Spektroskop zugelaufen

Begonnen von Ölfinger, 06. Juni 2022, 20:25:15

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Ölfinger

Hallo,
dieses interessante Instrument wurde inkl. Metallproben für 40,-€ auf dem gestrigen Flohmarkt angeboten und ich habe gleich mal zugegriffen.
Offenbar kann man damit Lichtbögen auf Metalloberflächen erzeugen und dann irgendwie die Spektrallinien ausmessen. Für mich wäre es schon mehrmals höchst interessant gewesen, Stahllegierungen zu erkennen, so daß ich ganz hibbelig bin, mit dem Gerät herumzuspielen.
:hilfe3:
Nur, wie geht das? Hat hier jemand Erfahrung damit? Strato? :dumdidum:












Danke schonmal und beste Grüße
Peter
Grüße
Ölfinger
was ich so treibe

stratocaster

#1
Hallo Öli  :winke:

mit den 40 Euro hast Du überhaupt nichts verkehrt gemacht.
Ist denn eine Bedienungsanleitung mit dabei und vor allem die Beispielspektren für die Elemente?

Das Gerät fällt in die Kategorie "Optische Emissions-Spektrometrie" (OES).
Auf der Oberfläche eines Metalls (meist Stahl) wird elektrisch ein sehr heller Funken erzeugt
und über eine Prismenoptik das Lichtspektrum mit den charakteristischen schwarzen fraunhoferschen Spektrallinien ausgewertet
https://de.wikipedia.org/wiki/Fraunhoferlinie

Solche Metascope waren bis in die 70er Jahre in der chemischen Industrie und in stahlerzeugenden und stahlverarbeitenden Betrieben üblich.
Sie wurden von sehr erfahrenem Personal bedient. Ist im Stahl Molybdän oder nicht? Haben wir 2% Chrom oder 5% im Stahl?
Nicht einfach.  :glotz:

Danach kamen Geräte mit automatisierter optischer Erfassung und Computerauswertung auf.
Damit wurde vor allem die quantitative Analyse vieeeel besser. Hier ein Beispiel:
https://www.spectro.de/produkte/mobile-metall-analysatoren/spectrotest-spektrometer

Vor ca. 20 Jahren wurden die "Spektro-Geräte" zunehmend durch die sehr kleinen RFA-Geräte verdrängt.
Nachteil OES gegenüber RFA:
- Es entsteht immer eine örtliche Brandstelle auf dem Stahl, die ggfs. verputzt werden muss. RFA ist völlig zerstörungsfrei.
- soll bei aufhärtungsempfindlichen Stählen, die dynamisch beansprucht werden, nicht angewendet werden
Vorteil OES gegenüber RFA:
- es entfällt der ganze "Stahlenschutz-Huddel": Genehmigungen, StrlSch-Beauftragter, erstmalige und wiederkehrende Schulungen
- es können auch Elemente analysiert werden, die man mittels RFA schlecht oder gar nicht analysieren kann.

Aus meiner Raupensammlung noch 2 alte Fotos, die man heute ruhig zeigen kann.
In OES 1 eine stationäre Anwendung in einer Werkstatt
In OES 2 das Metascope im Einsatz an einer Heissdampfleitung

Das wars fürs erste.
Fragen?  :zwinker:
Das Sucherforum dankt all denen,
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und dennoch geschwiegen haben !

Colobus


Hallo Strato,
so viel Wissen, und du bist schon in Rente.  :friede:

Ölfinger

Vielen Dank schonmal!
Die Fragen werden noch kommen. Ich habe eine englische Bedienungsableitung bekommen und werde diese erstmal in Ruhe studieren.
Schon beim Überfliegen fiel mir auf, daß diverse Materialbezeichnungen komplett anders sind, als alles, was ich bisher kenne.
Siehe auch die Bezeichnungen im Bild mit dem Probenkästchen. Sowas habe ich noch nicht gesehen. :nixweiss:
Grüße
Ölfinger
was ich so treibe

stratocaster

@Colobus: Danke für die Blumen; aber ich hatte mein ganzes Berufsleben
mit den verschiedenen Verfahren zur zerstörungsfreien Prüfung zu tun.
Da bleibt es ja nicht aus; dass man sich da auskennt.
Und in Rente gehen ja alle einmal; eigentlich egal, wann :dumdidum:

@Ölfinger:
Heutzutage sind Werkstoffbezeichungen ja über ISO weltweit genormt (mit Ausnahme der USA,
die ihre eigenen Bezeichnungen haben). Das war aber in den 60ern und 70ern überhaupt noch nicht der Fall.
Damals waren die Werkstoffe vor allem national genormt; erschwerend kommen dann noch Handelsnamen dazu,
wie "Ferrotherm" oder "Anoxin", usw.
Alte Werkstoffbezeichnungen müssten sich aber über den Stahlschlüssel oder über den VdEh herausfinden lassen.

Viel Erfolg  :winke:
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