Pilgerzeichen?

Begonnen von R8Hunter, 02. Mai 2023, 08:45:51

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R8Hunter

Dieses Stück habe ich auch noch letzte Woche finden dürfen.

Ich bin mir mit dem Material etwas unschlüssig, ich vermute aber eine Bleilegierung.

Auf der einen Seite erkennt man noch eine IHS Prägung.
An den Seiten befinden sich Bruchstellen.

Länge: 3,5cm

Hat jemand eine Idee zu diesem Stück?

thovalo



Ich denke auch dass es sich um das Bruchstück eines Pilgerzeichens handelt.
Ichhatte mal den link in ein VErzeicnis, den ich aber gerade nicht finden kann.

Solche Stücke sind stets etwas Besonderes!

lG Thomas
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

clemens

Servus,
die Form stellt es eindeutig ins Barock, schätze 1H 18 Jhd; und es erinnert mich an eine Medaille aus der Werkstatt Hamerani in Rom (die in Silberguss vergoldet)
IHS, darunter drei Nägel in Strahlenkranz
(?)Marienmonogramm, darunter wieder drei Nägel, in Strahlenkranz
Schöner Fund! Gut Fund Clemens

Gratian

#3
Das Stück kommt nicht an die Qualität der Hamerani Medaillen heran, gleich wohl gibt es Hamerani Medaillen mit dem Motiv:

Es handelt sich um das Signet der Jesuiten IHS mit Kreuzstab und die drei Kreuznägel die für die Gelübde der Jesuiten stehen im Strahlenkranz  . MRA als Marienmonogramm als Pendant.
Frühes 18. Jahrhundert passt - die Symbole wurden aber auch außerhalb des Ordens oft verwendet. Gußarbeit für den Massengebrauch, vielleicht hing das Stück mal an einem Rosenkranz.

Der Begriff Pilgerzeichen wird allgemein genutzt für ein Zeichen das von einem Pilger an einem Wallfahrtsort zu dem er gepilgert ist erworben wurde und das auf die Person des Pilgers bezogen als Nachweis für die Pilgerreise aber auch als Heilszeichen verehrt wurde. Ein zutiefst persönlich personenbezogenes Verhältnis. Das Pilgerzeichen ist i.d.R einem bestimmten Gnadenort zuzuordnen. Die Hochzeit der Pilgerzeichen war das Mittelalter also 11. - 14.  Jahrhundert. Die Ära der Pilgerzeichen endet im 16./17. Jahrhundert mit der Reformation und wurde durch Devotionalien abgelöst die weniger persönlich, allgemeiner und austauschbarer waren. Zwar gab es die auch ortsbezogen (schließlich war das eine gute Einnahmequelle für den Wallfahrtsort oder die dort ansässigen Kirchenherren) aber sie waren schon nicht mehr mit der Aura einer persönlichen Schuld oder eines persönlichen Anliegens des Pilgers verbunden sondern waren Massenartikel die von jedem erworben werden konnten. Insofern trifft der Oberbegriff Devotionalie hier besser zu.
Gut Fund!   :engel:
Gratian

ANTE ROMAM TREVERIS STETIT ANNIS MILLE TRECENTIS
PERSTET ET AETERNA PACE FRUATUR. AMEN.

R8Hunter

Interessant, Danke für eure Tipps :)

Bei Google finden sich ja mit den neuen Schlagwarten zumindest vom Stil her ähnliche Stücke (mit den "Noppen" an allen 4 Seiten), meist aber mit Silberfassung und aus edleren Materialien.

Da würde dann die Bestimmung ins 18. Jhr gut zu passen.

Viele Grüße