Benediktus-Medaillen-Sammlung

Begonnen von JiangMin, 25. März 2012, 05:39:13

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JiangMin

Hallo Freunde,

anbei einige Exemplare meiner Benediktus-Medaillen-Sammlung.

Könnt ihr mir vielleicht etwas zum Alter oder sogar zum Prägeort sagen?

Im Voraus schon mal ein herzliches Dankeschön.

LG

Minnie

Lucky Luciano

Hallo JiangMin,

hier ein alter Beitrag von mir, vielleicht hilft dir das ein bisschen weiter?!  :-)

http://www.sucherforum.de/index.php/topic,51281.0.html

Grüße Lucky
"Es ist besser, unvollkommene Entscheidungen durchzuführen, als nach vollkommenen Entscheidungen zu suchen, die es niemals geben wird" ;de Gaulle

Gratian

#2
Mit Benediktuspfennigen bzw. -medaillen haben wir uns hier schon häufig beschäftigt. Gib mal Benediktuskreuz oder Benediktussegen oder einfach nur Benedikt als Suchbegriff unter Devotionalien ein.

Zum Alter: Wir reden von einer Zeitspanne von rund 350 Jahren also ab 1650 bis 2000 in denen die Masse dieser Anhänger entstanden insofern kann man das sehr schwer fassen. Die hier gezeigten Stücke dürften alle ins 18. Jahrhundert datieren. Der älteste dürfte das zweite Stück sein. Das jüngste das auf dem ersten Bild und die gegossene Medaille, dieses Stück könnte auch ins frühe 19. Jahrhundert datieren. Der Typus mit Mitra und Rabe zu Füßen des Heiligen war dort sehr verbreitet.

Nach alter Überlieferung war die Benediktusmedaille bereits im 11. Jahrhundert bekannt. Der elsässische Kleriker Bruno, der spätere Papst Leo IX., wurde in seiner Jugend von einem giftigen Reptil gebissen und wurde zwei Monate lang schwer krank; er verlor seine Stimme und auch sehr viel Gewicht. Alle Hoffnung auf eine Heilung aufgegeben, hatte er eine Vision von einer leuchtenden Leiter, die in den Himmel hinaufführte. An dieser stieg eine altehrwürdige Gestalt, mit einem Mönchshabit bekleidet, herunter. Es war der hl. Benedikt, in seiner Hand ein leuchtendes Kreuz haltend, mit dem er das Gesicht Brunos berührte, und ihn auf diese Weise sofort heilte. Danach verschwand die Erscheinung. Bruno, der auf diese wundersame Weise geheilt worden war, trat später in den Benediktinerorden ein. Er bestieg den päpstlichen Thron im Jahr 1048 unter dem Namen Leo IX. und war bekannt für seine Heiligmäßigkeit, seiner Verehrung des Heiligen Kreuzes und auch die des hl. Benedikt. Durch diesen Papst bekam die Benediktusmedaille viele spezielle Segen verliehen und ihre Verehrung fand große Verbreitung. Bei diesen Benediktuszeichen muß  man aber eher an die mittelalterlichen Blei/Zinngüsse denken wie sie von Pilgerabzeichen bekannt sind. Die Medaillen mit der Darstellung des Heiligen auf der einen und dem Benediktuskreuz und Benediktussegen auf der anderen Seite kamen erst Mitte des 17. Jahrhunderts auf.

Zum Wiederaufleben der Verehrung der Benediktusmedaille kam es im Jahr 1647. In diesem Jahr fand man ein altes Manuskript, eine Kopie des Evangeliums, das man ins Jahr 1415 datieren konnte, im bayrischen Benediktinerkloster Metten, welches Hinweise gab auf die Bedeutung mysteriöser Kreuze, die man hie und da an den Wänden des Klosters fand, umgeben von Buchstaben, deren Bedeutung nicht mehr bekannt war. Auf der letzten Seite des Manuskripts fand man eine Federzeichnung, auf dem der hl. Benedikt dargestellt war mit einem Kreuzesstab in der einen Hand und einer Art Banner oder Schriftrolle in der anderen, auf der Worte geschrieben standen, deren Initialen die geheimnisvollen Buchstaben an den Wänden des Klosters erklärten.

Die Entdeckung dieser Federzeichnung mit dem Kreuz und den Versen gab einen neuen Impuls der Verehrung des Heiligen Kreuzes und auch der des hl. Benedikt, der das heilige Zeichen auf so wundersame Weise einsetzte. Medaillen, als Symbol dieser zweifachen Verehrung, wurden geprägt und verteilt unter den Leuten. Deren frommer Gebrauch wurde bald eine Quelle mannigfaltiger weltlicher und geistiger Segen. Durch das Erlangen häufiger und außergewöhnlicher Gnadenbezeugungen verbreitete sich die Medaille schnell und weit, nicht nur in Deutschland, wo sie zuerst geprägt wurde, sondern im ganzen katholischen Europa. Nur wenige Jahre später schien der hl. Vinzenz von Paul, der im Jahr 1660 starb, mit der Wirkung der Medaille vertraut worden zu sein. Die von ihm gegründeten Barmherzigen Schwestern haben sie seit jeher an ihren Rosenkränzen befestigt getragen, und über viele Jahre hinweg wurden sie für sie ausschließlich in Frankreich gemacht.

