Heiligen Anhänger, wer kann helfen?

Begonnen von Caveman, 05. April 2008, 17:38:15

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Caveman

Hallo,
diesen Anhänger habe ich Heute (im strömenden Regen  :irre: ) gefunden. Wer kann mir bei der Identifizierung helfen? Auf der einen Seite liegt bestimmt das Jesuskind und rechts und links beten wohl Maria und Josef? Auf der anderen Seite sieht man einen Soldaten und ein Tier.
Danke im Voraus.

Gruß Caveman  :-)

wühlmaus

Hi Caveman  :winke:

Auf dem unteren Bild sieht man, wie Du schon sagtest: eine Krippenszene. Allerdings ist mir nicht klar, was sich im zentralen Bereich über dem Jesuskindlein unter der Korrosion verbirgt.  :kopfkratz:
Vielleicht hat Gratian eine Idee ...  :engel:

Auf dem Oberen Bild sieht man die Flucht nach Ägypten. Links Maria und das Kind auf dem Esel, Rechts Josef mit geschultertem Stab, an dem ein Bündel hängt (Proviant? Wasserflasche?). Was auf Jupps Kappes so ausschaut wie ein Helm ist sein Heiligenschein ... er sitzt ein bißchen schief ... damals auf dem Weg nach Ägypten war er noch neu ... ihm war wahrscheinlich auch nicht bewußt, dass er überhaupt einen hat ... Der Gute hatte damals aber auch einiges zu verdauen ... zB warum seine Angetraute wie die sprichwörtliche Jungfrau zum Kinde kam ...

:winke:
Gerd

wühlmaus

PS

Ja, der Regen heute war vom Feinsten. Bei mir war ebenfalls Hardcore-Sucherei angesagt ...

Der Anhänger scheint mir übrigens älter zu sein ... mein Datierungsvorschlag wäre 17.Jh.

Caveman

Hallo Gerd,
ja das hört sich ja interessant an  :super: . Die Verkrustung werde ich noch versuchen zu beseitigen, werde das Stück mal in c 4`s Lösung legen.
Bei so einem ...eiß Wetter werde ich nicht nochmal losziehen  :nono: , da holt man sich ja den Tod!!
Mal sehen was Gratian dazu sagt.
Danke Gerd  :winke: .

Gruß Harry  :prost:

wühlmaus

ZitatBei so einem ...eiß Wetter werde ich nicht nochmal losziehen   , da holt man sich ja den Tod!!

Genau das hab ich heute auf dem Nachhauseweg gedacht!  :narr:  :prost:

Aber was solls, in 90 von 100 Fällen stimmt die alte Sucherweisheit "Schlechtes Wetter, gute Funde!"   :zwinker:


Caveman

Hallo Gerd,
das scheint mir aber eine Metapher zu sein. Habe bei schlechtem Wetter nie bessere Funde gehabt als bei gutem Wetter  :belehr: . Außer einem nassen Arsch gab es kaum Unterschiede  :narr: .
Gratian kann mir wohl bei dem Stück nicht weiter helfen, schade  :besorgt: .

Gruß Caveman  :-)

Gratian

ZitatGratian kann mir wohl bei dem Stück nicht weiter helfen, schade

Was soll ich da helfen...ihr habt ja schon alles gesagt...ich glaube hinter dem verkrusteten Teil verbirgt sich nochmal der Esel (ich denke den Kopf kann man noch in etwa erkennen), evtl ein Ochse vielleicht noch ein angedeutetes Stalldach, Stern und/oder Engel.

Zur Darstellung der Geburt Jesu und der Flucht nach Ägypten:

Krippenszene: Als Quellen dienen die Schriften der Evangelisten (Matthäus 1, 18-25 und Lukas 2, 1-20) sowie apokryphe Schriften. Die ältesten Darstellungen der Geburt Christi stammen aus dem 4. Jh. (etwa am Sarkophag des Stilicho, S. Ambrogio, Mailand, Ende 4. Jh.). Anfänglich feierte man die Geburt Christi am 6. Januar, zusammen mit dem Fest der Epiphanie. Um dem Sol-invictus-Kult entgegenzuwirken, wurde das Fest der Geburt Christi dann von Rom aus auf den 25. Dezember verlegt und die Sonne (wie bei Sol) als Symbol für Christus verwendet. Bei dem Motiv der Geburt Christi wurde anfänglich nur das Jesuskind in einer Krippe (in einem geflochtenen Korb oder in einem steinernen Futtertrog) liegend dargestellt, dahinter oft ein Ochse und ein Esel. Die beiden Tiere findet man in den Apokryphen (Pseudo-Matthäusevangelium) angeführt; durch Gregor von Nyssa und Gregor von Nazianz wurden sie symbolisch mit Judentum und Heidentum in Verbindung gebracht. Seit der 2. Hälfte 4. Jh. wird auch Maria bei dem Motiv Geburt Christi wiedergegeben (der Nährvater Josef dagegen erst viel später). Dargestellte Hirten sollen die gesamte Menschheit symbolisieren. Seit dem 6. Jh. ist bei Bildern von der Geburt Christ. auch die Geburtshöhle (Stall) zu sehen. Über dem Stall sind häufig ein Engel und der Stern von Bethlehem dargestellt.

