2 Weiherl/Heiligenanhänger aus Rom

Begonnen von Robert, 03. September 2013, 19:00:30

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Robert

Servus,

diese beiden Anhänger sind in einem so guten Zustand, daß man die Schrift
fast komplett lesen kann. Die Herkunft denke ich ist Rom. Mich würde der
Anlaß bzw. der Grund der Prägung für diese beiden interessieren. Das Alter
ist dabei immer von großer Bedeutung.
Größe 1; 24x27mm
Größe 2; 19x22mm

Danke für Antworten

Robert :winke:
wer alles weiß, bekommt keine Überraschung mehr

Robert

#1
Hallo Gratian,

kannst Du zu diesen aus Rom auch was sagen?

Dank im voraus.

Robert :winke:
wer alles weiß, bekommt keine Überraschung mehr

Gratian

ich gehe davon aus, das die Aufschrift in diesen beiden Fällen keine Herkunftsangabe darstellt.

Es handelt sich bei dem ersten Anhänger um den Anhänger einer Bruderschaft vermutlich eine Sakramentsbruderschaft die auch die Muttergottes als Immaculata verehrt. Man sieht die Maria hier als Immaculata und kann die Umschrift IMMA. CONGREG. lesen also eine Kongregation der Maria Immaculata.

Die Rückseite zeigt eine von Engeln gehaltene Hostienmonstranz im Strahlennimbus mit IHS also dem Jesusmonogramm in der Umschrift S L I?  SS SACR. wobei SS SACR, als sacrosanctitas sacramentum also hochheiligstes Sakrament zu interpretieren ist. ? = Buchstabe nicht eindeutig lesbar

Die Darstellung der Maria Immaculata oder kurz: Immaculata , lateinisch "die Unbefleckte", katholischer Beiname für Maria, basierend auf ein durch Papst Pius IX. in der Bulle "Ineffabilis Deus" vom 8.12.1854 verkündetes Dogma der katholischen Kirche. Es besagt, dass Maria im Hinblick auf die spätere Gottesmutterschaft frei vom Makel der Urschuld, der Erbsünde, empfangen wurde (immaculata conceptio).

Das Dogma stellt keinen Zusammenhang mit dem biologischen Vorgang her, es impliziert somit nicht, dass die hl. Anna ohne die Mitwirkung ihres Mannes Joachim Maria geboren habe.

Das Fest der unbefleckten Empfängnis Marias wird am 8. Dezember gefeiert. In der Bildenden Kunst heißt der auf das Thema Bezug nehmende Marien-Bildtypus Immaculata Maria wird stehend wiedergegeben, oft ohne das Jesuskind (wie hier). Wesentlich ist, dass Maria mit einem Fuß auf dem Kopf der Schlange steht, die die Erbsünde und in weiterer Folge das Böse allgemein symbolisiert. Meist ringelt sich die Schlange um die als Weltkugel dargestellte Erde. Mit dem zweiten Fuß steht Maria oft auf einer kleinen, bei der Weltkugel befindlichen Mondsichel, abgeleitet vom Sujet der Mondsichelmadonna. Es gibt auch Ausführungen wie hier, bei denen kein Erdball, sondern nur der Mond dargestellt ist, der früher als himmlisches Symbol Marias galt. (Die Sonne war ein Sinnbild für Christus). Als Vorbild für Maria diente den Künstlern für diese Motive das Thema der Apokalyptischen Frau (NT, Die Offenbarung des Johannes 12, 1 ff.). Das Motiv der Immaculata ist seit dem 17. Jh. nachweisbar.

Nicht zu verwechseln mit der unbefleckten Empfängnis Marias (Immaculata conceptio) ist die jungfräuliche Gottesmutterschaft Marias. Auf sie ist u. a. 431 am Konzil zu Ephesus und 649 in der Lateran-Synode Bezug genommen worden (Denzinger 251, Denzinger 503.)

L. MAXE-WERLY, Iconographie de l'Immaculée Conception, Paris 1903; M. LEVI D'ANCONA, The Iconography of the Immaculate Conception in the Middle Ages and Early Renaissance, New York 1957; H. DENZINGER, Kompendium der Glaubensbekenntnisse und kirchlichen Lehrentscheidungen, 37. Aufl., Freiburg i. Br., Basel, Rom, Wien 1991, D. 1641, D 2800-2804. s

Der sehr häufig vorkommende Hinweis ROMA auf Bruderschaftsmedaillen ohne direkten Rombezug wird oft als Hinweis auf eine in Rom akkreditierte Erzbruderschaft gedeutet der die regionale Bruderschaft zugehörig ist.

Auch der zweite Anhänger hat eigentlich keinen Bezug zu Rom sondern zum süddeutschen Raum. Er zeigt den in Süddeutschland stark verehrten Heiligen Antonius von Padua mit Jesuskind und auf der anderen Seite den Heiligen Franz von Assisi. Evtl Anhänger einer Fünf-Wunden-Bruderschaft da der Hl. Franz hier offenbar stigmatisiert dargestellt wird.

Beide Anhänger dürften in die 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts datieren.
Gut Fund!   :engel:
Gratian

ANTE ROMAM TREVERIS STETIT ANNIS MILLE TRECENTIS
PERSTET ET AETERNA PACE FRUATUR. AMEN.

