Agraffe? Gürtelhaken? Brosche? Renaissance?

Begonnen von St. Subrie, 05. Juni 2014, 16:43:09

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St. Subrie

Guten Tag,

dieses Objekt (Weinbergsfund, Südwesteuropa) würde ich zeitlich der späten Renaissance zuordnen, dem 16. bis Anfang 17. Jahrhundert. Ob Agraffe, Gürtelhaken oder gar Brosche ist noch unklar. Bemerkenswert ist die Gestaltung des Objekts. In einem einheimischen Forum im Südwesten, das ich gelegentlich besuche, bringt man solche Darstellungen mit Bacchus oder Satyrn in Verbindung, was mir einleuchtet, wenn ich die bizarr orientalisierende Formensprache und römische Vorbilder betrachte.
http://de.wikipedia.org/wiki/Bacchus
http://de.wikipedia.org/wiki/Satyr

Das letzte Foto ist zum Vergleich ein Eigenfund aus dem Jahr 2011, den ich anscheinend hier nicht vorgestellt habe, finde ihn jedenfalls hier nicht. Das vorletzte Foto gehört einem einheimischen Sucher, er wird mir die Nutzung zum Vergleich nachsehen. Alle drei Objekte entstammen derselben Region.

Wenn ich das Objekt jetzt so betrachte, etwas mehr Reinigung würde ihm wahrscheinlich guttun :-D

Viele Grüße

St. Subrie

stratocaster

Zitat von: St. Subrie in 05. Juni 2014, 16:43:09

Wenn ich das Objekt jetzt so betrachte, etwas mehr Reinigung würde ihm wahrscheinlich guttun :-D



Ich kenne da einen, der so etwas gerne macht  :dumdidum:
Das Sucherforum dankt all denen,
die zum Thema nichts beitragen konnten
und dennoch geschwiegen haben !

St. Subrie

Ich auch, ich auch ! Der wird gucken und seine Frau wird ihm einheizen !

stratocaster

So, und nun noch gereinigt.
Bacchus oder Satyr mit Sicherheit nicht; die obere Figur ist männlich, ich denke
ein Adliger oder ein Kaufmann. Die untere Figur könnte eine Frau sein.
Auf dem Foto nicht recht zu erkennen deutet sich auch eine Kette an.

Oben ein Haken abgebrochen; unten Reste von einem Eisenstift.

Ich verschiebe den Beitrag auch gleich zu den Beschlägen;
da passt das Fundstück besser hin.

Gruß  :winke:
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St. Subrie

Vielen Dank für Deine Arbeit, lieber Stratocaster, sehr schön herausgearbeitet, auf Deine Kunst ist eben Verlaß !
Was die beiden Köpfe betrifft, so halte ich mich erst mal zurück, bis ich das Stück in Händen halte. Allerdings, bei solcher Ähnlichkeit des Aufbaus mit den Vergleichsstücken habe ich noch Schwierigkeiten, etwa an ein braves Ehepaar zu denken.
Beste Grüße
St. Subrie

stratocaster

Ich habs noch einmal auf dunklem Hintergrund fotografiert.
Das Fundstück ist gar nicht so schwarz wie auf meinen ersten Bildern.

Gruß  :winke:
Das Sucherforum dankt all denen,
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cyper

Mein erster Gedanke war Gürtelhhaken vom Schwertgehänge oder zurm Einhängen einer Geldbörse oder Tasche - dagen spricht dass die Köpfe auf dem Kopf stehen würden.

In der klassischen Gürtelversion einer Gliederkette würden sie waagrecht liegen und das schaut auch nicht so passend aus. Zeitlich würde ich das wunderschöne Teil ins 15./16. Jh, legen

Gruß cyper

St. Subrie

Danke Cyper und natürlich Strato. Das Stück sieht in Natura noch deutlich schöner aus, als auf den Nahaufnahmen, ich freue mich sehr !
Nach sehr genauem Ansehen gebe ich dir Recht, Strato, da ist nix mit Satyr und ähnlichem, vielleicht kommt sogar Deine Deutung als ein Ehepaar hin. Das merkwürdige ist aber die Ähnlichkeit mit dem oben zum Vergleich gezeigten Stück, der Doppelkreis, die beiden Porträts, sogar die sonderbare Kopfhaltung ist fast identisch. Und dann sind da noch die auffälligen Kopfbedeckungen, Kappen oder Hauben, die ich bis jetzt noch nicht zeitlich einordnen kann. Bei dem evtl.weiblichen, unteren Porträt kam mir der Gedanke an die sog. Judenhauben, ein Beispiel hier  http://jhva.wordpress.com/2012/05/02/die-augsburger-judenhaube/
Reine Spekulation natürlich, hatte der Beschlag vielleicht etwas mit jüdischem Kultus zu tun ?
Gruß
St. Subrie

mc.leahcim

Hallo St.Subrie,
habe im Moment nicht viel Zeit (bin auf der Arbeit) aber schau mal hier.
Gemalt 1511 von Hans Schäufelein aus Augsburg.
Gesucht habe ich nach Kaufmannsmütze und über Umwege bin ich auf die Seite gekommen.

Gruß

Michael
Gum biodh ràth le do thurus. = Möge deine Suche erfolgreich sein (Keltisch/Gälisch)
Die soziale Kälte hilft nicht die globale Erwärmung aufzuhalten!!

St. Subrie

Eigude Michael,

1511, das würde gut in die Zeit passen, von der sowohl Cyper als auch ich ausgegangen sind. Und die Form der Mütze oder Haube auf dem Gemälde käme auch gut hin, vielleicht findet ja jemand noch weitere Vergleichsstücke, auffällig ist die Form jedenfalls. Und auffällig scheinen mir auch die Physiognomien auf allen drei oben abgebildeten Stücken zu sein, selbst wenn die Hypothese Bacchus/Satyr nun nicht mehr zutreffen mag.

Gruß

St. Subrie

stratocaster

Hallo St.Subrie,

sieh Dir mal bei Deinem Fundstück beim unteren Gesicht die Nasen/Augen/Stirn-Partie an.
Da ist gegenüber beim Außenring ein Stück Metall vom Giessen übriggeblieben, das der Hersteller
eigentlich hätte wegfeilen können. (Bei meinem untersten Bild sieht man diesen Überstand wegen der Beleuchtung nicht)

Bei dem Fundstück Deines Kollegen sind meiner Ansicht nach auch solche Metallreste
zu sehen, z. B. im Nasen- und Kinnbereich beider Köpfe. Die Verbindungen zwischen Nase bzw.
Kinn mit dem Außenring hätte man wegfeilen können.
Insofern glaube ich gar nicht mehr an Bacchus/Satyr; sondern auch bei diesem Fundstück
sind das eher 2 normale Köpfe mit ganz charakteristischen Kopfbedeckungen.
Was meinst Du?

Gruß  :winke:
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St. Subrie

Da hast Du aber scharf beobachtet, Strato, das ist mit garnicht aufgefallen. Aber ich denke, daß Du recht hast, die überaus spitze und lange Nase des Vergleichsstücks wäre bei sauberer Bearbeitung weder derart spitz noch sonderlich lang und dann bräche wohl auch die Bacchus-/Satyr-Theorie zusammen.
Leider bleibt völlig offen, wer hier abgebildet war, reale Personen oder der Ideal-Typus etwa eines Kaufmanns ?
Viele Grüße
St. Subrie