Schließlich im Jahr 1741 hat Papst Benedikt XIV., ergriffen von den vielen Gnadenbezeugungen, welche Gott durch die Medaille erwiesen hat, und bestrebt, daß alle an diesem Segen teilhaben, feierlich die Verehrung approbiert und sie den Gläubigen empfohlen. Als weiteren Anreiz bereicherte derselbe Pontifex die Medaille mit zahlreichen Ablässen.

Die heutzutage am meisten verwendete Medaille ist die sogenannte Jubiläumsmedaille, die, von Papst Pius IX. 1877 approbiert, im Jahr 1880 zum 1400-Jahrjubiläum der Geburt des hl. Benedikt in Montecassino nach dem Entwurf eines Beuroner Benediktinermönches zum ersten Mal geprägt wurde. (Quelle: http://www.hausderbegegnung.or.at)

Die Medaille war aber auch umstritten. Beim Volk außerordentlich beliebt, bei der Kirche auch wegen der Nähe zum Aberglauben und der Magie teilweise kritisch betrachtet.Im Zusammenhang mit dem Straubinger Hexenprozess von 1647 gelangte das Benediktusamulett u.a. zu großer Popularität, da die sechs angeklagten Hexen aussagten, dass sie über das Kloster Metten wegen des dort verborgenen Benediktuskreuzes keine Gewalt gehabt hätten.

Da man ihn auch als Zaubermittel verwendete, wurde der Benediktussegen immer wieder von einigen Bischöfen verboten. Im 17. Jahrhundert wurde er auf den Index gesetzt. Durch eine Breve vom 12. März 1742 erreichte aber der Prager Abt Benno Löbl, dass Papst Benedikt XIV. denen, die die Medaille bei sich trugen, häufig Ablässe verlieh.

Zur den Herstellungsorten: Die flachen Pfennige waren Produkte regionaler Werkstätten die wohl direkt in den Benediktienerklöstern angesiedelt waren. Das Problem ist, das es sicherlich viele Herstellungsorte gab (jede Benediktinerabtei zählt zu den "Verdächtigen" insbesondere wenn sie an einem großen Wallfahrtsort wie z.B. Trier liegt oder einen besonderen Bezug zum Hl. Benedikt hat (z.B Metten, Beuron, Ettal, Reichenau, Montecasino usw.) Da die Ikonografie der Benediktdarstellung ab dem 17. Jahrhundert wahrscheinlich auf einen Prototypen, nämlich auf eine Darstellung des Hl. Benedikt auf einem Ulrichskreuz von Peter oder Paul Seel gefertigt, zurück geht, sind stilistische Merkmale auch nicht der Schlüssel den Herstellungsort zu enträtseln.

Zur Herstellungstechnik. Die flachen Benediktuspfennige waren Massenware und wurden in großen Mengen hergestellt.H.J. Kann beschreibt in seinem Aufsatz "Neue Benediktuspfennige und Ulrichskreuze des 18. Jahrhunderts aus Trierer Privatsammlungen", den Herstellungsprozess sehr ausführlich. Danach wurden die Schrötlinge aus vorgefertigten Messingblechstreifen herausgestanzt , zunächst manuell viel später dann mit einer Walze. In den eisernen Prägestempel wurden Figur und Rahmung mit an der spitze gehärteten Stahlsticheln eingeschnitten bzw. eingepunzt (Die Umschrift wurde wie man anhand der Schriftarten beim Vergleich der Stücke beweisen kann eingepunzt). Der Prägestempel wurde in einem letzten Schritt kohlenstoffgehärtet und dann konnte die Produktion losgehen.  Die hochwertigeren Heiligenmedaillen wurden gegossen und  auch tlw. mit hochwertigen Stempeln von excellenten Medailleuren (ähnlich wie Münzen) geschlagen.

Danke fürs zeigen - wenn du noch mehr Stücke in deiner Sammlung hast bitte auch zeigen. Es ist immer wieder schön die Vielfalt und den Variantenreichtum ein und desselben Motivs zu sehen.
Gut Fund!   :engel:
Gratian

ANTE ROMAM TREVERIS STETIT ANNIS MILLE TRECENTIS
PERSTET ET AETERNA PACE FRUATUR. AMEN.

JiangMin

Wahnsinn! :irre:

Vielen, vielen Dank für die ausführliche Erklärung.

Ich habe noch ein paar. Falls ich die Tage mal die Zeit finde, werde ich sie noch einstellen.

LG

Minnie

JiangMin

Hat ein paar Tage gedauert  :-D

Aber last but not least, hier hab ich noch zwei. Nix Besonderes, aber Gratian hat mich so nett darum gebeten.  :Danke2:

Ich denke, die Zweite ist die Jüngste, da sie am besten erhalten ist.

Liebe Grüße

Eure Minnie

Gratian

In der Tat der letzte ist der jüngste; aus dem 19.Jahrhundert...schöne kleine Benediktussammlung. Danke für's zeigen!  :winke:
Gut Fund!   :engel:
Gratian

ANTE ROMAM TREVERIS STETIT ANNIS MILLE TRECENTIS
PERSTET ET AETERNA PACE FRUATUR. AMEN.