Drei im Fegefeuer !

Begonnen von Mucke, 15. April 2016, 21:41:09

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

Mucke

Hallo,

hier ein älterer Fund von mir dessen Einordnung mir Probleme bereitet  :kopfkratz:

Es ist nur ein kleines dünnes Bronzeplättchen von ca 24mm.
Schlecht erhalten und ohne Beschriftung.
Ein Ackerfund.
Eine Seite zeigt m.M. drei "arme Sünder" im Fegefeuer mit offenen Händen, sozusagen empfangsbereit.
Über ihnen schwebt zwischen, vielleicht Wölkchen, ein strahlendes Herz, Kelch oder ein Symbol der Dreifaltigkeit ???
Auf der Gegenseite kann ich eigentlich nur einen laufenden, Schwert schwingenden Mann erkennen.

Was könnte dort dargestellt sein ?
Ist es überhaupt eine Devotionalie ? und wie alt könnte das Stück sein.

Ich freue mich schon auf eure Antworten  :-)

Grüße
Andreas
" Mit Geduld und Spucke ...."

AndiObb

Auf der Rückseite könnte ich mir den heiligen Georg als Drachentöter vorstellen.

Heilige waren nicht immer im Sinne der Wallfahrer o.Ä. verwendet, sondern auch als Schutzheilige von z.B. Orten, Berufen etc.
Hoffnung beginnt dort wo die Wahrscheinlichkeit endet

Mucke

Zitat von: AndiObb in 15. April 2016, 22:41:43
Auf der Rückseite könnte ich mir den heiligen Georg als Drachentöter vorstellen.

Heilige waren nicht immer im Sinne der Wallfahrer o.Ä. verwendet, sondern auch als Schutzheilige von z.B. Orten, Berufen etc.


Hallo

Du meinst das wegen der fehlenden Beschriftung, die auf einen Wallfahrtsort hinweist, es ein Anhänger als Schutzheiliger sei.
Das könnte hinkommen  :-).
An den heiligen Georg ist dachte ich auch zuerst.
Ich tendiere aber mehr zum Erzengel Michael, aber auch bei ihm fehlt immer noch der Drache auf dem Anhänger.

Grüße
Andreas
" Mit Geduld und Spucke ...."

ChristophNRW

schlängelt sich da unten nicht etwas zu seinen Füßen? Die Drachen wurden ja meist als übergroßes Gewürm dargestellt und nicht so überdimensional, wie wir sie uns jetzt aus Smaugs Einöde und Eragon vorstellen ...
Tout est chaos
Tous mes idéaux : des mots abimés
Je suis d'une géneration désenchantée
(Mylène Farmer - Désenchantée)

Mucke

Zitat von: ChristophNRW in 16. April 2016, 09:46:26
schlängelt sich da unten nicht etwas zu seinen Füßen? Die Drachen wurden ja meist als übergroßes Gewürm dargestellt und nicht so überdimensional, wie wir sie uns jetzt aus Smaugs Einöde und Eragon vorstellen ...


Hallo

Ich glaubte dort auch einen Drachen zu sehen,
aber das täuscht, dort ist keine Schlange oder sonstiges Drachen ähnliches Gewürm vorhanden.

Ich bin mir mittlerweile ziemlich sicher das auf dem Anhänger der Erzengel Michael als Begleiter der armen Seelen, ins und auch aus dem Fegefeuer heraus dargestellt ist.
Auf der Rückseite sind dann die Fegefeuer-Insassen mit dem Zeichen der Erlösung, einem Kelch und darüber eine Hostie abgebildet.
Also ein "Arme Seelenanhänger"   :-)

Grüße
Andreas
" Mit Geduld und Spucke ...."

Gratian

#5
Also wir haben den Hl. Erzengel Michael als Satansbezwinger mit Schwert und Schild (man erkennt auch die Flügel)

Rückseite 3 Personen im Fegefeuer. Darüber ein Pelikan der seine Brust geöffnet hat um mit dem Blut seine Kinder zu nähren. Ein weiteres Erlösungssymbol aus dem Christentum = Rettung durch Aufopferung. In der christlichen Symbolik wird der Pelikan zum Beispiel für das Opfer und die Hingabe – ein Emblem für Christus. In einer Überlieferung werden die Küken von einer Schlange erwürgt, die für Satan steht. Das Blut des Pelikans erweckt sie wieder zum Leben – ähnlich wie Gott nach dem Sündenfall des Menschen diesen am Kreuz erlöst. Im Mittelalter trifft man auf eine Version, in der der Pelikan vor Erschöpfung stirbt, während er mit seinem eigenen Blut die Küken nährt. Bedeutung: In dem vergossenen Blut Christi findet der Mensch ewiges Leben. In der Antike glaubte man sogar, dass der Pelikan seine Jungen mit Blut füttert. Tatsächlich färbt sich beim Krauskopfpelikan während der Brutzeit das Gefieder im Kehlenbereich rot, was sicherlich die Erklärung für diesem Mythos liefert.

 
Gut Fund!   :engel:
Gratian

ANTE ROMAM TREVERIS STETIT ANNIS MILLE TRECENTIS
PERSTET ET AETERNA PACE FRUATUR. AMEN.

Gratian

Je länger ich mir die Darstellung anschaue umso mehr glaube ich, dass es sich möglicherweise nicht um das Fegefeuer handelt...

Bei der Darstellung handelt es sich um die alttestamentarische Szene der ,,Drei Männer (Jünglinge) im Feuerofen". Der Prophet Daniel berichtet die Geschichte der drei jüdischen Männer Hananja, Asarja und Mischael (in Daniel 3 werden ihre babylonischen Namen Schadrach, Meschach und Abed-Nego angeführt), die das goldene Götzenbild Nebukadnezars nicht anbeten wollten und deshalb in den Schmelzofen geworfen wurden. Anders als Ihre Peiniger, die durch die starke Hitze des Ofens getötet wurden, kamen sie nicht zu Schaden weil ein Abgesandter des Himmels (Engel) die Flammen hinaustrieb. Nebukadnezar aber begnadigte die Drei und bekannte sich zu ihrem Gott.

Dieses Motiv gehört zu den häufigsten alttestamentarischen Rettungs- und Erlösungsbildern die uns schon in der frühchristlichen Kunst begegnen. Der Ursprung hängt mit den volkstümlichen Rettungsvorstellungen zusammen, deren Niederschlag in alten Gebeten für Sterbende und Tote nachweisbar ist. Es verwundert nicht, dass dieses Motiv z.B. vielfach in den Katakomben Roms zu finden ist. Seit damals bis heute ist die Darstellung der ,,Drei Jünglinge" bzw. die dahinter stehende Symbolik ein beliebtes Motiv in der bildenden Kunst. Ob im Mittelalter, der Neuzeit oder im 20. Jahrhundert -unzählige Künstler haben dieses Motiv in immer neuen Varianten abgebildet. Die nach oben geöffneten Hände sind in vielen Kulturen noch heute eine Gebetshaltung d.h. die Drei beten im Feuer der Blick ist hoffnungsvoll nach oben gerichtet.

Die Drei Jünglinge würden somit auch gut und ergänzend zu dem "Erlösungssymbol" Pelikan passen ...
Gut Fund!   :engel:
Gratian

ANTE ROMAM TREVERIS STETIT ANNIS MILLE TRECENTIS
PERSTET ET AETERNA PACE FRUATUR. AMEN.