2 Devotionalien

Begonnen von stoner2830, 29. Mai 2005, 12:39:38

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stoner2830

Hallo an Alle,

bitte um Hilfe bei der Bestimmung der folgenden 2 Teile.
Länge des Kreuzes ca. 2.5 cm. Dürfte ein Anhänger gewesen sein.

Danke im voraus
Gruß
sToner

stoner2830


stoner2830

Hier noch ein Teil. Ziemlich massiv das Ding ca. 3 mm stark - von Hand nicht zu biegen. Rückseite komplett glatt, Durchmesser ca.
7 cm. Könnte das von einem Grab stammen?

Danke

Gratian

#3
Hallo Stoner 2830,

das Kreuz ist eines, das wir bei Heimdall schon öfters besprochen haben. Vorderseite der Gekreuzigte. Rückseite eine Mondsichelmadonna. Eine sogenannte Maria Immaculata, das ist ein Marien-Bildtypus. Die Muttergottes steht auf der Mondsichel und hält meistens das Jesuskind in ihren Armen. In diesem Fall eine der nicht so häufigen Darstellungen ohne Kind, wohl weil es sich  sonst um eine anachronistisches Bild handeln würde denn Jesus ist ja als Gekreuzigter auf der Rückseite zu sehen.

Über dem Haupt Marias sind oft zwölf Sterne kranzförmig angeordnet, als Hinweis auf die zwölf Stämme Israels. Häufig ist die ganze Gestalt von einem Strahlenkranz umgeben. Darauf beziehen sich die früher gleichfalls üblichen Termini für das Motiv: "Madonna im Strahlenkranz" und "Lichtverklärte Madonna". Das Sujet wird aber auch "Maria vom Siege" bzw. "Unsere liebe Frau vom Sieg" genannt.

Das am 7. Oktober gefeierte und von Papst Pius V. (1504-1572) eingeführte Marienfest dient dem Gedenken an den Sieg der Heiligen Liga gegen die Türken in der Seeschlacht von Lepanto am 7. Okt. 1571. Mit Bezug auf die Kämpfe mit den Türken gibt es Darstellungen des Mondes mit dem Gesicht eines Osmanen.

Da die Mondsichelmadonna ursprünglich auf die Vision der Apokalyptischen Frau zurückgehen soll, heißt das Sujet auch "Apokalyptische Madonna". Eine Gleichsetzung der Apokalyptischen Frau mit Maria soll bereits in der illuminierten Schrift "Hortus deliciarum" (Garten der Wonnen) erfolgt sein, die Herrad von Landsberg, der Äbtissin des Klosters Odilienberg im Elsaß, zugeordnet wird. Das verbrannte Original wurde 1175/85 durch eine Nachschrift ersetzt.

Die gesteigerte Marienverehrung der Gotik setzte die Apokalyptische Frau endgültig mit Maria gleich. Im 14. Jh. wurde die Muttergottes meist auf einem mit Gesicht versehenen Vollmond stehend wiedergegeben. (Diese Gestaltung war zur Zeit der Türkenkriege wieder gebräuchlich, wobei der Mond dann mit den Gesichtszügen eines Osmanen dargestellt wurde.) Die nach oben oder unten geschwungene Mondsichel setzte sich erst im 15. Jh. durch; auch sie weist bisweilen ein Gesicht auf. Das Motiv der Mondsichelmadonna erfreute sich im 15. Jh. so großer Beliebtheit, dass auch bei älteren Marienfiguren manchmal eine Mondsichel hinzugefügt wurde.

Im 17. Jh. änderte sich die Darstellungsweise. Zur Mondsichel kam der von einer Schlange - dem Symbol der Erbsünde und des Bösen - umwundene Erdball hinzu. Da Maria einen Fuß auf den Kopf der Schlange setzt, wird das Motiv mit dem Sieg über die Erbsünde und als Hinweis auf die unbefleckte Empfängnis in Verbindung gebracht. Diese Mariendarstellung wird daher auch Immaculata, "die Unbefleckte", genannt. Der zweite Fuß Marias steht meist auf der Mondsichel, die nach Hinzufügen der Erde deutlich kleiner ausgebildet ist als früher.

Quelle: F. HÜBNER, Maria auf der Mondsichel, 1938; E. SIEGFRIED, Maria auf der Mondsichel, Diss. Göttingen 1958.

Bei dem zweiten Stück muß es sich nicht zwangsläufig um eine Darstellung mit christlichen Hintergrund handeln. Zu erkenne ist ein geflügeltes Kind ein sog. Putto der sich an eine Säule lehnt.

Putto (deutsch Putte), italienisch, "kleiner Knabe", in der Bildenden Kunst kleine, meist nackte Knabenfigur mit oder ohne Flügel. Die seit der Frührenaissance üblichen Kinderengel werden im allgemeinen italienisch als Putti (Mz.) oder auch deutsch als Putten (Mz.) bezeichnet. Sie gehen auf die schon in der Antike bekannten Darstellungen kleiner, oft geflügelter nackter Knaben zurück. Die so genannten Amoretten, Cupidines oder Eroten galten als verniedlichte Gestaltungen des griechisch-römischen Liebesgottes Eros/Amor (Cupido) und fanden ihre Fortsetzung in der byzantinischen Kunst. Ein bekanntes Beispiel mit zahlreichen Darstellungen von Putti ist das so genannte "Veroli-Kästchen" aus dem 10./11. Jh. im Victoria & Albert Museum in London.

Putti zählten vom 16.-19. Jh. zu den beliebtesten Beimotiven sowohl der profanen als auch der sakralen Kunst. In seltenen Fällen findet man neben Knaben auch kleine Mädchen wiedergegeben. Eine Sonderform sind die so genannten Heldenputti. Im Barock tragen Knabenfiguren manchmal Pfeil und Bogen oder zumindest einen quer über die Brust laufenden "Köchergurt". Bei Vorhandensein dieser Attribute spricht man nicht von Putti, sondern wie in der Antike von Amoretten (Cupidines) oder, bei erotischen Motiven, von Eroten. Putti mit einem Röhrchen zur Herstellung von Seifenblasen sowie schlafende Putti mit einem Totenschädel als Kopfunterlage zählen zu den Memento-mori-Darstellungen.

S. WEBER, Die Entwicklung des P. in der Plastik der Frührenaissance, Diss. Heidelberg 1898; H. W. JANSON, The P. with the Death's Head, in: The Art Bulletin 19, 1937, S. 423-449; P. WILLIAMSON, The Veroli Casket, in: The Medieval Treasury. The Art of the Middle Ages in The Victoria and Albert Museum, London 1986.

Zeitstellung des Kreuzes Ende 17. Anfang 18. Jahrhundert. Der Beschlag weist barocke Elemente auf, so daß ich ihn ins 17. Jahrhundert datieren würde.
Gut Fund!   :engel:
Gratian

ANTE ROMAM TREVERIS STETIT ANNIS MILLE TRECENTIS
PERSTET ET AETERNA PACE FRUATUR. AMEN.

stoner2830

´Danke Gratian,

wieder mal bestens :jump:,

Eine Frage noch wozu konnte nun diese Teile mit dem Putto gedient haben?
Danke

Gruß
sToner


Gratian

Die glatte Rückseite und das eckige Loch sind ein Hinweis auf einen Beschlag...wofür ist schwierig zu sagen....
Gut Fund!   :engel:
Gratian

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