Heiligs Blechle1

Begonnen von hauptmann-koch, 30. September 2005, 17:51:17

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hauptmann-koch

Hallo!

ein freund erlaubte mir seine krautgarten abzusuchen. wo heute sein garten ist war früher der graben der stadtmauer. leider wurde ich vom regen unterbrochen aber zwei heilgenanhänger hat er ausgespuckt! hier der erste:

Vorderseite Umschrift: MARIA FÜRBITTERIN DER ARMEN_SEELEN IM FEGEFEUER

Rückseite Umschrift:SÜSSES HERZ MARIA SEI MEINE RETTUNG

und unter dem Herz: 300 TAGE ABLASS

hat man sowas bekommen wenn man nen ablass gekauft hat? was meint ihr zum alter?

vielen dank und gut fund

manu



Gratian

Ablass (lat. indulgentia) ist ein Begriff aus der katholischen Theologie. Er ist dem dritten Teil des Bußsakraments zugeordnet: 1. Reue des Herzens (contritio cordis), 2. Bekenntnis (confessio oris) 3. Genugtuung (satisfactio operis). Bei einem Ablass wird nach katholischer Auffassung die Strafe für Sünden aufgrund von guten Werken (Gebete, Almosen, Pilgerfahrt) teilweise oder ganz erlassen. Möglich ist Ablassgewinnung aufgrund des Versöhnungsopfers Christi und im Vertrauen auf ihn. Ohne ihn wäre aus christlicher Sicht jede Sünde unwiderruflich und unheilbar.

Das frühe Christentum ging davon aus, dass Gottes Vergebung von Sünden auf Seiten des Menschen einen bewussten Akt der grundlegenden Umkehr und Veränderung des Lebens braucht, der durch die Taufe symbolisiert wurde. Durch die Taufe wurden alle Sünden vergeben, aber später war ein gleicher Akt der Umkehr nicht mehr möglich - schwere Sünden, die nach der Taufe begangen wurden, konnten nicht vergeben werden. Deshalb ließen sich viele Leute (z.B. Kaiser Konstantin I. von Rom) sicherheitshalber erst auf dem Sterbebett taufen.

Mit der Zeit wurde das seelsorgerliche Problem von schweren Sünden nach der Taufe dadurch gelöst, dass dem Sünder als Zeichen der ernstgemeinten erneuten Umkehr vom Bischof eine strenge Buße auferlegt wurde, gewöhnlich in Form von längerem Fasten, und zeitweiligem Ausschluss von der Eucharistie oder sogar der christlichen Gemeinschaft. War diese Buße absolviert, wurde der Sünder wieder in die Gemeinschaft aufgenommen.

Beginnend mit dem 11. Jahrhundert entwickelte die katholische Kirche aus diesen Gedanken ein juristisches Konzept: die Verdienste von Jesus Christus und den christlichen Heiligen bilden einen unermesslichen Gnadenschatz, den die Kirche, der in der Nachfolge der Apostel die Schlüsselgewalt gegeben ist, verwaltet und austeilen kann. Im Ablass gibt nun die Kirche dem Sünder aus diesem Gnadenschatz das, was ihm fehlt, um vor Gott wieder gerecht dazustehen - und dadurch wird dem Sünder die Strafe erlassen, sowohl die Bußzeit in diesem Leben als auch eine etwaige Strafe im Fegefeuer.

Der Ablass wird oft in Tagen bemessen - damit sind streng kirchenrechtlich Tage der Buße gemeint, das wurde aber dann auf Tage (oder Jahre oder Jahrhunderte) im Fegefeuer übertragen, als die ursprüngliche Entwicklung den Leuten nicht mehr bewusst war.

Eine Weiterentwicklung war, dass man nicht nur für sich selbst, sondern auch für Verstorbene Ablass erwerben konnte - eine Tat der Nächstenliebe.

