Christus ohne Kreuz

Begonnen von Bavaricum, 06. Juli 2006, 20:47:23

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Bavaricum

Diese schöne Christus Figur hat heute eine Wiese freigegeben.

Die Figur ist ca 7,8 cm lang, hat eine Wunderschöne Patina und ist auf der Rückseite teils hohl.

Kann man an der Haltung des Christus erkennen aus welchem Zeitraum diese Figur stammt?

Salve

Andreas

Gratian

ZitatKann man an der Haltung des Christus erkennen aus welchem Zeitraum diese Figur stammt?

Leider Nein. Es handelt sich hier um einen Korpus in jansenistischer Manier. Beim jansenistischen Typ, zurückgehend auf Cornelius Jansen (Jansenismus), sind die Arme Christi nicht seitlich, sondern nach oben ausgestreckt = jansenistischer Christus. Sie fand zunächst bei Elfenbeinkruzifixen Anwendung. Diese Gestaltungsart ermöglicht trotz der nur begrenzten Stärke eines Stoßzahns die Herstellung auch ziemlich großer Figuren aus einem einzigen Stück Elfenbein, ohne dass die Arme angestückt werden müssen. Diese ursprünglich aus den oben beschriebenen technischen Zwängen geborene Darstellung war von der katholischen Kirche zeitweise verboten.

Es gibt keine authentischen Quellen über die Art der Kreuzigung Christi. Der Überlieferung nach waren die Gliedmaßen nicht am Kreuz angebunden, wie sonst üblich, sondern es wurden starke Nägel verwendet. Betreffend des meist dargestellten Annagelns der Hände, sollen im 19. Jh. Versuche an Toten ergeben haben, dass das Körpergewicht trotz Verwendung eines Stützbrettes (Suppedaneum) für diese Art der Kreuzigung zu schwer gewesen wäre, und es wurde deshalb angenommen, dass die Unterarme oberhalb der Handgelenke angenagelt gewesen sein müssen. Eine Nagelung durch die Handwurzeln ist beispielsweise schon bei den von Georg Petel (1601/02-1634) in jansenistischer Manier gestalteten Kruzifix zu finden.

Die Beine des Gekreuzigten wurden bei frühen Kruzifixen nebeneinander am Kreuz angebracht (Viernagel-Typus). Seit der Gotik ist der Dreinagel-Typus gebräuchlich, bei dem die Beine übereinandergeschlagen und beide Füße von nur einem Nagel durchbohrt sind. Für das häufig unter den Füßen des Gekreuzigten befindliche Stützbrett findet in der Kunst der lateinische Terminus Suppedaneum Verwendung. Bis zur Gotik wird Jesus meist mit dem Colobium bekleidet, in gerader unbewegter Haltung und mit ruhigem Ausdruck dargestellt (Christkönig). Seit der Gotik trägt Christus im Allgemeinen nur das Lendentuch (Perizoma), ist vom Leiden gezeichnet oder bereits tot (crocefisso vivo oder crocefisso morto).

Eine von einem Kreuz losgelöste Christusfigur wird für gewöhnlich Korpus genannt. Umgangssprachlich werden häufig auch Kreuze ohne Christusfigur als Kruzifix bezeichnet.

G. SCHÖNERMARK, Der Kruzifixus in der Bildenden Kunst, Straßburg 1908; Christus im Leiden. Kruzifixe. Passionsdarstellungen aus 800 Jahren, Kat., Württemberg. Landesmuseum Stuttgart, in Verbindung mit der Diözese Rottenburg, Stuttgart 1985/86.

Ich würde den Korpus grob ins 18. Jahrhundert datieren.
Gut Fund!   :engel:
Gratian

ANTE ROMAM TREVERIS STETIT ANNIS MILLE TRECENTIS
PERSTET ET AETERNA PACE FRUATUR. AMEN.

dino68

Hi,

guck Dir doch mal bitte den hier an: ich finde, von der Machart und Patina ähneln die beiden sich sehr; meiner hat zwar seitlich ausgestreckte Arme (oder leider nur noch einen  :besorgt:) aber sonst sehr ähnlich und auch ähnlich groß

http://www.sucherforum.de/index.php/topic,12354.0.html

NOEN

Ein Jahr später, - hier mein Jesusfund aus Bronze und 6 cm .
Gerade fertig geworden mit der Restaurierung und Dokumentierung incl. der  super Ausführungen von Gratian. Gruss Noen

Gratian

Gut Fund!   :engel:
Gratian

ANTE ROMAM TREVERIS STETIT ANNIS MILLE TRECENTIS
PERSTET ET AETERNA PACE FRUATUR. AMEN.

NOEN

 Sorry, warum auch immer, mein Bild kam nicht gleich mit.