Die Flucht nach Ägypten war bereits im Mittelalter beliebtes Motiv der christlichen Kunst. Nach der Anbetung des Jesuskindes durch die Heiligen Drei Könige wurde Josef im Traum von einem Engel aufgefordert, mit Maria und dem Kind nach Ägypten zu flüchten, damit dieses den Häschern des Königs Herodes, d. h. dem Kindermord von Bethlehem, entgehe ( Matthäus 2, 13-23). Die Darstellung zeigt meist Maria dem Betrachter zugewendet, mit dem Jesuskind in ihren Armen auf einem Esel sitzend und Josef zu Fuß, die Zügel in der Hand. Im Volksglauben spielte sich also die Flucht in der Nacht ab...daher trägt Josef hier eine Laterne am Stab. 

Um die Flucht nach Ägypten ranken sich zahlreiche Legenden. Die Personen scheinen durch "hohes Gras" zu gehen...vermutlich handelt es sich um einen Hinweis auf die sehr beliebte Kornfeldlegende. Darin wird erzählt, dass Josef mit den Seinen an einem Feld vorbeikam, wo ein Bauer mit Säen von Korn beschäftigt war. Die Kriegsknechte des Königs sollen schon ganz in der Nähe der Heiligen Familie gewesen sein, als plötzlich das Getreide in voller Höhe stand und der Sämann auf die Frage der Soldaten antworten konnte, dass eine Familie vorbeigezogen sei, dies aber bereits während der Aussaat, und die Häscher daraufhin umkehrten.

Bei der Zeitstellung würde ich nicht ganz so weit wie wühlmaus zurückgreifen wollen sondern das Stück im 18. Jahrhundert ansiedeln.


Quellen: Hartmanns Kunstlexikon, Lit.Hinweise:  F. WITTE, Apokryphe, legendar. u. volkstüml. Elemente in den Weihnachtsbildern des ausgehenden MA, in: Zeitschr. f. christl. Kunst 32, 1919; H. CORNELL, The Iconography of the Nativity of Christ, Uppsala 1924; G. MÜNZEL, Zur Ikonographie der Darstellung von Christi Geburt, in: Freiburger Diözesan-Archiv 71, 1951; J. ZIEGLER, Ochs u. Esel an d. Krippe. Bibl.-Patrist. Untersuchungen, in: Münchner Theolog. Zeitschr. 3, 1951; H. JURSCH, Das Weihnachtsbild, seine Entstehung und Entwicklung bis zur Renaissance, in: Wiss. Zeitschr. der Friedrich-Schiller-Universität Jena, Gesellschaftswiss. Reihe 4, 1954/55;  K. VOGLER, Die Ikonographie der Flucht, Diss. Heidelberg 1931; A. HEIMENDAHL, Die Flucht, Aschaffenburg 1951; E. CRUSIUS, Flucht und Heimkehr, in: Archival. Zeitschr. 49, 1954; L. SCHMIDT, Die Kornfeldlegende, in: Alte u. Neue Kunst 4, H. 1/2, 1955; H. WENTZEL, Die Kornfeldlegende, in: FS für K. Bauch, München 1957;


Gut Fund!   :engel:
Gratian

ANTE ROMAM TREVERIS STETIT ANNIS MILLE TRECENTIS
PERSTET ET AETERNA PACE FRUATUR. AMEN.

Caveman

Lieber Gratian, vielen Dank für die wunderbare Erklärung zu der Szene auf dem Anhänger. Da bekommt man Lust auf mehr  :engel: . Ich bin wirklich begeistert, Hut ab  :boh:  :danke: !!!

Gruß Harry  :winke: