Einblicke in die Alltagswelt des Mittelalters

Begonnen von klondyke, 03. Oktober 2005, 08:13:36

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Das Landesmuseum Halle (Sachsen-Anhalt) hat am Donnerstag mittelalterliche Fundstücke von «herausragender nationaler Bedeutung» erstmals präsentiert: Es handelt sich um rund 650 Gussformen aus Stein - den Angaben zufolge der größte Fund dieser Art in Europa.

Die Stücke aus Kalksandstein stammen aus dem 13. Jahrhundert. Die Gussformen wurden zur Herstellung von Schmuck, wie Broschen, Ringe, Medaillons und Schnallen, aber auch Spielzeug in Form von Miniaturkochkesseln, Töpfen und Trinkgefäßen verwendet. Zudem gibt es Formen für die Herstellung von Schachfiguren, Tierfiguren, Ritterfiguren zu Pferde und religiöse Motive. «Wir haben damit einen bislang nicht gekannten Einblick in die Alltagswelt des Mittelalters», sagte Landesarchäologe Harald Meller.

Die Gussformen waren Ende April in Magdeburg in einer Abfallgrube ausgegraben worden. Bislang gab es laut Meller aus dieser Zeit kaum Gussformen, weil die damaligen Formen meist aus Wachs waren und die Zeiten nicht überdauerten. Bei den handgroßen Stücken handelt es sich um kaum benutzte Gussformen aus einer Gold- und Feinschmiedewerkstatt in Magdeburg aus der Zeit zwischen 1250 bis 1280. «Das sind hochmoderne Teile, wir hätten den Menschen im 13. Jahrhundert eine derartig hoch entwickelte Handwerkskunst nicht zugetraut», sagte Meller. Als Material zum Gießen wurde Zinn oder Gold verwendet.

Die Gussformen waren schrankweise sortiert in der Abfallgrube entsorgt worden. Die Archäologen vermuten, dass es vielleicht keinen Nachfolger für die Gießerwerkstatt gegeben hat.

Die wissenschaftliche und kunstgeschichtliche Aufarbeitung der Gussformen wird eine mehrköpfige Forschergruppe noch mehrere Jahre beschäftigen, sagte der Landesarchäologe. In der am 20. Oktober eröffneten Sonderausstellung «Saladin und die Kreuzfahrer» werden passend zum Thema einige Gussstücke gezeigt.

Quelle: www.archlsa.de
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