Robert

#3
Zitat von: Gratian in 10. September 2013, 22:18:57
ich gehe davon aus, das die Aufschrift in diesen beiden Fällen keine Herkunftsangabe darstellt.

Es handelt sich bei dem ersten Anhänger um den Anhänger einer Bruderschaft vermutlich eine Sakramentsbruderschaft die auch die Muttergottes als Immaculata verehrt. Man sieht die Maria hier als Immaculata und kann die Umschrift IMMA. CONGREG. lesen also eine Kongregation der Maria Immaculata.

Die Rückseite zeigt eine von Engeln gehaltene Hostienmonstranz im Strahlennimbus mit IHS also dem Jesusmonogramm in der Umschrift S L I?  SS SACR. wobei SS SACR, als sacrosanctitas sacramentum also hochheiligstes Sakrament zu interpretieren ist. ? = Buchstabe nicht eindeutig lesbar

Die Darstellung der Maria Immaculata oder kurz: Immaculata , lateinisch "die Unbefleckte", katholischer Beiname für Maria, basierend auf ein durch Papst Pius IX. in der Bulle "Ineffabilis Deus" vom 8.12.1854 verkündetes Dogma der katholischen Kirche. Es besagt, dass Maria im Hinblick auf die spätere Gottesmutterschaft frei vom Makel der Urschuld, der Erbsünde, empfangen wurde (immaculata conceptio).

Das Dogma stellt keinen Zusammenhang mit dem biologischen Vorgang her, es impliziert somit nicht, dass die hl. Anna ohne die Mitwirkung ihres Mannes Joachim Maria geboren habe.

Das Fest der unbefleckten Empfängnis Marias wird am 8. Dezember gefeiert. In der Bildenden Kunst heißt der auf das Thema Bezug nehmende Marien-Bildtypus Immaculata Maria wird stehend wiedergegeben, oft ohne das Jesuskind (wie hier). Wesentlich ist, dass Maria mit einem Fuß auf dem Kopf der Schlange steht, die die Erbsünde und in weiterer Folge das Böse allgemein symbolisiert. Meist ringelt sich die Schlange um die als Weltkugel dargestellte Erde. Mit dem zweiten Fuß steht Maria oft auf einer kleinen, bei der Weltkugel befindlichen Mondsichel, abgeleitet vom Sujet der Mondsichelmadonna. Es gibt auch Ausführungen wie hier, bei denen kein Erdball, sondern nur der Mond dargestellt ist, der früher als himmlisches Symbol Marias galt. (Die Sonne war ein Sinnbild für Christus). Als Vorbild für Maria diente den Künstlern für diese Motive das Thema der Apokalyptischen Frau (NT, Die Offenbarung des Johannes 12, 1 ff.). Das Motiv der Immaculata ist seit dem 17. Jh. nachweisbar.

Nicht zu verwechseln mit der unbefleckten Empfängnis Marias (Immaculata conceptio) ist die jungfräuliche Gottesmutterschaft Marias. Auf sie ist u. a. 431 am Konzil zu Ephesus und 649 in der Lateran-Synode Bezug genommen worden (Denzinger 251, Denzinger 503.)

L. MAXE-WERLY, Iconographie de l'Immaculée Conception, Paris 1903; M. LEVI D'ANCONA, The Iconography of the Immaculate Conception in the Middle Ages and Early Renaissance, New York 1957; H. DENZINGER, Kompendium der Glaubensbekenntnisse und kirchlichen Lehrentscheidungen, 37. Aufl., Freiburg i. Br., Basel, Rom, Wien 1991, D. 1641, D 2800-2804. s

Der sehr häufig vorkommende Hinweis ROMA auf Bruderschaftsmedaillen ohne direkten Rombezug wird oft als Hinweis auf eine in Rom akkreditierte Erzbruderschaft gedeutet der die regionale Bruderschaft zugehörig ist.

Auch der zweite Anhänger hat eigentlich keinen Bezug zu Rom sondern zum süddeutschen Raum. Er zeigt den in Süddeutschland stark verehrten Heiligen Antonius von Padua mit Jesuskind und auf der anderen Seite den Heiligen Franz von Assisi. Evtl Anhänger einer Fünf-Wunden-Bruderschaft da der Hl. Franz hier offenbar stigmatisiert dargestellt wird.

Beide Anhänger dürften in die 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts datieren.

Servus Gratian,

es war ziemlich anstrengend die Beiden aus dem steinigen Acker zu bergen.
Aber, nachdem ich Deine gigantische Beschreibung gelesen habe war das
im Nachhinein ein Klacks. Ich frag mich immer wieder wie Du das anstellst.
Ist sowas bei Dir gespeichert, oder mußt Du Dich jedesmal auf neue in der
Literatur einlesen?
Das beschreiben solch schöne Teile in diesem Umfang macht Dir meiner Mein-
ung nach mit Sicherheit auch Spaß. Meine volle Bewunderung :super:
Ich hab mich schon gefragt, ohne genau zu Wissen wie alt sie sind, daß
die damalige Landbevölkerung nach Rom pilgert und Andenken mitbringt.
Mich freut es um so mehr, daß diese in unserer Region hergestellt würden
und nur "Rom" als Ehrbezeugung mit eingeprägt wurde.

Jedenfalls danke ich Dir wieder einmal recht herzlich für Deine Mühe!

Grüße

Robert :winke:


wer alles weiß, bekommt keine Überraschung mehr