Ausstellungstip für südliche Schwertliebhaber

Begonnen von Silex, 02. November 2007, 21:24:40

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Silex

Aus einem bayerischem Forum :
Dies ist ein Beitrag aus der Liste Bavaria:
Bayerische Geschichte und Vorgeschichte.

Sonderschau im Alamannenmuseum Ellwangen:

Geschätzt - verehrt - gefürchtet:
Damaszierte Schwerter des frühen Mittelalters

ELLWANGEN (pm) - Bis auf Weiteres werden im Erdgeschoss des Ellwanger
Alamannenmuseums drei Sondervitrinen zum Thema "Damaszierte Schwerter
der Alamannen" gezeigt. Ausgestellt sind einige "Highlights" des
Landesmuseums Württemberg in Stuttgart, darunter das Ringknaufschwert
aus Niederstotzingen, die Goldgriffspatha aus Sindelfingen und das wie
ein Goldgriffschwert gearbeitete Schwert aus Hemmingen. Erläutert wird
die Technik des Damaszierens, bei der weiches Eisen mit hartem Stahl
verbunden wird. Eine Besonderheit sind die so genannten
"Schlangenschwerter" des frühen Mittelalters. Die Sonderpräsentation
unter dem Titel "Geschätzt - verehrt - gefürchtet: Damaszierte Schwerter
des frühen Mittelalters" ist bis zum 6. Januar 2008 im Alamannenmuseum
zu sehen.

Ab dem Beginn des 5. Jahrhunderts begannen die Alamannen
Südwestdeutschlands ihren männlichen Toten Waffen mit ins Grab zu
geben. Damit wurde Rang und Status des Bestatteten als Krieger auch im
Jenseits dokumentiert. Eine vollständige Waffenausrüstung, bestehend aus
Spatha, Lanze, Schild und Axt oder Sax, konnten sich jedoch nur die
Wohlhabenden leisten. Vor allem der Spatha, dem zweischneidigen,
eisernen Langschwert, kommt hier eine besondere Bedeutung zu. Sie ist
nicht nur Waffe, sondern auch Rangabzeichen. Die mit einer
Goldblechhülse am Griff versehenen Waffen des späten 5. und frühen 6.
Jh. repräsentieren die gesellschaftliche Spitzenstellung ihrer Träger.

Diese Spathen waren jedoch keine prunkvollen Attrappen! Als
Spitzenprodukte frühmittelalterlicher Schmiedekunst wurden sie in
spezialisierten Werkstätten mittels einer aufwendigen Technik, der
Damaszierung, hergestellt. Dadurch gelang es, scharfe und gleichzeitig
elastische Klingen herzustellen. Durch Ätzen und Polieren konnten die
farblich abgesetzten Schweißbahnen dann besonders zur Geltung gebracht
werden. Da diese Bahnen auf der Klinge wie "sich kräuselndes Gewürm"
erschienen wurden damaszierte Klingen ,wurmbunt' genannt.

Die Wertschätzung dieser Waffen war so hoch, dass die berühmtesten
Exemplare mit eigenen Namen versehen wurden. Allein aus der nordischen
Überlieferung sind mehr als 150 solcher Namen bekannt, wie
beispielsweise "Balmung", das Schwert Siegfrieds, "Mimung", das
Schwert Wielands des Schmieds oder "Nägeling", das Schwert Beowulfs.
Legenden rankten sich um die Wirksamkeit einiger dieser Waffen und
magische Vorstellungen waren mit ihnen verknüpft. Im Rahmen dieser
Schwertmagie sind auch die hier ausgestellten Schwertperlen, Anhänger
aus Bernstein, Glas, Bergkristall oder Meerschaum zu sehen. Diese
magischen Accessoires waren in der Regel am oberen Teil der
Schwertscheide befestigt und sollten wohl die Wirksamkeit des Schwertes
verstärken. Sie blieben während des gesamten 6. Jh. in Mode und
verschwanden im Laufe des 7. Jh. gleichzeitig mit den kunstvoll
gestalteten Griff- und Scheidenbeschlägen. Offenbar fallen zu dieser
Zeit sowohl die magischen Vorstellungen als auch die Statusaspekte einer
zunehmenden ,Funktionalisierung' des Schwertes zum Opfer.

Die Sonderschau mit Leihgaben des Landesmuseums Württemberg in
Stuttgart sowie aus Privatbesitz ist zu den üblichen Öffnungszeiten und
im Rahmen des üblichen Eintritts zu sehen.

Geschätzt - verehrt - gefürchtet: Damaszierte Schwerter des frühen
Mittelalters
2.8.2007-6.1.2008

Alamannenmuseum Ellwangen
Haller Straße 9
73479 Ellwangen
Tel. 07961 / 969747
Fax. 07961 / 969749
alamannenmuseum@ellwangen.de
www.a
lamannenmuseum-ellwangen.de

Öffnungszeiten
Dienstag bis Freitag: 10.00 Uhr - 12.30 Uhr und 14.00 Uhr - 17.00 Uhr
Samstag und Sonntag: 10.00 Uhr - 17.00 Uhr
Montags außer feiertags geschlossen
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

stekemest

Danke für den Hinweis!

Das mit der "zunehmenden Funktionalisierung" kann man aber so nicht unbedingt unterschreiben; zumindest klingt es so, als seien Schwerter nach dem Frühmittelalter nur noch bloße Haudrauf-Objekte gewesen. Mit zunehmender Wertschätzung der frühmittelalterlichen Schwertschmiedekunst - die sicherlich zu den elaboriertesten der damaligen Zeit gehört - tritt als umgekehrter Effekt leider auch oft auf, dass die nachfolgenden Epochen (namentlich HMA und SMA) als vermeintliche Negativbeispiele in grellen Kontrast gestellt werden. Auf die Qualität der späteren Arbeiten will ich hier nicht eingehen, aber was die "Funktionalisierung" betrifft: bis weit in die Neuzeit hinein galt das Schwert als Waffe des Edelmannes, als Waffe des ritterlichen Mutes und der besonderen Würde. Adelige wurden mit dem Schwert hingerichtet, obwohl es nicht weniger schmerzhaft ist als mit der Axt. Und in der höfischen Lyrik ist man sich der besonderen Rolle des Schwertes voll bewusst.
Invokationssprüche findet man auch auf Schwertern der späteren Epochen, allerdings schon deutlich christianisiert (z.B. abgekürzte Bibelverse). Interessanterweise hat man heidnische Kulte jedoch nicht ganz aufgegeben. Die Ambivalenz zwischen der bis in die letzte Faser christianisierten Welt des Hochmittelalters und der fortlebenden heidnischen Mystik wird beispielsweise in der Tatsache deutlich, dass bis in die Neuzeit hinein Waffen in Gewässern geopfert wurden.

Soviel am Rande hierzu,
stekemest

Silex

Ja, das "Sch"wert und der "Sch"mied....es zi"sch"t durch die Luft....wird er"sch"affen durch sie und die anderen Urelemente . Es "sch"neidet die Lebensadern und "sch"wirrt darnieder auf Feind und Verbrecher.
(Mein Landstrich- die Oberpfalz- war ziemlich lange eine wichtige Waffenschmiede für   mittelalterliche  Kriegs- und Mordtaten. )
Wer einmal einem Schmied zugesehen hat...das Erz aus der Erde, das Feuer und die Luft als Umformungsenergien, das Wasser als Energiestopper und Härter...dazu die Kraft, das Wissen, die Kreativität des  "mythischen Zauberers"...
das erdet und beschwingt zugleich-   und trägt eine tiefe , nicht erklärbare Philosophie in sich.
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.