ein schönes Kreuz

Begonnen von Fred3, 26. November 2013, 19:52:35

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Fred3

Hallo,
dieses schöne Kreuz aus Kupfer oder Bronze fand ich heute. Es ist 25mmx35mm (mit Öse 25mmx45mm) groß.
Mich würde die Zeitstellung interessieren...
Gruß
Fred

Gratian

Das ist ein inzwischen schon häufiger in Foren aufgetauchtes  Stück das auf der einen Seite den Gekreuzigten zeigt und auf der anderen Seite Madonna auf der Mondsichel. Meistens mit Schrift ( oft aus Platzgründen nur lückenhaft) VIR GO IMM VITAM PREST. PV RA M auf den Kreuzbalken um die Madonna herum.

Da die Mondsichelmadonna ursprünglich auf die Vision der Apokalyptischen Frau zurückgehen soll, heißt das Sujet auch "Apokalyptische Madonna". Eine Gleichsetzung der Apokalyptischen Frau mit Maria soll bereits in der illuminierten Schrift "Hortus deliciarum" (Garten der Wonnen) erfolgt sein, die Herrad von Landsberg, der Äbtissin des Klosters Odilienberg im Elsaß, zugeordnet wird. Das verbrannte Original wurde 1175/85 durch eine Nachschrift ersetzt.

Die gesteigerte Marienverehrung der Gotik setzte die Apokalyptische Frau endgültig mit Maria gleich. Im 14. Jh. wurde die Muttergottes meist auf einem mit Gesicht versehenen Vollmond stehend wiedergegeben. (Diese Gestaltung war zur Zeit der Türkenkriege wieder gebräuchlich, wobei der Mond dann mit den Gesichtszügen eines Osmanen dargestellt wurde.) Die nach oben oder unten geschwungene Mondsichel setzte sich erst im 15. Jh. durch; auch sie weist bisweilen ein Gesicht auf. Das Motiv der Mondsichelmadonna erfreute sich im 15. Jh. so großer Beliebtheit, dass auch bei älteren Marienfiguren manchmal eine Mondsichel hinzugefügt wurde.

Im 17. Jh. änderte sich die Darstellungsweise. Zur Mondsichel kam der von einer Schlange - dem Symbol der Erbsünde und des Bösen - umwundene Erdball hinzu. Da Maria einen Fuß auf den Kopf der Schlange setzt, wird das Motiv mit dem Sieg über die Erbsünde und als Hinweis auf die unbefleckte Empfängnis in Verbindung gebracht. Diese Mariendarstellung wird daher auch Immaculata, "die Unbefleckte", genannt. Der zweite Fuß Marias steht meist auf der Mondsichel, die nach Hinzufügen der Erde deutlich kleiner ausgebildet ist als früher.

Quelle: F. HÜBNER, Maria auf der Mondsichel, 1938; E. SIEGFRIED, Maria auf der Mondsichel, Diss. Göttingen 1958.

VIR GO IMM VITAM PREST. PV RA M

ich denke hier finden sich Stücke aus dem Marienhymnus Ave Maris Stella. Insbesonder Stophe 5 und 6. Der Marienhymnus stammt aus dem 8. oder 9. Jahrhundert. Als Verfasser wird nach neueren Untersuchungen Abt Ambrosius Autpertus (gest.784) angenommen, der in einem Kloster in den Abruzzen lebte.

1. Ave, maris stella,
Dei Mater alma
Atque semper Virgo
Felix caeli porta.

2. Sumens illud Ave
Gabrielis ore,
Funda nos in pace,
Mutans Evae nomen.

3. Solve vincla reis,
Profer lumen caecis,
Mala nostra pelle,
Bona cuncta posce,

4. Monstra te esse Matrem,
Sumat per te preces,
Qui pro nobis natus
Tulit esse tuus.

5. Virgo singularis,
Inter omnes mitis,
Nos culpis solutos,
Mites fac et castos.

6. Vitam praesta puram
Iter para tutum,
Ut videntes Iesum,
Semper collaetemur.

7. Sit laus Deo Patri,
Summo Christo decus,
Spiritui Sancto
Honor, tribus unus.

Amen

Die Strophen 5 und 6 übersetzt:

Jungfrau ohnegleichen,
Gütige vor allen,
uns, die wir erlöst sind,
mach auch rein und gütig.

Gib ein lautres Leben,
sicher uns geleite,
daß wir einst in Freuden
Jesus mit dir schauen.

Das Stück selbst ist etwa 200 Jahre alt
Gut Fund!   :engel:
Gratian

ANTE ROMAM TREVERIS STETIT ANNIS MILLE TRECENTIS
PERSTET ET AETERNA PACE FRUATUR. AMEN.

Fred3

Hallo,
Gratian, Danke für diese schöne, ausführliche Erläuterung!
Viele Grüße
Fred