jetzt wird es spannend ... denn ich frage mich häufig, woran man denn solche Datierungen festmacht.  Bei Münzen ist es ja recht klar meist, aber hier ist für mich  zunächst mal zwischen Gründung und Auflösung des Klosters bzw. nach dem Erwerb der Reliquie alles möglich, wobei ja die meisten Devotionalien - vor allem die in diesem bildlichen Stil, aus dem entsprechenden Material und mit lateinischer Inschrift in die frühe Neuzeit gehören, also grob zwischen 1500 und 1789, bzw. außerhalb von Klöstern und in einem eher papstnahen Umfeld so ähnlich natürlich auch noch im 19. Jahrhundert.

Hier mal das Stück 1221 aus dem Peuskatalog 306.

Es ist identisch und auch die Maße die im Katalog mit 46/39 mm angegeben sind stimmen. Man erkennt auch die Fassung die bei dem Fundstück fehlt. Nr. 1221 ist bezeichnet AE =  Aes also Kupfer und seine Legierungen, vergoldet,  der Rahmen aus AR = Silber.
Besonders Detail: Unter dem Ostensorium der Blutreliquie erkennt man neben den Weinreben auch die Fangschnur die dazu dient, dass der Reiter, der beim jährlichen Heilig-Blut-Ritt das Reliquiar hält, die Reliquie auch noch halten kann sollte er einmal mit dem Pferd stürzen. 1956 wurde ein neues Reliquiar in Gebrauch genommen und die Fangschnur durch eine Kette ersetzt. Nettes Detail wie ich finde....

Die Angabe im Peuskatalog lautet wie schon von Robert geschrieben frühes 17. Jahrhundert.

Die Rückseitendarstellung (Kreuzigungsgruppe mit Maria, Johannes und Longinus) ist nahezu identisch mit der Nr. 1214 die wegen der Aufschrift ROMA auf der Vorderseite der 1671 gegründeten  und 1672 vom Papst Klemens X. bestätigten Erzbruderschaft vom Kostbaren Blute Christi zugeordnet wird.  

Servus Gratian und Chritoph,

entchuldigt bitte, daß ich so penetrant war, aber etwas genau zu wissen über sowas ist für mich
das höchste Anliegen. Christoph hat schon gute Vorklärung geleistet und das Ganze ins rollen gebracht.
Ich bin jedenfalls froh darüber, daß ich mich nicht getäuscht habe und Du es bestätigen konntest.

Meinen herzlichen Dank Euch beiden.

Grüße
Robert

Ohje, dann halte ich mich mal lieber mit Datierungen demnächst zurück.   
Als Anhaltspunkte habe ich ähnliche Stücke hier aus dem Forum genommen, aber offensichtlich haben sich ja die Merkmale über die Jahrhunderte  kaum verändert.   

sei nicht zu bescheiden, mach so weiter, man kann eben nicht alles wissen.
Wenn ich "alles" wüßte, würde ich im Forum keine Fragen stellen, sondern nur Ant-
worten geben.
Ich hab ehrlich gesagt auch nicht gedacht, daß es schon so alt ist. Eine super
Arbeit vom Stempelschneider  

Grüße
Robert