Im Spätmittelalter entstanden aus diesem Konzept verschiedene Missbräuche: einmal kamen vermögende Gläubige zu dem (Kurz)schluss, dass sie unbekümmert wegen etwaiger Folgen drauflossündigen könnten, da ihnen die Kirche ja gegen eine entsprechende Geldspende den Ablass gewähren würde. Andererseits entdeckten einige Päpste, dass sich der Gnadenschatz der Kirche durch Ablass gegen Geldspenden in einen Schatz von klingender Münze umwandeln ließ, wenn man den Gläubigen nur die Schrecken des Fegefeuers für sich und ihre verstorbenen Angehörigen genügend dramatisch ausmalte.

Der, wegen seines ausschweifenden Lebenstiles, ständig verschuldete Papst Leo X. trieb den Ablasshandel zur wahren Perfektion. Seine Ablassbriefe wurden in ganz Europa wie Wertpapiere gehandelt. Der wohl berühmteste Ablassprediger Deutschlands war der in Magdeburg wirkende Dominikanermönch Johann Tetzel.

Solche Missbräuche des Ablasses wurden zu einem Auslöser der Reformation. Die Reformatoren studierten die Bibel, in dem sich keine klare Darstellung des römisch-katholischen Ablasskonzepts findet. Hierauf erklärten sie die Ablasspraxis zum Menschenwerk. Martin Luther sah in ihr eine krasse Verfälschung der christlichen Lehre von der Gnade Gottes.

Die katholische Kirche hat die Missbräuche des Ablasses in der Gegenreformation abgestellt. Sie hält jedoch am Ablasskonzept fest. Die heutige katholische Ablass-Lehre wurde von Papst Paul VI. 1968 neu festgelegt. Papst Johannes Paul II. bestätigte sie zuletzt im Jahr 1998 in der Bulle für das Heilige Jahr 2000. (Quelle: Wikipedia)

Ich würde den Anhänger ins 19. Jahrhundert datieren. Damals war der ablasshandel bereits abgeschafft  :engel: Nicht der Erwerb dieses Anhängers  führte zum Ablass von 300 Tagen sondern die Gebete die mit der Anrufung Mariens verbunden sind.
Gut Fund!   :engel:
Gratian

ANTE ROMAM TREVERIS STETIT ANNIS MILLE TRECENTIS
PERSTET ET AETERNA PACE FRUATUR. AMEN.

hauptmann-koch

vielen dank gratian....

interessante ausführung wie immer. was ich aber nicht vertstehe... wieso zählt der ablass dann nur für 300 tage?wenn man ihn einmal erworben hat müsste der ablass durch anhänger und gebete doch viel länger halten oder? man musste sich danach wohl wieder nen neuen anhänger kaufen?


Gratian

Pro Gebet 300 Tage....nicht der erwerb der Medaille...vielleicht ist der text um die medaille herum gemeint?

In jedem fall bei 10 x beten = 3000 Tage -100 x beten 30.000Tage....aber wie lange muss man ins Fegefeuer....das ist die entscheidende Frage. Und da gibts keine genaue Antwort "Denn tausend Jahre sind dir wie ein Tag...."  :teufel:
Gut Fund!   :engel:
Gratian

ANTE ROMAM TREVERIS STETIT ANNIS MILLE TRECENTIS
PERSTET ET AETERNA PACE FRUATUR. AMEN.

hauptmann-koch

ah so ist das zu verstehen.... ach die armen christen tun mir schon leid  :engel: verbringen ihr ganzes leben nur mit betennur damit sie der liebe gott nicht ins fegefeuer schickt  :narr:

stratocaster

Zitat von: zarathustra in 05. Oktober 2005, 20:21:29
ah so ist das zu verstehen.... ach die armen christen tun mir schon leid  :engel: verbringen ihr ganzes leben nur mit betennur damit sie der liebe gott nicht ins fegefeuer schickt  :narr:

Ein Balinese (das sind Hindus) gibt durchschnittlich bis zu 50% seines Einkommens dafür aus, sich
a. vor den bösen Geistern zu schützen, die ihm seine Nachbaren auf den Hals hetzen, und
b. den Nachbarn böse Geister zu schicken
Tja, so ist das  :irre: :narr: :teufel:
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