Gürtelzunge (mit Resten der Vergoldung) des 16. Jhs.?

Begonnen von thovalo, 14. Mai 2010, 13:27:34

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thovalo

 :winke:

Die Gürtelzunge stammt aus dem Bereich einer historischen Wegführung aus dem Umfeld einer Hofeswüstung zwischen der Erzbischöflichen Residenz, dem heutigen Schloß Brühl und dem Erzbischöflichen Jagdschloß bei Benninghoven (NRW).

In einem Katalog des "British Museum" in London, den ich selber leider nicht besitze, werden solche Gürtelzungen als charakteristisch für die Zeit des 16. Jhs. beschrieben.
(Material Messing. In diesem Fall ursprünglich dick vergoldet).

Das mit dem Familiennamen HAMILTON bezeichnete Wappen, ist tatsächlich das der hochadligen Schottischen Familie Hamilton.

In der ersten Hälfte des 16. Jh. reiste Sir Patrik Hamilton, Abt von Fearn über Köln nach Marburg. Ob er vom Erzbischof zu einem Jadgausflug in Benninghoven eingeladen war?

Sir Patrik gilt als der erste Märtyrer der Reformation in Schottland. Er wurde nicht lange nach seiner Rückkunft in St. Andrews öffentlich verbrannt (1527; im Alter von 24 Jahren). Der Erzbischof, der ihn schnell hatte hinrichten lassen, damit die königliche Verwandschaft nicht eingreifen konnte, wurde als Quittung etwas später in seinem vollständigen Ornat aus einem Fenster seiner Burg gehangen (am Hals natürlich! Machen ja keine halben Sachen die Schotten)!

http://www.kirchenlexikon.de/h/hamilton_p.shtml



:amen:            Das waren noch Zeiten...........   :zwinker:


Naja, ob das so alles zueinander passt? Aber die Geschichte ist einfach zu schön um nicht wahr zu sein!?


Für den hochedlen Herren selber war das Stück wohl etwas zu bescheiden ausgeführt. Die Gürtelzunge, oder Riemenspitze könnte jedoch zur Ausstattung eines Bediensteten in seinem Gefolge gehört haben und war gleich mit Namen und Wappen versehen, damit auf der Reise klar erkennbar war was wem und wer zu wem gehörte!

" Patrik Hamilton, aus einem der edelsten Geschlechter und Abbt zu Ferm in Scotland, starb in seinem 23sten Jahre (1527) zu St. Andrew als Opfer der Wuth des Clerus in den Flammen, mit der freudigsten Standhaftigkeit. Seine Kinder gab er seinem Bedienten mit den Worten: "Dies ist alles was ich dir geben kann, nächst dem Beispiel meines Todes!" "wie lange, o Herr!" (rief er aus, als die Flamme um ihn her aufschlug) "wie lange soll Finsterniß dieses Reich bedecken! wie lange willst du noch die Tyrannei der Menschen ertragen!" Mit den Worten: ,,Herr, nimm meinen Geist auf!" starb er, allgemein beklagt.1)"


Bilder 1 und 2: Aufsicht mit Wappendarstellung

Bild 3: Rückansicht mit gezahntem Fassungsrand und der innen noch sichtbaren massiven Vergoldung


(Der Fundbeleg befindet sich zur Restaurierung beim RLMB)
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

IVVECVO

.....die technische Herstellung des Hamilton - Strap - End deutet nicht
ins 16. Jh. Ebensowenig der Schriftduktus und das er überhaupt vor -
handen ist . Auch macht eine Innenseitige Vergoldung keinen Sinn .
Das Stück dürfte aus dem 19. Jh. stammen .

           Gruss  Juv

             


thovalo

Die Vergoldung ist nun mal dran und die Machart des Stücks entspricht tatsächlich der des 16.Jhs. auf den Britischen Inseln.

Das auch gleich der Name darauf steht fand und finde ich gleichfalls "bemerkenswert" und hätte gar kein Problem damit, wenn das Stück auch deutlich jünger wäre.  :kopfkratz:


Vielleicht ein später Nachfahre des 19. Jhs. auf Romantiktour in "good old germany"......
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

IVVECVO

Zitat von: thovalo in 14. Mai 2010, 14:28:09
Die Vergoldung ist nun mal dran und die Machart des Stücks entspricht tatsächlich der des 16.Jhs. auf den Britischen Inseln.

Das auch gleich der Name darauf steht fand und finde ich gleichfalls "bemerkenswert" und hätte gar kein Problem damit, wenn das Stück auch deutlich jünger wäre.  :kopfkratz:


Vielleicht ein später Nachfahre des 19. Jhs. auf Romantiktour in "good old germany"......

.....ich erklärs Dir mal .
Vergoldung : Feuerverg. wurde wegen Materialersparnis immer einseitig aufgebracht . Ergo
auf der Sichtseite ....nicht innen . Wenn da ne Vergoldung ist , dann eine galvanische die
dann beidseitig ist.
Herstellung : Der Straps wurde aus einem zusammengefalteten Blechstück gefertigt . Die
Zähnung wurde in das Gürtelleder geschlagen damit das Teil nicht runterfällt . Spätneuzeitlich !
Motiv : Vermutlich eingepresst oder gestanzt . Statisches Schriftbild und Wappenausführung deutet
alles auf .... sags selber ... billige Machart .
Wäre im 16. Jh. alles schön sauber eingestochen .
Dürfte ein Andenkenartikel oder was Militärisches sein .

thovalo

#4
Das ist ne runde Erklärung aus Wissen und Erfahrung! Danke  :super:

Im WK II war da einiges los und als Souvenir..... da ist ja dann alles möglich.....



Wenn Du mal ne Frage zu steinzeitlichen Artefakten haben solltest......... kann ich mich ggf. revanchieren   :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.