Kleine religiöse "Medaille"

Begonnen von Ovadja, 28. Februar 2010, 20:54:22

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Ovadja

Hallo !
Hier habe ich ein Stück aus Bronze, mit Resten von Vergoldung, Durchmesser mm, mit Szenen aus der Bibel auf jeder Seite.
Auf der Vorderseite finden sich die Buchstaben ABERH.
Auf der Rückseite die Buchstaben CRISTI.

Die Zeitstellung vermute ich jedenfalls vor dem 19 Jh., zur örtlichen Herkunft habe ich keine Idee.


Da ich nicht bibelfest genug bin  :schwitz: mochte ich fragen, ob jemand etwas zu den Darstellungen auf den beiden Seiten und zum Sinn dieser Kombination von Vorder- und Rückseite sagen kann.
Mangels einer erkennbaren Bruchstelle einer abgebrochenen Öse glaube ich nicht, dass es sich um einen Anhänger handelte.
Kann jemand sagen, was das war bzw. wie es verwendet wurde ?

Grüße O.

Gratian

#1
In der Tat finden sich auf diesem Pfennig zwei Opferszenen aus der Bibel. Altes Testament und neues Testament:

Bild 1 zeigt das Abraham-Opfer. Darunter steht ABRAH.

Obwohl Abraham  und Sara  von drei Engeln die Geburt eines Sohnes prophezeit worden war, wagten sie ihres Alters wegen nicht mehr, auf Nachwuchs zu hoffen. Nach der Geburt war der kleine Isaak  das ein und alles seiner Eltern. Nachdem Jahwe  von dem Fürsten Mastema veranlasst worden war, die Gottesfürchtigkeit Abrahams auf die Probe zu stellen, befahl er Abraham, seinen herangewachsenen Sohn auf einem Berg im Lande Moria als Brandopfer darzubringen ( Genesis  22, 1-19 und apokryphe  Schriften).

Nachdem Abraham den Esel, der das Feuerholz getragen, und die Diener zurückgelassen hatte, ging er mit Isaak allein weiter. Sie bauten einen Altar aus Steinen und schlichteten Holz darauf. Als der Jüngling sich auf dem Scheiterhaufen befand und Abraham mit dem Opfermesser zum Stoß ausholte, vernahm er die Stimme Gottes, die ihm auftrug, dem Knaben nichts zuleide zu tun. Der Beweis war erbracht, dass Abraham dem Allmächtigen alles geben würde, selbst das Leben seines Sohnes. In der Bildenden Kunst wird meist dargestellt, wie ein Engel Abraham in den Arm fällt und auf einen als Opfer willkommenen Widder weist, der sich mit seinem Gehörn in einem Dornengestrüpp verfangen hat. In der Typologie der  frühmittelalterlichen Buchmalerei galt das Motiv Abrahams als Symbol für den Opfertod Christi. Die dramatische Szene zählte zu den bevorzugten Sujets der Bildschnitzer im Barock. Bekannte Elfenbeingruppen dieses Themas stammen von Simon Troger und Leonhard Kern. (P.W.Hartmann Kunstlexikon)

Literaturhinweis: U. SCHWAB, Zum Verständnis des Isaak-Opfers in literar. und bildl. Darstellung des MA, FrühMA-Studien 15, 1981.

Bild 1 zeigt also Abraham (große Person)wie er im Begriffe ist seinen Sohn Isaak (kleine Person) zu töten um ihn auf dem Scheiterhaufen (rechts im Bild - schon brennend ) darzubringen...von links kommt das Schaf aus dem Dornbusch das Gott schickt damit Abraham es statt Isaak opfert.

Bild 2: zeigt wie sich Jesus am Kreuz (in der Bildmitte) diverse Personen (Maria, Maria Magdalena, Johannes und Longinus als Staffage) opfert um die Menschheit zu erlösen. Darunter steht CRISTI

Insofern passen beide Darstellungen wunderbar zusammen. Ich würde das Stück zeitlich sogar ins frühe 19. ,wenn nicht sogar ins späte 18. Jahrhundert stecken.
Gut Fund!   :engel:
Gratian

ANTE ROMAM TREVERIS STETIT ANNIS MILLE TRECENTIS
PERSTET ET AETERNA PACE FRUATUR. AMEN.

Ovadja

Hallo Gratian,
vielen dank für die ausführlichen Erklärungen und Hinweise auf Lit !  :super:

Was aber bedeutet in diesem Zusammenhang "Pfennig" und wofür diente ein solcher Pfennig ?

Viele Grüße  :winke:

Gratian

Man spricht bei kleineren runden Medaillen ohne Öse oft von Pfennigen (z.B. Wallfahrtspfennige). Die Funktion ist die gleiche wie bei einem Anhänger: Andacht, Glaube und Aberglaube...

Du hast leider keine Maße angegeben deshalb vermute ich mal das das Stück einen Durchmesser von max. 2 cm hat...Wenn größer könnte man auch von Medaille sprechen. Medaillen müssen keine Öse haben.
Gut Fund!   :engel:
Gratian

ANTE ROMAM TREVERIS STETIT ANNIS MILLE TRECENTIS
PERSTET ET AETERNA PACE FRUATUR. AMEN.

Grafschaft Mark

Zum Thema Pfennig:

Für mich einer der bekanntesten Vertreter ist der Benedictuspfennig: http://www.sucherforum.de/index.php/topic,31738.0.html  :winke:

Ovadja

ja den Durchmesser wollte ich eigentlich von Anfang an angeben, muss ich dann übersehen haben, tut mir leid. :ehefrau:
Den Durchmesser hast du sehr gut geschätzt,Gratian, tatsächlich beträgt er 18,5 mm

was michbei der zeitlichen Einordnung etwas irritiert ist die Schreibweise der Namen auf beiden Seiten, aber auch die Buchstabenform. Ich habe mir die AT-Seite jetzt nochmals genau angesehen und ich lese schon ABERH. Ich habe jetzt kein Grimmsches Wörterbuch zur Hand etc, aber hat man zu Beginn des 19. Jh. wirklich noch Aberham geschrieben und auch CRISTI (ohne H) ?

Beim Benediktuspfennig auf den Grafschaft Mark dankeswerter verlinkt hat  :winke: leuchtet mir die Zeitstellung da viel eher ein