interessantes Kreuz

Begonnen von Robert, 30. September 2023, 07:49:00

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Robert

Servus,

so eines hab ich noch nicht gesehen. Es handelt sich um ein handgemachtes Kreuz aus dünnem Blech.
Die Vorderseite ist vollbepackt mit Schriften und einer Heiligenfigur,die Rückseite ist leider
so stark korrodiert, daß man an den vier Enden die Engel und die Schrift nur noch erahnen kann.
Es könnte "S. Stepanus  Ora pro Nobis" lauten.

31x25mm; Blech0,5mm

Für eine Bestimmung wäre ich dankbar.

Grüße
Robert
wer alles weiß, bekommt keine Überraschung mehr

cyper

Es handelt sich vermutlich um ein Ulrichskreuz.


Gruß cyper

Robert

danke für die Antwort, von der Form her sieht es so aus, aber ob die Motive passen ?
Vielleicht meldet sich der Gratian dazu.

Grüße
Robert
wer alles weiß, bekommt keine Überraschung mehr

NUMERIANUS

Hallo!
habe diese form bereits öfters gefunden;
meine sind meistens benedikt, ulrich oder stephanus
bin mir jetzt nicht sicher ob deiner in eine diese
kategorien fällt?
gruß und gut fund!

Robert

ja so ist es, ein Beispiel davon wäre schön !

Grüße
Robert
wer alles weiß, bekommt keine Überraschung mehr

cyper

#5
Das ovale Zeichen ist ein Benediktussegen hier kannst ja mal die Inschrift vergleichen.
Dann eher ein Benediktussegen als ein Ulrichskreuz
ein ähnliches zumindest von einer Seite
https://www.wallfahrtsmedaillen.at/a/content/benediktuskreuz-xvii-jhd-0 

Gruß cyper

Robert

dieses Zeichen ist dem meinen sehr ähnlich.

danke und Grüße

Robert
wer alles weiß, bekommt keine Überraschung mehr

cyper

Hast du den Link mal verglichen?

Gruß cyper

Robert

ja, es gibt sicher mehrere Varianten mit unterschiedlichen Darstellungen.

Grüße Robert
wer alles weiß, bekommt keine Überraschung mehr

Gratian

Das ist ein Ulrichskreuz und es zeigt den Heiligen Benedikt. Die Buchstaben sind S:P:BENE aufzulösen also Sankt Pater Benedikt rechts der Zachariassegen links der Benediktussegen jeweils im ovalen Schild. Benedikt in Mönchstracht mit Abtstab und mit Giftbecher.

Die Rückseite zeigt die Schlacht auf dem Lechfeld.

Gerade ist im Numismatischen Nachrichtenblatt (NNB 11/2023 Seite 421-426) ein Aufsatz von Anton Vetterle erschienen der die einzelnen Ulrichskreuz Darstellungen kategorisiert. Demnach gehört dein Kreuz in die Gruppe 6c.

Gut Fund!   :engel:
Gratian

ANTE ROMAM TREVERIS STETIT ANNIS MILLE TRECENTIS
PERSTET ET AETERNA PACE FRUATUR. AMEN.

Robert

Servus Gratian,

wenn´s auch etwas gedauert hat, aber wieder mal eine spitzen Beschreibung.

Kannst du über das Alter was sagen ?

Danke und Grüße
Robert
wer alles weiß, bekommt keine Überraschung mehr

Gratian

#11
Das Stück ist wohl so im 18. Jahrhundert angesiedelt. Die Massenherstellung und Ausgabe begann erst in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts und ging bis 1803. Nach 1803 wurden keine Kreuze mehr ausgegeben und erst 1893 begann Prälat Joseph Maria Friesenegger, der bis dahin die mit über 700 Exemplaren wohl größte Sammlung von Ulrichskreuzen zusammengetragen hatte, diese Wallfahrtszeichen erneut zu prägen. Das ging bis 1937. 1937 erschien dann auch der bis heute wohl umfangreichste Katalog und Standardwerk über Ulrichskreuze von Friesenegger "Die Ulrichskreuze mit besonderer Berücksichtigung ihres religiösen Brauchtums" Ab 1955 wurden dann wieder moderne Ulrichskreuze angefertigt.

Was an dem Stück noch auffällt ist das es aus einem vorgeprägten Blech herausgestanzt wurde, was das typische Zeichen einer Massenanfertigung ist wie wir es auch von Anhängern des 18. Jahrhunderts kennen die in Klöstern, vornehmlich auch der Benediktiner, in großen Mengen hergestellt wurden. Das wird bei der Öse besonders deutlich die letztendlich nur aus einem durchbohrten Blechzipfel besteht.

Die oben gemachte Einordnung (Typ Gruppe 6c ) basiert im Übrigen auf der Kategorisierung wie sie bereits Friesenegger in seinem Hauptwerk vorgenommen hatte.
Gut Fund!   :engel:
Gratian

ANTE ROMAM TREVERIS STETIT ANNIS MILLE TRECENTIS
PERSTET ET AETERNA PACE FRUATUR. AMEN.

Robert

#12
Gratian, nochmal herzlichen Dank für deine ausführliche Beschreibung. Man muß sich wundern, daß
das dünne Blech die langen Jahre überlebt hat, die eine Seite ist noch besser erhalten als die
Andere. Ich war Werkzeugmacher und hab viele Schnittwerkzeuge angefertigt, dieses Teilchen wurde
ringsum aufgrund der Unregelmäßigkeit nicht auf einmal gestanzt, sondern ringsum einzeln ausgeklinkt.
Noch eine Möglichkeit, daß es mit einer Blechschere ausgeschnitten wurde, eine Ecke deutet sichtbar
darauf hin, links oben. Das ist auf dem Original gut zu sehen

Grüße
Robert
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Gratian

Danke für die Anmerkung: Stanzen würde ja auch eine Maschine oder ähnliches voraussetzen insofern ist das Wort von mir wohl nicht richtig gewählt. Ich finde den terminus technicus  "ausgeklinkt" (höre ich zum ersten Mal) vielpassender das war dann echte Handarbeit aber eben doch irgendwie Massenfertigung, weil die Stücke (das gilt auch für die bekannten Benediktusanhänger der Zeit und die anderen Devotionalien in ähnlicher Machart so in großer Zahl relativ schnell hergestellt werden konnten. 
Gut Fund!   :engel:
Gratian

ANTE ROMAM TREVERIS STETIT ANNIS MILLE TRECENTIS
PERSTET ET AETERNA PACE FRUATUR. AMEN.

Robert

#14
Servus Gratian,

noch eine Info

wer alles weiß, bekommt keine Überraschung mehr

Robert

#15
Zitat von: Robert in 14. November 2023, 08:16:20Servus Gratian,

wenn es dich interessiert, gib im I NET,  "Otto Ausklinkmaschine" ein, dann kanns du einen modernen Klinker sehen.
Die Form des Klinkwerkzeuges kann man beliebig gestalten, z.B. spitz, rund, rechteckig und so weiter , das ist
für einen Werkzeugmacher kein Problem. Das Werkzeug selbst wird in einen Knacker eingespannt.

Grüße
Robert
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