war auch mal ein Anhänger

Begonnen von Havelkaiser, 08. März 2007, 20:13:31

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Havelkaiser

Hallo,
wohl eine Sache für Gratian. Material Bronze, Größe ca. 20 Cent und die Öse ist aufgebrochen. Auf Grund der schönen Patina halte ich es für ein älteres Stück, ist gereinigt ung mit Wachs überzogen. Jesus am Kreuz, links und rechts ein Engelchen und unten Wasser. Rückseite deute ich als Maria mit Kind und ringsherum nur Punkte, keine einzige Inschrift.
Jetzt muß ich natürlich zu meiner Schande eingestehen, daß ich auch nicht im geringsten Bibelfest bin.
Ich bitte freundlichst um Deutung und Bestimmung.

Viele Grüße aus Berlin,

der Havelkaiser

Havelkaiser


Gratian

#2
Hallo Micha,

in der Tat ein älterer Anhänger, wohl 18. Jahrhundert.

Dargestellt ist eine Rosenkranzmadonna, also Maria (mit Kind) im Rosenkranz (Rosenkranzbild).
Der Rosenkranz ist eine Gebetsschnur mit einem Kreuz und Kugeln, die in fünf Gruppen von jeweils zehn kleinen (Aveperlen) und einer großen Kugel (Paternosterperlen) angeordnet sind. Meist hängen noch drei zusätzlichen Ave-Kugeln für die Bitten um Glaube, Hoffnung und Liebe sowie das abschließende Kreuz am am Perlenkranz. Die Anordnung und die Zahl der Kugeln sollen helfen, in der richtigen Reihenfolge zu beten.

Der Name Rosenkranz ist zurückzuführen auf den mittelalterlichen Brauch, als Kopfschmuck zur Festgarderobe einen Blütenkranz zu tragen. Der Legende nach soll das Rosenkranzgebet im 13.Jh entstanden sein. Im Jahr 1202 sei die Muttergottes dem hl.Dominikus erschienen und habe ihm das Rosenkranzgebet als Hilfsmittel im Kampf gegen die Häretiker (damals die Albigenser) empfohlen. Zwar erwähnen zeitgenössische Lebensberichte über Dominikus nichts von dieser Vision; doch begründete 200 Jahre später der Dominikaner Alanus de Rupe damit seine Kampagne zur Ausbreitung des Rosenkranzgebets. Er war es auch, der 1470 die erste Rosenkranzbruderschaft gründete. Vielleicht handelt es sich hier ja um ein Anhänger einer solchen Bruderschaft.

Die Reformatoren des 16.Jh (Luther, Zwingli, Calvin) wandten sich entschieden dagegen, dass die Verherrlichung Mariens die Verehrung Christi in den Hintergrund drängte. Deshalb waren sie auch gegen das Rosenkranzgebet. So predigte im Jahr 1521 der Altomünsterer Mönch Johannes Oekolampadius (der später der Reformator Basels wurde) am Fest Mariä Verkündigung (25.3): "So ruft man Maria zehnmal an, bevor man den Herrn einmal grüßt. Und der Herr befiehlt, immer zu beten und viele Menschen wollen das Gebet in bestimmte Zahlen einzwängen. Warum wird nicht das Gebet des Herrn zehnmal wiederholt ? Christus lehrte uns, das Gebet zum Vater zu richten. Sollen wir einer Fürsprecherin dienen und den König verachten ? Ist nicht Christus selbst unser bester Freund ?"

Die in Bayern 1522 eingeleitete Gegenreformation setzte dieser Ablehnung der Reformatoren eine betonte Marienverehrung entgegen. Dies steigerte sich noch nach dem Trienter Konzil (1545-1563), auf dem die Verehrung Mariens und der Heiligen kirchenrechtlich gutgeheißen wurde. Das Rosenkranzgebet erreichte nach der Schlacht von Lepanto in katholischen Gebieten seinen Höhepunkt. Die christliche Armada schlug am 7.10.1571 die überlegene Flotte der Türken und leitete den Niedergang der Osmanen ein. Man schrieb den Sieg dem Rosenkranzgebet zu, das der Papst während der Schlacht gebetet hatte. Seitdem feiert die kath. Kirche den Oktober als Rosenkranzmonat.

Quellen:
Ökumenisches Heiligenlexikon im Internet
Robert Böck, Rosenkranzandacht und Rosenkranzbruderschaften der Barockzeit im Dachauer Land, Amperland 1991/2
Diözese München-Freising, Gästebrief 2005
Maria im Rosenkranz -Rosenkranz-Darstellungen in den Kirchen des Landkreises Dachau

Auf der Anderen Seite sieht man Jesus am Kreuz umgeben von zwei Engeln.

Der Anhänger ist keinem bestimmten Wallfahrtsort zuzuordnen da keine Umschrift vorhanden ist.
Gut Fund!   :engel:
Gratian

ANTE ROMAM TREVERIS STETIT ANNIS MILLE TRECENTIS
PERSTET ET AETERNA PACE FRUATUR. AMEN.

Havelkaiser

Danke Gratian, ganz große Klasse !
Es ist sehr schön und lobenswert wie umfangreich und inhaltlich sehr sachlich Deine Beiträge gestaltet sind.
Nochmals vielen Dank,
Grüße aus Berlin
der Havelkaiser